Ich würde das Problem anders sehen, grundlegender identifizieren.
Ich gehe von zwei Problemen aus:
1. Meine mangelhafte Risikoabschätzung. Ich hätte das natürlich nie gemacht, wenn ich es von vornherein als gefährlich angesehen hätte.
Mangelhafte Risikoeinschätzung kann aber nicht nur in diesem Kontext gefährlich sein, sondern in jedem
2. Faktor Zufall und Pech. Das kann einen immer wieder treffen
Zu 1. Es gibt keine allgemeine Fähigkeit, Risiken abzuschätzen, nur spezifische. Es ist möglich, dass jemand als Autofahrer sehr gut, sehr erfahren ist und die Risiken im Straßenverkehr gut einzuschätzen weiß.
Der gleiche Mensch ist darum nicht automatisch in der Lage, zum Beispiel ein Straßenbild in Hinblick auf die Risiken, überfallen werden zu lesen oder die Risiken im Regenwald perfekt abzuschätzen.
Wenn du dich zum Thema menschliche Gewalt theoretisch weiterbilden willst, kann ich dir als sehr praxisbezogenes Buch 'Facing Violence' von Rory Miller empfehlen, falls du Englisch sprichst.
Leider weiß ich nicht, wie es bei diesem Buch mit Übersetzungen in andere Sprachen aussieht.
Unabhängig davon, würde ich nicht unbedingt annehmen, dass ein Fehler in der Risikoabschätzung automatisch einen Mangel an Kompetenz in diesem Bereich bedeutet.
Auch ein guter Autofahrer kann zum Beispiel einen Unfall haben...
Zu 2. Du hast Recht. Jeder kann Pech haben und manchmal schlägt das Unglück zu. Die kleine, persönliche Welt, in der wir leben, ist ungeheuer verwundbar. Und zu Zeiten fühle ich das stark.
Meist gelingt es mir, dieses Gefühl weg zu drücken, dass alles brüchig ist, dass ich verwundbar bin, aber nicht immer. In einem Buch, über Buddhismus, das ich mal gelesen habe, bezeichnete die Autorin das als das Gefühl grundlegenden Zweifels. Ich nehme an, dass es viele Menschen kennen, gerade die, denen ein Unglück zugestoßen ist und manchmal auch die, denen fast eins zugestoßen wäre.
'Darum empfehle ich allen, das Leben zu genießen, denn es gibt für den Menschen nichts Besseres auf der Welt, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein. Das wird ihn bei seiner Mühe begleiten das kurze Leben hindurch, das Gott ihm gegeben hat.'
Buch Prediger (Kohelet) in der Bibel, Kapitel 8, Vers 15.
Das ist tatsächlich die innere Haltung, die mir dann am besten hilft, obwohl ich nicht sehr gläubig bin.