Wieso sollen gerade diejenigen mit Einschränkungen die härtesten Jobs machen? Nach dem Motto "oh, wir haben gerade Mangel an Pflegekräften, weil das bei den katastrophalen Arbeitsbedingungen niemand machen will. Sollen das doch die Arbeitslosen machen."
Gefordert wird sowas von den ganzen gut verdienenden, gut abgesicherten Bürohengsten hier, im Homeoffice, mit viel Zeit hier seitenweise zu schreiben.
ja, die Frage hab ich mir auch schon ganz oft gestellt und naja, ich habe da schon so meine Theorie, mit der ich mich aber hier ganz sicher nicht beliebt mache
. Aber was solls...
Ich meine...was sagt das denn über die Meinung, die man vom eigenen Job hat aus, wenn man der Meinung ist: Hey, das könnte doch JEDER, sooo schwer kann das doch nicht sein. Wer das nicht kann, ist nur zu faul.
Ich persönlich denke zB nicht, dass jeder meinen Job machen könnte. Und genauso weiß ich, dass es einen Haufen Jobs gibt, da wäre ich komplett verratzt.
Begabungen sind einfach unterschiedlich verteilt und unsere Gesellschaft hat definitiv nichts davon, wenn Menschen sich in Jobs "parken" für die sie eigentlich garnicht talentiert oder befährigt sind, nur weil man da mehr Kohle machen kann....ich denke nur an die ganzen Medizinstudenten, die Arzt werden wollen, weil Papi das ja auch schon war: Grausig!
Und ja, auch wenn das vielleicht keine besonders populäre Feststellung ist: Die schwersten, kompliziertesten oder anspruchsvollsten Jobs sind meist nicht die, die am meisten abwerfen. Umgekehrt sind viele der Jobs, mit denen man ein recht gutes Auskommen haben kann, solche, die tatsächlich nicht SOOOO schwer zu bewerkstelligen sind.
Also es gibt nunmal Jobs (bzw Ausbildungen und Studiengänge), für die braucht es Glück, Fleiß, Begabung UND Ausdauer. Und es gibt auch solche, für die muss man nur einigermaßen konsequent am Ball bleiben und dann schafft man schon einen Abschluss und findet dann auch einen Job, der OK ist.
Und auch wenn das einige gern unter den Tisch kehren: Wir wissen alle, dass Leistung und Auskommen NICHT im Verhältnis stehen.
Definitiv nicht!
Und wir wissen auch, dass wir gerade die wichtigsten Jobs meist unterirdisch bezahlen, und dass aber nicht JEDER einen der "bequemeren" Jobs machen kann, denn sonst würde unser Land vor die Hunde gehen.
Diejenigen, die den Laden am Laufen halten sind in der Regel mies bezahlt. Und letztlich ist die Zuschreibung wo gut und wo weniger gut verdient werden kann, komplett willkürlich. Warum verdient ein Bankangestellter mehr als die Krankenschwester? Die Systemrelevanz und die Wichtigkeit kann es schon mal nicht sein und auch nicht Angebot und Nachfrage.
Also mehr oder weniger historisch willkürlich gewachsene Verteilung.
Es könnte komplett anders aussehen.
Und wer jetzt meint, man müsse sich halt EINFACH nur einen gut bezahlten Job suchen, der soll sich doch mal folgendem Gedankenexperiment unterziehen: Einfach mal vorstellen, was wäre, wenn sämtliche Jobs, für die man begabt ist und die man irgendwie leisten kann absolut mies bezahlt wären.
Wenn das Schicksal einen einfach nur mit wenigen Talenten ausgestattet hat und diese Talente leider auf einen Haufen geschmissen hat, wo man nicht viel verdienen kann oder wo die Gefahr der Arbeitslosigkeit groß ist. Man müsste also einen Job annehmen, für den man total unbegabt ist, oder sich mit dem hohen Risiko der Arbeitlosigkeit und/oder wenig Kohle zufrieden geben. Würde man dann immernoch von EINFACH sprechen?
Also wenn man in einer Welt leben würde, wo einem Leute sagen: Heul nicht rum: Studier doch EINFACH Medizin, denn keiner braucht einen Bänker. Mach dich EINFACH eine Ausbildung zur Kosmetikerin, da verdienste gescheit, denn was soll die Welt mit noch einem BWLer, da brauchste jettz auch nicht rumheulen?
Warum wirst Du nicht Bildhauer, denn das ist ein sicherer Job- bist Du Dir da zu fein dazu und willst lieber dem Staat auf der Tasche liegen? kann nicht, heißt will nicht....
Ach ich glaube aber, solchen Gedankenspielen die einfach mal die eigene Wirklichkeit in Frage stellen könnten, muss man vielleicht auch besser ausweichen... Aber es könnte helfen, man andere Perspektiven einzunehmen, falls gewünscht.