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Sozialsystem in den USA, bedenklich?

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Amatio

Aktives Mitglied
Sie wollen es nicht, weil sie es nicht kennen, ich kann mir kaum vorstellen dass, wenn sie wüssten das eine Krankenversicherung nichts mit Sozialismus zu tun hat, sondern eine der wichtigen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts darstellt, und von Bismarck eingeführt wurde, welcher ein Sozialistenfresser war, dann würden sie aber ganz schnell ihre Meinung ändern. Sie kennen die Geschichte der Krankenversicherung nicht, und warum sie seinerzeit von Bismarck eingeführt wurde, und ihre Regierung wird ein Teufel tun, die Menschen dort ins Bild zu setzen.
Doch natürlich sind auch die Sozialversicherungen eine milde Form des Sozialismus. Das hat Bismarck selbst zugegeben. Zitat aus einer Rede im Deutschen Reichstag aus dem Jahr 1884:


Deshalb glaube ich, daß die Unfallversicherung, mit der wir vorgehen, sobald sie namentlich ihre volle Ausdehnung bekommt auf die gesamte Landwirtschaft, auf die Baugewerbe vor allem, auf alle Gewerke, wie wir das erstreben, doch mildernd auf die Besorgnis und auf die Verstimmung der arbeitenden Klassen wirken wird. Ganz heilbar ist die Krankheit nicht, aber durch die Unterdrückung äußerer Symptome derselben, durch Zwangsgesetze halten wir sie nur auf und treiben sie nach innen. Wenn man mir dagegen sagt, das ist Sozialismus, so scheue ich das gar nicht. Es fragt sich nur, wo liegt die erlaubte Grenze des Staatssozialismus? Ohne eine solche können wir überhaupt nicht wirtschaften. Jedes Armenpflegegesetz ist Sozialismus. War nicht z.B. die Stein-Hardenbergsche Gesetzgebung gloriosen Angedenkens, an deren Zweckmäßigkeit heutzutage niemand mehr zweifeln wird, staatssozialistisch?

Wer den
Staatssozialismus als solchen vollständig verwirft, muß auch die Stein-Hardenbergsche Gesetzgebung verwerfen, der muß überhaupt dem Staate das Recht absprechen, da, wo sich Gesetz und Recht zu einer Kette und zu einem Zwang, der unsere freie Armut hindert, verbinden, mit dem Messer des Operateurs einzuschneiden und neue und gesunde Zustände herzustellen. Ich tue aus eigenem Antriebe meine Pflicht, ich halte dies für meine Pflicht und werde dafür kämpfen, solange ich hier das Wort nehmen kann.


 

Alegra67

Aktives Mitglied
Ob man damit klarkommt, kann man im Voraus oft gar nicht beurteilen.

Nehmen wir meine Schwester, sie lebt seit 1980 in den USA, hat dort drei Kinder bekommen, inzwischen Enkelkinder. Ihr Mann war früh berentet wegen einer Krebserkrankung und konnte nur stundenweise arbeiten. Sie selbst arbeitet als Krankenschwester in der Johns Hopkins Klinik. Heute immer noch, mit 68 Jahren. Teils aus Notwendigkeit, teils aus Liebe zu den Menschen.

Als ihre Kinder klein waren, war sie eine zeitlang arbeitslos (Reagan Regierung), das war sehr hart.

Sie bezahlt viel für die Krankenversicherung und trotzdem noch einen großen Eigenanteil an den medizinischen Leistungen. Das lässt keine großen Sprünge zu, immerhin hat sie es Mit viel Fleiß geschafft, ein Häuschen abzubezahlen.

2019 wurde sie wegen Krebs behandelt und konnte eine zeitlang nicht arbeiten, in der Zeit hat ihr Arbeitgeber nichts für die Krankenversicherung bezahlt, da schrumpfen Ersparnisse schnell.

Ich schildere hier einen Einzelfall, das ist mir bewusst.

Ich selbst war schon oft dort, bei meiner Schwester und natürlich auch in anderen Landesteilen. Es waren mit die schönsten Urlaube meines Lebens. Ein wunderschönes Land mit tollen Menschen.
 

Luna_New

Aktives Mitglied
[YT: Amerika am Abgrund - Von Armut und Abstieg Doku (2021)]

Die letzten ca. fünf Minuten dieser Doku finde ich am wichtigsten.

