Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Deutschlands KlimaPOLITIK - Genie oder Wahnsinn?

G

Gelöscht 122020

Gast
Die Postwachstumsökonomie empfinde ich als den größten Wahnsinn von allen zu dem Thema. Dort findet sich wirklich Zivilisationsverachtung und Technikfeindlichkeit par excellence.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Das ist ein sehr spannendes Interview mit Armin Nassehi zu Klimapolitik und der Letzten Generation; ich würde fast allen Aussagen zustimmen, insbesondere den unten zitierten:


Gibt’s da ein Missverhältnis zwischen drastischen Mitteln und harmlosen Forderungen – anders als bei früheren Protestbewegungen, die noch „das System“ abschaffen wollten?
Solche großen Worte findet man jetzt auch. Wenn man nicht weiter weiß, geht es am Ende immer gegen „den Kapitalismus“ oder „das System“. Aber das sind eher unbeholfene Sätze. Das zeigt die Drastik des Problems: Wie sich eine Gesellschaft unter laufendem Betrieb auf Strukturveränderungen einstellt, das ist nicht trivial und vor allem nicht einfach eine Frage der richtigen Einstellung.

(...)

Im Wochenendflieger von Berlin nach Paris liegt das Durchschnittsalter eher bei 25 als bei 65 Jahren. Gibt’s da eine kognitive Dissonanz?
Allgemeine Forderungen sind etwas anderes als konkrete Lebensformen. Wir hätten gerne eine kohärente Welt, saubere Lösungen, dass alles zusammenpasst. Das ist nicht zu bekommen, und das ist auch gut so. Es gibt keine totalitäre Form des Richtigen und des Falschen. Die Welt ist praktisch voller Widersprüche.

(...)

Auf das Verhalten des Einzelnen kommt es gar nicht an?
Manche Leute sagen: Wenn alle das Richtige tun, wäre die Welt besser. Aber individuelle Entscheidungen finden in Kontexten statt – von Ressourcen, Gewohnheiten, Habitus, gesellschaftlichen Strukturen, die nicht immer vollständig kohärent sind. Ich kann mich individuell entscheiden, weniger Auto zu fahren, weniger Fleisch zu essen, die Wohnung nur auf 18 statt auf 22 Grad zu heizen. Das ist aber eher eine Einübung in die Drastik der Situation.

(...)

Sie glauben an den Kapitalismus?
Mir ist schon der Begriff des Kapitalismus suspekt, weil er zu viel Eindeutigkeit suggeriert. Wie soll man sich ernsthaft nicht marktförmige Ökonomien überhaupt vorstellen. Dass Marktbedingungen immer auch politisch gestaltet werden, dürfte sich herumgesprochen haben. Man kann die Klimafragen nicht gegen die Ökonomie lösen. Ähnlich wie es zumindest in einigen Weltteilen gelungen ist, soziale Fragen mit dem Kapitalismus anzugehen, muss es nun ein Äquivalent für ökologische Fragen geben. Das Richtige muss politisch wählbar sein und ökonomisch konkurrenzfähig werden. Das ist die Herausforderung.
Danke für deinen Beitrag.
Da sind sehr wichtige Sätze drin, die gerne übersehen werden, weil man sich hinter der Dramatik des Klimawandels versteckt und sich nicht der Komplexität der Welt stellt.

Die grüne Gesetzgebung sagt einfach: Wir verbieten Kohle als Energieträger, bauen Windkraft und zack ist das Weltklima gerettet. Wenn wir das nicht tun, stirbt die Menschheit!
Diese Simplifizierung hat diese Gesetzgebung zum Beispiel auch mit rechts- oder linksradikaler Politik gemein. Auch hier sind die Lösungen meist vermeintlich einfach.

Vielleicht verstehen sich deswegen grüne und linke Politik so gut und gehen meist Hand in Hand. Der Kapitalismus und der freie Markt sind in Augen der linken der Feind, der vom Staat kontrolliert werden muss. Sie sehen nicht, dass hinter dem Markt das grundliegende menschliche Bedürfnis steckt, sich und seine Lage zu verbessern. Wie du völlig richtig sagst: Man kann die Klimafragen nicht gegen die Ökonomie lösen

Daher braucht es imho weniger Verbote und festgelegte Ziele sondern mehr Offenheit für marktkonforme Lösungen. So schießt sich der Gesetzgeber derzeit überall auf Monopoltechnologien ein. Autos sollen alle elektrisch fahren und Heizungen alle Wärmepumpen sein.

