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Einsamkeit ein gesellschaftliches Problem?

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Arktur

Sehr aktives Mitglied
Eigentlich ganz einfach.
Ach, wenn es immer so einfach wäre.
Und auch wenn es daran liegen sollte, dass Menschen als Kind nicht gelernt haben, Kontakte zu knüpfen, dann hat es ebenfalls eine gesellschaftliche Komponente, weil Kinder ja aufgrund von Erziehung und sozialem Umfeld lernen, ob und wie man soziale Kontakte knüpft, was wiederum ebenfalls gesellschaftlich beeinflusst wird.
 

MissVerständnis

Aktives Mitglied
Man ist nur dann nicht einsam. wenn ein echter seelischer Draht zu anderen vorliegt. Das ist leider lange nicht immer der Fall. Die bloße Anwesenheit anderer Menschen bringt es nicht. Wenn man sich nicht die Mühe gibt, aufeinander einzugehen und sich mit dem Leben und den Gedanken des anderen bewussst auseinanderzusetzen, bleibt man einsam.

Smalltalk ist durchaus ganz nett und tut auch gut, aber er alleine bringt es nicht.

Tiefere Gedanken und Leid miteinander zu teilen, ist auch anstrengend und mühsam. Das fürchten leider viele Leute. Aber gerade hier liegen die Brücken zu wahrer Nähe.
Ist jetzt keine Schmeichelei, sondern absolut ernst gemeint:
Das ist einer der besten Beiträge, die ich jemals zu diesem Thema gelesen habe!
Du bringst es, genau so, wie ich es empfinde, zu 100% auf den Punkt,
mit dem einzigen Unterschied, dass ich dafür mindestens doppelt so viele Worte gebraucht hätte! ;)
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Wer solche Angebote nutzt ist nur nicht mehr alleine für diesen Zeitraum. Dennoch kann man sich auch während der Nutzung dieser Angebote einsam fühlen, wenn man ggf. nicht von den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Gruppe integriert wird.

Beispielsweise werden Menschen mit Asperger ja immer wieder gerne mal ausgegrenzt - auch wenn sie die Angebote nutzen. Einsamkeit hat also nichts damit zu tun, ob ein Angebot genutzt wird oder nicht.
Gerade für schüchterne und ängstliche Menschen oder Menschen mit Autismus oder psychischen Erkrankungen etc. ist es schwer Kontakte zu knüpfen.
Oft fehlen auch die entsprechenden Angebote oder sind nicht in der passenden Altersklasse vorhanden.
Und das war früher besser?
Wann war dieses 'früher'?

Früher sind meines Wissens und Erinnerns teils schlimme Dinge mit Menschen passiert, die anders waren.
Zum Glück haben wir uns in dieser Hinsicht immerhin weiterentwickelt.

Auch ein Leben im Familienverband bot keinen Schutz vor Einsamkeitsgefühlen, so sehr ich (Groß-)Familienleben schätze.
Der behinderte Verwandte wurde oftmals auf nicht sehr nette Weise geduldet, als billige Arbeitskraft missbraucht, nicht selten misshandelt, aber nicht wirklich integriert.

Schüchtern und ängstlich erfuhr ebenfalls nicht selten wenig Verständnis, sondern ungeduldige Reaktionen, da Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Nach meinem Empfinden wird hier einiges verklärt.
Heute ist der Informationsfluss einfach ein anderer, wir erfahren mehr, auch über das Leid uns Fremder. Das bedeutet nicht, dass es früher besser war. Wir bekamen nur die Information nicht in diesem Ausmaß.

Ich verweise nochmal auf den von mir verlinkten Artikel, gerade wenn man sich differenziert mit dem Thema auseinandersetzen möchte.

ZITAT
"»Bislang gibt es wenig Evidenz für die Aussage, Einsamkeit habe in der Gesellschaft epidemieartig zugenommen«"
ZITAT ENDE

 
G

Gelöscht 128792

Gast
Mit früher ist vielleicht auch vor einigen Jahrzehnten gemeint.
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Ob das allerdings etwas bringt...
Ich habe mich noch nicht mit den Konzepten und der Arbeit dieser Einrichtungen beschäftigt, daher kann ich nichts über die Erfolgsaussichten sagen, aber ich würde nicht gleich voreilig das Konzept anzweifeln. Generell finde ich es gut, dass man signalisiert, dass hier Handlungsbedarf besteht und man den Betroffenen Hilfe anbieten sollte.
 

MissVerständnis

Aktives Mitglied
Ja, ich finde schon, dass es ein gesellschaftliches Thema ist - nicht nur, aber auch.
Meiner Ansicht nach fängt es schon in der Schule an.
Kinder, die anders als die Mehrheit waren, wurden bei uns damals entweder gehänselt, gnadenlos ausgegrenzt oder mit Mitleid überschüttet.
Diese Kinder müssen sich neben anderen schlimmen Gefühlen auch sehr einsam gefühlt haben.
Respekt, Wertschätzung und Toleranz und ein freundlicher Umgang miteinander sollten meiner Ansicht nach in jeder Schule auf dem Lehrplan stehen!
Was ja auch, soweit ich das mitbekomme, jetzt vielfach umgesetzt wird.

Denn in den meisten Fällen gilt:
nur, wem in der Kindheit/Jugend diese Werte entgegengebracht werden, hat später als Erwachsener die Kraft und Selbstsicherheit , sich Gleichgesinnte zu suchen; eine Gruppe, in der er angenommen wird, wie er ist.

Manch einer wird jetzt sagen "pffff, na und, ich hab es ja auch geschafft! Muss man sich halt anstrengen, von nichts kommt nichts."
Ja, dann bist du halt eine Ausnahme. Schön. Freut mich für dich.
Aber nicht jeder ist wie du, und es gibt Menschen, die furchtbar unter Einsamkeit leiden.
Gerade hier in einem solchen Forum würde ich mir einen respektvollen Umgang mit solchen Themen wünschen.
Denn nicht selten haben diese Menschen in ihrer Vergangenheit schlimme Erfahrungen machen müssen, die ihr Vertrauen in andere zerstört haben,
oder sie fühlen sich einfach falsch und wertlos, weil sie nicht der Norm entsprechen (also nicht beruflich erfolgreich, sportlich, belastbar, gesund sind, keinen Nachwuchs vorweisen können... usw,usf.....)
Dagegen sollte man in einer humanen Gesellschaft vorbeugen.
(siehe oben)
 

MissVerständnis

Aktives Mitglied
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