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Der Unterschied zwischen Egoismus und "für sich einstehen"?

8sam22

Aktives Mitglied
Ich habe über dieses Thema gerade erst kurz mit meinem Ex gesprochen. Und das erste, was er mir sagte, war: "ich finde das allen anderen gegenüber unfair. Du nutzt deine Behinderung um dir einen Vorteil zu verschaffen und stehst nicht dazu, dass du es halt nicht rechtzeitig geschafft hast."
Nun ist mein Ex ein eher missgünstiger Mensch, der mich mit Menschen aus seiner Schulzeit verglich, die sich in Klausuren eines Spickzettel bedienten. Ich fand diesen Vergleich nicht sehr fair. Aber das Gefühl, das es auslöste ist eben: dir steht das gar nicht zu.
Du solltest deinen Ex zukünftig nicht mehr als Berater heranziehen ...
 

Bandit

Moderator
Teammitglied
Hallo Bandit,
man merkt, dass du noch vor gar nicht all zu langer Zeit aus der stationären Therapie bist. Diese ganzen Dinge mit: Gedanken beeinflussen unsere Gefühle, Realitätsscheck sind scheinbar die selben Methoden, mit denen alle Therapeuten arbeiten und mir ist das alles ja auch nicht fremd. Nur irgendwie.... ja, irgendwie greift das bei mir nicht so gut.
Nicht ohne Grund wird das in Therapien verwendet.
Ich habe schon vor vielen Jahren begriffen, dass es tatsächlich so ist.
Das bewusst umsetzen ist natürlich eine ganz andere Nummer, denn unsere Traumata haben da Punkte in unserer Psyche gesetzt die nicht so leicht zu überwinden sind.

Ich denke viel nach. Zu viel. Ich habe mich in den letzten sechs Jahren komplett auseinander genommen, alles hinterfragt, über alles immer und immer wieder nachgedacht, versucht, jede erdenkliche Perspektive einzunehmen.
Das ist gut wenn man darüber nachdenkt und mir hat es immer wieder geholfen zu analysieren was und warum ich auf etwas reagiere. Gerade wenn es undefinierbare Gefühle sind. Bei mir war es lange ein nahezu undurchdringlicher Trauerflor der sich meinen Gefühlen bemächtigte und mich gar nicht sehen ließ, was ist das für ein Gefühl. Bei mir waren das stark unterdrückte Gefühle, die ich nicht loslassen konnte, bzw. es war mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, dass z.B. unterdrückte Wut ein wesentlicher Faktor war der mich geplagt hat.
Diese Gefühle sind trotzdem immer wieder da. Und ich würde sogar so weit gehen, diese "Gefühle" als Affekte zu beschreiben. Denn sie sind ganz plötzlich da und so fest in mir verankert, wie ein Parasit. Noch bevor ich die Situation erfassen kann, sind diese Affekte schon da > Schuldgefühle, Angst jemandem auf dem Schlips zu treten.
Ja, das ist das große Problem.
Diese durch Traumata verursachten Gefühle kann man gut mit einem "Parasiten" vergleichen.
Wobei man beachten muss, dass dahinter in der Vergangenheit Dinge standen die uns damals geschützt haben.
In meiner Kindheit hat meine Mutter Wut bei mir konsequent unterbunden. Damals lernte ich diese Wut zu unterdrücken.
Denn ich war abhängig von ihr, es war also mein Überlebendswille der dazu führte, dass ich die Wut unterdrückte, um keine Probleme zu bekommen.
Was sich später als sehr fatal erwies, denn ich konnte meine Wut nie in richtige gesunde Bahnen lenken. Wenn ich tatsächlich mal wütend wurde, was äußerst selten vorkam, war es überbordend und oft auch nicht der Situation angemessen. Das fatale war dann nach der Situation, denn dann richtete sich die Wut gegen mich selbst und stürzte mich in tiefe Abgründe.

Natürlich versuche ich es mit dem Realitätsscheck. Deshalb Frage ich zB. euch hier, wie ihr diese Situation bewertet.
Das ist gut so und später bekommst Du es auch aus Dir selbst heraus hin. Hat viel mit der Unsicherheit in Dir zu tun.
Ich kenne das auch von mir, sich selbst nicht trauen können was die Gefühle mit einem machen und den daraus resultierenden Gedanken.

