Hallo alle zusammen,
ich habe erst jetzt wieder in das Forum hinein geschaut, weil ich das Gefühl hatte, dass ich diesen Punkt besser mit mir erst einmal selbst ausmache.
Ich habe meine Mutter diese Woche per Brief kontaktiert und dabei sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass ich mir einen "reduzierten" Kontakt vorstellen kann, aber auch nicht mehr und habe dabei auch gewisse Bedenken geäußert und sie darum gebeten sehr genau zu überlegen, ob ein erneuter Kontakt unter besseren Bedingungen als früher möglich ist oder nicht.
Meine Mutter ist schwer traumatisiert von ihrer Kindheit und ich kenne die Gründe und weiß, dass sie es ganz schön schwer mit ihrer eigenen Familie hatte.
Nun zu meiner Person und meinen Erfahrungen.
Meine Mama hat als ich Kind war wie auch als Erwachsener oft meine Grenzen ganz massiv überschritten, dabei ist sie teilweise sehr manipulativ vorgegangen und hat auch nicht vor Übertreibungen und teilweise sogar Lügen zurück geschreckt wie ich leider im Nachhinein gemerkt habe. Ein "Nein" hat sie öfters nicht akzeptiert. Ich bin mir sicher, dass sie das aus Unsicherheit getan hat und weil sie geliebt werden wollte, aber unbedingt besser macht es das Ganze nicht. Natürlich konnte sie auch liebenswert sein, aber nur wenn man sie positiv spiegelt. Mit Kritik an ihrer Person konnte sie noch nie umgehen, mein Vater übrigens auch nicht und dementsprechend musste auch ich das erst mühsam lernen, dass Kritik, solange sie konstruktiv und zielführend ist, auch etwas Gutes sein kann.
Ich sehe heute ihre massive Überforderung in menschlicher Hinsicht (auch Kinder sind nicht immer einfach) und kann diese verstehen und habe das auch geäußert, aber ich fühle mich bis heute von ihr irgendwie "benutzt" (auch wenn sie das vermutlich nicht bewusst getan bzw. gewollt hat) - Wenn Kinder von Kindheitstagen an ihre Mütter emotional unterstützen und sich zurücknehmen müssen, weil diese psychisch krank sind, so ist das äußerst schwierig und geht an kaum einem Kind vorbei.
Ich war immer das Bindeglied zwischen ihr und meinem Vater von dem sie sich selbst hat scheiden lassen. Sie hat sehr oft dieser Beziehung hinterher getrauert, obwohl sie sich hat scheiden lassen. Als ich 16 war hat sie mich mit Sack und Pack bei meinem Papa vor die Türe gesetzt, weil sie mit ihrer Rolle als Mutter überfordert war. Sie hat sich öfters mit ihrem Expartner (nicht meinem Vater) geprügelt und auch mich hat sie definitiv mehr als nur einmal in meiner Kindheit emotional und auch körperlich verletzt. Dafür, dass sie öfters ausgerastet ist, oft total überreizt war, hat sie allerdings oft die Schuld bei anderen gesucht und nicht bei sich - Das macht es schwierig für mich, auch wenn ihr Verhalten Selbstschutz ist, was ich menschlich sehr gut verstehen kann.
Kurz vor dem Kontaktabbruch kam dann von ihr der Vorwurf, dass ich als Kind so schwierig gewesen wäre. Ich war kein einfaches, aber auch kein Problemkind. Hier hat sie Schuldumkehr betrieben. Als Kind ist man Kind und bevor man als Mutter seinem Kind Schuldgefühle macht, sollte man ernsthaft erst einmal bei sich anfangen und sich fragen, wo habe ich meinen Kind weh getan, es vernachlässigt, dass mein Kind manchmal auch über die Stränge geschlagen ist.
