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Tief verzweifelt // Ehe vor dem aus? Bisexuell?

Ben1990

Mitglied
Hallo zusammen,
der Text wird sicherlich länger. Ich bin tief verzweifelt und erhoffe mir hier irgendwie Hilfe oder einen Ratschlag.
Eins vorab: Ich schäme mich unendlich für die Dinge, die ich gleich erzählen werde aber ich hoffe, dass man versucht, mich zu verstehen.
Zur Ausgangslage: Ich bin 34 Jahre als und seit 13 Jahren mit einer Frau zusammen, seit 10 Jahren verheiratet und wir haben zwei wunderbare Kinder. Auf dem Papier führen wir ein Bilderbuchleben. Ich verdiene gut, wir haben ein schönes Haus, Autos usw.. Also im Grunde von außenstehend betrachtet, alles bestens.

Ich habe schon immer gemerkt, dass ich auch auf Männer stehe. Da ich aber streng katholisch erzogen wurde, kam das nie für mich in Frage und ich habe das komplett verdrängt und das gelang mir auch gut. Ich hatte ein sehr erfülltes Sexleben mit meiner Frau.
Anfang des Jahres kam dann der Tag, der mein Leben veränderte. Ich suchte im Internet nach Menschen, denen es genau so geht wir mir, da ich immer stärker das Verlangen hatte, auch die andere Seite zu erleben. Ich verabredete mich mit einem Mann, um sich zu unterhalten. Ich kann es an der Stelle nicht schön reden; Wir hatten Sex.
Das hat psychisch etwas stark in mir ausgelöst. Ich suchte ca 2 Monate lang diesen Kick und traf mich mit einigen fremden Männern, teilweise auch in sehr gefährlichen Situationen. Ich war wir betäubt und hatte keinerlei mehr Gefühl für das, was richtig und was falsch ist. Ich habe mich dann in Therapie begeben. Hier wurde schnell klar, dass ich eine schwere Depression und eine Posttraumatische Belastungsstörung habe (anderes Thema ;)). Seit ca 5 Wochen habe ich eine Affäre mit einem Mann und es sind Gefühle ins Spiel gekommen, was bis dato noch nicht passiert ist. Gestern haben wir diese Affaire einvernehmlich beendet, weil mir das zu viel wurde (und ihm auch). Jetzt bin ich dennoch am Boden zerstört.

Seit dem ersten Mal mit einem Mann, kann ich nicht mehr mit meiner Frau schlafen. Ich kann es nicht mal ertragen, wenn sie mit mir kuscheln will. Wir haben keinen Sex mehr, streiten viel und verfolgen schon lange nicht mehr die gleichen Ziele. Wir stecken also in einer handfesten Krise.
Ich bin von Natur aus jemand, der immer etwas nervös ist. Bedeutet, die Situation belastet mich extrem.
Ich habe dann vor ein paar Wochen meiner Frau gestanden, dass ich glaube, Bisexuell zu sein. Ich kam nicht dazu zu erwähnen, dass ich bereits Erfahrungen gemacht habe. Sie war am Boden zerstört, konnte es nicht nachvollziehen und machte mir große Vorwürfe zu meiner Sexualität. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Natürlich kann ich sie verstehen aber habe mir auch irgendwie mehr Verständnis gewünscht. Ich grübel Nächte lang durch, was ich machen soll.

Ich könnte mir folgende Szenarien vorstellen:

Scheidung:
Ich lasse mich scheiden und gehe später dann ggf eine Beziehung mit einem Mann ein.
-> Das wird mich finanziell zerstören (meine Frau arbeitet nicht)
-> Wenn ich mich oute, wird mein Umfeld sich mir abwenden
-> Was ist mit meinen Kindern? Wenn wir das Haus verkaufen, nehme ich denen ihr zu Hause (das schlimmste für mich)
->Ich werde aber wohl endlich glücklich werden
-> Was ist, wenn ich keinen Partner finde und alleine bleibe. Vielleicht sterbe ich irgendwann alleine?
-> Was ist, wenn ich dann merke, dass das ein riesiger Fehler war?

Zusammenbleiben:
-> Ich bleibe mein Leben lang unglücklich
-> Finanziell wäre aber alles geregelt
-> Die Kinder würden in einer "intakten" Familie aufwachsen

Habt ihr einen Rat? Aktuell ist es so, dass ich mich einfach danach sehne, alleine zu sein und wieder Spontanität in mein Leben zu bekommen. Ich brauche Ruhe, die ich so nicht finde. Ich brauche Intimität, die mir meine Frau nicht geben kann.
Eins sei noch gesagt; Meine Frau ist ein sehr lieber Mensch und sie hat das alles nicht verdient. Ich wünschte, ich könnte meine Sexualität einfach "löschen".