Am Ende aber, und da bin ich mir sehr klar, ist Realität ja auch nur eine subjektive Sache. Jeder hat seine ganz eigene Realität. Ich denke da zB. an meine Mutter, deren Realität so gänzlich anders ist. So schwimmt doch jeder halt selbst nur in seiner eigenen Suppe und schafft sich seine ganz eigene Realität, die mit der der anderen nichts zu tun hat. Verstehst du?
Oh ja, das verstehe ich.
Da wirst Du noch für Dich lernen, dass deine Gefühle auch deine Realität massgeblich beeinflußen und das wiederum kannst Du mit der Zeit bearbeiten. Dann wirst Du feststellen können, dass deine Realität sich nicht mehr viel von der Realität von anderen unterscheidet. Dann hast Du dich von den Folgen der Traumata soweit distanzieren können, dass dein Gefühlsleben eher in normalen Bahnen verläuft.
Ich kann da nur das beschreiben wie ich es empfinde und bemerkt habe wie es sich bei mir entwickelt hat.

Und dann stelle ich - wahrscheinlich aus völliger Selbstunsicherheit heraus - erstmal meine Realität in Frage.
Ja, das kennen wohl viele von uns! Zweifel über Zweifel, ich nenne das inzwischen meine Dämonen, die mir immer einreden wollen "ich bin nichts wert" usw.! Diese Dämonen können sehr heimtückisch sein und Zweifel aufkeimen lassen, wo im Grunde gar keine Zweifel sein können. Da ist dann der Realitätscheckfür mich immer wichtig.
Sind die Zweifel berechtigt, oder sind sie nur wieder so eine ganz alte Geschichte. Eine Mischung aus schlechten Erfahrung und den früher fehlgeleitete Gefühlen.

Ich habe über dieses Thema gerade erst kurz mit meinem Ex gesprochen. Und das erste, was er mir sagte, war: "ich finde das allen anderen gegenüber unfair. Du nutzt deine Behinderung um dir einen Vorteil zu verschaffen und stehst nicht dazu, dass du es halt nicht rechtzeitig geschafft hast."
Nun ist mein Ex ein eher missgünstiger Mensch, der mich mit Menschen aus seiner Schulzeit verglich, die sich in Klausuren eines Spickzettel bedienten. Ich fand diesen Vergleich nicht sehr fair. Aber das Gefühl, das es auslöste ist eben: dir steht das gar nicht zu.
Erstmal ein sehr schlechter Gesprächspartner anscheinend für Dich, jedenfalls für dieses Thema. So gut wie niemand kann sich nur Ansatzweise in usere Gefühlswelt hinein versetzen. Nicht einmal einfachste Dinge können Menschen ohne unsere Erfahrungen nachvollziehen.

"Dir steht das gar nicht zu" Ein typischer Dämonenspruch!
oder
"Du kannst das nicht"
oder
"Du darfst das nicht"

Mir ist klar, am Ende zählt, wie ich dazu stehe.
Genau das ist der Schlüssel zum Erfolg und wenn Du es schaffst möglichst unabhängig betrachten. Realitätscheck
Lach, ich weiß genau wie schwer das ist!!!

Leider bin ich wenig selbstbewusst und schwanke dann manchmal wie ein Fähnchen im Wind in meiner eigenen Bewertung. Mir hilft es dann sehr, wenn ich ein möglichst breites Meinungsbild erhalte, um mich daran zu orientieren. Ich möchte nämlich kein Mensch sein, der seine subjektive Realität zum Maßstab aller Dinge macht.
Dein Selbstbewusstsein kann wachsen, was ich als viel wichtiger erachte ist den Selbstwert zu steigern und das funktioniert auch über die Gedanken.
Den Dämonen Kontra bieten und sich gegen sie stellen mit klaren Ansagen z.B.:
"Ich bin es wert zu leben und glücklich zu werden"!

Auf jeden Fall wünsche ich Dir auch weiterhin gutes vorwärts kommen in der Therapie!
Nie aufgeben!

Es hat lange gebraucht bis ich soweit war und jetzt geht es mir wesentlich besser. Mein Leben hat sich mit dadurch auch wesentlich ins positive verändert!

