Finde ich interessant, denn wenn man mal so 100 - 200 Jahre retour geht, damals hatte die Unterschicht praktisch gar keine Chance auf irgendeinen Aufstieg, das war damals gesellschaftlich noch gar nicht vorgesehen, Bauernkind blieb Bauer, Arbeiterkind blieb Arbeiter, Leute die wirklich einen Aufstieg in die gehobenen Kreise der Gesellschaft schafften waren - zumindest in Europa - die absolute Ausnahme von der Regel, Leute mit eher ungewöhnlichen Lebensgeschichten, die über Bereiche wie Militär, Handel oder Kirche liefen, nur dort gab es Aufstiegsmöglichkeiten selbst für "Gewöhnliche", wenn sie hohe Leistungen brachten. "Vertrauen in die Zukunft" hieß damals in der Unterschicht die Hoffnung, auch in Zukunft genug arbeiten und verdienen zu können, daß man sich Brot und Unterkunft leisten konnte, denn Hilfen vom Staat gab es damals noch nicht. "Aufstiegsorientiert", darüber hätten die meisten Mitglieder der Unterschicht damals nur traurig gelacht, das war illusorisch. Aber heute wird die Zukunft alternativlos an eine Chance zum Aufstieg geknüpft, denn Unterschicht bleiben, immerhin staatlich auf niedrigem Niveau abgesichert, ohne Risiko zu verhungern oder obdachlos zu werden, will kaum noch jemand.
Man merkt, die Ansprüche sind im Lauf der Zeit gewachsen.
Allerdings auch die Möglichkeiten, was insbesondere Bildung (heute weitgehend kostenlos) angeht, auch davon konnten die Menschen vor 100 und ganz besonders 200 Jahren nur träumen. Wenn die Menschen damals die Chancen von heute gehabt hätten, wären die meisten von ihnen garantiert nicht Unterschicht geblieben, sie hätten diese Chancen genutzt und sich ein besseres Leben geschaffen.
Daher frage ich mich, was ist mit den Menschen im Lauf der Zeit passiert, wo ist der ganze Antrieb, der Fleiß hin?