@Lena7, so wie Du hier auftrittst, war ich mit 18 auch drauf, denn für mich gab mein Glaube insofern Sinn, als ich ja auf der "richtigen Seite" stand, mit einem Gott und dem ewigen Leben als Rückendeckung, der mich liebt und ich ihn. Was soll einem da noch passieren? Ich habe Bibelkreise in der Berufsschule veranstaltet, zu denen niemand kam. Zumindest waren die Reaktionen "charakterbildend" für mich. Aber dann war ich auf einer Freizeit in Norwegen und der ev. Diakon bescheinigte mir, dass ich vom Teufel besessen sei, denn ich war der Einzige, der in den 2 Wochen nicht "Gott geschaut" hat. Wirklich alle anderen gaben vor, ein Licht, eine Erscheinung oder irgend etwas gesehen zu haben, sogar mein Freund aus meinem Ort. Dass er gelogen hatte, hat er mir später bestätigt. Und dann wurde ich beiseite genommen und eine ganze Nacht "bebetet", denn der Teufel sollte mich verlassen. Ach ja, der Teufel war in mir, weil mir ein Homöopath das Leben gerettet hat, nach dem ich mit 1,5 Jahren schwer erkrankt bin und alle Ärzte mich aufgegeben hatten, bis hin zum Klinikum Tübingen.
So etwa morgens gegen 5:00 Uhr in der Kapelle ging mir mit schmerzenden Knien wirklich ein Licht auf, dass dieser ganze Schxxß doch wohl nicht wahr sein kann. Niemand hat mehr mit mir geredet, die lange Heimfahrt war wirklich spannend, denn ich war der Junge mit dem Teufel in sich. Meine Welt brach völlig zusammen, denn alles war weg, was mir wichtig war und auch mein Pfarrer am Ort murmelte nur, dass er für mich beten würde. Und doch ging das Leben weiter. Zumindest um mich herum. Ich war so "enttäuscht", wie ein junger Mensch nur enttäuscht sein kann, denn ich habe Jahre gebraucht, um all die Täuschungen meines Glaubens als solche an mich heran zu lassen. Immer mehr musste ich realisieren, dass mein Glaube nur eine andere Sicht auf die Dinge war und bei einem Gespräch in der Haustür sagte ein Zeuge Jehovas zu mir: "Die ganze Welt ist der Beweis für Gott! Nur Gott kann so etwas erschaffen!". Und da zerfiel in diesem Moment mein letzter Rest Glaube zu Staub, denn ja, man konnte es so sehen oder auch nicht. Nichts sprach dafür, aber auch nichts dagegen. Auschlaggebend war nur meine Entscheidung. Mehr ist da nicht.
Ich weiß es nicht, ob es einen Gott gibt oder nicht. Ich weiß es einfach nicht mehr. Wenn ich eines Tages wirklich vor seinem Thron stehen sollte, dann habe ich hoffentlich noch den Mut zu fragen, aus welchem Irrenhaus er entkommen ist und was dieses ganze Theater denn soll, denn tut so etwas ein liebendes Wesen? Ja, ich bin nicht Gott, aber was Gott seinen Kindern antut und unter dem fadenscheinigen Deckmäntelchen der freien Entscheidung ausbaden lässt, das verstehe ich als Vater einfach nicht. Und streiche ich Gott aus meiner Gleichung, dann fehlt nicht mehr viel, denn so ist das Leben.
Ja
@Lena7, auch ich finde, dass Du missionierst und tapfer all die "logischen Brüche" in diesem christlichen Glauben ignorierst. Das kenne ich nur zu gut. Deswegen nennt man es Glaube. Ich wünsche Dir, dass Du Dir Deinen Glauben bewahren kannst, denn dafür braucht es nur eine große Portion Halsstarrigkeit. Meine Welt ist ärmer ohne einen Gott. Aber sie wurde wieder reicher, als ich schätzen lernte, was wirklich da und möglich ist. Meine Liebe wird meinen Tod wohl nur in den Gedanken meiner Tochter überdauern und mit ihr sterben. Aber das ist und war es wirklich wert. Mein Leben wärt nicht ewig, auch wenn mir das nicht unrecht wäre. Wunschdenken ist kein Mittel zur Lösung aller Fragen. Manchmal muss man den Schmerz der Aufrichtigkeit aushalten.