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Das bedingungslose Grundeinkommen/ eine Chance für alle?

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Rose

Urgestein
Hartz4 sollte keinen dazu ermutigen, arbeitslos zu bleiben. Jeder Bedürftige hat außerdem die Möglichkeit zur Tafel zu gehen. Insofern sind die 5€ für Lebensmittel eher eine Untergrenze.

Ein Freund von mir ist als Arbeitsloser in Hartz4 gerutscht. Er hat sich aber selbstständig um einen 1€-Job bemüht und hat nie aufgegeben. Er hat gekämpft und nie gejammert. Das finde ich bewundernswert.
Er musste damals auch seinen bestehenden Bausparvertrag auflösen, was ich persönlich nicht ok fand. Er trotzdem nicht gejammert, sondern immer seinen Blick nach vorne gerichtet und nicht nach dem Staat gerufen.
Die Tafel ist ein Armutszeugnis in unserem Land.

Den Bausparvertrag aufgelöst und später fehlt das Geld und er steht wieder da ohne und muss um Hilfe bitten.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
DAS wäre mein persönlich favorisierter "Königsweg": Ein Sozialsystem das sanktionsfrei, bzw Sanktionsarm ist.
Also eine finanzielle Basis MUSS zB unantastbar sein (denn auch der faulste der Faulen hat ein Recht auf Leben), aber es könnte ja ZB noch zusätzliche "Zuckerl" geben, die man erwerben kann oder auch nicht: Also eher im Sinne eines "Belohnungssystems" (klingt in dem Zusammenhang blöd, aber ich meine das so, dass man Anreize setzen muss, die nicht entwürdigen sondern die motivieren).
Also zB könnte man die Möglichkeiten des Aufstockens erweitern, um Anreize zu schaffen, sich rauszuarbeiten. Es kann einfach nicht sein, dass es für viele Menschen sinnvoller ist , in Hartz zu bleiben, als eben zumindest was kleines anzunehmen. DAs zuverdienen muss sich mehr lohnen.

Außerdem sollte dieses System die Leute nicht demütigen, indem es sie quasi nackt auszieht: Lieber fixe Beträge über deren Verwendung jeder frei entscheiden kann. Das ist ja auch ein Teil der Eigenverantwortung. Mit der wird ja oft argumentiert: Also sollte man auch an keiner Stelle des Prozesses den Leuten die Eigenverantwortung nehmen.

Ein weiterer Punkt, den ich unabdingbar fände wäre, dass die Höhe der gezahlte Summen auch irgendwie mit der geleisteten Arbeit in Zusammenhang stehen muss. Es kann eben nicht sein, dass jemand, der 20 Jahre gearbeitet hat nach einem jahr genauso dasteht, wie einer, der nie gearbeitet hat.
Außerdem sollte die Altersvorsorge nicht angetastet werden und auch nicht das abbezahlte, selbstgenütze Eigenheim, bis zu einer gewissen Größe. (das sind ja Dinge, bei denen sich der Staatt massiv ins eigene Fleisch schneidet. Wenn man jemandem die Altervorsorge nimmt hat man nicht nur im schlimmsten Fall einen Langzeitarbeitslosen zu versorgen sondern eben auch irgendwann mal einen Menschen in Altersarmut).
Und natürlich würde ich es abschaffen, dass man zB. Kinder mit als Bedarfsgemeinschaft zählt, wenn sie noch zuhause wohnen oder dass Sogar Wg.Bewohner es schwer haben, nachzuweisen, dass sie kein Paar sind: Sorry, das geht echt garnicht klar. Verheiratete: Klarer Fall- da gibt einem der Staat ja auch Vergünstigungen dafür, dass man füreinander sorgt und das muss man dann auch tun.
Aber ansonsten nicht!

