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Imposter-Syndrom und Existenzängste, Prokrastination

CoD91

Mitglied
Vielen Dank an die vielen Kommentare!

Mittlerweile habe ich mir ein neues Hobby angeschafft, nämlich angeln und ab und zu Fahrrad fahren. Aber auch hier denke ich leider noch zu oft an den Job, außer ich unternehme es mit Freunden.

Und ja, die Angst habe ich definitiv vom Vater bekomme. Schon als Kind haben mein Bruder und ich eingetrichtert bekommen, dass viel Geld verdienen wichtiger ist, als Spaß an der Arbeit zu haben. Am Anfang seiner eigenen Karriere hatte er definitiv keinen Spaß, aber mit Mitte 30 weiß ich ganz genau, dass mein Vater viel Spaß in seinen zwei Jobs hatte, die er für 15 Jahre gemacht hat und viel verdient hat.

Ich weiß dass ich absolut keine Angst haben müsste über meine Zukunft, wie gesagt habe ich ein Polster und eine Wohnung. Aktuell zahle ich die Umlagen an meinen Vater für die Wohnung und einen kleinen Obulus, wenn das wegfällt hätte ich nur noch Fixkosten i.H.v. 400 €. Das würde für viele gute Jahre reichen. Trotzdem mache ich mich verrüct.

Das mit der "Brille deines Vaters" finde ich sehr gut, danke hierfür!

Schon seitdem ich zurückdenken kann erzählt mein Vater uns, wie schwierig er es hatte und das hatte er definitiv. Seine Eltern haben ihn hier als Kind zurückgelassen und er musste für alles hart arbeiten. Auf einer Seite sagt er, er tat und tut es für seine Kinder und auf der anderen Seite hat er uns aber nie das machen lassen, worauf wir Lust hatten, er aber nicht.

Habe mir vorgenommen, wenn ich Kinder habe, wird es ihnen gut gehen, so dass sie das ausüben können, was sie möchten. Ich kann meinen Vater voll verstehen, es war eine harte Zeit für ihn und durch seine harte Arbeit geht es der Familie gut, aber genau durch seine harte Arbeit sind die harten Zeiten eigentlich vorbei, aber anscheinend nicht für ihn.

Aber genau das habe ich immer eingetrichtert bekommen und fühle es auch so, wie oben gesagt mit "Erbe".

Meine Hausärztin sagte mir auch, was ich mit dem ganzen Geld will, die Wände tapezieren? Sie hat Recht! Durch die Einstellung meines Vaters habe ich immer an die Zukunft gedacht, immer wie ich meine Zukunft sichere.

Beispiel: als Kind wollte ich immer Polizist werden oder Geologie/Archäologie studieren. Polizist wurde wie oben beschrieben nichts. Archäologie hat er mir mehr oder weniger vermiest, weil ich ein Grobmotoriker bin und Geologie habe ich mich gar nicht getraut, da es weiter weggewesen wäre und ich nicht noch mehr auf der Tasche der Eltern liegen wollte (Bafög bekam ich nicht).

Habe mich auch bei einer Psychologin gemeldet und hoffentlich bekomme ich einen Termin im Oktober.

Meine Kernprobleme kenne ich selbst, nur wie ich daran arbeiten kann muss mir jemand helfen.
 

Youshri

Aktives Mitglied
ich wirklich weiß, dass ich es übertreibe.
Ja, das wird der Punkt sein.
Du machst den Eindruck, als ob Du nur dem Luxus, dem Zuviel und dem Überflüssigen nachläufst. Und selbst, wenn Du dazu den Segen Deines Vaters hast, ist das eher der falsche Weg. Pass auf, dass Dir diese Geldhorterei nicht zum Verhängnis wird. Daraus könnte eine grosse Leidenschaft entstehen, nämlich Geiz. Und der macht Dich dan schliesslich noch krank.

