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Eure Meinung zum Bürgergeld?

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G

Gelöscht 124459

Gast
Klaro. 3.300 Brutto im Niedriglohnsektor.
Einem Verwaltungsfachangestellten gibst du dann 5.000, oder? Sonst stimmt ja das Gehaltsgefüge nach oben nicht. Und du meinst das Produkte und Dienstleistungen aus deutschen Landen künftig noch in irgendeiner Weise nachgefragt würden?
Wer Vollzeit arbeitet, sollte davon auch im Mittelstand leben können, egal was es für ein Job ist. Eine Industrie die nur durch Ausbeutung konkurrenzfähig ist, hat keine Existenzberechtigung. Darüber werde ich auch nicht diskutieren, da davon abweichende Meinungen inakzeptabel und damit irrelevant sind.
 

Daoga

Urgestein
Mein Problem ist eher der aktuell geltende Mindestlohn. Mit 12€ ist der viel zu niedrig 17-20 sollten es schon sein. Dass Sozialhilfe nur das Existenzminimum sichert erklärt sich für mich durch den Gerechtigkeitsgedanken von selbst. Vollzeitarbeit muss aber ein Leben im Mittelstand ermöglichen. Die Sozialhilfesätze müssen also nicht runter, sondern der Mindestlohn rauf.
Fachkräfte und Leute in Berufen wo Arbeitskräftemangel herrscht, haben keine Probleme, deutlich über Mindestlohn entlohnt zu werden, ganz ohne daß irgendwelche "17 - 20 €" vom Gesetzgeber festgeschrieben werden. Individuelle Lohnvereinbarung oberhalb Mindestlohngrenze geht immer! Vorausgesetzt die Stelle/Nachfrage/Arbeitsleistung gibt es her. Wenn ein AG sich weigert ... gibt es immer die Möglichkeit zu wechseln, zu einem der nicht so knausrig ist.
Mindestlohn ist eigentlich nur für die Arbeitnehmer gedacht, die nicht selber die Möglichkeit haben, persönliche Lohnvereinbarungen mit dem Chef zu treffen, was meistens der Fall ist in Stellen, wo die Kräfte leicht ersetzt werden können, typische Niedriglohnbranchen wie Verkäuferin im Supermarkt oder Hilfsarbeiter auf dem Bau.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ihr redet darüber ob die Bürgergeldbeträge höher sein sollten, ob Sanktionen ok sind, ob Menschen mit Bürgergeld mehr oder weniger arbeiten sollten usw. aber eigentlich geht es hier doch eher um eine grundsätzliche Idee wie ein Sozialsystem gestaltet sein sollte.

Unser bisheriges System ist ein Nachrangsystem. Das bedeutet, dass Menschen ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten sollen bevor sie von der Allgemeinheit finanziert werden. Dies beinhaltet, dass man auch Jobs unterhalb der eigenen Qualifikation annehmen muss.
Außerdem ist das System auf ein Existenzminimum bemessen. Für existenzielle Dinge wie Wohnen werden die angemessenen Ist-Kosten übernommen, für den Rest wird ein Regelsatz bezahlt.
Unser bisherigen Sozialsystem ist relativ normal und vergleichbar mit vielen anderen Ländern.

Das angestrebte und nun mit dem Bürgergeld ansatzweise eingeführte System ist ein Vorrangsystem. Es strebt an Menschen zuerst Sozialhilfen zu zahlen und es ihnen dann frei zu stellen, ob sie arbeiten wollen. Sei es dass ihnen bestimmte sanktionsfreie Fristen zur Arbeitssuche erlaubt werden oder Sanktionen abgeschafft werden. Sprich dieses System räumt Arbeitslosen das Recht ein, auf Kosten anderer Menschen, die arbeiten, zu leben. Dies schließt mit ein, dass Hilfeempfänger sich z.B. keine Sorgen um Heizung, Miete oder Inflation machen müssen, weil ihnen die Kosten voll erstattet werden oder sie einen automatischen Inflationsausgleich erhalten. Dies ist ein im internationalen Vergleich sehr einzigartiges System, welches kaum ein Land kennt oder jemals kannte.

Nun erscheint es zunächst mal erstrebenswert ein Sozialsystem so aufzubauen, dass Menschen erstmal bedingungslos eine Leistung bekommen. Das sorgt für Sicherheit. Und die meisten Menschen werden dennoch arbeiten wollen, schlicht weil der Mensch immer nach mehr (Geld) strebt.

Aber ich komme nochmal darauf zurück was ich eingangs sagte: Was bedeutet dies gesamtgesellschaftlich?
Es ist ein grundsätzlicher Gedankenwandel von "Hilfe für Menschen in Not" zu "Versorgung aller Menschen ungeachtet ob diese sich selbst helfen können oder nicht".
Ein Sozialsystem basiert dabei auf Akzeptanz. So versteht gewiss jeder, dass man Menschen in Not helfen sollte, aber die Akzeptanz jemanden außerhalb einer Notlage zu helfen ist in der Gesellschaft nicht unbedingt vorhanden.
Auch für den Hilfe erhaltenden Menschen ist dies nicht unbedingt von Vorteil. Wir sehen ja bereits heute, dass die Wahrscheinlichkeit in der Arbeitslosigkeit stecken zu bleiben mit jedem Tag der Arbeitslosigkeit ansteigt. Es ist also wichtig, Menschen schnell wieder in Arbeit zu kriegen anstatt sie "in Ruhe zu lassen".