Das wären so ein paar Punkte, die ich persönlich in ein Sozialsystem reinpacken würde. Dafür braucht es nicht unbedingt ein BGE aber ein paar Eckpunkte des BGE wären da eben mit drin (zB der Gedanke, dass eine Basissicherung nicht durch Sanktionen gekürzt werden darf)
DAs BGE ist einer von vielen möglichen Formen, das Sozialsystem umzugestalten. Vielleicht nicht der beste, ganz sicher auch nicht der schlechteste, aber eins finde ich absolut klar: Das Hartz System SO wie es aktuell ist, muss unbedingt reformiert werden. SO geht es doch nicht weiter
Da kommen wir in den meisten Punkten glaube ich zusammen, z.B.:
  • Hartz 4 weitestgehend sanktionsfrei. D.h. man wird nicht mehr sanktioniert wenn man z.B. keine Bewerbungen schreibt. Man kann aber bei Nicht-Mitwirkung weiterhin sanktioniert werden wenn man z.B. Einkünfte verschweigt und damit Sozialhilfebetrug begeht.
  • Pauschalbetrag zur freien Verwendung im Sinne der Eigenverantwortung.
  • Unantastbarkeit des Vermögens. Hier würde ich sogar weitergehen als du und pauschal Vermögen bis zu einem Maximalbetrag X frei stellen. Es soll niemand dafür bestraft werden gespart zu haben.
Der unterschied zum BGE ist ein ganz anderer als Amatio schreibt:
Die Unterschiede:

Die sanktionsfreie Mindestsicherung muß beantragt werden. Das schreckt Menschen ab und manche kennen ihre Ansprüche nicht. Das BGE erreicht alle.
Die sanktionsfreie Mindestsicherung ist nur für Nettoempfänger. Das BGE gibt es auch für die Nettozahler. So erreicht man eine enorme Vereinfachung des komplizierten deutschen Steuersystems.

Conclusio: Die sanktionsfreie Mindestsicherung ist ein Fortschritt gegenüber Hartz IV. Doch das BGE ist noch erheblich besser, weil es alle erreicht und das Steuersystem vereinfacht.
Nicht die Antragspflicht oder die Vereinfachung ist der Knackpunkt. Das sind kleine Punkte. Zumal eine Sozialsystem ohne Sanktionen auch sehr einfach ist. Ein Antrag pro Jahr würde genügen.

Der Knackpunkt ist, dass das BGE massiv Geld von produktiven zu weniger produktiven Menschen verteilt.
Wer heute Hartz 4 bekommt und noch was dazu verdient oder z.B. vom Mindestlohn lebt, hat vielleicht 1.500 €. Die meisten BGE Modelle laufen darauf hinaus, dass er z.B. 2.500 € hätte. Zusätzliches Geld welches über Steuererhöhungen von Unternehmen, Kapitalerträgen, besser verdienenden etc. eingenommen werden muss.

Ich finde das in der BGE Diskussion verlogen.
Es wird ganz viel ins Feld geführt, wie die vermeintliche Vereinfachung, die Sanktionsfreiheit, die Sicherheit.... dabei geht schlicht um mehr Kohle. Das BGE ist nach dem Modell der meisten Befürworter ein Klassenkampf.
 

Insta

Sehr aktives Mitglied
Wenn es nicht geht, kann man es auch nicht lernen. Das hat auch nichts mit abschauen zu tun.
Wenn es Menschen können muss man sich an denen orientieren. Wer sich in Deutschland mit 5 Euro nicht gesund ernähren kann, der will es nicht. Auch das ist akzeptabel für mich.

Und allein hier im Thread haben schon viele zugestimmt, ich bin da bei Weitem nicht der Einzige dem 5 Euro reichen.
 

