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Erbe - Verzicht Pflichtanteil

Moody84

Mitglied
Hallo zusammen,

ich möchte euch kurz einen Fall schildern und bitte um eure Gefanken, Erfahrungen und Tipps dazu.

Meine Schwägerin rief soeben an. Mein Schwiegervater bittet sie und meinen Schwager darum, auf den Pflichtanteil ihres Erbes zu verzichten. Das alles soll notariell festgehalten werden. Stattdessen soll jeder von ihnen 15000 Euro bekommen.

Zu meinem Schwiegervater: Er ist ein äußerst schwieriger Mann. Mein Mann hat seit Jahren nur sporadisch Kontakt, da es in der Kindheit viel Gewalt gab, viele Lügen, und, und, und. Jedes Geschwisterkind geht anders mit der Vergangenheit um. Meine Schwägerin arbeitet es gerade therapeutisch auf, mein Schwager ist depressiv, verschuldet und wird diesen Vertrag auf jeden Fall unterschreiben.
Der Vater lebt mit seiner aktuellen Frau in einem Haus. Es gibt auch noch eine Halbschwester.

Heute Abend ließ sich herausfinden:

- Er hat meinem Schwager und Schwägerin gegenüber behauptet, mit meinem Mann gesprochen und ihm das Angebot auch unterbreitet zu haben. Dies ist nicht der Fall.
- Die 15000 Euro will er meinem insolventen Schwager unter der Hand geben
- Die Vierte im Bunde, die Halbschwester, wird gar nicht erwähnt und steht nicht im Vertrag.
-Er behauptet, den beiden zu seinen Lebzeiten noch eine Freude machen zu wollen.

Ich habe folgende Fragen;
- Warum sollen die Kinder auf den Pflichtanteil verzichten? Welchen Sinn macht das? Möchte er mehr an die vierte Tochter (Halbschwester) oder seine Frau vererben?
- Welche Auswirkungen hat es, wenn man auf den Pflichtteil verzichtet?
-Mein Schwager nimmt seinen Vater in Schutz und glaubt er geht so vor, damit seine Frau auch nach seinem Tod im Haus weiterleben kann. Könnte er dann nicht einfach ein lebenslanges Wohnrecht festlegen?

Ich bin hier rechtlich nicht bewandert, vielleicht bin ich auch zu skeptisch. Meine Schwägerin ist sehr verzweifelt und hat sich nun auch noch mit ihrem Bruder, meinem Schwager, zerstritten.

Mein Mann traut seinem Vater nicht über dem Weg. Er hat in der Vergangenheit schon viele miese Sachen gemacht, meist um einen Vorteil zu erhalten.

Ich habe meiner Schwägerin geraten, diesen Verzicht vom Erbteil von einem Anwalt gegenlesen zu lassen.

Was sind eure Gedanken zu diesem Fall?
Sind wir zu misstrauisch?
Warum will er einen Verzicht von Pflichtanteil zu Lebzeiten?

Danke für alle Gedanken.
 

flower55

Aktives Mitglied
Hallo,
was ich nicht so ganz nachvollziehen kann.

Die Familienverhältnisse scheinen nicht so einfach zu sein und es wird
recht wenig unternommen, die Familienkontakte zu pflegen.
Anscheinend wenig Interesse.

Und beim Auftauchen "finanzieller Zuwendungen" kommt es zu einem
Austausch, der sonst nicht üblich ist. Es kommt zu familiären Gedanken-
konstrukten, die ohne diese "finanziellen Zuwendungen" ruhen würden.

Beim Geldthema scheinen familiäre Getrenntheiten weniger an Bedeutung
zu haben, die vorher gewahrt wurden.

Entweder familiäre Getrenntheiten bleiben auch durch "finanzielle
Zuwendungen" so, wie sie bislang gepflegt wurden oder
ein gewisses "Geldbedürfnis" steht über all dem familiären Getrenntsein.
Was überwiegt bei Dir?

