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Mein Freund muss ins Gefängnis

Buche

Aktives Mitglied
Ich glaube, ich werde hier ein bisschen falsch verstanden. Ich hab schon mehrfach erwähnt, dass ich die Tat von meinem Freund auf keinen Fall gutheiße. Ich möchte das auch nicht schönreden oder verharmlosen. Ich kann es aber ein Stück weit nachvollziehen, wieso es soweit gekommen ist.
Wir kennen uns zwar erst ein paar Jahre, aber hatten auch vorher schon einen relativ gleichen Lebenslauf. Wir haben über Jahre hinweg Gewalt, Missbrauch, Misshandlung, quälen, Mobbing usw. ertragen müssen. Es wurde uns nie geholfen. Wir haben versucht, von Lehrern Hilfe zu bekommen oder auch ganz offiziell von der Polizei. Es wurde entweder nicht ernst genommen oder so getan, als hätte man da keine Handhabe. Wir wurden einfach nur weiterhin fertig gemacht. Wenn man so etwas erlebt, dann weiß man sich irgendwann nicht mehr zu helfen, außer selber zuzuschlagen. Wenn man auf normalem ordentlichen Weg keine Hilfe bekommt, dann schlägt man irgendwann zu, weil man sich nicht mehr länger fertig machen lassen will. Ich weiß, dass Gewalt keine Lösung ist, aber es gab auch keine andere Lösung. Wir hatten Angst, dass wir einfach irgendwann tot geschlagen werden. Wenn es einmal soweit kommt, dann ist man in einem Teufelskreis, in dem man auf gar keinen Fall sein sollte. Es ist leider so, dass man die Hemmschwelle verliert, wenn man einmal zugeschlagen hat. Das zieht sich dann durch das ganze Leben. Ich habe noch früh genug die Kurve bekommen, und es ist bei mir noch nicht eskaliert. Das bedeutet aber auch nur, dass es bisher nicht zu einer Anzeige oder Strafe kam. Es gab genug Situationen, für die ich hätte bestraft werden können. Bei meinem Freund ist es eskaliert, und deswegen sind wir jetzt an dem Punkt, an dem wir sind.
Wie gesagt, ich will seine Tat nicht gutheißen, aber es gibt Gründe, wieso es soweit gekommen ist. Es gibt immer für alles Gründe, aber diese Gründe müssen nicht immer gut sein. Es gibt für eine Straftat keine guten Gründe. Ich kann aber wegen meiner Vorgeschichte verstehen, wieso es bei ihm soweit gekommen ist. Er hat sich gestellt, weil er seine Tat bereut. Das hat auch nichts damit zu tun, dass er vor Gericht besser dastehen wollte. Es gab keine Anhaltspunkte, um die Tat aufzuklären. Die anderen haben sich selber auch nicht gestellt. Wenn mein Freund nichts gemacht hätte, dann wäre die Tat wahrscheinlich nie aufgeklärt worden. Das und noch ein paar andere Gründe zeige mir, dass er kein schlechter Mensch ist und kein total krass krimineller Schläger.

Ich weiß, dass wir unser Leben in den Griff bekommen müssen. Er ist jetzt wahrscheinlich ab Januar im Gefängnis. Er muss dort klarkommen und irgendwie das Beste aus der Situation machen. Ich habe dennoch unfassbare Angst um ihn, dass er das nicht durchsteht oder es im Gefängnis zu schlimmen Situation kommt. Die Gefängnisse in Deutschland sind zwar nicht so extrem wie im Ausland, aber dennoch sind sie kein straffreier Raum. Es passieren auch dort schlimme Dinge, weil niemand alle immer im Blick haben kann.

Ich selber muss aber auch irgendwie versuchen, mein Leben in den Griff zu bekommen. Ich habe unfassbar schlechte Voraussetzungen, um eine Ausbildung zu machen oder überhaupt einen guten Job zu bekommen. Das macht es nicht unbedingt einfacher, eine Wohnung zu finden. Ich werde mich wahrscheinlich auf lange Sicht beim Amt melden müssen. Das gefällt mir überhaupt nicht, aber ich hab wahrscheinlich keine andere Chance. Ich werde wahrscheinlich immer irgendwelche Minijobs haben, aber nie genug verdienen, um mein Leben selber finanzieren zu können.
Ich finde, es ehrt dich, dass du nicht vom Amt leben möchtest. Ich finde aber auch, dass du jedes Recht hast, dich vom Amt unterstützen zu lassen und Transferleistungen zu beziehen, während du dich in deinem Leben neu orientierst. Vielleicht gibt dir das ein wenig mehr Luft, um ohne Panik Entscheidungen zu treffen, die zu einer neuen und positiven Ausrichtung deines Lebens führen. Vielleicht machst du sogar Schulabschlüsse nach trotz Dyskalkulie. Das ist möglich. Vielleicht findest du eine/n ehemalige/n Förderschullehrer/in und kannst dir da Tipps und Tricks zeigen lassen. Die haben oft einfach mehr Ahnung von echter Förderung und richtigem Fordern als viele Lehrer an Haupt- und Realschulen. Du kannst auch auf YouTube dir mathematisch auf die Sprünge helfen lassen. Mit der für ihn richtigen Methode kann jeder Mathe lernen. Jeder.

