Früher habe ich Kontakte gepflegt, einfach weil ich nicht allein sein wollte oder konnte. Oder oft dachte, ich bin defizitär, wenn ich allein bin.
Ich hatte einen ur-alten Freundeskreis aus Schul- und später noch einen vergleichbaren aus Studienzeiten. Der letzte hat sich bis heute in Teilen gehalten. Aber ich habe beide auslaufen lassen. Man überlege sich mal, wie viele Jahre man sich kennt und wie man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat, sei es in Sachen Gespräche, Themen und Co. Das ist also garnicht wertend gemeint.
Aber ich gebe ein Beispiel. Ein ex Studienkollege arbeitet jetzt selbständig und hat gut Geld gemacht. Das ist also sein Maßstab für Gespräche. Da geht es nur ums Geld, Karriere und Co. Und ich hatte irgendwann keine Lust mehr, alle drei Monate wo wir uns trafen, zu erklären, wieso ich zufrieden bin mit dem was ich habe und ich nicht ständig mehr brauche. Irgendwann habe ich den Kontakt auslaufen lassen.
Anderes Beispiel, vor einem Jahr habe ich eine Frau kennengelernt, eigentlich schon aus näherem Interesse. Ich habe aber schnell festgestellt, dass sie sehr krass auf Männersuche ist und das auch ihr Thema Nr 1 zu sein scheint. Das war mir zu eintönig, auch die ständige Suche von ihr, die ich passiv mit bekommen habe....also selbst wenn wir mal zusammen unterwegs waren, war sie ständig auf der Suche und das war mir echt zu nervig. Sie wollte sich dann auch ständig noch treffen, aber nicht weil ich so ein netter Kerl bin, sondern weil sie keine Lust hatte allein zu sein. Also bei ihr ist es fast wahllos gewesen, mit wem sie etwas unternimmt, hauptsache nicht allein. Die Gesprächsinhalte waren sehr sehr oberflächlich, was mir irgendwann als Zeitverschwendung vor kam und ich auch hier den Kontakt abgebrochen habe.
Es ist verdammt schwer, neue Freunde zu finden, aber nur weil das verdammt schwer ist, gerade ab 35 habe ich das gemerkt, weil hier erst mal jeder mit sich, Karriere, Familie beschäftigt ist, nehme ich trotzdem nicht alles mit, nur um nicht allein zu sein.
Der Punkt ist, dass ich Freundschaften anders betrachte als viele heutzutage. Also jemanden, der sich auch für mich interessiert, zuhört und da ist, und das ist selten. Jemand, der einfach meine Zeit füllt und mich nicht allein fühlen lässt, ist noch lange kein Freund für mich, auch wenn viele das heute schon als Freundschaft definieren.