Das Problem an dieser Gesetzeslage ist: Keiner kann sich auf Morgen verlassen. Aktuell träumen die Grünen von Wasserstoff als Energieträger. Möglich. Vielleicht haben wir in 10 Jahren Wasserstoffkraftwerke, aber es ist ein russisch Roulette Spiel die deutsche Energieversorgung auf dieses "vielleicht" aufzubauen.

Und weil es keine Sicherheit gibt, müssen wir in der Not immer erneut basteln. Sorry egal ob man für oder gegen Kernkraft ist, findet es irgendjemand gut, dass wir jetzt wieder mehr Kohle verfeuern? Findet es irgendjemand gut, dass wir Rekord-Energiepreise zahlen?
Die deutsche Energiepolitik war in den letzten Jahren immer:
Erstmal abschalten, dann schauen wir mal.

Es gibt Umfragen unter Unternehmern, wo 50% sagen sie würden nicht mehr in Deutschland gründen, weil ihnen die Lage zu unsicher ist. Ganz zu schweigen von den ohnehin so extremen Energiekosten, dass jede Industrie mit hoher Energielast eh in Deutschland keinen Sinn mehr macht.
Was ist mit einem klimaneutralen Deutschland gewonnen, wenn die energie-intensive Industrie nur woanders hin abgewandert ist und dort das gleiche CO2 ausstößt?

Die Klimafrage muss mit dem Markt und mit den Menschen gelöst werden, nicht dagegen.
Das widerspricht allerdings der Ideologie vieler Grüner, die den Menschen für böse und egoistisch halten.
 

carrot

Aktives Mitglied
Ich habe neulich Ulrike, eine bekannte TAZ-Wirtschaftsjournalistin" zugehört. Und was diese Frau fordert, ist unglaublich:

Statt grünem Wachstum brauche es ,,grünes Schrumpfen" und ein Ende des Kapitalismus. Was das konkret bedeutet, wurde schnell klar: einen kompletten Umbau unserer Gesellschaft. Die Ökoenergie würde immer knapp und teuer bleiben. Daher gäbe es langfristig:

-eine komplette Umstellung der Wirtschaft auf eine Kriegswirtschaft
-keine Kurz- und Langstreckenflüge mehr
-keinen Individualverkehr mehr (man könne ja Bus fahren)
-keine neuen Bauprojekte mehr (wegen der Bodenversiegelung) da muss man sich dann auch überlegen, was das in Bezug auf hinzukommende Fluchtbewegungen bedeuten würde
-eine breitere Deindustrialisieurng, insbesondere im Bereich der Chemieindustrie
-eine komplette Umstellung unserer Ernährungsgewohnheiten
-ein Wegfall ganzer Berufssparten im Bankwesen, Werbebranche, Automobil und Flugindustrie etc.
-es gäbe auch keine Kredite mehr
-Menschen hätten weniger Einkommen und es gäbe viel weniger Konsum

Ich empfand das schon als ziemlich extremes Höllenszenario, aber dann gab sie noch ein Beispiel, dass Menschen sich möglicherweise im Rahmen eines CO2-Energiekontos im Monat zwischen Computerspielen oder Zug fahren entscheiden könnten/müssten. Sprich selbst Züge und die Nutzung von PCs, Videospielen und dem Internet problematisiert sie von der Energiebilanz her. Es würde praktisch jede technologische Kleinigkeit, die wir mit Luxus oder Spaß verbinden auf ihre Energiebilanz überprüft werden etc.