Daoga

Urgestein
Das hat nicht viel mit gesund zu tun.
Brot und Äpfel sind nicht gesund? Was ißt Du, bitte? Nektar und Ambrosia? Übrigens, auch Gemüse aller Art gibts beim Türken billig. Nur halt nicht zu allen Zeiten zum gleichen Preis, Saisonware soll man dann kaufen wenn auch Saison ist, und sich ggf. selber was einmachen oder einfrieren wenn einen der Trieb drückt. Die eigene Tiefkühltruhe ist der beste Freund des Sparers. Winter ist traditionell die Zeit der eingelegen Sachen wie Sauerkraut. Auch gesund.
 

CabMan

Aktives Mitglied
ich denke, das sieht hier JEDER so, oder? also keiner will, dass Leute sich nicht zumindest ein bißchen Mphe geben.
das wäre schön, wenn jeder so denken würde.
Außerdem: Eine Frage liegt mir ja schon seit längerem auf der Zunge: Wie viele Menschen glaubt ihr, haben WIRKLICH einfach keinen Bock zu arbeiten? Glaubt ihr wirklich, das wären sooo viele oder gar die Mehrheit an der man das Sytem dann ausrichten müsste (so klingt es nämlich)?
100.000. Ich kenne Menschen von beiden Seiten. Ich glaube, dass es eine Minderheit ist. Aber genau diese Minderheit ist es, die sich negativ auf das Ansehen aller Hartz4-Empfänger auswirkt. Die anderen 900.000 können fleißig und/oder krank sein. Trotzdem zerstören 10% den Ruf der restlichen 90%. Das ist leider so.
Gegenfrage: wann fängt für Dich sooo viele an? Beispiel: Deutschland hat a) 200.000 Hartz4-Empfänger und b) 20.000 Milliardäre.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Natürlich würde es Menschen geben die mit dem BGE nicht mehr erwerbstätig sein werden. Doch auch sie leisten einen Beitrag zur Gesellschaft, indem sie wichtige nichtentlohnte Tätigkeiten übernehmen. Diese werden heute nicht anerkannt. Und möglich ist das Ganze wegen der hohen Produktivität. Schon lange werden nicht mehr alle für die Erwerbstätigkeit gebraucht. Heute sind es nur noch 55% der Bevölkerung bei vollständiger Rationalisierung. 45% könnten jetzt schon nur vom BGE leben. Soviele gibt es aber gar nicht, die das wollen. Trotzdem wird hier ständig davon geredet, es sei nötig, dass jeder weiter erwerbstätig ist. Das ist schon seit 35 - 40 Jahren nicht mehr notwendig.