Bitte verurteilt mich nicht. Das ist alles wirklich sehr schwer für mich.
Danke vorab!
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Hey Du,

es ist sehr merklich und tut mir sehr leid, wie schlecht es dir geht. Natürlich ist Fremdgehen sehr schei*e und die ganze Situation auch für deine Frau sehr schwer, aber ich konnte schon gut bei dir mitfühlen. Du hast diesen Teil von dir so lange unterdrückt, du hast indirekt so viel Stigmatisierung erfahren (damit meine ich, dass es ja sicher viel mit dir gemacht hat, dass dein Umfeld Queer zu sein so ablehnt, selbst wenn sie es nicht wussten). Dass es irgendwann nicht mehr klappt, so einen großen Teil von dir einfach zu verstecken und tief in dir zu vergraben und alles irgendwann einfach "explodiert" finde ich logisch. Ich sehe da auch nicht nur dich selbst in der Verantwortung, sondern auch dein konservatives Umfeld, das dir wohl kaum die Chance gegeben hat, wirklich zu dir zu stehen und offen herauszufinden, wer du bist, wenn du damit rechnest, komplett abgelehnt zu werden/ alle zu verlieren.
Aber natürlich wäre es gut gewesen, hätte es andere Wege gegeben, deine Frau früher ins Boot zu holen und gemeinsam zu überlegen, wie ihr mit der Situation umgehen könnt, bevor es zu sexuellem Betrug gekommen ist.

Ich finde, den wichtigsten Schritt bist du schon gegangen, du bist in Therapie. Hilft dir die Therapie denn? Was sagt dein*e Therapeut*in zu deiner Situation?

Zu den von dir genannten Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte, fiel mir noch ein, dass es vielleicht nicht nur ein entweder/ oder geben muss. Es klingt so, als sei deine Beziehung mit deiner Frau durchaus sehr schön und liebevoll gewesen, bevor diese Krise ausgebrochen ist. Dass sie mit der Info, dass du bisexuell bist, erstmal vollkommen überfordert war und nicht gut umgehen konnte, kann ich nachfühlen. Es klingt ja so, als sei sie ähnlich konservativ/ queerfeindlich geprägt wie dein restliches Umfeld, da ist das sicher ein großer Schock. Aber wer weiß, vielleicht gibt es dahingehend doch Entwicklungspotential und es finden sich Möglichkeiten, deine Sexualität und deine Ehe zu verbinden? Denkst du, sie könnte sich eine Paartherapie vorstellen? (Falls ja, würde ich darauf achten,dass die Therapieperson auch für queere lebensmodelle offen ist, manchmal steht das auf Homepages).
Außerdem wäre evtl auch eine "Trennung light" eine Möglichkeit, also dass du vielleicht erstmal für ein paar Wochen/ Monate ausziehst und ihr jeweils überlegt, wie es weitergehen könnte und ob ihr gemeinsame Wege seht.

Gibt es in deinem Umfeld keine einzige befreundete Person, mit der du darüber sprechen kannst? Ich denke, es wäre sehr wichtig, dass du Menschen hast, die dir beistehen in dieser schwierigen Zeit.

Erstmal alles Gute! :)
 
E

Erzwungen88

Gast
Hmmm..

also verurteilen tue ich dich nicht aufgrund deiner bisexuellen Neigung eher dass du nicht vorab mit deiner Frau geredet hast bevor du weitere Schritte eingeleitet hast, das ist ihr gegenüber aus mehreren Gründen unfair.

du schreibst wenn du in der Ehe bleibst bleibt es ein harmonisches Zuhause was es tatsächlich jetzt schon nicht mehr ist.. ergo ist dies nicht der fall.

es tut mir leid aber meiner Meinung nach ist für mich das einzig sinnvolle eine Trennung weil es weder dir noch ihr gut gehen wird mit streitereien und Liebesentzug den es jetzt schon gibt. Das ist auch kein schönes Umfeld für die Kinder.

natürlich ist es jetzt blöd aber die Alternative ist eine lieblose Ehe das empfinde ich als schrecklicheres Schicksal für beide Parteien ehrlich gesagt! Auch für sie ? Niemand kann sowas erstrebenswert finden…