Und da frage ich mich: Wer will in so einer Welt leben? Wofür wurde eigentlich der Kalte Krieg gewonnen, wenn wir den Kapitalismus jetzt selber abschaffen und so eine Art Öko-Kriegswirtschaft auf Lebenszeit bzw. über Generationen hinweg einführen? Was ist daran utopisch oder erstrebenswert? Was könnte man sich durch Arbeit noch aufbauen? Jedes klassische Ziel der Mittelschicht (ein Auto, ein Haus, ja sogar ein Kinderwunsch) wäre in Frage gestellt, da es ja problematisch fürs Klima ist. Und was nützt uns eigentlich die Rettung des Planeten, wenn die Bevölkerung auf diesen Umbau mit der Wahl von Extremisten (Faschisten etc.) regiert und so die Demokratie zerbricht? Hier wird einfach ein alternativloses Szenario gefährdet, dass die Demokratie und den sozialen Frieden ebenso stark gefährdet, wie die Folgen des Klimawandels selbst.
Das oben genannte Modell ist Planwirtschaft, wovon in erster Line die Rüstungsindustrie profitiert.
-eine komplette Umstellung der Wirtschaft auf eine Kriegswirtschaft
Der durchschnittliche Bürger darf noch arbeiten gehen für eine Leben ohne Luxus , bzw. ein Leben im Prinzip wie mit dem Bürgergeld. (Auto ,Reisen, usw. alles Luxus)
Viele werden so das Arbeiten gleich einstellen, die Müllberge werden sich türmen, weil keiner es für den Lohn angehen will.
Die Umwelt geht so auch zugrunde, was so nicht vernichtet wird, schafft die Rüstungsindustrie früher oder später.

Alternativlos wird das Modell nicht sein, vielleicht kommt es aber tatsächlich so.
 

Revan233

Aktives Mitglied
Was uns was sagen soll?
Dass das Klima an Ländergrenzen gebunden sei?

(...)

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Pate dürfte doch bei Deiner Aussage sein, dass wir uns am Schlechten orientieren sollten.
Das aber genau hat zu der Katastrophe geführt.
Aber wenn man Deiner Logik folgen sollte, bräuchten wir ja auch den hohen Straßenstandard nicht.
Auch keine starke Wirtschaft, keine guten Löhne...
Nein, wir orientieren uns am Schwanz, bevor der Kopf denkt. 😄

Jetzt vergleichst du ja doch wieder mit anderen Ländern. Wie denn nun?
Aber vielleicht wirst du mal konkret und erläuterst uns, in welchem Land welche Häuser wie schrottig sind und warum.
Deine Gedankengänge hier sind rein hypothetischer Natur. Keinerlei Fakten.

Ich habe es nun bereits mehrfach erklärt.
Wenn es trotz dieser Erklärungen jemand dennoch nicht verstanden hat, sehe ich keine Möglichkeit durch weitere Erklärung das zu ändern. Dann ist das eben so.
 
G

Gelöscht 77252

Gast
Die grüne Gesetzgebung sagt einfach: Wir verbieten Kohle als Energieträger, bauen Windkraft und zack ist das Weltklima gerettet. Wenn wir das nicht tun, stirbt die Menschheit!
Das ist falsch. Wir haben uns verpflichtet, UNSEREN BEITRAG zur Rettung des Klimas zu leisten, nicht, das Klima im Alleingang zu retten.
Die deutsche Energiepolitik war in den letzten Jahren immer:
Erstmal abschalten, dann schauen wir mal.
Das ist leider richtig.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ich habe nicht den einen fantastischen Vorschlag ;)
Eben weil das Thema so komplex ist, lässt es sich auch nicht mal eben lösen.

Ich finde die Gesetzgebung sollte aber weniger auf Verbote und Bürokratie sondern eher marktkonforme Lösungen wie die Bepreisung von CO2 setzen.
Die Einnahmen könnten den Menschen über eine Senkung von Steuern zurück erstattet werden. Auf solch eine Weise wird auch für mehr Akzeptanz gesorgt.

Stand heute sind viele Menschen angesichts der Rechtslage verunsichert. Kann ich mir eine Wärmepumpe leisten? Funktioniert die in meinem Altbau? Darf ich morgen noch in Urlaub fliegen? Kann ich mir in 10 Jahren noch ein Auto leisten wenn es nur noch E-Autos geben soll? Kann ich mir die steigenden Energiepreise leisten? Steigen die Steuern noch mehr um den Versuch der Klimawende zu finanzieren? Verlier ich morgen meinen Arbeitsplatz weil aufgrund hoher Energiepreise mein Unternehmen ins Ausland geht? Usw.