Es geht aber um noch mehr:
Eine vorrangige Sozialhilfe sagt, dass Arbeit optional ist. Arbeit ist aber weit mehr als Geldbeschaffung. Arbeit bedeutet auch soziale und gesellschaftliche Teilhabe. Man wird zu einem wichtigen Mitglied der Gesellschaft und kann sich mit dieser besser identifizieren. Und jeder kennt es: Was man selber erarbeitet hat, schätzt man mehr als etwas was man geschenkt bekommen hat.

Zumal diese "Geschenke" die eigentlichen Probleme nur überdecken. Man kann hohe soziale Hilfen auszahlen, Preise decken und Löhne vorschreiben, aber die Probleme dahinter bleiben bestehen und brodeln vor sich hin bis sie sich in einer Krise entladen. Jedes bisherige Problem hat die aktuelle Regierung vor allem mit Geld zugeschüttet, so wie jetzt Hartz 4 einfach erhöht wird und einen neuen Namen erhält.
Wir streiten uns darüber, wer welche Hilfen bekommt. Die Autofahrer wollen eine Benzinpreisbremse, die Bahnfahrer ein 9 € Ticket, die Gaskunden eine Gaspreisbremse und die Hartz 4 Empfänger höhere Leistungen und und und....
So verständlich das auch ist, so gefährlich ist dieser Weg. Wir machen immer mehr Menschen abhängig von staatlichen Leistungen und züchten uns eine Anspruchsmentalität.
Eine Pflanze, die man regelmäßig gießt, bildet weniger Wurzelwerk als eine Pflanze, die nicht gegossen wird. Hört man dann plötzlich auf zu gießen, stirbt die Pflanze mit weniger Wurzeln schnell ab. Das gut gemeinte Gießen einer Pflanze kann also für die Pflanze ein böses Ende haben.

Die grundsätzliche Idee eines Sozialsystemes sollte die gezielte Hilfe von Menschen in Not sein, nicht als Alternative zur eigenen Existenzsicherung, sondern als Überbrückung bis die Existenz wieder selber gesichert werden kann.
 
G

Gelöscht 85627

Gast
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Andere Branche, aber bei uns klopfen immer wieder nicht nur Leute auf der Suche nach einer Anstellung, sondern auch selbständige Kollegen an, die nach Aufträgen fragen.
Im Dienstleistungsbereich sind offenbar bereits deutliche Einbrüche zu verzeichnen; auch wir merken, dass die Kunden sparen. Das Ausmaß scheint einige aber deutlich härter zu treffen als uns bisher. Vermutlich eine Frage der Zeit.
Weshalb es immer sinnvoll ist, auch andere Standbeine zu haben.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Ihr redet darüber ob die Bürgergeldbeträge höher sein sollten, ob Sanktionen ok sind, ob Menschen mit Bürgergeld mehr oder weniger arbeiten sollten usw. aber eigentlich geht es hier doch eher um eine grundsätzliche Idee wie ein Sozialsystem gestaltet sein sollte.

Unser bisheriges System ist ein Nachrangsystem. Das bedeutet, dass Menschen ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten sollen bevor sie von der Allgemeinheit finanziert werden. Dies beinhaltet, dass man auch Jobs unterhalb der eigenen Qualifikation annehmen muss.
Außerdem ist das System auf ein Existenzminimum bemessen. Für existenzielle Dinge wie Wohnen werden die angemessenen Ist-Kosten übernommen, für den Rest wird ein Regelsatz bezahlt.
Unser bisherigen Sozialsystem ist relativ normal und vergleichbar mit vielen anderen Ländern.

Das angestrebte und nun mit dem Bürgergeld ansatzweise eingeführte System ist ein Vorrangsystem. Es strebt an Menschen zuerst Sozialhilfen zu zahlen und es ihnen dann frei zu stellen, ob sie arbeiten wollen. Sei es dass ihnen bestimmte sanktionsfreie Fristen zur Arbeitssuche erlaubt werden oder Sanktionen abgeschafft werden. Sprich dieses System räumt Arbeitslosen das Recht ein, auf Kosten anderer Menschen, die arbeiten, zu leben. Dies schließt mit ein, dass Hilfeempfänger sich z.B. keine Sorgen um Heizung, Miete oder Inflation machen müssen, weil ihnen die Kosten voll erstattet werden oder sie einen automatischen Inflationsausgleich erhalten. Dies ist ein im internationalen Vergleich sehr einzigartiges System, welches kaum ein Land kennt oder jemals kannte.

Nun erscheint es zunächst mal erstrebenswert ein Sozialsystem so aufzubauen, dass Menschen erstmal bedingungslos eine Leistung bekommen. Das sorgt für Sicherheit. Und die meisten Menschen werden dennoch arbeiten wollen, schlicht weil der Mensch immer nach mehr (Geld) strebt.

