Soooo, erstmal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen.
Ich will mal versuchen, es etwas zu bündeln.
Ich bin Solo, seit ein paar Jahren und tatsächlich sehr autark. In meinem Job, mit dem ich inhaltlich sehr zufrieden bin (hier und da sind ein paar Kollegen echt nervig und wir haben leider kein Home Office), bin ich auch ungebunden, also ich arbeite für mich, sitze auch in einem Büro allein und kann im Grunde kommen und gehen wann ich will, die Arbeit und die Wochenstunden müssen halt passen.
Ich habe tatsächlich sehr schnell gelernt, da ich und meine Geschwister sehr früh unabhängig werden mussten und auch eigenständig aufgewachsen sind (Eltern waren beruflich viel unterwegs), dass ich mit mir viel anfangen kann und nicht zwangsläufig Leute brauche, auch keinen Austausch.
Tatsächlich hatte ich früher eine riesige Clique, viele sind ins Ausland gezogen, oder weiter weg, damit hat sich da auch der Kontakt verflüchtigt, auch der "Ausnahmefreund", so nennen wir ihn mal, hat sich etwas rar gemacht, nachdem einer eine recht dominante Frau geheiratet hat, aber wir telefonieren so 1-2x noch im Jahr, sehr sehr selten, aber es fühlt sich nicht so an, sondern man steigt im Grunde ein, als hätte man sich nie aus den Augen verloren. Die Gespräche und Inhalte sind qualitativ einfach kurzweilig.
Oft das Gefühl, wenn ich mit langjährigen Freunden, die so alle im Umkreis von 50km mit dem Auto wohnen, treffe, dass es ultraoberflächlich geworden ist, viel Small Talk gebabbel und wenig wirklich substanzielle Gespräche, also von Außen betrachtet frage ich mich oft, .... wieso nehme ich da jedesmal den Fahrtweg auf mich, für solch einen Non Sense. Klar ist es oft auch witzig, aber überwiegen tun bei mir immer wieder die Gedanken "Hmm, lohnt sich das, dort hin zu fahren, bin ich am nächsten Morgen kaputt, kann meine Sachen daheim nicht so in Ruhe erledigen, wie geplant".
Aktiv bin ich unter Menschen schon, auch in Sportvereinen, wo man ja viele Menschen trifft. Hier ist es bislang etwas schwieriger geworden, Leute ins "Private mit zu nehmen", also in der Regel trifft man sich zum Sport und sieht sich dann die Woche nicht mehr. Manchmal schreibt man, aber die meisten sind eher mit Familie oder eigenen Themen beschäftigt und froh, wenn sie es 1-2x die Woche zum Sport schaffen. Hier hätte ich (meiner Meinung nach) wenigstens noch qualitativ andere Gespräche als teils mit Studienfreunden von früher, die sich sowohl privat als beruflich von mir weg entwickelt haben.
Ja, ich habe zb kommendes Wochenende wieder Samstag Abend eine EInladung zu einer Feier (wo ich eigentlich abends gern Sport gemacht hätte), werde das aber wohl wahrnehmen, dann habe ich den Sonntag Morgen jetzt zugesagt zum Brunch mit einer Freundin, die ich seit ein paar Jahren erst kenne.
Es ist schwierig, diese Balance zu halten, da ich schon ziemlicher Eigenbrödler bin, und mir auch selbst jetzt einmal die Frage gestellt habe, ob meine Gegenüber vielleicht deswegen auch so wenig über mich wissen, weil ich so wenig über mich erzähle, in der Regel höre ich eher zu.
Was ich hier raus lese, und das stimmt, Freunde, die man ewig kennt, bleiben auch die Phasen darüberhinaus, wir haben gemeinsam schon Urlaube, Ausflüge usw gemacht, das verbindet. Neue Freundschaften zu finden, das ist verdammt schwer in meinem Alter und das obwohl ich wirklich aktiv bin, in drei Vereinen inzwischen, über einen habe ich ein paar Kontakte aufbauen können, und auch das hat Jahre gedauert und ich würde sie eher als lockere Bekannte bezeichnen, bis das beim ein oder anderen eine Freundschaft werden kann, das dürfte noch einiges dauern.