Versuch, Dich darauf zurück zu besinnen, was Du wirklich brauchst, und schaff' Dir ein sinnvolleres Leben. Daran zu arbeiten, wäre nicht dumm. Denn dann wirst Du adäquate Zufriedenheit feststellen und nicht über angenehme und freundliche Berufssituationen den Kopf schütteln, so, als ob Dir Ärger fehlen würde.
 

CoD91

Mitglied
Ich bin nicht einmal so sehr auf Luxus, im Gegenteil. Deshalb müsste ich eigentlich noch weniger Sorgen um die Zukunft haben, da ich keine dicken Autos fahren muss, dicke Uhren tragen muss oder mit anderen Sachen prahle. Habe auch keine teuren Hobbys.

Möchte mir seit 1,5 Jahren einen neuen PC kaufen und überlege ständig, ob ich es wirklich brauche und hole es nicht.

Früher war ich sogar geiziger, meine Frau hat mich da lockerer gemacht. Aber ich dafür bei ihr, dass man auch nicht zu viel ausgeben sollte ;).

Manchmal versuche ich mir ein Beispiel zu nehmen an Menschen, die anscheinend sorgloser durch das Leben gehen. Habe einen Freund, der war 15 Monate arbeitslos und hat erst nach einem Jahr angefangen, Jobs zu suchen. Mit dem ersten Gehalt gleich ein Auto geholt.

Klar ist es vielleicht zu übertrieben, aber anscheinend muss er sich ja denken "ach egal wird schon."

Mein Schwiegervater ebenfalls, wenn er jetzt Lust auf ein neues Motorrad hat, holt er sich es und sagt, er lebt jetzt und nicht später. Er holt sich zwar auch viel unnötiges Zeug, aber irgendwie wird es ja anscheinend schon.

Andere Freundin ebenfalls, sie verdient sehr gutes Geld, 3000 € netto und trotz Warmmiete von 900 € bleibt kaum was übrig. Weil sie gerne draußen Essen geht, viel Urlaub macht. Ja das ist auch eine Extreme, die nicht sein muss, aber anscheinend läuft es ja auch irgendwie.
 

CoD91

Mitglied
Ich habe jetzt mal nachgeschaut was "Imposter-Syndrom" bedeutet. Du bist kein Hochstapler. Ein Hochstapler ist jemand der nur vorgibt eine Kaderposition zu haben, jemand der mit Geld um sich wirft das er nicht hat um Eindruck zu schinden und sich Vorteile zu verschaffen. Du aber hast sowohl Position als auch Geld, du bist einfach nur für diese Funktion nicht geschaffen. Aber das macht dich noch nicht zu einem Hochstapler.

Ich lese jetzt erstmal deine Beiträge nochmal durch, bevor ich weiter labere. Mal gucken ob wir dir helfen können. 🙃
Danke! Bei mir habe ich aber eher das Gefühl, dass ich im Job "fake" oder wie es heißt, fake it until you make it.

Wie gesagt war ich mit meiner Leistung extrem unzufrieden im 2. Job, ich kam kaum hinterher meiner Meinung nach und machte zum Teil eher Aufgaben, die nicht so wichtig waren. Lungerte manchmal sogar einfach nur herum. Was war? Sowohl der Kunde als auch Arbeitgeber waren endlich froh, dass es mal Rund läuft.

Auch im jetzigen Job gibt es manchmal Tage, an denen ich 1h arbeite, auch vor meiner Beförderung. Ich arbeite keinen einzigen Tag über 6h hart durch. Aber was ist? Man ist zufrieden und ich denke mir, wieso? "Fake" ich es so gut?
 

Youshri

Aktives Mitglied
Ich bin nicht einmal so sehr auf Luxus, im Gegenteil.
Ganz klar.
Habe auch keine teuren Hobbys.

