Andreas900
Sehr aktives Mitglied
Ich habe selber in dem Bereich gearbeitet. Was du schilderst ist keine gelebte Praxis. In den Eingliederungsvereinbarungen sind meist 2-5 Bewerbungen im Monat enthalten. Und selbst die werden oft nicht eingefordert. Bei Langzeitarbeitslosen wird oft garnichts eingefordert.Fakt ist: Es gibt ein Sozialsystem in Deutschland, bei dem arbeitsfähige Menschen bestraft werden, wenn sie dies und das nicht erledigen: Vor den Urteilen von Karlsruhe war es auch okay, jemandem sein komplettes Geld zu sperren, inkl. Miete. Für was? Weil Termine verpasst wurden? 10 statt 15 Bewerbungen im Monat geschrieben wurden? Eine miese Arbeit nicht angenommen wurde?
Es wird in nur rund 3% der Fälle überhaupt sanktioniert. Dabei fast nie die gesamte Zahlung und schon garnicht nach nur einer einzigen Verfehlung.
Und es muss Sanktionen geben. Der Staat muss doch wissen ob eine Bedürftigkeit überhaupt besteht. Stell dir vor jemand erscheint einfach nicht, legt keine Kontoauszüge vor und arbeitet heimlich schwarz. Zahlst du für den ewig weiter? Jedes Sozialsystem dieser Welt basiert darauf, dass die Bedürftigen mitwirken.
Der Hartz 4 Satz sieht rund 5 € pro Tag und damit rund 35 € pro Woche für Ernährung vor. Das ist wenig für Kinder aber davon muss kein Kind hungern. Und das tun Hartz 4 Kinder i.d.R. auch nicht. Wenn Kinder hungern, dann weil die Eltern mit der Hartz 4 Leistung nicht wirtschaften können oder wollen. Diese Kinder sind wirklich bemitleidenswert, aber der Staat kann die Eltern ja nicht zwingen den Kindern was zu kochen wenn die Eltern das Geld für was andere ausgeben. Und ja sorry das ist eben auch die Wirklichkeit, dass einige Eltern das Geld durch Rauchen, Trinken oder nen dicken TV raushauen und für die Kinder gibs dann Nudeln mit Ketchup.Und nicht nur werden die arbeitsfähigen Menschen bestraft. Nein, auch ihre Kinder gleich mit. Und eben jene Kinder, die natürlich die Chance haben mal Millionär oder Präsident oder sonst was zu werden, nagen erst mal am Hungertuch (wenn es die Tafeln nicht gäbe)
Indem du Einzelfälle oder auch eine Reihe von Fällen aufzählst, wird die Kausalität nicht falsch.Und mir sind auch arbeitslose Akademiker bekannt. Nanu? Wie geht denn das? Ist die Kausalität zwischen Bildung und Arbeit vielleicht eher eine Korrelation?
Von der Erwerbsbevölkerung mit einem hohen Bildungsstand waren im Jahr 2020 deutschlandweit lediglich 2,6 Prozent arbeitslos. Hingegen lag die Arbeitslosenquote der Erwerbsbevölkerung mit niedrigem Bildungsstand bei 8,8 Prozent.
Das stimmt nicht!Trotzdem ist nicht für jeden Arbeit da. Das ist eben die Realität der aktuellen Zahlen.
Bestenfalls kannst du behaupten, dass es weniger offene Stellen als Arbeitslose gibt.
Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass es immer Arbeitslosigkeit gibt. Alleine schon, weil Menschen Arbeitsplätze wechseln und vorübergehend arbeitslos sind. Bei einer Arbeitslosenquote wie in Deutschland spricht von von Vollbeschäftigung.
Weiterhin kann man auch anders Geld verdienen als eine lohnabhängige Tätigkeit wahrzunehmen. Es gibt z.B. viele Menschen, die durch Selbstständigkeit Geld verdienen.
Du sagst mir, ich denke schwarz/weiß. Aber gerade du malst doch immer das extrem einseitige Bild.
Du verzerrst die Wirklichkeit bewusst. Suggerierst dass die "armen" arbeitswilligen Hartz 4 Empfänger jeden Monat 10 Bewerbungen schreiben und dann sanktioniert werden. Dass ganz viele Hartz 4 Kindern hungern müssten und man kaum Einfluss auf sein Leben hat.
Dabei geht es mir aber garnicht darum, ob Hartz 4 Empfänger faul sind oder nicht. Es wird alle Graustufen geben. Von schlimmen Schicksalen bis faulste Typen.
Es geht um eine gesellschaftliche Grundeinstellung. Von einem emanzipierten, erwachsenen und selbstverantwortlichen Menschen, der sein Leben selber führt.
BGE ist wie wenn dich deine Mutter auch mit 40 nicht zuhause rausschmeißt und dir noch die Wäsche wäscht und das Essen kocht. Ja das ist bequem und vielleicht hast du dann ganz viel Zeit kreativ dein Leben zu verwirklichen. Vielleicht gehst du auch trotzdem fleißig arbeiten.
ABER das ist doch kein Leben wie es ein emanzipierter Mensch will. Wir wollen doch da raus, unser Leben selber leben, Geld selber verdienen, wir wollen uns auch Problemen stellen. Das gehört zum Leben!
Ich finde das BGE ist ein grundnegatives Menschenbild. Von einem Menschen, der weder in der Lage ist noch überhaupt in die Lage gebracht werden soll irgendwelche Probleme selber zu lösen. Von einem völlig hilflosen Menschen, der keinen Einfluss auf sein Leben hat. Das ist ein trauriges Menschenbild, welchen den Menschen zum Zuschauer seines Lebens deklassiert.