Ich weiß nicht, ob du hier noch aktiv bist und meine Antwort lesen wirst, dennoch:
Ich kenne sogar eine Frau, die erst mit 43 angefangen hat zu studieren. Vorher hat sie ihr Fachabitur auf der Abendschule nachgemacht, während sie nebenbei als Arzthelferin gearbeitet hat. Mit 27 hatte sie dann ihr Fachabitur in der Tasche und weiter in ihrem Job als Arzthelferin gearbeitet. Ihr Abitur hat sie einfach für sich gemacht, um es in der Tasche zu haben, weil sie es vorher nicht machen konnte. Ihr wurde es von der Familie aus verwehrt. Sie hat es dann selber für sich gemacht.
Dann hat sie mit 28 geheiratet und mit 31 wurde sie mit Drillingen schwanger. Hat ihren Job an den Nagel gehängt, der Mann hat einen harten Job in der Industrie als normaler Arbeiter. Arbeiterfamilie mit drei hungrigen Kindern. Kinder sind 12 und die Mama denkt sich: Jetzt oder nie. Ich will auch studieren.
Das ist meine Mama. Und weißt du wie hart es für sie war? Sehr hart! Neben Haushalt und managen der Schulbildung der Kinder (wir Kinder sollen es ja einfacher haben) studiert sie: Nacharbeit/Vorarbeit der Skripte, Vorträge, sitzen in der HS und mitschreiben, in Gruppen sitzen und sich austauschen mit Jüngeren und für Klausuren lernen. Sie hatte also zwei Vollzeitjobs. Studium und Haushaltsführung, wobei mein Vater sie so gut es geht dabei unterstützt hat.
Daher verstehe ich nicht: Wovor hast du Angst? Es gibt so viele ältere Studenten. Du bist da nicht so einzigartig wie du denkst. Kein Schwein juckt es wie alt du bist: wenn dann nur Idioten, die sowieso dann aufhören, um lieber nach Australien zu gondeln. Die die es nicht interessiert wie alt du bist sind die Lehrenden. Die Profs und Dozenten wollen Leistung sehen, denen doch egal, ob du jung oder alt bist. Wenn du keine Leistung bringst, bist du denen nicht mal ein Augenzwinkern wert. Da geht es einfach nur darum sich auf seinen Pöter zu setzen und wirklich den Stoff nachzuarbeiten und fleißig zu sein. Das sollte dir eher Angst machen, nicht dein Alter.
Es ist schwierig konzentriert zu sein, aber wenn man das macht, worin man sich auch gerne sieht, dann rutscht das. Man erarbeitet sich einfach seine eigene Lernroutine. Im Internet gibt es so viel nützliche Infos dazu.
Du solltest aufhören dich mit anderen zu vergleichen und nur weil einer deiner Schulfreunde sein Traumjob hat. Dann ist er die Ausnahme.. aber wie kam er denn in seinen Traumjob? Ich kenne viele, die da auch hart für arbeiten. Frag dich mal: Hast du deine Ziele denn so richtig richtig hart verfolgt? Du hast dich von Nebenjob zu Nebenjob gequält und wann hast du gecheckt, dass es so nicht weitergeht? Etwas später als andere. Aber besser spät als nie. Du gehst doch schon in die richtige Richtung. Manchmal sieht es für andere so aus, dass Freunde oder Fremde es so viel leichter haben und so schnell geschafft haben ihr Traumleben zu leben. Dabei sieht man meistens gar nicht, was hinter der Fassade steckt. Also hör auf an deren Fassade dich aufzuhalten. Setz dich einfach vor einen Spiegel und frag dich: Was für Potenzial steckt in mir? VIEL. In jedem Menschen steckt Potenzial. Mein Dozent meint auch: Nicht jeder Mensch ist intelligent und kann direkt alles. Was sie aber können ist fleißig zu sein und dafür zu arbeiten, was sie bewegt, was sie ausmachen will. Das unterschreibe ich so.
Daher verfolge dein Ziel mit dem Abitur. Mach das fertig. Und dann schau dich mal um. Evtl. gibt es berufsbegleitende Studiengänge, die Wert auf Erfahrungen legen. Im Bereich BWL z.B. kannst du die Erfahrungen deiner Nebenjobs nutzen.
Mein Tipp also zum Schluss:
Gib nicht auf und vergleich dich nicht mit anderen. Vor allem: bade nicht in Selbstmitleid. Du bist 28 und reif genug endlich zu dir selbst zu stehen. Und vergiss den Gedanken "Ich muss eine große Karriere machen". Nein, die musst du nicht. Die kann kommen, aber da solltest du dir keinen Stress machen. Komm erstmal so weit, dass du dann mit deinen Ergebnissen aus einer Zeit, weitere Ziele setzen kannst. Setz daher erstmal kleine Ziele/. Mit Meilensteinen lässt sich so schön arbeiten. Wenn du Meilensteine erreicht, kannst du da nochmal drüber brainstormen.
Beispiel:
1. Meilenstein:
Abitur bestehen.
(evtl. unterteilt in noch kleinere wie: gute Noten in Mathe etc.)
2. Meilenstein:
Bewerbungen in Unternehmen (rechtzeitig! mind. 1 Jahr vor Ende der Schullaufbahn, sonst findest du nichts an berufsbegleitenden Studiengängen)
3. Meilenstein. etc. etc.
Du kannst auch bei deiner Schule mal anfragen. Immerhin wurdest du ja als Bester Schüler ausgezeichnet, nutz diese Auszeichnung und erarbeite dir damit Connections. Vielleicht kennen die Unternehmen, Hochschulen oder ähnliches.