Am Schlimmsten fand ich allerdings, dass sie immer wieder darauf zu sprechen kam, dass sie meinen Vater noch lieben würde und dass wenn er nur anders gewesen wäre alles anders gekommen wäre. Damit hat sie wieder die Verantwortung abgegeben anstatt diese auch bei sich mit zu suchen. Zu misslungenen Beziehungen gehören nicht immer, aber doch sehr häufig, zwei und ihren geleisteten Anteil sieht sie definitiv zu wenig. Das ist damals weit über 20 Jahre her gewesen, dass sich meine Eltern getrennt haben. Das sie mir dann auch noch gesagt hat ich hätte ihr als Kind die Trennung von meinem Vater mit 5-6 Jahren nahe gelegt fand ich vom Verhalten in Sachen Dreistigkeit und Unverschämtheit nicht zu überbieten. So viel zum Thema - Verantwortung übernehmen.
Meine Eltern haben beide nie die Verantwortung für das Scheitern ihrer Ehe übernommen und stattdessen hat der eine dem anderen die Schuld gegeben - Mein Vater will von meiner Mutter nichts mehr wissen, hat genug von dem ganzen und meine Mutter irgendwo auch und trauert dennoch der bereits vor Ewigkeiten gescheiterten Ehe nach - Ganz, ganz schwieriges Verhalten. Meine Mutter muss akzeptieren, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt steht, weder bei meinem Vater, noch bei mir und ich glaube, dass nur durch diese Akzeptanz Frieden in die ganze Sache herein kommen kann.
Wenn sich 2 Menschen für eine Trennung entscheiden dann hat das Gründe und es ist legitim zu sagen, dass man seinen Partner trotz allem irgendwo noch liebt, aber diesem hinterher zu trauern nach über 20 Jahren und damit das erwachsene Kind zu belasten ist schwierig, vor allem wenn das eigene Kind NIE Liebe zwischen den Eltern gespürt hat wie in meinem Fall und stattdessen Disharmonie, Trennung und gegenseitige Kritik die Beziehung zwischen den Elternteilen dominierten.
Ich habe auch eine Partnerschaft in den Sand gesetzt, aber ich sehe meinen Anteil und kann für mich anerkennen, dass mein Verhalten in der Partnerschaft (Stichwort: eigene Traumata) dazu geführt hat, dass diese Beziehung gescheitert ist. Diese Reife fehlt mir bei meinen Eltern komplett.
Dann ging es mit meiner Mama so weit, dass ich mir beim Kontaktabbruch vor Jahren eine neue Nr. zulegen musste - Sie hat über 100 Nachrichten per SMS geschrieben in denen sie mich mit Schuldvorwürfen versucht hat zu kontrollieren und auch direkt oder indirekt zu manipulieren und in der Beziehung zu halten.
Ich habe auch deswegen seit Jahren starke Schwierigkeiten Menschen zu vertrauen und bin ganz langsam wieder auf einem besseren Weg. Das war sehr harte Arbeit.
Dennoch habe ich allen Mut zusammen genommen und meine Mama angeschrieben. Mütter haben eine weitere Chance verdient, aber ich werde mich nur sehr langsam öffnen - Zu groß ist die Angst davor wieder massiv verletzt und enttäuscht zu werden. Vorwürfe mag ich ihr dennoch keine mehr machen über vergangene Dinge, solange sie aus dem Ganzen etwas gelernt hat. Ich weiß, dass sie manchmal selbst nicht aus ihrer eigenen Haut heraus konnte und für gewisse Dinge hatte sie sich damals auch entschuldigt, aber was bleibt ist die Angst, dass ihr Verhalten wieder ungerecht und in gewisser Hinsicht übergriffig wird.
An alle Mamas hier - Die Geschichte von Euren Kindern kann ganz anders sein als die mit meiner Mutter. Ich wünsche Euch, dass ihr auch Euren Frieden finden dürft und ich verstehe auch die Enttäuschung, welche für Eltern damit einhergeht.
An alle Betroffenen, die den Kontakt abgebrochen haben - Danke fürs Teilen. So einen Schritt zu gehen ist unglaublich schwer und Euch geht es genauso oder ähnlich wie mir.
LG
Trusty