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Aus der Selbstzerstörungsspirale aussteigen

Morlin

Neues Mitglied
Hallo!

Ich (w/Anfang 30) habe viel hinter mir und vor allem in den letzten Jahren bin ich in einen selbstzerstörerischen Teufelskreis geraten und stehe vor einer Sackgasse, aus der ich keinen Ausweg mehr sehe.

Es gibt zwei Hauptprobleme:

Problem 1: um mit Dingen, die ich erlebt habe, irgendwie fertig zu werden, habe ich viele Fehlentscheidungen getroffen und mich für Mittel und Wege entschieden, die zwar für einen kurzen Moment gut getan haben, aber mich auf Dauer nur in größere Schwierigkeiten gebracht haben. Ich habe in den letzten 2-3 Jahren eine Sexsucht entwickelt, die immer schlimmer wird und mittlerweile selbstzerstörerische Ausmaße jenseits von Gut und Böse angenommen hat und die ich trotz zahlreicher Versuche, nicht schaffe hinter mir zu lassen. Dazu kommt auch ein Hang zu Konsum von verschiedenen legalen/illegalen Suchtmitteln, der noch einigermaßen im Griff ist, aber auch schon eine bedenkliche Häufigkeit angenommen hat. Beides, also die Sexsucht und der Konsum, bestehen auch in Abhängigkeit voneinander. Wenn ich versuche, die Sextreffen zu unterbinden oder zu reduzieren, gleiche ich den Druck mit mehr Konsum aus. Wobei bestimmter Konsum auch vor allem vor oder nach Sextreffen vorkommt. Das dritte Ventil ist Selbstverletzung. Das kann ich noch am besten kontrollieren, aber der Drang dazu wird vor allem dann größer, wenn ich versuche sowohl Sex als auch Konsum zu unterdrücken.
Im letzten halben Jahr ist alles schlimmer geworden, vor allem die Sexsucht und der Druck, der damit zusammenhängt. Ich bringe mich dadurch immer öfter in gefährliche und gesundheitsschädliche Situationen und eigentlich geht es mir danach einfach nur schlecht. Ich habe Selbstekel und Selbsthass und bin einfach nur am Ende, aber kurze Zeit später ist der Druck wieder so groß, dass ich es wieder brauche. Ich habe das Gefühl, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann und ich irgendwann drauf gehe wenn ich nicht den Absprung schaffe. Die Probleme häufen sich und die Schlinge zieht sich immer weiter zu.

Problem 2: Ich habe niemanden und bin allein im Leben. Weshalb ich auch wenig Motivation habe, etwas zu ändern und ein besseres Leben zu führen. Meine Einsamkeit ist sehr groß und durch meine Erlebnisse habe ich mit Menschen eigentlich abgeschlossen.
Nach außen hin funktioniere ich mehr oder weniger gesellschaftsfähig. Ich habe einen Job, den ich den Anforderungen entsprechend mache. Ich kann äußerlich auch freundlich und unauffällig sein, aber innerlich habe ich eine Mauer zwischen mir und anderen Menschen, damit es mir nicht zu viel wird. Die Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite und mich länger kennen, bemerken das zwar, aber es wird weitestgehend akzeptiert, ich bin eben eine Außenseiterin und so ein bisschen der Freak. Für mich funktioniert es nur so, aber innerlich ist schon eine Sehnsucht danach da, einen Menschen zu haben, der mich mag und dem ich wichtig bin und der auch für mich wichtig ist.

Aber weil das nicht so ist, habe ich auch wenig echten Sinn in meinem Leben. Ich mache jeden Tag, was getan werden muss, ohne dabei viel zu fühlen. Grundversorgung, Arbeit, nötige Sachen zu Hause, aber nichts gibt mir etwas und eigentlich lebe ich nur von Kick zu Kick durch die Sextreffen, die mir danach einfach nur ekelig und primitiv vorkommen. Aber ohne geht es auch nicht. Ich könnte eher auf Essen verzichten als darauf.

Das ist mein trauriges Leben.

Ich habe in den letzten Wochen nach einem Therapieplatz gesucht weil es wahrscheinlich nur so zu schaffen ist, da irgendwie rauszukommen, aber es gestaltet sich schwierig, was ja ein allgemein bekanntes Problem ist. Immerhin ein Erstgespräch hatte ich, aber ich wurde dann abgelehnt, weil der Therapeut nicht mit jemandem arbeitet, der aktiv süchtig ist. Ich weiß nicht ob das allgemeiner Tenor ist und suche weiter, jetzt auch speziell nach Therapeuten die auch angeben, mit dem Thema Sucht zu arbeiten, aber wenn überhaupt etwas zurückkommt, hagelt es nur Absagen.

Jetzt wollte ich mal den Versuch machen und über meine Probleme schreiben, falls jemand das liest und selbst schon in so einer Spirale war und Erfahrungen teilen will.
Danke!
 

juka

Aktives Mitglied
Meine Einsamkeit ist sehr groß und durch meine Erlebnisse habe ich mit Menschen eigentlich abgeschlossen.
Ich denke der von dir genannte Aspekt ist ganz zentral. Als soziale Wesen sind wir auf andere Menschen angewiesen, um unsere psychischen Grundbedürfnisse zu erfüllen. Von ihnen auf die eine oder andere Weise abgeschnitten zu sein (z.B. durch Vertrauensverlust) schadet uns massiv. Zu diesen Grundbedürfnissen zählen:
1) Verbundenheit
2) Kontrolle und Selbstbestimmung
3) Selbstwert
4) Lust und Vergnügen
Du bist einsam und allein, also ist 1) nicht erfüllt. Wenn du das Gefühl hast keinen Einfluss auf deine Situation zu haben und diese nicht verändern zu können, ist 2) ebenfalls nicht erfüllt. Du schreibst du ekelst dich vor dir selbst und hasst dich, was 3) verletzt. Es wundert mich daher überhaupt nicht, dass du innerlich leer bist und alle Wege da raus irgendwie versperrt scheinen. Was machst du also? Du kompensierst diese unerfüllten Bedürfnisse durch eine (suchthafte) Ausprägung von 4) - was natürlich nur sehr dürftig und kurzzeitig funktioniert. Stelle die Verbindung zu den Menschen wieder her, mach korrigierende Erfahrungen und es wird dir bestimmt deutlich besser gehen.
 

Uwe

Aktives Mitglied
Du bist Opfer von Einsamkeit und Vereinsamung und hast deine Wege gesucht, da auszubrechen. Nach meiner bescheidenen Meinung kann dir da nur professionelle Hilfe und Beratung helfen, zumindest dich in eine andere Richtung mit bewegen. Es ist gut, dass du dich ja selber sehr gut kennst und offen und klar beschreibst.
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Manchmal tut es aber auch gut sich einfach etwas von der Seele zu schreiben, weil man wirklich gedanklich nicht mehr weiterkommt.

Was waren denn das für Sachen, in der Vergangenheit, die Dir passiert sind, weshalb Du dann welche Fehentscheidungen getroffen hast ???

Meiner Meinung nach ist die jetzige Waagschale in die Du etwas reinlegst, nur und ausschließlich die Antwort auf Deine Vergangenheit, die Du im einzelnen genau aufarbeiten kannst - geht aber im Grunde nur mit einem klaren Kopf - so lange Du da unkontrolliert Substanzen zu Dir nimmst, deren Wirkung der Arzt bei der Behandlung so gar nicht gebrauchen kann, solltest Du Dir im Klaren sein, das Du ggf. kontraproduktiv bist.
Nun gibt es aber auch Abhängigkeiten von Drogen, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind und körperlich ggf. Schäden verursachen, wenn man sie nicht aushält oder es gut geht.
Von daher ist das besser wenn Du Dich einem Arzt anvertraust, der mit Suchtproblematik Erfahrung hat und dann mit dem Arzt gemeinsam entscheidest welchen Weg Du wie gehst.

Erst kommt die Abstinenz ( wahrscheinich oder die begleitete ...) früher sagte man Entgiftung aber meist nach 6 Wochen ist alles aus dem Körper raus und dann denkst Du ganz anders als jetzt, weil Du drogenfrei bist.........Du entscheidest andere Wege für Dich Du entscheidest andere Türen, die Du öffnen möchtest .....ganz sicher .....
 

Morlin

Neues Mitglied
Du kompensierst diese unerfüllten Bedürfnisse durch eine (suchthafte) Ausprägung von 4) - was natürlich nur sehr dürftig und kurzzeitig funktioniert.
Das bringt es eigentlich gut auf den Punkt.
Stelle die Verbindung zu den Menschen wieder her, mach korrigierende Erfahrungen und es wird dir bestimmt deutlich besser gehen.
Wenn ich das könnte, würde ich es tun. Leider kann ich nicht und weiß auch nicht, ob ich können will. Es ist zu viel passiert und Menschen oder Verbindung zu Menschen, wie du schreibst, macht mir große Angst.
Für mich ist es einfacher, mit einem wildfremden Sex zu haben, als mit einem Kollegen einen Kaffee trinken zu gehen. Sowas geht mir viel zu weit und kommt mir viel zu nahe.
Nach meiner bescheidenen Meinung kann dir da nur professionelle Hilfe und Beratung helfen, zumindest dich in eine andere Richtung mit bewegen. Es ist gut, dass du dich ja selber sehr gut kennst und offen und klar beschreibst.
Leider ist es heutzutage nicht so einfach professionelle Hilfe zu bekommen, weil es viel zu wenige Plätze gibt.

Ich will einfach raus aus dieser Spirale. Ich habe vorgenommen, die Sextreffen und den Konsum wenigstens zu reduzieren und zum Beispiel nur jeden zweiten Tag jemanden zu treffen. Heute darf ich also nicht. Aber je später es wird, umso größer wird der Druck und ich kann an gar nichts anderes mehr denken.
 
W

Walross

Gast
Hallo Morlin,

ich hatte vor kurzem eine Erfahrung gemacht die dir eventuell einen Denkanstoß bieten kann:
Ich hatte mich zum Zweck sozialer zu werden und mir ein Umfeld mit anderen Menschen und Kontakten aufzubauen mit jemandem getroffen, um die Weihnachtszeit genießen zu können. Gesagt getan ist man etwas rumgekommen hat sich Sachen angeguckt und hat etwas Alkohol getrunken. Die Person selber hat in der Nähe in einem Hotel übernachtet, wobei ich bereits in einem Zug Richtung Zuhause war.

Sie hatte noch ein paar Glühwein und als sie im Hotel war, fing sie an an der Bar etwas zu bestellen als eine Art "Absacker". Es war aber schon klar, dass die Person bereits genug getrunken hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich erst von ihr angeschrieben und sie schilderte mir die Situation, dass der Barkeeper ihr irgendwie suspekt vorkommt und sie noch mitnehmen wollte um auf party zu gehen oder zumindest morgens zu frühstücken. Er war auch sehr hartnäckig und gab einen Drink aufs Haus. Die Person war sich sehr unsicher und gibt schnell Zwängen von außen nach, jedoch konnte ich auf sie einreden und ihr davon abraten mehr zu sich zu nehmen (Das Konsumieren von Alkohol machte ihr Spaß und gab ihr das Gefühl von Befreiung von den sonstigen Stresssituationen) nachdem wir über den Zweck des Ganzen gesprochen hatten. Sie ging aufs Zimmer und hat geschlafen, hätten wir nicht geredet wäre der Abend eventuell anders und zu ihrer Unzufriedenheit verlaufen.

Was ich damit sagen will: Eventuell gibt es die Möglichkeit sei es in der Nähe oder im Internet eine oder mehrere Bezugspersonen zu finden, die du in Momenten von "Druck" oder "Schwäche" kontaktieren kannst. Sodass sie dir helfen diese entscheidenden Momente genauer zu bedenken und die "Eskalation" entschleunigen, eventuell deine Bedürfnisse nach Nähe, Kontakt, Substanzen oder sonstiges durch das aufmerksame Zuhören und Unterstützen mit befriedigen können.

Ich glaube manchmal braucht man einfach ein wenig externe Hilfe, um einem Teufelskreis zu entkommen. Sobald man merkt, dass es möglich ist ändert sich die Sicht der Dinge und Hoffnung kehrt ein.