Möchte mir seit 1,5 Jahren einen neuen PC kaufen und überlege ständig, ob ich es wirklich brauche und hole es nicht.
Auch das passt, ja.
Früher war ich sogar geiziger, meine Frau hat mich da lockerer gemacht. Aber ich dafür bei ihr, dass man auch nicht zu viel ausgeben sollte ;).
;)


Die andere Seite
Mit dem ersten Gehalt gleich ein Auto geholt.
Weil er es braucht und es ihm vorher gefehlt hat.
Mein Schwiegervater ebenfalls, wenn er jetzt Lust auf ein neues Motorrad hat, holt er sich es und sagt, er lebt jetzt und nicht später.
Weil er zu leben weiss.

Extreme, egal auf welcher Seite, sind nie gut. Das nennt man einfach "Hybris". Und genau das ist ja im Leben das Schwierige, nämlich überall die goldene Mitte zu finden. Oder das Mass.

Also pass trotzdem auf, denn es geht um Deine Gesundheit.
 

buriba

Mitglied
Es tut gut zu lesen, dass ich nicht allein bin mit diesen Gefühlen. Das Imposter-Syndrom kenne ich auch nur zu gut... :confused:
Bei mir hilft es manchmal, kleine Erfolge bewusst wahrzunehmen und mich daran zu erinnern (vor allem immer mal wieder am Ende des Tages), dass ich diese erreicht habe. Auch wenn es sich schwer anfühlt, hilft es mir, meinen Tag klar zu strukturieren, um die Prokrastination in den Griff zu bekommen.

Denke, dass jeder für sich einen Weg finden muss, um diesen Kreislauf ein wenig zu durchbrechen. Bei mir hat es (so weit so gut) zumindest geklappt! :)
 

CoD91

Mitglied
Danke! Versuche seit einigen Monaten darauf zu achten und etwas klappt es. Mittlerweile schaue ich bei den Städtetrips, die ich gerne mit meiner Frau mache, nicht ständig auf den Hotelpreis. Früher hätte ich sogar eine Kurzreise gar nicht gemacht, wenn es keine günstige Alternative gibt. Jetzt mach ich es einfach, aber natürlich nicht gleich das teuerste Hotel ;).

Ich feiere z. B. auch die zwei Mitarbeiter in der Firma (wir sind eine kleine Firma). Mann und Frau. Die Frau war schon vor mir da und wechselte von einer großen Firma. Habe mit ihr geredet und sie dachte sich, warum nicht mal probieren.

Ihr Mann ebenfalls und beide verdienen deutlich weniger als ich, leben aber unter sehr ähnlichen Umständen (Haus gehört den Eltern). Ich bezweifle sehr, dass die sich jede Woche Gedanken machen, was passieren würde, wenn die kleine Firma dicht macht, vor allem wenn man heutzutage Nachrichten hört.
 

Savay

Aktives Mitglied
Hi CoD91,

trifft davon etwas zu ?

1. Ständige Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung.

2. Fokussierung auf die eigenen Fehler führt zu einem verengten Blickwinkel und erlaubt nicht, die Erfolge richtig zu würdigen. Stattdessen wird stets das Negative betont.

3. Verzettelung wegen zu großer Detailverliebtheit und der Angst, sich zu entscheiden.

4. Überbetonung von Regeln und Vorgaben zulasten von Individualität und Kreativität.

5. Dauerhafter Stress, da Perfektionisten aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen Schwierigkeiten haben, sich von den Aufgaben zu lösen. Das macht sie auch zu perfekten Kandidaten für ein berufliches Burn-out.
usw.

Gibt noch einige Punkte mehr, vor allem die Angst davor ertappt zu werden, dabei weiß man oft noch nicht mal genau wegen was.

Die Kardinalstugenden können wohl ein stückweit helfen. Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und wie von Youshri schon erwähnt, Maß.

Würdest du sagen du hast hohe Ideale?
Und ist es dir wichtig was für ein Bild du nach Außen abgibst?
Wie gut verträgst du Kritik?
 