Du schreibst sehr gut und ich könnte mir vorstellen, dass du auch einen Job im Büro machen könntest, bei dem du körperlich nicht so gefordert bist. Wenn man bedenkt, dass deine Generation vermutlich bis sie 70 ist arbeiten muss, ist jede Fortbildung und jede Förderung noch lange nicht zu spät.

Ich wünsche deinem Freund, dass er das nächste Jahr wirklich nutzen kann, um an sich zu arbeiten und sich von der Vergangenheit vollständig zu lösen, was diese negativen Dinge anbelangt. Ja, er hat richtig übel Sche..e gebaut, aber er hat Reue gezeigt und klingt nicht nach einem Psychopathen, der absichtlich und gewollt Opfer sucht. Mit 21 sollte nicht gelten, dass wer einmal Verbrecher war, das auch bleiben muss. Ich möchte ihn nicht abschreiben, denn er kann wirklich noch zu einem positiven Einfluss in der Gesellschaft werden. Er kann aus seiner Vergangenheit lernen und anderen helfen, nicht das Gleiche zu tun. Sucht euch Menschen, die euch darin unterstützen.
 

Ambro

Mitglied
Nein.



Man kann gehen.
Alles ist besser als selbst zum Täter zu werden.



Nein.



An wem liegt das?



Du entscheidest dich dafür.
Du könntest auch dafür kämpfen das zu ändern.



Mit der Haltung definitiv; so nimmst du dir selbst jede Chance.
Weshalb boykottiest du dich selbst derart?
Wohin kann man denn gehen? Was meinst mit, „man kann gehen“?

Wenn man körperlich so eingeschränkt ist, dann ist es nicht einfach. Kein Arbeitgeber macht Freudensprünge bei kranken Mitarbeitern, die oft ausfallen. Das ist ganz egal bei welchem Job so. Ich bin froh, dass ich laufen kann und nicht gelähmt bin. Die Schmerzen werden aber mein Leben lang bleiben.
 

kasiopaja

Urgestein
Wohin kann man denn gehen? Was meinst mit, „man kann gehen“?

Wenn man körperlich so eingeschränkt ist, dann ist es nicht einfach. Kein Arbeitgeber macht Freudensprünge bei kranken Mitarbeitern, die oft ausfallen. Das ist ganz egal bei welchem Job so. Ich bin froh, dass ich laufen kann und nicht gelähmt bin. Die Schmerzen werden aber mein Leben lang bleiben.
Dann sind Deine Chancen auf einen baldigen Job eher gering und Du solltest Bürgergeld beantragen und einen Behindertengrad.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Wohin kann man denn gehen? Was meinst mit, „man kann gehen“?
Das kann für jeden betroffenen Jugendlichen etwas anderes heißen. Anlaufstellen werden einem beim Hilfetelefon genannt, Google macht es leichter als früher. Manche entscheiden sich für die Straße und finden mit Glück und Hartnäckigkeit von da einen Weg für sich.
Manche kommen bei Verwandten unter.

Ich kann dir gerne 2 Wege schildern:

Weggelaufen, um zu überleben.
Drogenkonsum.
Von da für kurze Zeit zu junger Verwandter, von dort wegen Gesetzen in zeitlich begrenzte sichere Inobhutnahme des Jugendamtes.
Danach bei sehr junger Verwandter untergebracht, clean, Ausbildungsplatz gefunden.
Jugendamt schlief, Aufenthaltbestimmungsrecht Erziehungsberechtigter wurde geltend gemacht, also zurück.
Ausbildungsplatz somit weg.
Was folgte, ist die immer ähnliche Geschichte.
Nächstes Mal im Ausland aufgegriffen, direkt geschlossene Heimunterbringung.
Zurück zu Erziehungsberechtigter.
...
Freundin.
Die klipp und klar sagte, nur ohne Drogen, nur wenn du ab sofort die Kurve kriegst.
Ihr Vater bot einen Ausbildungsplatz.
Immer konsequent, Leistung fordernd.
Eine anstrengende Lern-/Entwicklungs-/Reifezeit.
Der junge Mann von damals besitzt heute einen Hof, hat Kinder.
----------------------

Großeltern vor die Wahl gestellt:
Entweder ich kann bei euch leben und meinen Abschluss machen oder ich gehe zu Jugendamt und Zeitung und alle erfahren die Familiengeschichte.
Auch diese Geschichte endete letztlich gut, auch wenn es noch Umwege gab.
Doch diese Entschlossenheit war immer da und so wurden alle Hindernisse gemeistert.
---------------------

Du brauchst einem Plan.
Anstrengungsbereitschaft.
Und den unbedingten Willen.
Das ist dein Part.

