Ja, das sehe ich auch so: Eine Quote bringt nichts und wird vor allem nicht angenommen, weil sie polarisiert und dort wo sie vielleicht tatsächlich etwas bringen KÖNNTE dann deswegen versagt, weil sie eben nicht angenommen wird.
Es müssen andere Wege gegangen werden.
Also die Quote ist für mich ein eher untaugliches Mittel, Gleichberechtigung herzustellen.
ABER sie ist deswegen keine Gleichmacherei.
Gleichmacherei ist zwar ein polemisierender Ausdruck, aber inhaltich setzt dieser Ausdruck ja vorraus, dass es unüberwindbare Unterschiede gäbe, die eine Gleichberechtigung/Gleichbehandlung grundsätzlich nicht möglich machen und man dewegen versuche, krampfhaft eine Gleichberechtigung auf anderem Wege zu erzielen.
Also zB wäre es eine "Gleichmacherei" wenn man jetzt einfach nur aus Prinzip Frauen eine Prostatauntersuchung bezahlen würde, weil es ja diskriminierend wäre, eine leistung nur aufgrund des Geschlechts zu zahlen. DA wäre es wirklich eine sinnlose Gleichmacherei von Dingen, die einfach nicht gleich SIND und die Unterschiede stehen halt eben nicht auf einem anderen Blatt sondern sind handlungsentscheidend.
Aber das trifft ja bei der Quotenfrage nicht zu, denn da geht es um Jobs, in denen gleiche berufliche Eignung durchaus möglich ist und faktisch stattfindet.
In diesem Zusammenhang von Gleichmacherei zu reden passt also nicht, weil eben Gleichmacherei nur dann anwendbar ist, wenn es garkeine gleiche Eignung geben KANN (logisch: Wenn man was gleichmachen will, muss man von etwas reden, das in DIESER Hinsicht nicht gleich ist, sondern sie relevant unterscheidet- man kann nichts glieich machen, was bereits gleich ist, nur unterrepräsentiert ist!). OK, vor 100 jahren hätte man das wohl gesagt: Waaasss das geht doch garnicht, dass Frauen im Aufsichtsrat sind: Dafür sind Frauen grundsätzlich nicht geschaffen und jetzt so zu tun als könnten sie es, ist doch reine gleichmacherei.
Aber diese Sichtweise teilt ja echt keiner hier, als passt der Ausdruck nicht.
Eigentlich gibt es außerhalb solcher Extrembeispiele wie der Prostauntersuchung für alle ja relativ wenig Dinge, auf die der Ausdruck "Gleichmacherei" überhaupt passt.
Wenn man Menschen gleiche Rechte zugesteht macht man sie ja nicht gleich: Dann wäre unser Grundgesetzt ja der größte Gleichmacher überhaupt: Alle Menschen sind vor dem Gesetzt gleich....(das gesetzt meint: gleichberechtig nicht, dass alle gleich aussehen, fühlen, denken oder befähigt sind.)
Der Ausdruck wird oft einfach dafür gebraucht, wenn es darum geht dass man verschiedene Menschen trotzdem gleichberechtigt behandeln kann und muss, es sei denn die Unterschiede beziehen sich DIREKT auf den Aspekt den man gerade beurteilt.
Also zB sind natürlich Männer und Frauen hinsichtlich ihrer sportlichen leistungfähigkeit unterschiedlich zu bewerten: Also deswegen teilt man in Männer-und Frauenmannschaften ein: Logisch.
TROTZDEM dürfen Männer und Frauen beim Sport die gleichen RECHTE für sich in Anspruch nehmen: Also sie dürfen zB alle Sportarten ausüben und werden nicht aufgrund ihres Geschlechts zB vom Fußball ausgeschlossen.
Oder noch plastischer: natürlich sind ein Schwuler und ein Hetero Mann hinsichtlich ihrer Sexualität unterschiedlich, aber trotzdem dürfen sie doch in der gleichen Fußballmannschaft spielen, denn der Unterschied (sexualität) spielt bei der Spieltauglichkeit keine Rolle.
Also ich denke, es ist klar worum es geht: Jedoch wird genau dieser Aspekt immer wieder komplett ignoriert, wenn es um Fragen der Gleichberechtigung geht: Dann heißt es gerne: Wollt ihr alles gleich machen? Gleich"berechten" wird mich gleichmachen übersetzt, was natürlich nicht den Kern widerspiegelt.
Dass es darum nicht geht und Menschen trotz ihrer Unterschiede gleiche Rechte haben müssen, das muss man irgendwie immer wieder erwähnen und trotzdem: es wird jemand kommen und sagen: aber dann sollen doch Frauen aufm Bau schleppen, dann bekommne sie auch das gleiche Geld. gähn...
Und dann kann man halt nur sagen: Eine Frau, die aufm Bau die gleiche Arbeit macht wie ein Mann bekommt hoffentlich das gleiche Geld und ein Mann und eine Frau, die NICHT aufm Bau arbeiten, aber anderswo, bekommen bei gleicher leistung hoffentlich auch das gleiche Geld und nicht die Frau weniger, weil der Mann theoretisch aufm Bau mehr schleppen könnte.