Aber ich komme nochmal darauf zurück was ich eingangs sagte: Was bedeutet dies gesamtgesellschaftlich?
Es ist ein grundsätzlicher Gedankenwandel von "Hilfe für Menschen in Not" zu "Versorgung aller Menschen ungeachtet ob diese sich selbst helfen können oder nicht".
Ein Sozialsystem basiert dabei auf Akzeptanz. So versteht gewiss jeder, dass man Menschen in Not helfen sollte, aber die Akzeptanz jemanden außerhalb einer Notlage zu helfen ist in der Gesellschaft nicht unbedingt vorhanden.
Auch für den Hilfe erhaltenden Menschen ist dies nicht unbedingt von Vorteil. Wir sehen ja bereits heute, dass die Wahrscheinlichkeit in der Arbeitslosigkeit stecken zu bleiben mit jedem Tag der Arbeitslosigkeit ansteigt. Es ist also wichtig, Menschen schnell wieder in Arbeit zu kriegen anstatt sie "in Ruhe zu lassen".

Es geht aber um noch mehr:
Eine vorrangige Sozialhilfe sagt, dass Arbeit optional ist. Arbeit ist aber weit mehr als Geldbeschaffung. Arbeit bedeutet auch soziale und gesellschaftliche Teilhabe. Man wird zu einem wichtigen Mitglied der Gesellschaft und kann sich mit dieser besser identifizieren. Und jeder kennt es: Was man selber erarbeitet hat, schätzt man mehr als etwas was man geschenkt bekommen hat.

Zumal diese "Geschenke" die eigentlichen Probleme nur überdecken. Man kann hohe soziale Hilfen auszahlen, Preise decken und Löhne vorschreiben, aber die Probleme dahinter bleiben bestehen und brodeln vor sich hin bis sie sich in einer Krise entladen. Jedes bisherige Problem hat die aktuelle Regierung vor allem mit Geld zugeschüttet, so wie jetzt Hartz 4 einfach erhöht wird und einen neuen Namen erhält.
Wir streiten uns darüber, wer welche Hilfen bekommt. Die Autofahrer wollen eine Benzinpreisbremse, die Bahnfahrer ein 9 € Ticket, die Gaskunden eine Gaspreisbremse und die Hartz 4 Empfänger höhere Leistungen und und und....
So verständlich das auch ist, so gefährlich ist dieser Weg. Wir machen immer mehr Menschen abhängig von staatlichen Leistungen und züchten uns eine Anspruchsmentalität.
Eine Pflanze, die man regelmäßig gießt, bildet weniger Wurzelwerk als eine Pflanze, die nicht gegossen wird. Hört man dann plötzlich auf zu gießen, stirbt die Pflanze mit weniger Wurzeln schnell ab. Das gut gemeinte Gießen einer Pflanze kann also für die Pflanze ein böses Ende haben.

Die grundsätzliche Idee eines Sozialsystemes sollte die gezielte Hilfe von Menschen in Not sein, nicht als Alternative zur eigenen Existenzsicherung, sondern als Überbrückung bis die Existenz wieder selber gesichert werden kann.
Genau so ist es.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Ich bin BWLer. Als ich kein Job im Beruf hatte, hab ich alles gemacht. GemüseBauer geholfen, beim Winzer bei jedem Wetter geackert, als Anstreicher, auf dem Bau, in der Fabrik Stein auf Stein gestapelt, als Futtermittelverkäufer, Getränke Markt und und und. Ich gab Asthma, Bluthochdruck, Knie, Rücken und Hüfte kaputt. Wenn ich das kann, können andere das auch. Nur eins hab ich nicht gemacht, mich vom Staat verwöhnen lassen!
 
G

Gelöscht 117641

Gast
Die grundsätzliche Idee eines Sozialsystemes sollte die gezielte Hilfe von Menschen in Not sein, nicht als Alternative zur eigenen Existenzsicherung, sondern als Überbrückung bis die Existenz wieder selber gesichert werden kann.
So weit, so gut, aber was ist mit den Menschen, die nicht arbeiten können? Oder denen, für die schlicht und ergreifend keine Jobs übrigbleiben? Sind die dann einfach nur unnützer Ballast der kein menschenwürdiges Leben verdient?
 

Daoga

Urgestein
Und stattdessen endlich her mit dem bedingungslosen Grundeinkommen!👍🏼
Hat man doch schon fast mit dem Bürgergeld. Höher würde ein BGE auch nicht, und wenn die Höhe identisch ist, ist es egal wie die Sache heißt. BGE/Sozialhilfe/Hartz/Bürgergeld haben alle nur den Sinn einer Überbrückung zwischen Jobs für alle, die kein Arbeitslosengeld beziehen können, für dauerhaft Erwerbsunfähige gibt es Grundsicherung. (Ist die eigentlich auch angepaßt worden?) Lebenslängliche Alimentierung durch den Staat für Erwerbsfähige darf nicht sein. Selbst ist der Mann, auch beim Verdienen des Lebensunterhalts.
 
Status
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