Und staatliche Eingriffe wie die Gaspreisbremse machen das ganze nicht besser, weil man von der Willkür des Staates abhängig ist. Genauso willkürlich wie der Staat über alles mögliche entscheidet. Warum nicht einfach den Strom kaufen, den der Markt günstig anbietet? So wir heute die Gesetzeslage ist, würdest du ein Kraftwerk in Deutschland bauen wollen? Oder eine energieintensive Industrie? Ich nicht. Ich würde mich nicht sicher fühlen, dass der Staat nicht morgen wieder was neues entscheidet, was mir den Betrieb faktisch unmöglich macht. Noch lustiger: CO2 mäßig kann das sogar nach hinten losgehen, weil die Menschen die Produkte im Ausland kaufen.

Deswegen Vorschlag 2: Die Lösung international anstreben.
Ja ist schwer, ja es will nicht jeder, aber es wird nicht auf rein deutscher Ebene gehen. Zu einer internationalen Lösung gehört aber Bescheidenheit, die der aktuellen deutschen Politik fehlt. Da stellt sich eine Baerbock hin und erklärt vor den Kameras den Chinesen erstmal die Menschenrechte und droht damit bei Nicht-Einhaltung, weniger aus China zu kaufen. Ex-Kanzler Helmut Schmidt hat mal so passend gesagt: Warum soll ich dem Chinesen diktieren wie er zu sein hat, bin ich dessen Lehrer?
Internationale Zusammenarbeit bedeutet nicht die Moralhoheit zu haben und allen zu sagen wie sie zu handeln haben. Bei der deutschen Politik und Gesetzgebung hat man manchmal das Gefühl, es geht einzig darum, gut und moralisch dazustehen während man den Rest der Welt als die Bösen bezeichnet - sich dann aber wundert warum keiner mit Deutschland im Sandkasten spielen will.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Wobei ich tatsächlich befürchte, dass wir innerhalb der nächsten Jahrzehnte auf eine Planwirtschaft umsteigen werden müssen, ob wir wollen oder nicht.

Der Grund dafür ist, dass unser aktueller Kapitalismus zu viel Raubbau betriebt. Anders gesagt: uns werden einige wichtige Ressourcen ausgehen, weil wir sie gerade zu sehr verschwenden. Ressourcen, die nicht mehr so schnell nachwachsen. Was uns nicht daran hindert, sie aktuell für allerhand Müll-Gadgets zu verschwenden, die kein Mensch braucht, nur um Wachstum zu generieren, anstatt diese Ressourcen für die Produktion späterer wichtiger Güter aufzuheben. Wir bauen sogar absichtlich Schwachstellen ein (geplante Obsoleszenz), nur um das ewige Wachstum nicht zu gefährden.

Also entweder wir führen irgendwann mal eine (halbe) Planwirtschaft ein, die verwaltet, für was die wertvollen Ressourcen noch verwendet werden dürfen oder - was ich sogar befürchte - wir schlagen uns buchstäblich um die verbliebenen Ressourcen die Köpfe ein. Wo wir Deutschen das Nachsehen haben werden, weil alles, was man zur Herstellung des benötigten technischen Equipments braucht (seltene Erden für Computerchips und Co), gehört nun mal anderen Ländern. Anders gesagt: wir kommen im Ernstfall nicht mehr dran. Weshalb wir ob wir wollen oder nicht auch gut Freund mit China bleiben müssen, weil wir schon lange abhängiger von denen sind als viele glauben wollen.

In meinen Augen wäre es daher wichtig, dass wir schon JETZT anfangen, weniger, dafür bewusster zu konsumieren. Also dass wir uns verstärkt fragen "brauche ich das wirklich?" und falls ja, wir mehr auf Qualität achten, also z.B. darauf, dass technische Geräte möglichst lange halten. Da müssen Staat und Bürger an einem Strang ziehen. Der Staat etwa muss Gesetze erlassen, der den Firmen eine gewisse Mindestqualität und Reparierbarkeit vorschreibt, der Bürger muss die Macht seines Geldbeutels (von vielen unterschätzt) aber auch zu nutzen wissen. Bzw. nutzen Gesetze wie Mehrwegbehältnisse für Schnellfressbuden der Umwelt nichts, wenn wir sie dann aus Bequemlichkeit nicht nutzen.

Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht daran, dass wir diese Probleme wirklich werden lösen können. Es wäre möglich, aber dazu müssten alle Länder global an einem Strang ziehen. Und das tun sie nicht, keiner will seine Ressourcen teilen. Stärkere Länder werden immer versuchen, auf Kosten schwächerer Länder noch stärker zu werden. Das war schon immer so, das ist heute so und das wird morgen auch noch so sein.

Sich einschränken zu müssen, ist weltweit nun mal unbeliebt, daher wird das kein Land machen, so hart das klingt schon gar keine Demokratie (da wird nur bis zur nächsten Wahl gedacht, danach die Sintflut). Meine persönliche Vermutung ist, wir machen so weiter wie bisher, das 1,5° Ziel wird nicht mal ansatzweise erreicht, das Klima wird sich ändern, worauf zumindest wir Menschen uns kurzerhand anpassen werden (zumindest in Sachen Anpassung waren wir schon immer gut). Das Ganze geht so weiter, bis die Ressourcen endgültig knapp werden, im Kampf darum brauchen wir die letzten auf und dezimieren uns dabei weitestgehend selber. Spannend wird in meinen Augen eher, was die verbliebenen Menschen nach diesem Exodus mit dem machen, was von der Erde übrig ist (so etwas übrig bleibt und wir uns in unserer grenzenloser Dummheit nicht selber mit Atombomben in die Luft sprengen).
 
G

Gelöscht 122020

Gast
Wobei ich tatsächlich befürchte, dass wir innerhalb der nächsten Jahrzehnte auf eine Planwirtschaft umsteigen werden müssen, ob wir wollen oder nicht.

Der Grund dafür ist, dass unser aktueller Kapitalismus zu viel Raubbau betriebt. Anders gesagt: uns werden einige wichtige Ressourcen ausgehen, weil wir sie gerade zu sehr verschwenden. Ressourcen, die nicht mehr so schnell nachwachsen. Was uns nicht daran hindert, sie aktuell für allerhand Müll-Gadgets zu verschwenden, die kein Mensch braucht, nur um Wachstum zu generieren, anstatt diese Ressourcen für die Produktion späterer wichtiger Güter aufzuheben. Wir bauen sogar absichtlich Schwachstellen ein (geplante Obsoleszenz), nur um das ewige Wachstum nicht zu gefährden.

Also entweder wir führen irgendwann mal eine (halbe) Planwirtschaft ein, die verwaltet, für was die wertvollen Ressourcen noch verwendet werden dürfen oder - was ich sogar befürchte - wir schlagen uns buchstäblich um die verbliebenen Ressourcen die Köpfe ein. Wo wir Deutschen das Nachsehen haben werden, weil alles, was man zur Herstellung des benötigten technischen Equipments braucht (seltene Erden für Computerchips und Co), gehört nun mal anderen Ländern. Anders gesagt: wir kommen im Ernstfall nicht mehr dran. Weshalb wir ob wir wollen oder nicht auch gut Freund mit China bleiben müssen, weil wir schon lange abhängiger von denen sind als viele glauben wollen.

In meinen Augen wäre es daher wichtig, dass wir schon JETZT anfangen, weniger, dafür bewusster zu konsumieren. Also dass wir uns verstärkt fragen "brauche ich das wirklich?" und falls ja, wir mehr auf Qualität achten, also z.B. darauf, dass technische Geräte möglichst lange halten. Da müssen Staat und Bürger an einem Strang ziehen. Der Staat etwa muss Gesetze erlassen, der den Firmen eine gewisse Mindestqualität und Reparierbarkeit vorschreibt, der Bürger muss die Macht seines Geldbeutels (von vielen unterschätzt) aber auch zu nutzen wissen. Bzw. nutzen Gesetze wie Mehrwegbehältnisse für Schnellfressbuden der Umwelt nichts, wenn wir sie dann aus Bequemlichkeit nicht nutzen.

Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht daran, dass wir diese Probleme wirklich werden lösen können. Es wäre möglich, aber dazu müssten alle Länder global an einem Strang ziehen. Und das tun sie nicht, keiner will seine Ressourcen teilen. Stärkere Länder werden immer versuchen, auf Kosten schwächerer Länder noch stärker zu werden. Das war schon immer so, das ist heute so und das wird morgen auch noch so sein.

Sich einschränken zu müssen, ist weltweit nun mal unbeliebt, daher wird das kein Land machen, so hart das klingt schon gar keine Demokratie (da wird nur bis zur nächsten Wahl gedacht, danach die Sintflut). Meine persönliche Vermutung ist, wir machen so weiter wie bisher, das 1,5° Ziel wird nicht mal ansatzweise erreicht, das Klima wird sich ändern, worauf zumindest wir Menschen uns kurzerhand anpassen werden (zumindest in Sachen Anpassung waren wir schon immer gut). Das Ganze geht so weiter, bis die Ressourcen endgültig knapp werden, im Kampf darum brauchen wir die letzten auf und dezimieren uns dabei weitestgehend selber. Spannend wird in meinen Augen eher, was die verbliebenen Menschen nach diesem Exodus mit dem machen, was von der Erde übrig ist (so etwas übrig bleibt und wir uns in unserer grenzenloser Dummheit nicht selber mit Atombomben in die Luft sprengen).

Ihr solltet euch schon auch mal überlegen, was ihr mit diesen Endzeit- und Horrorprognosen in den jungen Menschen anrichtet. Ich glaube noch ging es der Welt gesamtheitlich besser als heute insbesondere den Menschen in Europa und trotzdem war man noch nie so dermaßen negativ eingestellt, wie heute bei uns.

Ich frage mich auch, was im Nachhinein die Lehren hätten sein sollen? Die Generation unserer Großeltern kannte noch Armut, hatte einen oder zwei Weltkriege durchlebt und ist weder weit geflogen noch hat sie viel Fleisch konsumiert. Die Boomer (die Generation meiner Eltern so um die 60er geboren) erlebte dann die Blüten des wirtschaftlichen Aufstiegs und waren eigentlich die erste Generation, die so richtig in der Masse Wohlstand und dauerhaften Frieden erlebte. Für den Großteil der Welt begann dieses Paradies erst mit den 80ern und 90ern im Rahmen der Globalisierung und wirtschaftlichen Öffnung (China, Indien etc.). Nun sagen Physiker wie Harald Lesch, dass man es schon in den 70ern hätte wissen können und gegensteuern sollen. Zu dieser Zeit hatte der wirtschaftliche Aufstieg und die Befreiung aus der Armut für den Großteil der Menschen in Asien und Lateinamerika noch nicht einmal ansatzweise begonnen. Das heißt noch nicht einmal die Generation meiner Eltern, die als einzige Generation vor meiner dauerhaften Frieden und Wohlstand erlebte, hätte diesen auskosten dürfen wegen der Ressourcen. Da frage ich mich schon, was das langfristige Modell für unseren Planeten sein soll, wenn er noch nicht einmal das hergeben sollte? Wie will man dann bitte mit 8 bis 9 Milliarden Menschen umgehen? Ich halte auch nichts davon, dass die Boomer so schrecklich dekadent und umweltschädlich gelebt hätten. Die meisten Dinge waren typische Mittelstandanschaffungen, die ich für vollkommen legitim halte: ein Auto, ein kleines Haus, Heizen in den kalten Wintermonaten und einmal im Jahr in den Urlaub. Dafür hat man ja auch gearbeitet und die Tatsache, dass man sich durch Arbeit etwas schaffen konnte bedeute Motivation und sozialen Ausgleich. Viele Klimaaktivisten heutzutage richten sich nur nach Zahlen und dogmatischen Forderungen: Das 1,5-Gardziel also muss man... etc. Vielleicht bezieht man auch mal die historischen und soziologischen Perspektiven des Lebensmodells der letzten 60 Jahre mit ein.

Ein Planwirtschaft funktioniert nicht. Hat das 20. Jahrhundert dafür nicht ausgereicht um das zu beweisen?
 

Anzeige (6)

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben