Das Altern ist für Viele ein Problem, weil man eben vertane Dinge nicht mehr rückgängig machen kann. Wenn ich jetzt sage das ich bisher in einem gestörten Umfeld aufgewachsen bin und mit 28 noch nie wirklich eine richtige Freundin hatte , weil ich sehr eigen bin, ich auch gerne Kinder hätte, aber mein eigenes Leben nicht auf die Ketten kriege, da man mir in meiner Jugend die Worte "Versager" eingebleut hatte und die bei mir noch immer ein Gefühl des Nichtswertsein auslösen, dann kann man das Altern als eine Art Hilflosigkeit deuten. Andere sind weiter als ich!
Man hat zu mir gesagt ich bin anders und nicht normal. Dies eben löst das Gefühl des Sonderlings bei mir aus und da fühle ich mich teilweise schlecht.
Mir hat man nicht gesagt, ich sei anders, aber ich merke es jeden Tag. Ich habe mir meine Nischen geschaffen, wo ich reinpasse... nicht immer perfekt, geht aber meist. Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber vielleicht solltest Du Deinen Fokus vom Studium an sich wirklich eher aufs Lernen verschieben, und nicht auf die Zeit achten, die dabei vergeht. Mit 28 hast Du als Mann noch viel Zeit für Kinder.
Selbst wenn Du jeden Tag eben nur ein bisschen lernst, bestimmte Sachen auf die Ketten zu kriegen. So dass Du Dich jeden Tag wertvoller und ein bisschen selbstbewusster fühlst.
Ich versuche immer darauf zu achten, dass ich beides abdecke: Die Möglichkeit, bald zu sterben (kann ja auch ganz plötzlich passieren), und die Möglichkeit, dass ich noch viele Jahre vor mir habe. Das heißt, jeden Tag etwas zum genießen und Freude haben, und keinen Streit und Bitterkeit anhäufen. Und jeden Tag etwas lernen, einen Schritt weiterkommen, die Zukunft planen.
Klappt nicht immer. Habe zum Beispiel heute nicht geschafft, einen wichtigen Telefonanruf entgegenzunehmen. Telefonphobie. Aber war auch ein langer, anstrengender Tag, also verzeihe ich mir das und arbeite morgen weiter an dem Problem...
Ich könnte mir vorstellen, dass ich mit 40 diese Grenze überschreite, wo ich ein bisschen Panik kriege, vor dem was ich noch nicht geschafft habe und dem, was schon hinter mir liegt und nicht zurückgedreht werden kann. Ich hoffe, mich dann mit irgendwas Interessantem abzulenken, damit mich das nicht nervt...
Steck Deine Ziele nicht zu groß, vor allem wenn Du schon einen schwierigen Weg hinter Dir hast. Und vergiss nicht, Dich jeden Tag zu loben für alles, was Du geschafft hast. Das ist so wichtig, wenn wir uns durch unseren täglichen Stress kämpfen und uns so unzulänglich vorkommen - einmal innehalten und sich sagen "Hey, das hat heute geklappt, das hat auch geklappt, und den Rest kann ich morgen angehen." Und mach Dir Pläne B - vielleicht wird es mit den Kindern nichts, aber vielleicht kannst Du in Deiner Arbeit was mit Kindern machen?
Diese Pläne B finde ich sehr wichtig für ein zufriedenes Leben. Ich frage mich zum Beispiel: "Was wäre, wenn ich im Rollstuhl lande?" und mache dann Pläne, was ich mit meiner Zeit anfangen würde. Oder auch "Was, wenn ein Familienmitglied stirbt?" Da fallen mir natürlich nicht viele Pläne ein, aber auch darüber denke ich nach. Das kommt ganz entfernt aus dem Buddhismus, wo man über die Vergänglichkeit und den Tod meditiert. Ist ja wohl auch irgendwie Teil des Themas. Was können wir angesichts der Vergänglichkeit anfangen? Es scheint so wenig, was wir ausrichten können - und alles scheint so zerbrechlich zu sein. Andererseits gibt es uns auch die Freiheit zu sagen: "Verloren ist eh alles von Anfang an. Da kann ich es auch gleich locker angehen lassen!" - so eine Art Galgenhumor, das Leben mehr als ein Spiel nehmen, denn am Ende ist es doch unwichtig und schnell vorbei... ich weiß nicht, ob Du damit etwas anfangen kannst?
Das Leben einfach planen und dann durchziehen können die wenigsten. Und viele scheitern auch daran, weil die Erwartungen einfach zu hoch sind. Bei einer Bekannten, die das ersehnte Eigenheim gekauft und die ersehnten 3 Kinder bekommen hat und dann wieder in den Beruf eingestiegen ist, während noch die Renovierung lief, war irgendwann beim Nervenzusammenbruch. Alles geplante war da, aber es waren zu viele Pläne auf einmal in zu kurzer Zeit...
Es muss immer ein gesunder Mix sein aus dem, was man schafft, und dem, was man will. Und es dauert immer länger als man denkt!
Ich wünsche Dir alles Gute und drück Dich ganz fest!