Okay. Dann ist das wahrscheinlich wirklich "normal" und ich werde mich damit irgendwie arrangieren müssen. Hoffentlich wird das besser, mit so wenig Energie ist das einfach wirklich anstrengend. Vielleicht wird es ja doch irgendwann nochmal besser.
Es wird besser. Weil das Gehirn sich dauernd weiterentwickelt.
Ich bringe mal kurz Theorie mit rein:
Also, im Gehirn hast Du eine Bibliothek. Geschieht nun etwas, wird es dort reinsortiert. Das können kleine Dinge sein, wie "Ah, die Ampel ist rot, da muss ich stehenbleiben". Der Vorgang kostet keine Energie. Die Bibliothek ist sozusagen auch Dein Gedächtnis. Du hast irgendwann mal gelernt, dass Du bei Rot stehenbleiben und auf Grün warten musst. Das wurde dann einsortiert.
Bei Traumata ist es so, dass die so sehr einschneidend sind, dass das nirgendwo hinpasst in die Bibliothek.
Vereinfacht gesagt ist es nicht möglich, das einzusortieren.
Was hängenbleibt ist: Stress = Gefahr. Ganz große Gefahr.
Bei langanhaltender Traumatisierung, oder Mehrfachttamraumatisierung, landen die Erfahrungsbücher kreuz und quer in der Bibliothek. Überall fliegen einzelne Seiten rum. Und wenn eine neue Seite in die Bibliothek ankommt, kann die auch nicht einsortiert werden, weil das Gehirn gar nicht weiß, in welches Buch das soll.
Nun machst Du Therapie und guckst Dir Seite für Seite an. Dein Gehirn kramt dafür alles zusammen, was es dafür braucht. Gefühlte Gefühle, unterdrückte Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, Bilder, Regeln die es gab und so weiter. Und das ist scheißeanstrengend!
Und jetzt gehst Du unter die vielen Menschen und bekommst Stoff, den Du schon kennst. Dein Gehirn ist also dreifach beschäftigt:
1. Immer noch dabei, die Seiten einzusortieren
2. Die neuen Erfahrungen mit den ganzen Mitstudierenden
3. Unterforderung, da der Stoff Dir bekannt ist und das Gehirn quasi weitermacht mit Truamaaufarbeitung. Unbewusst.
Und das ist anstrengend.
Das wird besser, weil immer mehr Seiten einsortiert werden. Weil das Gehirn irgendwann wieder weiß "Ah, Mitstudierende, keine Gefahr, blaues Buch, da kommt es rein".
Das braucht Zeit. Und solange Du gewillt bist, die Seiten einzusortieren, Dich zu reflektieren, solange gibt es auch eine Garantie, dass es besser wird.
Aus meiner Sicht ist es essentiell, nicht zu sagen "Nagut, ich bin halt krank, hab ich halt eine chronifizierte PtBs, muss ich halt damit leben, will auch gar nicht mehr wissen, wie sich das auswirkt und Therapie ist auch sinnlos" und sowas.
Denn dann bleibt diese Traumabibliothek-Situation aufrechterhalten.
Gilt halt nur für psychische Erkrankungen, nicht für neurologische (Psychosen, Schizophrenie, Manie z.B.).
Deshalb: Es wird besser.
Ich meinte das ernst, als ich schrieb, dass Du das toll machst!💜