Es ist also ganz wichtig, Folgendes zu verstehen:
Wir brauchen heute nur noch 55% der Bevölkerung für die Erwerbstätigkeit. Am Ende des Jahrhunderts nur noch 20%.
Auch viele nichtentlohnte Tätigkeiten sind unbedingt erforderlich zum Funktionieren der Gesellschaft. Diese Tätigkeiten werden freiwillig verrichtet, denn nur so erhält man Sinnstiftung für das eigene Leben und Anerkennung von anderen.
Das wird hier leider sehr wenig berücksichtigt. Und deshalb wird das BGE nicht verstanden.
Stimmt, das ist ein Aspekt, den ich bisher garnicht so auf dem Schirm hatte: danke!
Also klar: unsere Gesellschaft entlohnt im weitesten Sinne bisher ja nur erwerbsmäßige Tätgikeiten (mal von ein paar Zuschüssen wie Kindergeld abgesehen), LEBT aber auch zu einem großen Teil AUCH von nichterwerbsmäßigen Tätigkeiten, ohne die eine Gesellschaft nicht funktioniert.
Klar: Hier würde ein BGE einen Ausgleich schaffen und diese Tätigkeiten auch mit "ins System" einbinden.
Ein kluger Gedanke!
ich meine: Vermögensaufbau geschieht in unserer Gesellschaft ja auch jetzt schon nicht ausschließlich durch eigene Arbeit sondern eben zB auch durch Kapitalerträge, Mieteinnahmen usw: Also "passive" Arbeit wo man nur das Geld arbeiten lässt und eigentlich etwas entlohnt wird, wofür man aktiv nix getan hat.
Aber man wird halt zB dafür "entlohnt" dass man sein geld anderen gibt, damit die wiederum etwas damit tun: Also man stellt sein geld der Allgemeinheit zur Verfügung und bekommt dafür etwas auch wenn man selber aktiv nix tut.
Genauso kann und sollte man ja auch Tätigkeiten für die es keinen Arbeitgeber gibt als einen "Wert" sehen, den man investieren kann, indem man ihn quasi der Allgemeinheit zur Verfügung stellt und dann dafür auch etwas bekommt.
Bestes Beispiel ist hier natürlich die Erziehungsarbeit, die ja eine riesen Investition in die Allgemeinheit ist, aber eigentlich nicht entlohnt wird. Aber auch Ehrenamt uä: Dafür gibt es zwar keinen Arbeitgeber, der diese Tätigkeiten direkt entlohnen würde, aber denn investiert man ja Zeit und Aktivität direkt in die Gesellschaft.
Ja, also dieser Gedanke ist erstmal ungewohnt (weil in vielen Köpfen ist natürlich drin: Arbeiten ist nur, wenn man Arbeitslohn von einem Arbeitgeber, oder einem Auftraggeber verdient), aber Du hast vollkommen recht: Die Welt der Zukunft wird nicht anders funktionieren, als diesen Gedanken auch anzuerkennen.
Es gibt Arbeit im Traditionellen Sinn: Also Arbeitgeber zahlt Arbeitnehmer für Arbeit
aber es gibt ja auch andere Formen von Arbeit, ohne die es auch nicht geht.
 

CabMan

Aktives Mitglied
Also gibt es hier wirklich jemanden, der zB mit einem BGE nicht mehr arbeiten würde? Ich glaube nicht.
Glaubst Du das jetzt wirklich? Es gibt garantiert einige (sooo viele?) Hartz4-Empfänger, die sich ihr Leben gemütlich eingerichtet haben. Diese Menschen sind zwar kerngesund, haben aber 0 Bock zu arbeiten. Sie spielen z. B. hauptsächlich PlayStation, wissen wo sie etwas günstiger abgreifen können. Denen ist nichts zu peinlich. Peinlich wäre ihnen höchstens, wenn ein Freund sie bei der Arbeit erwischen würde.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Also gibt es hier wirklich jemanden, der zB mit einem BGE nicht mehr arbeiten würde? Ich glaube nicht.
Ganz ehrlich und ganz persönlich gesprochen:

Mit einem garantierten lebenslangen BGE von 1.500 € im Monat würde ich aktuell vielleicht noch 5-10 Jahre arbeiten um mehr Rücklagen anzusparen und dann aufhören zu arbeiten.

In der Praxis bei mir aufgrund meines Beamtenjobs evtl. schwierig, aber als bescheiden lebender Mensch, der eh weit weniger ausgibt als er verdient, würde ich mindestens über die Reduzierung meiner Arbeitszeit wenn nicht über eine Beendigung nachdenken.

Die wenigsten Menschen werden das aber so ehrlich sagen. Vor allem auch weil niemand dem BGE vertraut. Auch in Experimenten ist es ja so, dass niemand seine Arbeit aufgibt. Warum? Weil es eben zeitlich befristete Experimente sind.

Niemand kann abschätzen wie viele es sein werden, aber es werden definitiv einige Menschen ihre Arbeit aufgeben.
 

Rose

Urgestein
Wenn es Menschen können muss man sich an denen orientieren. Wer sich in Deutschland mit 5 Euro nicht gesund ernähren kann, der will es nicht. Auch das ist akzeptabel für mich.

Und allein hier im Thread haben schon viele zugestimmt, ich bin da bei Weitem nicht der Einzige dem 5 Euro reichen.
Aber eine wirklich gesunde Ernährung ist nicht drin, das hat absolut nichts mit nicht wollen zu tun.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

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