Bei mir: Habe ich recht wenig Kontakt zur Familie und bin auch ganz wenig
bereit, familiäre Kontakte zu pflegen, so brauche ich aus diesen
familiären Verhältnissen, wie immer sie gestrickt sind, kein Geld.
Habe ich viel Kontakt zur Familie und pflege ich ihn liebevolle, so brauche
ich auch das Geld nicht; es sei ihnen gegönnt.
Ich sorge selber für mein finanzielles Auskommen.

alles Liebe
flower55
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Das alles soll notariell festgehalten werden.
Das ist der übliche Weg für eine rechtlich wasserdichte Dokumentation.
Der Vater lebt mit seiner aktuellen Frau in einem Haus. Es gibt auch noch eine Halbschwester.
Hier liegt der Grund für all das. Er möchte sein Erbe für seine neue Familie sichern und einen sauberen Cut. Spätere Erbstreitigkeiten wären damit ausgeschlossen.
- Die 15000 Euro will er meinem insolventen Schwager unter der Hand geben
Das ist vermutlich der einzige Weg, damit der Schwager etwas davon hat und für den wohl auch der einzige Anreiz, sich auf den Deal einzulassen. Erhält er das Geld offiziell würde der Betrag sonst ja wahrscheinlich an die Gläubiger durchgereicht werden müssen. Rechtlich sauber ist das nicht, es ist Betrug, aber das sollte dich nicht beschäftigen. Es ist eine Sache zwischen den beiden. Notariell festhalten kann er das dann aber auch nicht bzw. der Schwager wäre schön blöd das zu unterschreiben.
- Die Vierte im Bunde, die Halbschwester, wird gar nicht erwähnt und steht nicht im Vertrag.
Das ist die Tochter der aktuellen Frau? Muss ja auch nicht. Sie verzichtet dann eben als einziges Kind nicht auf ihr Erbe, indem sie eine Ausgleichszahlung annimmt.
-Er behauptet, den beiden zu seinen Lebzeiten noch eine Freude machen zu wollen.
Träfe ja auch zu, da das Erbe somit nur noch den beiden zustehen würde und sie schon jetzt wissen, dass dann kein Ärger um das Erbe seitens der übrigen Kinder droht.
Ich habe folgende Fragen;
- Warum sollen die Kinder auf den Pflichtanteil verzichten? Welchen Sinn macht das? Möchte er mehr an die vierte Tochter (Halbschwester) oder seine Frau vererben?
Ja. Siehe oben.
- Welche Auswirkungen hat es, wenn man auf den Pflichtteil verzichtet?
Du hast keine gesetzlichen Ansprüche mehr. Weder auf das Haus, noch auf irgendwelche anderen Vermögenswerte; es sei denn, er vererbt euch ausdrücklich noch etwas.
-Mein Schwager nimmt seinen Vater in Schutz und glaubt er geht so vor, damit seine Frau auch nach seinem Tod im Haus weiterleben kann. Könnte er dann nicht einfach ein lebenslanges Wohnrecht festlegen?
Klar könnte er das. Das Haus würde ihr aber nicht gehören, sofern sie die Erben nicht anderweitig auszahlen kann.

Mein Mann traut seinem Vater nicht über dem Weg. Er hat in der Vergangenheit schon viele miese Sachen gemacht, meist um einen Vorteil zu erhalten.
Ich finde das bei Erbangelegenheiten immer etwas kritisch, denn es geht ja um das Vermögen des Erblassers, zu dem das Verhältnis sehr schlecht ist (Grund ist erst mal zweitrangig). Ein bisschen ketzerisch ausgedrückt: Kontakt will man nicht, auf das Vermögen meint man aber einen Anspruch zu haben. Moralisch ist das doch irgendwie fragwürdig, oder?
Sind wir zu misstrauisch?
Ihr steht euch wahrscheinlich schlechter als von gesetzeswegen.
Grundsätzlich finde ich am Vorgehen des Vaters aber nichts Anrüchiges. Sein Fokus liegt auf der neuen Familie und für die möchte er das Bestmögliche rausholen.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöscht 124822

Gast
Wie oben geschildert möchte der Vater der neuen Familie das Erbe hinterlassen und ihr sollt abgespeist werden.
Ich würde das auf keinen Fall unterschreiben und 15.000€ sind viel zu wenig .

Sollte so eine Lösung in Betracht gezogen werden , gehört die Immobilie geschätzt und die Summe erhöht dem Wert entsprechend.

Persönliche Gefühle wie schwieriger Charakter würde ich aussen vorlassen .