Nebeneinander herleben empfinde ich auch als nicht toll tatsächlich oder erfüllend aber jeder wie er mag …
 

Ben1990

Mitglied
Hallo,
vielen Dank schon mal. Bitte nicht wundern, dass meine Antworten immer etwas dauern, da die noch vom Moderator freigeschaltet werden müssen :)

zu Vogelfrei: Ja, ich hätte mir das auch alles anders vorgestellt und war so naiv, dass ich dachte, ich könnte das ein Leben lang so unterdrücken. Ich finde es auch maximal unfair meiner Frau gegenüber. Eine offene Beziehung oder der gleichen kommt für mich nicht in Frage. Um ehrlich zu sein, bin ich der starke Part zu Hause und ich sehne mich nach jemanden, der mich mal auffangen kann. Also jemanden, an den ich mich anlehnen kann. Es klingt total verrückt, ich weiß das. Wenn meine Frau ein schlechter Mensch wäre, würde mir das alles ja leichter fallen. Ich sehne mich nach einem starken Mann, der mich unterstützt (also natürlich gegenseitig). Und ja, natürlich sehne ich mich auch nach der sexuellen Seite. Eine Trennung auf Zeit wäre vielleicht einen Versuch wert. Ich denke mal drüber nach, danke für den Hinweis.
Zu meinem Umfeld; Ich bin mittlerweile so selbstbewusst und unglücklich, dass mir egal wäre, wenn sich jeder abwenden würde. Ich muss doch glücklich sein dürfen, alleine schon, um ein guter Vater zu sein und nicht eine leere Hülle, die den Kindern im Alltag lediglich hinter sich bringt. Also ich denke, bin ich glücklich, kann ich auch ein besserer Vater sein.

Meine Therapeuten analysiert viel und wir reden viel, woher das kommen (vsl. Missbrauch in meiner Kindheit). Aber einen wirklichen Rat möchte Sie mir nicht geben sondern mir helfen, selbst eine Lösung zu finden. In meinem Stadium aber sehr schwer.

Ich habe einen guten Freund, der komplett eingeweiht ist. Er hat keinen Rat. Er sagte mir nur, dass er immer hinter mir stehen wird aber auch nicht weiß, was nun das Beste für mich sei.

Zu Curaracha: Wir haben keinen Streit. Ich denke nur, dass es besser ist, wenn ich mir mal selbst drüber klar werde, was ich möchte bevor ich anderen noch mehr Leid zu füge, weil ich kalte Füße bekomme. Er hat das auch so eingesehen. Also hier ist wirklich erstmal kein Handlungsbedarf. Ich werde auch erstmal kein Abenteuer mehr suchen, da es meine Psyche schwer belastet, auch wenn man das vielleicht nicht direkt verstehen kann. Ich gebe immer wieder ein Stück von mir ab. Das macht mich kaputt.
 

LFM

Aktives Mitglied
Hi,
ich glaube, meine Frau hat Scheuklappen angezogen. Sie lebt einfach weiter als wäre nichts gewesen. Sie wird sich die Frage vermutlich nicht mal stellen.
Tja. Bevor du weiter fremd gehst, sprech sie doch mal auf das Thema "Beziehung öffnen" an. Sie wird sich dann denk ich mal trennen wollen. Aber dann habt ihr eine Basis, um alles Weitere zu besprechen auch wegen der Kinder usw.

Alles immer noch besser als weiter fremd zu gehen und es endet irgendwann mit nem großen Knall.

Du hast ja vermutlich jetzt auch nicht mehr gerne Sex mit ihr und sie ebensowenig mit dir nach deinem "Halbgeständnis".
 
Zuletzt bearbeitet:

Ben1990

Mitglied
Hallo,
@LFM: Korrekt. Deswegen schrieb ich ja, dass ich keine weiteren Abenteuer eingehe, bis das nicht komplett geklärt ist.
So blöd sich das auch anhört: Ich würde meiner Frau niemals mit einer Frau fremdgehen. Ich bin von Natur aus ein sehr treuer Mensch und ich lebe seit 13 (!) Jahren strickt monogam. Mit einem Mann habe ich nicht das Gefühl fremdzugehen, weil es eben was anderes ist und das keine Konkurenz für meine Frau ist (also im entferntesten Sinne). Ich glaube aber tatsächlich, dass man das sich nur vorstellen kann, wenn man das gleiche fühlt, wie ich.
 

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