Ganz liebe Grüße
Bandit 💞 (y)🍀😎
 

Schattenkind

Aktives Mitglied
Ja, bei mir ist der größte Knackpunkt mein Vertrauen in mich selbst. Das ist mir auch bewusst. Um diese Unsicherheit irgendwie aufzulösen, brauche ich halt noch immer oft ein möglichst breit gestreutes Feedback von Außen. Ich lerne dazu, aber eben nicht von heute auf morgen. Es ist gar nicht so einfach gegen ein inneres Gefühl der Bedrohung anzukämpfen. Das Grundgefühl hinter diesen Schuldgefühlen, der Scham, dem Bedürfnis sich möglichst unsichtbar zu machen und anzupassen, ist bei mir oft einfach nur Angst vor Gewalt. Eben auch emotionaler Gewalt. Tue ich dann Dinge, um für mich einzustehen, gebe ich damit automatisch diese innere Schutzmauer der Anpassung auf. Das verunsichert mich dann extrem.
Glück ist von so vielen Faktoren abhängig. Den Anspruch glücklich zu werden habe ich längst nicht mehr. Ich möchte es nur irgendwann schaffen, mit dem, was mir geblieben ist, irgendwann halbwegs zufrieden zu sein.
Ein Beispiel: Du bist ein Bewohner der Wüste. Und eines Tages kommt jemand und zeigt dir einen Brunnen voller Wasser. Du genießt es sehr, fürchtest nicht mehr zu verdursten, bist das erste Mal wirklich glücklich. Und dann nimmt dir dieser Jemand diesen Brunnen wieder weg und du musst versuchen, mit dem, was dir bleibt, glücklich zu werden.
Ich halte es für sehr schwer, das umzusetzen. Sich damit abzufinden, mit der Situation, ist das eine. Mit der Situation glücklich sein, etwas völlig anderes.
Ich habe mich damit abgefunden, dass vieles für mich nicht mehr möglich ist. Glücklich bin ich damit aber nicht.
Ich bin auch nicht glücklich darüber, dass ich nicht schon eher Arbeitsfähig war. Aber es ist, wie es ist. Danach fragt aber niemand, wenn es darum geht zu bewerten, ob mir ein Härtefall zusteht oder nicht. Schon gar nicht mein kleiner, eigener Teufel auf meiner Schulter.
 
V

Versuch

Gast
Hallo Bandit,
man merkt, dass du noch vor gar nicht all zu langer Zeit aus der stationären Therapie bist. Diese ganzen Dinge mit: Gedanken beeinflussen unsere Gefühle, Realitätsscheck sind scheinbar die selben Methoden, mit denen alle Therapeuten arbeiten und mir ist das alles ja auch nicht fremd. Nur irgendwie.... ja, irgendwie greift das bei mir nicht so gut.
Ich denke viel nach. Zu viel. Ich habe mich in den letzten sechs Jahren komplett auseinander genommen, alles hinterfragt, über alles immer und immer wieder nachgedacht, versucht, jede erdenkliche Perspektive einzunehmen.

Diese Gefühle sind trotzdem immer wieder da. Und ich würde sogar so weit gehen, diese "Gefühle" als Affekte zu beschreiben. Denn sie sind ganz plötzlich da und so fest in mir verankert, wie ein Parasit. Noch bevor ich die Situation erfassen kann, sind diese Affekte schon da > Schuldgefühle, Angst jemandem auf dem Schlips zu treten.

Natürlich versuche ich es mit dem Realitätsscheck. Deshalb Frage ich zB. euch hier, wie ihr diese Situation bewertet. Am Ende aber, und da bin ich mir sehr klar, ist Realität ja auch nur eine subjektive Sache. Jeder hat seine ganz eigene Realität. Ich denke da zB. an meine Mutter, deren Realität so gänzlich anders ist. So schwimmt doch jeder halt selbst nur in seiner eigenen Suppe und schafft sich seine ganz eigene Realität, die mit der der anderen nichts zu tun hat. Verstehst du?
Und dann stelle ich - wahrscheinlich aus völliger Selbstunsicherheit heraus - erstmal meine Realität in Frage.
Ich habe über dieses Thema gerade erst kurz mit meinem Ex gesprochen. Und das erste, was er mir sagte, war: "ich finde das allen anderen gegenüber unfair. Du nutzt deine Behinderung um dir einen Vorteil zu verschaffen und stehst nicht dazu, dass du es halt nicht rechtzeitig geschafft hast."
Nun ist mein Ex ein eher missgünstiger Mensch, der mich mit Menschen aus seiner Schulzeit verglich, die sich in Klausuren eines Spickzettel bedienten. Ich fand diesen Vergleich nicht sehr fair. Aber das Gefühl, das es auslöste ist eben: dir steht das gar nicht zu.