Auch könnte der Vater eigentlich das Haus auf die neue Frau überschreiben jetzt , dann würden die Kinder aus erster Ehe nichts erhalten von der Immobilie außer Pflichtteil des Bargeldes welches noch vorhanden wäre oder andere Wertgegenstände
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Moody84

Mitglied
Hallo,
was ich nicht so ganz nachvollziehen kann.

Die Familienverhältnisse scheinen nicht so einfach zu sein und es wird
recht wenig unternommen, die Familienkontakte zu pflegen.
Anscheinend wenig Interesse.

Und beim Auftauchen "finanzieller Zuwendungen" kommt es zu einem
Austausch, der sonst nicht üblich ist. Es kommt zu familiären Gedanken-
konstrukten, die ohne diese "finanziellen Zuwendungen" ruhen würden.

Beim Geldthema scheinen familiäre Getrenntheiten weniger an Bedeutung
zu haben, die vorher gewahrt wurden.

Entweder familiäre Getrenntheiten bleiben auch durch "finanzielle
Zuwendungen" so, wie sie bislang gepflegt wurden oder
ein gewisses "Geldbedürfnis" steht über all dem familiären Getrenntsein.
Was überwiegt bei Dir?

Bei mir: Habe ich recht wenig Kontakt zur Familie und bin auch ganz wenig
bereit, familiäre Kontakte zu pflegen, so brauche ich aus diesen
familiären Verhältnissen, wie immer sie gestrickt sind, kein Geld.
Habe ich viel Kontakt zur Familie und pflege ich ihn liebevolle, so brauche
ich auch das Geld nicht; es sei ihnen gegönnt.
Ich sorge selber für mein finanzielles Auskommen.

alles Liebe
flower55
Du hast da etwas falsch verstanden. Wir sind raus aus der Sache, wir wollen nichts von dem Geld. Mein Mann will aber nicht, dass seine Schwester, die sehr wohl noch Kontakt hat, übers Ohr gehauen wird. Die Frage ist, sind wir da ui skeptisch. Aber ist die ganze Sache grundsätzlich nicht komisch? Oder kennt jemand so ein Vorgehen?
 

weidebirke

Urgestein
Wäre ein Verzicht vor Erbfall denn überhaupt möglich? Und hätte das dann auch ewige Gültigkeit oder könnte man seinen Verzicht nicht beim Erbfall zurückziehen?

Der Schwiegervater scheint ja nicht dem Tode nahe.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Wäre ein Verzicht vor Erbfall denn überhaupt möglich? Und hätte das dann auch ewige Gültigkeit oder könnte man seinen Verzicht nicht beim Erbfall zurückziehen?

Der Schwiegervater scheint ja nicht dem Tode nahe.
Du kannst jederzeit verzichten. Und nein, dir das dann wieder anders zu überlegen geht m.W. nicht. Dafür sichert man das ja notariell ab.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Wie oben geschildert möchte der Vater der neuen Familie das Erbe hinterlassen und ihr sollt abgespeist werden.
Ich würde das auf keinen Fall unterschreiben und 15.000€ sind viel zu wenig .

Sollte so eine Lösung in Betracht gezogen werden , gehört die Immobilie geschätzt und die Summe erhöht dem Wert entsprechend.

Persönliche Gefühle wie schwieriger Charakter würde ich aussen vorlassen .

Auch könnte der Vater eigentlich das Haus auf die neue Frau überschreiben jetzt , dann würden die Kinder aus erster Ehe nichts erhalten von der Immobilie außer Pflichtteil des Bargeldes welches noch vorhanden wäre oder andere Wertgegenstände
Ob das zu wenig ist hängt vom Wert der Immobilie ab, das muss ja nicht zwingend ein hochwertiges Haus sein. Der gesetzliche Erbteil wird nach einer festen Formel in Relation zum Wert berechnet.

Häuser können natürlich auch im Wert noch deutlich steigen, so wie es ja in Summe auch über die Jahre bei vielen Immobilien geschehen ist. Das hat die bereits abgefundenen Kinder dann natürlich nicht mehr zu interessieren.

Ob jemand auf ein solches Angebot eingeht mag auch davon abhängen, wie dringend er Geld braucht. Theoretisch kann das Erbe natürlich auch noch aufgebraucht werden z. B. durch den Pflegefall. Da wäre das Angebot dann die Sache mit dem Spatz in der Hand.. 😉
 
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