Ich bin aber ein Mensch, der schnell aufgibt und schambehaftet ist.
Das kannst Du ändern.
Es wird für mich schwierig sein bei einer Bewerbung zu erklären, warum ich in meinem Alter noch keine Ausbildung habe.
Da bist Du nicht die einzige Person, bei der es so ist und es gibt Möglichkeiten, sich beraten zu lassen, wie man am besten damit umgeht.
Es gibt natürlich auch Menschen die mit 50, unter schwierigen Bedingungen nochmal studieren….so ein Mensch bin ich aber nicht.
Wieso bist Du Dir da so sicher? Menschen ändern sich. Ich hätte mit 27 auch niemals geglaubt, dass 10 Jahre später in meinem Traumjob arbeite.
Neue Freunde zu finden ist mit dieser Scham und diesem Mindset auch sehr unwahrscheinlich.
Unwahrscheinlich heißt ja eben, dass es nicht unmöglich ist. Statt an der Stelle schon aufzugeben, wäre es doch eine Idee, sich zu überlegen, was es möglich machen kann.
Ich habe sogar teilweise selber Kontakt, aufgrund von Scham über mein Verhalten, beendet.
Dann solltest Du Dich in Zukunft mal für den anderen Weg entscheiden und über Deine Gefühle mit der Person reden. Wenn es dann schief geht, hast Du wenigstens einen konkreten Grund für einen Suizid.
Aber eigentlich geht es doch genau darum, Du willst nicht verletzt werden. Die sicherste Strategie ist es, sich zurückzuziehen. Das verstehe ich gut. Aber es macht doch wenig Sinn, sich gleich ganz aus dem Leben zu verabschieden.
Man kann lernen, wie man sich auf andere Art und Weise vor Verletzungen schützt. Ist das nicht wenigstens ein Versuch wert?
Ich finde auch nicht, dass Psychotherapie mir weiter helfen würde,
Es ist doch irrelevant, ob Du das findest oder nicht. Probier es aus, dann weißt Du es mit Sicherheit. Und wenn es tatsächlich nicht funktioniert, kann Du Dich immer noch aus dem Leben verabschieden.
obwohl zumindest generalisierte Ängste bei mir vorhandenen sind.
Und es ist diese Angst, die Dir immer wieder erzählt, dass Du es gar nicht erst versuchen sollst. Das kenne ich auch. Aber ich habe darum gekämpft, der Angst eine entsprechende Antwort zu geben und mein Leben hat sich um Welten geändert. Du musst nicht auf die Angst hören.
Ich kann mein Scheitern nicht akzeptieren, da hilft auch keine Psychotherapie.
Genau das ist aber Aufgabe der Psychotherapie, wie man eben mit solchen Lebensereignissen so umgeht, dass sie einen nicht mehr belasten.
Alles hat zwei Seiten, und du kannst natürlich für den Rest Denies Lebens an der Seite kleben bleiben, die Dir vermittelt, dass Du gescheitert bist. Aber vielleicht magst Du Dir die andere Seite auch mal anschauen. Jedes Scheitern birgt so viele neue Möglichkeiten und Chancen in sich.
Es tut weh und es ist Scheiße, wenn die Lebensträume den Bach runter gehen. Wenn man vielleicht sogar seinen Teil dazu beigetragen hat. Aber das Leben geht weiter und je mehr man aus Niederlagen lernt, umso mehr Kontrolle bekommt man über sein Leben. Ich habe es auch an enier Stelle ganz schön verzockt. Jetzt muss ich mir überlegen, ob es mir die Sache wert ist, den Kampf noch mal anzugehen oder ob ich mich ganz neu orientiere. Aber das ist wirklich kein Grund das Leben wegzuwerfen. Wo noch so ivele Chancen auf mich warten.
Also ich habe keinen hohen Leidensdruck, dass ich es unbedingt jetzt machen muss, aber ich habe eigentlich innerlich mit dem Leben abgeschlossen.
Da spricht die Angst aus Dir. Ich kenne diese Haltung. Bloß nichts erwarten, dann kann man auch nicht enttäuscht werden. Man könnte aber auch lernen, mit der Enttäuschung umzugehen und man könnte anfangen zu fordern, sich was zu trauen, Dinge auszuprobieren. Seit ich mutiger geworden bin, habe ich viele Dinge erreicht von denen ich dachte, dass ich das nie schaffen würde.
Ich weiß nur nicht, was ich wegen meiner Familie machen soll.
Ich arbeite in einer Beratungsstelle (auch so eine Sache von der ich dachte, das kann ich nie im Leben). Vor ein paar Wochen hat sich eine unsere Klientinnen suizidiert.
Wir hatten zwei oder drei Mal mit ihr zu tun. Es war auch sehr offensichtlich, dass sie schwer krank ist und keine Kraft und keinen Willen mehr hat. Trotzdem hat es das Team völlig kalt erwischt. Sie war nicht meine Klienten, aber auch mir geht es ganz mies damit. Mir geht das immer wieder im Kopf herum, ob ich hätte mehr machen können. Wir haben deswegen Supervision und ein paar Stunden Therapie. Das ist nicht der erste Suizid, den ich in meinem Umkreis erlebe, auch bei den anderen war es nicht der erste. Meine Freundin hat sich vor 20 Jahren aus dem Leben gestohlen und glaube mir, sie hatte jeden Grund dazu. Ich verstehe absolut, warum sie das getan hat. Wie auch bei dem Klienten. Aber es spielt keine Rolle. Es erschüttert einen trotzdem.
Es könnte uns egal sein, aber es erschüttert uns tief. Dann möchte ich nicht wissen, was so eine Tat mit der engen Familie macht. Es wird Deine Familie zerstören. Es hat nichts mit Egoismus zu tun, wenn man geht, sondern der Frage, ist Dir die Gesundheit Deiner Familie so viel wert, dass Du etwas Mut schöpfst und zu einem Therapeuten gehst.