Etwas Glück gehört auch dazu und Garantien gibt es keine.
 

Ambro

Mitglied
Das kann für jeden betroffenen Jugendlichen etwas anderes heißen. Anlaufstellen werden einem beim Hilfetelefon genannt, Google macht es leichter als früher. Manche entscheiden sich für die Straße und finden mit Glück und Hartnäckigkeit von da einen Weg für sich.
Manche kommen bei Verwandten unter.

Ich kann dir gerne 2 Wege schildern:

Weggelaufen, um zu überleben.
Drogenkonsum.
Von da für kurze Zeit zu junger Verwandter, von dort wegen Gesetzen in zeitlich begrenzte sichere Inobhutnahme des Jugendamtes.
Danach bei sehr junger Verwandter untergebracht, clean, Ausbildungsplatz gefunden.
Jugendamt schlief, Aufenthaltbestimmungsrecht Erziehungsberechtigter wurde geltend gemacht, also zurück.
Ausbildungsplatz somit weg.
Was folgte, ist die immer ähnliche Geschichte.
Nächstes Mal im Ausland aufgegriffen, direkt geschlossene Heimunterbringung.
Zurück zu Erziehungsberechtigter.
...
Freundin.
Die klipp und klar sagte, nur ohne Drogen, nur wenn du ab sofort die Kurve kriegst.
Ihr Vater bot einen Ausbildungsplatz.
Immer konsequent, Leistung fordernd.
Eine anstrengende Lern-/Entwicklungs-/Reifezeit.
Der junge Mann von damals besitzt heute einen Hof, hat Kinder.
----------------------

Großeltern vor die Wahl gestellt:
Entweder ich kann bei euch leben und meinen Abschluss machen oder ich gehe zu Jugendamt und Zeitung und alle erfahren die Familiengeschichte.
Auch diese Geschichte endete letztlich gut, auch wenn es noch Umwege gab.
Doch diese Entschlossenheit war immer da und so wurden alle Hindernisse gemeistert.
---------------------

Du brauchst einem Plan.
Anstrengungsbereitschaft.
Und den unbedingten Willen.
Das ist dein Part.

Etwas Glück gehört auch dazu und Garantien gibt es keine.
Ich wusste mit 12/13 nicht, an wen ich mich wenden soll. Ich hatte mich an die Lehrer gewendet, aber da wurde mir nicht geholfen. Sogar bei der Polizei hatte ich eine Chance.
Ich habe dann in meinem kindlichen Denken eine eigene Lösung gefunden. Das war keine gute Lösung, aber dadurch bin ich in diese „Szene“ gerutscht.

Und dich umfänglich informieren, welche Wege dir offenstehen.
Was kannst du?
Besitzt du Fingerfertigkeit?
Was machst du gerne?
Um ehrlich zu sein, kann ich gar nichts. Ich war die letzten Jahre mit Mist bauen beschäftigt. Dyskalkulie ist auch nicht heilbar. Man kann Skills erleben, um durch den Alltag zu kommen. Es wird aber nie so sein, dass man Mathe wirklich richtig versteht. Das heißt, egal, wie ich mich anstrenge oder lerne, ich werde keinen Job machen können, bei dem ich Mathe brauche. Körperlich ist es, wie gesagt, auch schwierig. Ich habe eigentlich keine Wahl und muss die Jobs machen, die irgendwie übrig bleiben.
 

Mond-Wind

Aktives Mitglied
..... Wir haben über Jahre hinweg Gewalt, Missbrauch, Misshandlung, quälen, Mobbing usw. ertragen müssen. Es wurde uns nie geholfen. Wir haben versucht, von Lehrern Hilfe zu bekommen oder auch ganz offiziell von der Polizei. Es wurde entweder nicht ernst genommen oder so getan, als hätte man da keine Handhabe. Wir wurden einfach nur weiterhin fertig gemacht. Wenn man so etwas erlebt, dann weiß man sich irgendwann nicht mehr zu helfen, außer selber zuzuschlagen. Wenn man auf normalem ordentlichen Weg keine Hilfe bekommt, .....
Also ich kann durchaus verstehen, wenn man sich gegen seine Peiniger wehrt, wenn es sonst kein Entkommen gibt.

Wie genau die Situation jetzt war, für die dein Freund in den Bau wandert, weiß ich nicht.

Du solltest das Jahr für dich nutzen, um auf die Beine zu kommen. Vielleicht ist ein Job in einem CallCenter etwas für dich? Mathe brauchst du da nicht und es ist körperlich auch keine schwere Arbeit. Weil ausdrücken kannst du dich ja sehr gut.

Ich wünsche dir alles Gute.
 

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