Mir ist klar, am Ende zählt, wie ich dazu stehe. Leider bin ich wenig selbstbewusst und schwanke dann manchmal wie ein Fähnchen im Wind in meiner eigenen Bewertung. Mir hilft es dann sehr, wenn ich ein möglichst breites Meinungsbild erhalte, um mich daran zu orientieren. Ich möchte nämlich kein Mensch sein, der seine subjektive Realität zum Maßstab aller Dinge macht.
Hallo @Schattenkind

vielleicht hilft es dir, wenn du deine Fragestellung unter dem Gesichtspunkt Fairness siehst, so wie Rawls sie definiert hat, z B so:

Angenommen, du wüsstest nur über die Situation, dass ein Studienplatz zur Verfügung steht. Dann ist es fair, dass jeder sich bewerben kann. Die Anforderungen dafür (z B Vorbildung) werden im Vorhinein definiert. Wenn sich mehr bewerben als Studienplätze vorhanden ist, wird nach sachlichen Kriterien entschieden (z B Noten oder andere Qualifikationen, die etwas über die Geeignetheit der Bewerber aussagen).

Nun haben manche Bewerber Einschränkungen, die sie nicht beeinflussen können, z B Krankheiten Aufgrund ihrer Krankheit müssen sie weitaus größere Anstrengungen machen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen als Gesunde.

Ist das fair?

Eigentlich nicht wirklich, oder? Darum gibt es Regeln zum sog Nachteilsausgleich. Dabei handelt es sich darum, dass bestimmte Studierenden Vorteile bekommen. Das wäre eigentlich unfair.

Da aber nur Studenten einen Nachteilsausgleich bekommen, die ohne diesen Ausgleich einen unfairen Nachteil gegenüber Gesunden hätten, macht der Nachteilsausgleich die Regeln insgesamt fairer. Die Kranken haben ihre Einschränkung nicht gewählt und können nichts dafür. Sie werden durch ihre Krankheit auf vielerlei Arten eingeschränkt. Warum sollten sie dadurch zusätzliche Nachteile haben?

Somit hast du nur bekommen, was dir zusteht.

Wenn du deine Situation abstrakt betrachtest, dann wirst du mir wahrscheinlich zustimmen.
 

gobi

Aktives Mitglied
Naja, ich muss nicht die Definition von Egoismus googeln. Mir geht es ja darum, dass es sich so "anfühlt". Und ich möchte unter keinen Umständen ein egoistischer Menschen sein, der nur an sich und seinen Vorteil denkt. Davon hat diese Welt wirklich genug.
Es kann helfen genaueres zu erfahren. die eigenen Gedanken spielen einem manchmal einen Streich.
 

Schattenkind

Aktives Mitglied
Hallo @Schattenkind

vielleicht hilft es dir, wenn du deine Fragestellung unter dem Gesichtspunkt Fairness siehst, so wie Rawls sie definiert hat, z B so:

Angenommen, du wüsstest nur über die Situation, dass ein Studienplatz zur Verfügung steht. Dann ist es fair, dass jeder sich bewerben kann. Die Anforderungen dafür (z B Vorbildung) werden im Vorhinein definiert. Wenn sich mehr bewerben als Studienplätze vorhanden ist, wird nach sachlichen Kriterien entschieden (z B Noten oder andere Qualifikationen, die etwas über die Geeignetheit der Bewerber aussagen).

Nun haben manche Bewerber Einschränkungen, die sie nicht beeinflussen können, z B Krankheiten Aufgrund ihrer Krankheit müssen sie weitaus größere Anstrengungen machen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen als Gesunde.

Ist das fair?

Eigentlich nicht wirklich, oder? Darum gibt es Regeln zum sog Nachteilsausgleich. Dabei handelt es sich darum, dass bestimmte Studierenden Vorteile bekommen. Das wäre eigentlich unfair.

Da aber nur Studenten einen Nachteilsausgleich bekommen, die ohne diesen Ausgleich einen unfairen Nachteil gegenüber Gesunden hätten, macht der Nachteilsausgleich die Regeln insgesamt fairer. Die Kranken haben ihre Einschränkung nicht gewählt und können nichts dafür. Sie werden durch ihre Krankheit auf vielerlei Arten eingeschränkt. Warum sollten sie dadurch zusätzliche Nachteile haben?

Somit hast du nur bekommen, was dir zusteht.

Wenn du deine Situation abstrakt betrachtest, dann wirst du mir wahrscheinlich zustimmen.
Ja, vielleicht darf ich das so für mich betrachten.
 

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