Oh, ich finde meine Arbeit auch super anstrengend, arbeite übrigens mit Kindern und Jugendlichen und würde super gerne auch bezahlt Zuhause bleiben.
Kannst Du doch! Wenn Du einen gewichtigen Grund dafür hast, kannst auch DU zuhause bleiben und entsprechend Ausgleich bekommen, wie jeder andere auch.
Wenn Du während deines Zuhause-bleibens jemanden versorgst (Kinder, Pflegekinder, Angehörige) würde Dir das ja auch zustehen. Und zwar meiner Meinung nach auch in höherem Maß, als es gerade der Fall wäre.
Aber aus deinen Worten klingt es halt heraus, dass Du unterstellst, Eltern, die "zuhause bleiben und sich voll finanzieren lassen wollen" hocken dabei entspannt auf dem Sofa.
Und das ist letztlich nicht minder polemisch.
Kleine Kinder zu erziehen ist etwas anderes als "bezahlt zuhause bleiben".
Ich bin der Meinung: Wer aus wichtigen Gründen keiner Erwerbsarbeit nachgehen kann (oder nicht in ausreichendem Maß nachgehen kann) der sollte auch entsprechend unterstützt werden: Und diese Unterstützung ist meiner Meinung nach häufig zu gering.
Für mich zählen dazu: Eigene Krankheit oder Pflege erkrankter Angehöriger, Pflege von Kleinstkindern und Babys, Pflege von Behinderten usw. aber zB auch unverschuldete Arbeitslosigkeit. Das sind wichtige Gründe und als Gesellschaft sollten wir endlich aufhören, uns dies zu neiden.
Warum sollten Menschen, die es aus wichtigen Gründen schwer haben, sich voll selbst zu finanzieren keine Hilfe bekommen?
Was ist denn, wenn dann die Eltern sagen: So gut wie der mit dem gebrochenen Haxn möchte ich es auch mal haben: 6 Wochen vollfinanziert aufm Sofa hocken ist doch wie Urlaub. Der mit dem gebrochenen Haxn sagt dann: So gut wie der wegen Depressionen arbeitsunfähige möchte ich es auch mal haben, der kann wenigstens rumlaufen und ich nicht. Und der Behinderte sagt: So gut wie die Eltern möchte ich es auch mal haben: die Kinder werden wenigstens groß, ich aber muss mein Leben lang damit umgehen.....
Das ist doch furchtbar....kann man nicht einfach mal anerkennen, dass Menschen, die ihren Lebensunterhalt temporär oder dauerhaft aus wichtigen Gründen nicht selbst erarbeiten können unterstützt werden sollten?
Und diese Unterstützung sollte erstens ausreichen, den Lebensunterhalt zu bestreiten und sie sollte angepasst sein an das was der Betreffende zuverdient.
Ein Dachdecker mit zwei gebrochenen Beinen soll meiner Meinung nach gerne so lange vollen Lohnausgleich bekommen, bis er wieder sicher auf beiden Füßen steht. Ein Bürohengst kann da wohl eher wieder an den Start.
Und dass ein zweijähriges Kind ein Fulltimejob ist, neben dem man nicht besonders viel zuverdienen kann, sollte eigentlich auch jedem klar sein. Bei einem 6 Jährigen schaut das schon anders aus. Und bei einem kranken Kind sieht es auch anders aus als bei einem gesunden. Und bei Alleinerziehenden schaut es anders aus als bei Familien mit zwei Elternteilen.
Die Altersspanne zwischen 0 und 3 Jahren sehe ich (ebenso wie ja offenbar auch unser Gesetzgeber) als eine Art Grauzone, in der die Eltern selber am besten entscheiden können und sollen, ob das Kind fremd oder zuhause betreut werden soll und in welchem Umfang.
Eins ist jedoch klar: Ein Kind in diesem Lebensalter zu versorgen ist DEFINITIV kein "faul aufm Sofa liegen". Egal wie viel Elterngeld man bekommt. Die Gefahr, die Du offenbar witterst, dass Eltern mit mehr Elterngeld sich einen faulen Lenz machen könnten, ist allein dadurch schon nicht gegeben, dass sich niemand mit einem so kleinen Kind einen faulen Lenz machen kann (es sei denn, er leistet sich eine Vollzeitnanny)
Übrigens gilt das AUCH, wenn man sein Kind voll fremdbetreuen lässt: Klar kann man ein Baby ab dem Alter von drei Monaten schon für 8 Stunden in die KITA parken. (was das Kind davon hat, sei mal außen vor), aber selbst DANN wird es darauf hinauslaufen, dass zumindest ein Elternteil nicht Vollzeit arbeiten kann.
Der Fall, dass die Kita direkt neben der Arbeitsstelle liegt und sich die Zeiten genau überschneiden dürfte die absolute Ausnahme darstellen.
Und ansonsten: viel Spaß dabei, einen Chef zu finden, der damit klarkommt, dass man immer etwas später kommt, oder früher geht, das dauernd der Wurm krank ist oder man mal eben zum stillen in die Kita rennt.
Wirklich: SO einfach ist das alles nicht, wie man sich vielleicht von außen vorstellen mag.
und die Familien, die es versuchen: Also die es irgendwie mit Bindfaden und Klebeband, mit Oma und Babysitter hinwurschteln, Kleinkinder UND Fulltimejob unter einen Hut zu bringen, die werden dann auch noch schief angeschaut, weil sie natürlich im Beruf nicht die Volle Leistung bringen. (wenn klein Erna die Nacht durchgebrüllt hat, man sich mit Mühe und Not um 6 ausm Bett geschleppt hat um um 8 am Job anzutanzen der wird wohl nicht DIE leistung bringen, wie einer, der all das nicht zusätzlich zu stemmen hat.)
Auch wird man dann unter Umständen häufiger fehlen oder zu spät kommen und ich gehe jede Wette ein: DANN sagt keiner: Hey, ist doch alles cool, komm ruhig ab und an zu spät: hauptsache Du beziehst kein Elterngeld und liegst nicht faul zuhause rum.
Und ich wette: man wird auch schief angeschaut, weil man eben es wagen kann, sein Kind so abzuschieben....
Also irgendwie sehr seltsam. Ich glaube, Eltern können es in unserer Gesellschaft nur falsch machen, oder auf Durchzug schalten.