U.a.: "Niemand schafft es allein. Vor allem nicht aus einer extrem schwierigen Situation. Wenn ich keine Unterstützung gehabt hätte, Leute die mit Hilfe angeboten haben, hätte ich es nicht geschafft."
Ich fand das wichtig, was sie über die kindliche Entwicklung gesagt haben. Bin mir bei den vielen Dokus, die ich über das Thema mittlerweile gesehen habe aber nicht mehr sicher ob es in der Doku war.
Fakt ist, dass man anhand der Reportage doch sehr gut sieht, wie wichtig so ein Sozialsystem wie unseres ist und wie sehr es eben den sozialen Abstieg verhindern kann. Ich meine, wir haben hier trotzdem noch viel zu viele Obdachlose, aber wenn wir kein Bürgergeld hätten und das alles und auch zur Pandemie nicht bessere soziale Regelungen gehabt hätten, wären es sicher noch einige Millionen Obdachlose mehr
 

Luna_New

Aktives Mitglied
2019 wurde sie wegen Krebs behandelt und konnte eine zeitlang nicht arbeiten, in der Zeit hat ihr Arbeitgeber nichts für die Krankenversicherung bezahlt, da schrumpfen Ersparnisse schnell.
Den Knackpunkt sehe ich hier. Alles ist gut, solange du vor der Rente, die eh nicht reicht nicht ernsthaft erkrankst und dann eben schnell ans Existenzminimum kommst oder aus irgendwelchen Gründen deinen Job los bist.
Da wird es dann eben schwierig. Und das, denke ich, ist eben das was Millionen schon die Existenz gekostet hätte und was uns in unserem Land irgendwo vorm absoluten Absturz bewahrt.
Ich kenne hier in der Gegend so viele, die es nicht bis 67 schaffen oder aus irgendwelchen Gründen vorher aus den Eisen gehauen hat. Ganz oben Rücken, Herz-Kreislauf, Schlaganfall und sowas alles.
Und die ohne EU Rente oder Arbeitslosengeld wirklich vorm Nichts gestanden hätten.


Man kann von jedem System halten, was man will. Nur sollte man sich vorher schlau machen, welches System vorherrscht in dem Land , in das man zieht und ob man damit klar kommt.
Hier habe ich mehrfach geschrieben, warum das eben so nicht ist. Einfach mal meinen Ausgangsbeitrag oder die Folgenden lesen.
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Ich finde die Seite auf den ersten Blick ganz übersichtlich, sie greift viele der hier diskutierten Fragen auf und liefert Zahlen:


Ob alles im Detail stimmt, kann ich nicht überprüfen, so tief stecke ich in der Materie nicht drin.

@Andreas900 ja, viele Beiträge hier im Thread sind eher einseitig und kurz, da gebe ich dir recht. Ich denke, es ist aber schlicht nicht möglich, das komplette Versicherungssystem der USA hier als Laie detailliert darzustellen, das Land ist dafür viel zu groß. Natürlich betrachten wir die USA aus unserer deutschen Perspektive, wobei es natürlich auch in Deutschland viele Menschen gibt, die den Sozialstaat kritisieren oder in der aktuell existierenden Form ablehnen.

Ich selbst kenne ein paar Menschen, die in den USA gelebt haben & das deutsche System sehr viel besser finden, aber das ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Insgesamt ist der entscheidende Unterschied die Eigenverantwortung des Einzelnen. Ich selbst denke nicht, dass jeder Mensch für sein eigenes Glück zu 100% verantwortlich ist, sondern dass die Umstände maßgeblich prägen. Sowohl hier, als auch in den USA. Deswegen finde ich mehr als fair und gerecht, wenn der Staat zumindest einiges an Ungleichheit ausgleicht.

Von Kritiker:innen wird schon lange propagiert, dass Deutschland wirtschaftlich an die Wand fährt, nach all dem, was ich weiß, kann ich das nicht bestätigen, aber Wirtschaft ist auch nicht das Thema, in dem ich das breiteste Wissen habe. Mein persönlicher Fokus ist soziale Gerechtigkeit und die finde ich selbst in Deutschland noch ausbaubar, aber im Vergleich zu den USA dann doch schon ziemlich zufriedenstellend.

Mag sein, dass die USA wirtschaftlich top sind, aber nach meinem Empfinden ist das dann mehr als unfair, dass so viele Menschen um ihr Überleben kämpfen müssen.
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Doch natürlich sind auch die Sozialversicherungen eine milde Form des Sozialismus. Das hat Bismarck selbst zugegeben. Zitat aus einer Rede im Deutschen Reichstag aus dem Jahr 1884:

Deshalb glaube ich, daß die Unfallversicherung, mit der wir vorgehen, sobald sie namentlich ihre volle Ausdehnung bekommt auf die gesamte Landwirtschaft, auf die Baugewerbe vor allem, auf alle Gewerke, wie wir das erstreben, doch mildernd auf die Besorgnis und auf die Verstimmung der arbeitenden Klassen wirken wird. Ganz heilbar ist die Krankheit nicht, aber durch die Unterdrückung äußerer Symptome derselben, durch Zwangsgesetze halten wir sie nur auf und treiben sie nach innen. Wenn man mir dagegen sagt, das ist Sozialismus, so scheue ich das gar nicht. Es fragt sich nur, wo liegt die erlaubte Grenze des Staatssozialismus? Ohne eine solche können wir überhaupt nicht wirtschaften. Jedes Armenpflegegesetz ist Sozialismus. War nicht z.B. die Stein-Hardenbergsche Gesetzgebung gloriosen Angedenkens, an deren Zweckmäßigkeit heutzutage niemand mehr zweifeln wird, staatssozialistisch?

Wer den
Staatssozialismus als solchen vollständig verwirft, muß auch die Stein-Hardenbergsche Gesetzgebung verwerfen, der muß überhaupt dem Staate das Recht absprechen, da, wo sich Gesetz und Recht zu einer Kette und zu einem Zwang, der unsere freie Armut hindert, verbinden, mit dem Messer des Operateurs einzuschneiden und neue und gesunde Zustände herzustellen. Ich tue aus eigenem Antriebe meine Pflicht, ich halte dies für meine Pflicht und werde dafür kämpfen, solange ich hier das Wort nehmen kann.


Ja, aber letztlich hat er sie dennoch eingeführt, um den Sozialisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. ;)
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
klar war das Sozialismus, zur damaligen Zeit erst recht.
Die Bismarck´schen Versicherungen waren ja eine Antwort auf die Klagen der SAD.
Bismarck hat die Sozialversicherung deshalb eingeführt, damit sie nicht zu stark werden. Und ich weis wirklich nicht was das mit Sozialismus zu tun hat, eine Art Versorgung der Unterprivilegierten gab es schon im Mittelalter durch die Kirche,(sicher das hat mit unserem Sozialsystem nix zu tun und dennoch gab es schon eine Art der Fürsorge) ich glaube nicht das die irgendwas von Marx und Engels gewusst haben.
So etwas wie eine Fürsorge gab es selbst schon hundert Jahre vor Bismarck auf den Preußischen Gütern, eingeführt von Friedrich dem Großen, und der hat mit Sozialismus auch nix am Hut gehabt ich glaube der kannte das Wort nicht einmal. Das Beamtentum geht auch auf seine Kappe, das hat er eingeführt um versehrten Soldaten eine Anstellung zu verschaffen so das sie nicht im Armenhaus landen. Das sind alles Vorläufer unserer heutigen Sozialgesetze.
Und für mich ist das einfach ein Gebot der Menschlichkeit, und mir ist es ehrlich Scheixx Egal wer das für sich verbucht.
 

Luna_New

Aktives Mitglied
Bismarck hat die Sozialversicherung deshalb eingeführt, damit sie nicht zu stark werden. Und ich weis wirklich nicht was das mit Sozialismus zu tun hat, eine Art Versorgung der Unterprivilegierten gab es schon im Mittelalter durch die Kirche,(sicher das hat mit unserem Sozialsystem nix zu tun und dennoch gab es schon eine Art der Fürsorge) ich glaube nicht das die irgendwas von Marx und Engels gewusst haben.
So etwas wie eine Fürsorge gab es selbst schon hundert Jahre vor Bismarck auf den Preußischen Gütern, eingeführt von Friedrich dem Großen, und der hat mit Sozialismus auch nix am Hut gehabt ich glaube der kannte das Wort nicht einmal. Das Beamtentum geht auch auf seine Kappe, das hat er eingeführt um versehrten Soldaten eine Anstellung zu verschaffen so das sie nicht im Armenhaus landen. Das sind alles Vorläufer unserer heutigen Sozialgesetze.
Und für mich ist das einfach ein Gebot der Menschlichkeit, und mir ist es ehrlich Scheixx Egal wer das für sich verbucht.
Na, ja der Haken an der Bismarcksache war der, dass damals fast keiner das Rentenalter erreicht hat, im Gegensatz zu heute, da die in Fabriken durch die barbarischen Umstände schon vorher gestorben sind.
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Na, ja der Haken an der Bismarcksache war der, dass damals fast keiner das Rentenalter erreicht hat, im Gegensatz zu heute, da die in Fabriken durch die barbarischen Umstände schon vorher gestorben sind.
Ja aber das konnte doch zu dem Zeitpunkt keiner wissen, wie es mal in über hundert Jahren aussieht. :) Natürlich ist das hohe Rentenalter von heute auch ein Problem, da wollen wir uns mal nichts vormachen.;)
 
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