Zu deinem Selbstbild: Du hast dich z.B. als Freak bezeichnet. Auch wenn es dir schwer fällt versuche dich selbst nicht zu entwerten. Du versuchst deinen Weg im Leben zu gehen und nimmst dir die Mittel zur Hilfe die du nun mal hast. Das macht dich nicht weniger als du bist, sondern einfach nach einem Mensch der seinen Platz im Leben sucht. :)

Eventuell gibt es ja Vereine oder Glaubensgemeinschaften die es dir ermöglichen dein soziales Leben in Schwung zu bringen und unter Leuten zu sein! Ich versuche z.B. über Chatapps (z.B. Discord) lokale Gruppen zu finden um Leute kennenzulernen und daraus eventuell mehr entstehen zu lassen als nur einer flüchtigen Bekanntschaft.

Bitte gib nicht auf es immer weiter zu versuchen!
 

Avalona

Aktives Mitglied
Problem 2: Ich habe niemanden und bin allein im Leben. Weshalb ich auch wenig Motivation habe, etwas zu ändern und ein besseres Leben zu führen. Meine Einsamkeit ist sehr groß und durch meine Erlebnisse habe ich mit Menschen eigentlich abgeschlossen.

...................

Aber weil das nicht so ist, habe ich auch wenig echten Sinn in meinem Leben. Ich mache jeden Tag, was getan werden muss, ohne dabei viel zu fühlen. Grundversorgung, Arbeit, nötige Sachen zu Hause, aber nichts gibt mir etwas und eigentlich lebe ich nur von Kick zu Kick durch die Sextreffen, die mir danach einfach nur ekelig und primitiv vorkommen. Aber ohne geht es auch nicht. Ich könnte eher auf Essen verzichten als darauf.

Das ist mein trauriges Leben.
Ich lese Deine Beschreibung und das erste, das ich fühle ist: Du kannst Nähe - wirkliche Nähe nicht aushalten. Du vermeidest sie aktiv - auch wenn Du sie Dir eigentlich sehr wünscht.
Das zeigen Deine Sextreffen, das zeigt Dein Konsumverhalten, es zeigt sich durch die
Nicht-Beziehung zu Deinen Kollegen.
Es zeigt sich durch Dein Gefühl von großer Einsamkeit und Deinem Gefühl, nicht Steuermännin Deines eigenen Lebens zu sein.
Hast Du eine Ahnung, warum du nur diese Art von Pseudo-Nähe zulassen kannst?

Wie war Deine Kern-Familie? Wie sind Vater und Mutter, Geschwister?
Wie ist Euer Kontaktlevel momentan?
 

Morlin

Neues Mitglied
Erst kommt die Abstinenz ( wahrscheinich oder die begleitete ...) früher sagte man Entgiftung aber meist nach 6 Wochen ist alles aus dem Körper raus und dann denkst Du ganz anders als jetzt, weil Du drogenfrei bist.........Du entscheidest andere Wege für Dich Du entscheidest andere Türen, die Du öffnen möchtest .....ganz sicher .....
Es ist zwar auch das Ziel, weg davon zu kommen, aber ich glaube leider nicht, dass es mein Leben wesentlich ändert. Die Situation bleibt gleich.

Aber weg davon will ich. Das ist auch realistischer als weg von den Sextreffen zu kommen, da habe ich noch mehr Kontrolle.
 

Morlin

Neues Mitglied

Morlin

Neues Mitglied
Gestern habe ich den ganzen Tag durchgehalten und mich auch mit viel Beschäftigung gut abgelenkt, aber konnte dem Druck dann doch nicht standhalten und habe nachts noch jemanden getroffen. Ich war eigentlich davon überzeugt es gestern mal durchzuhalten, weil ich das Gefühl hatte es kontrollieren zu können. Aber es spitzt sich dann so zu, dass ich dann wie im Autopiloten handle und nicht mehr atmen kann, wenn ich dem Druck nicht nachgebe.

Heute also der nächste Versuch. Ich suche noch Ideen was ich machen kann, um den Tag zu füllen und mich abzulenken.
Meine Strategie ist mich körperlich auszupowern damit ich abends schlafen kann noch bevor es mit dem Drang nach Sex zu schlimm wird.
 

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