Hallo BaumOnkel
ich finde es gut, daß Du einen Blick auf Deine Kinder hast und Dich sorgst.
Ich würde aber nicht in erster Linie negativ mit Blick auf den Nachbarn und dessen möglichem Background ansetzen, sondern positiv mit der Vermittlung von Werten an Deine Kinder.
Was nützt es Dir, wenn Du herausfindest, daß dieser eine Nachbar doch eher tolerant und weltoffen ist und nur irgendwie in seinem Outfit in der Vergangenheit hängengeblieben ist, wenn die Kinder woanders beeinflußt werden.
Ich würde den Kindern Werte bewußt vorleben und auch im Gespräch immer wieder thematisieren. Und ich würde sie ermutigen, ihren Standpunkt zu vertreten - auch mir gegenüber - und sie zu stärken, sich eine eigene Meinung zu vielen Themen zu bilden.
im konkreten Fall, würde ich bewußt den Kontakt zum Nachbarn suchen. Nicht nur beim einmaligen Grillen. Z.B. wenn ich mit meinem Kind irgendwohin muß, würde ich es nicht erst allein nachhause kommen lassen, sondern sagen: "Kein Problem, ich hole Dich bei Deinen Nachbarkumpels ab und wir fahren dann von dort aus zum Einkaufen." Dann kann man immer mal wieder ein Schwätzchen mit dem Nachbarn halten und sich so kennenlernen. Vielleicht ist das ja auch für Dich eine Chance einen echt netten Typ und guten Nachbarn kennenzulernen. Kann ja sein. Vielleicht hilft es auch nur, um ihn als Anlaß zu nehmen, Deine Kinder soweit zu stärken, daß sie nicht so leicht beeinflusst werden.
Ich halte sowieso sehr viel davon, einen guten Draht zu all seinen Nachbarn zu haben und würde mich an Deiner Stelle aufmachen, gute Kontakte zu knüpfen. Gute Nachbarschaft ist Gold wert. Wenn irgendwas akutes ist, sind die Nachbarn aufgrund der Nähe die ersten, die helfen, noch bevor Familie oder Freunde sich überhaupt auf den Weg gemacht haben. Gute Nachbarn achten aufeinander, leihen sich was aus, passen auf die Häuser auf, wenn jemand im Urlaub ist... Und es gibt nichts angenehmeres, als in Ruhe und Frieden mit seiner Umgebung zu leben. Das funktioniert am besten über persönlichen Kontakt.
Ich kann übrigens auch gut mit Nachbarn leben, deren Einstellung ich nicht teile, wenn sie ansonsten ok sind. Das heißt nicht, daß ich meine andere Einstellung nicht deutlich mache und vertrete, auch zum Diskurs bereit bin, aber ich beurteile Menschen nicht nur danach. Menschen sind bedeutend vielschichtiger.
Ich habe einen Freund, der Homosexualität ablehnt und ich habe Freunde, die ausländerängstlich bis -feindlich sind. In der Coronazeit deckten meine Freunde das komplette Spektrum von krassesten sog. Verschwörungstheoretikern über Skeptikern und sog. Systemtreuen alles ab. Man kann durchaus Unterschiede aushalten, sich auch inhaltlich auseinandersetzen und trotzdem den Menschen weiterhin schätzen.
Ich finde es einen guten Wert, den Du Deinen Kindern vermitteln kannst, daß sie sich zu möglichst vielen Themen eine eigene Meinung bilden, diese auch vertreten, aber andere Menschen nicht komplett ablehnen und verurteilen, wenn diese andere Meinungen vertreten. Daß sie nicht ins Schwarz-Weiß-Denken verfallen, sondern offen bleiben für Vielschichtigkeit und auch Widersprüchlichkeit von Menschen. Aber daß es ihnen gelingt, Aussagen zu hinterfragen und bei ihren Werten zu bleiben.
Und dann finde ich es wichtig, sich auch noch mal bewußt zu machen, daß die Einstellung des Vaters nicht unbedingt etwas über den Kontakt der Kinder aussagen muß. Zu oft wird aufgrund des vermeintlich schlechten Elternhauses den Kindern verboten miteinander zu spielen. Damit tut man oft den Kindern Unrecht.