CoD91

Mitglied
1-3. trifft voll zu. 4. Nicht und 5. trifft auch zu.

Ich habe eigentlich dauerhaft die Angst, erwischt zu werden, wie ich auf gut deutsch "die Eier schaukele", aber im Endeffekt erledige ich die Arbeiten fast immer fristgerecht und manchmal habe ich eben nichts zu tun. Statt nichts zu tun überlege ich ständig, was ich jetzt mehr leisten könnte für die Firma.

Als Kind und junger Erwachsener hatte ich hohe Ideale wie Gleichgerechtigkeit, Fairness, Hilfsbereitschaft etc. Durch meinen Vater habe ich vor einigen Jahren jedoch "gelernt", dass man fast immer nur ausgenutzt wird, nur dann zu helfen, wenn ich einen Nutzen darin sehe.

Seit einem halben Jahr habe ich es mehr oder weniger wieder abgeschafft und helfe wieder gerne, so wie ich eben war und bin und lehne nicht ab, nur weil ich ausgenutzt werden könnte.

Zu Schul- und Studienzeit war mir mein Bild nach außen egal, war oft anderer Meinung als die Allgemeinheit und auch etwas rebellisch. Seit meinem Beruf achte ich besonders darauf, keine "falsche" Meinung öffentlich zu machen, auch ist es mir seit dem Beruf wichtig, beruflich "besser" dazustehen als Bekannte und Freunde, obwohl ich mich dafür hasse.

Ich komme aus einer Gastarbeiterfamilie, es gab schon immer einen "Kampf", immer besser zu werden als die anderen. Keiner von den Gastarbeitern hatte es wirklich leicht und musste hart arbeiten.

Auch spielt Neid und Eifersucht eine viel größere Rolle als sogar in der deutschen Kultur. Ich finde es schön, wie wir in Deutschland mit Ärzten, Geschäftsführern, Fließenlegern, Kassierern an einem Tisch sitzen und Bier trinken. Kann man in den Kulturkreisen Familie vergessen, da ist es peinlich, wenn sich der Ingenieur mit einem Fließbandarbeiter an einen Tisch setzt. Meine Familie ist zwar jetzt nicht so extrem drauf, aber vergleichen tun sie sich trotzdem.

Ich bin der erste und immer noch der Einzige, der erfolgreich studiert hat. Trotzdem vergleiche ich mich mit anderen Bekannten, die einen "einfachen" Job (bitte nicht falsch verstehen) haben und irgendwie sorgloser leben.

Kritik vertrage ich gut, außer es kommt von Familie und Freunden.
 

Savay

Aktives Mitglied
Seit meinem Beruf achte ich besonders darauf, keine "falsche" Meinung öffentlich zu machen, auch ist es mir seit dem Beruf wichtig, beruflich "besser" dazustehen als Bekannte und Freunde, obwohl ich mich dafür hasse.
Würdest du sagen, du spielst eine Rolle?
Dann hättest du den Bezug zu deinen eigenen Werten und Wünschen doch irgendwo verloren.

Hört sich für mich auch so an als würdest du den Leistungskampf deiner Eltern weiter führen.
Dabei ist verschütt gegangen, was dir wichtig ist und worauf es dir an kommt.
Das ist sicher ein Interessantes Thema um es mit einem Therapeuten zu analysieren.
Irgendwo ist ein verborgener Glaubenssatz der dich auf eine bestimmte Art Handeln und Denken lässt. Und der dich auf Spur hält, ob es dir gefällt oder nicht.

Du hast so ziemlich alles wovon andere träumen und kannst es nicht genießen? Das ist schon traurig und ich verstehe wenn du das ergründen willst um dich davon zu befreien und dann deinen Erfolg und wohl auch gelungenes Leben genießen kannst.

Achtsamkeit könnte vorerst auch helfen,- sich an den kleinen Dingen erfreuen bzw sie erst mal wahrnehmen. Finde die Natur da zb sehr heilsam.
 

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