Und wie war das Leben vor 250 Jahren? Also wer wirklich glaubt, dass ein Leben in einer deindustrialisierten Agrargesellschaft harmonisch oder lebenswert wäre, der hat vermutlich noch nie beinharte Landwirtschaft real am eigenen Leib erlebt oder ein Geschichtsbuch in die Hand genommen. Die fossilen Energien und die Wissenschaftsrevolutionen des 19. Jahrhunderts haben die Kindersterblichkeit gesenkt (die lag um 1850 noch bei rund 30% also fast jedes dritte Kind). Auch die Frauenemanzipation und die Befreiung aus der Härte des landwirtschaftlichen Lebens wären ohne die Industrialisierung so wohl kaum möglich gewesen, die Entwicklung der modernen Medizin und unserer Krankenhäuser, die natürlich auch Energie benötigen etc. Meine Mutter ist in den 60ern noch in einem stockkonseravtiven bäuerlichen Haushalt aufgewachsen. Feldarbeit mit der Sense stand an der Tagesordnung, es gab noch Plumpsklos und weder Urlaube noch Ferien. Meine Mutter empfand die Schulzeit als Ferien, denn der Sommer zu Hause bestand aus Feldarbeit. Dass ländliche Leben oder die reine Selbstversorgung in Harmonie mit der Natur zu idealisieren, wie es Teile der Ökobewegung es tun, halte ich wirklich für völlig weltfremd. Niemals hätte ich vor der industriellen Revolution leben wollen. Wie kommt man auf diese Idee? Es gibt ja noch stark agraisch geprägte und meist etwas archaische Gesellschaftsmodelle in unserer Gegenwart. Aber mal ehrlich: Wer von euch würde da leben wollen? Warum flüchten zig Millionen Menschen weltweit vom Land in die Städte? Sie hoffen auf ein besseres Leben.