Hi,
ich bin über 33, habe mein Ingenieursstudium mit Ende 26 abgeschlossen und arbeite seit dem durchgehend.
Tatsächlich hatte ich schon immer eher andere Interessen gehabt. Mein Traumjob war Polizist, damals wurde ich wegen einer kleinen und behandelbaren Krankheit abgelehnt, danach wusste ich nicht weiter. Ich interessierte mich sehr für Religion und Politik. Ich las viel und debattierte viel.
Auch für PC interessierte mich, lernte aber nach einem Jahr Fachabi, dass es nichts für mich ist und meldete mich um. Für meinen Vater war es schon immer "klar", dass das nichts ist für mich. Er hat mich bei vielen Sachen unterstützt, aber immer nur dann, wenn es für ihn richtig war. Ich bekam z. B. noch in meiner Jugend einen Gaming-Vertrag angeboten, da ich unter 18 war mussten meine Eltern einwilligen. Natürlich haben sie es nicht getan.
Jedenfalls durfte ich mir oft vom Vater anhören, dass man in Jobs die mich interessieren nichts verdient. So vermieste er auch von meinem Bruder das Interesse an Schauspiel (er war schon im Theater erfolgreich) und auch an der Konditorei. Auch war ich ein sehr hilfsbereiter Mensch, auch hier würde man nichts verdienen und wird ausgenutzt, ich solle nur Menschen helfen, von denen ich auch was erwarten kann.
Lange Rede wenig Sinn fing ich an irgendwas zu studieren und wechselte nach 4 Semester. Das neue Studium machte mir sogar Spaß! Ich schloss es dann leicht überdurchschnittlich gut ab und bekam einen Job in der technischen Gebäudeverwaltung. Ich wollte Karriere machen, so wie ich vom Vater gesagt bekommen habe. Ich fing jedoch mit nur 3.000 € brutto an, damit ich einen Job bekomme und als Sprungbrett nutzen kann.
Zwei Jahre hatte ich richtig viel Spaß im Job, war jedoch ständig mit dem Gehalt unzufrieden, weil es im Vergleich zu Freunden weniger war und in den Augen meines Vaters nicht ausreichend sei. Ich fing auch an, mich extrem zu langweilen. Eine Gehaltserhöhung wurde abgelehnt, obwohl nicht nur mein Chef sehr zufrieden war, sondern auch die Geschäftsführung, sogar die Aktionäre riefen mich persönlich an.
Nach zwei Jahren wechselte ich den Job und bekam 3.900 € brutto. Merkte aber schnell, dass es irgendwie nicht so viel mehr ist und viel viel mehr Stress hatte. Ich hatte irgendwie die Lust am arbeiten verloren, ich verbinde es mit der Langeweilephase. Habe meinen Rhythmus verloren und kann mich kaum noch konzentrieren. Die Arbeit wurde auch komplexer, für das mein Wissen fehlte. Obwohl ich absolut gar nicht mit der Arbeit hinterherkam und mich sogar eher erwischte, wie ich eher unwichtige Arbeit erledigte oder gar keine, war sowohl der wichtigste Kunde extrem zufrieden mit mir und schenkte mir was, sondern auch die komplette Firma. Ich verstand es nicht... Der Kunde war froh, endlich wieder einen Profi als technischen Leiter zu haben und ich so häää? Ich mache doch kaum was.
Nach einem Jahr beim 2. Arbeitgeber kam mein ehemaliger Kommilitone auf mich zu und meinte, sie suchen Leute die sich für Technik interessieren. Es ist zwar eine komplett andere Branche und ich hatte absolut keine Ahnung von den Produkten und Branche, aber das Gehalt war sehr verlockend.
Ich nahm an für 4.500 €, die ersten 2-3 Jahre waren sehr interessant und auch hier hatte ich immer das Gefühl, ich könnte mehr machen, da ich oft nur rumlungere und gar nichts tue. Oft bin ich auch träge und schiebe die Arbeit auf nächste Woche, damit ich nächste Woche zu tun habe. Aber sowohl die Kunden als auch der Arbeitgeber sind zufrieden, habe nie Kritik gehört und bekomme oft mit, wie andere zusammengefaltet werden. Ich verstehe es nicht. Konsequent schaffe ich am Tag vielleicht 2-3h und habe ein schlechtes Gewissen, ich weiß aber nicht, was ich noch mehr machen könnte.
Seit 1 Jahr wurde ich sogar befördert und unterstehe direkt der Geschäftsführung (mein Kumpel ist mittlerweile weg) und bekomme 6.500 €. Seit dem läuft für mich nichts mehr. Der Firma geht es gut, habe Einblick in die Zahlen. Zwar nicht wie die letzten Jahre, aber es läuft gut. Fragt man die zwei alten Geschäftsführer läuft es katastrophal und ich könne es nicht ganz nachvollziehen. Es gibt für mich Andeutungen, dass sie kein Bock mehr haben. Sie haben mich aber gefragt, ob ich jemals überlegt hätte, mich selbstständig zu machen.
Seit meiner Beförderung mache ich mir auf einmal viel mehr Druck was zu leisten, obwohl ich den gleichen Aufgabenbereich habe.
Durch die ganzen Bonusausschüttungen habe ich mir ein Polster von über 120.000 € aufgebaut und bekomme demnächst sogar die Wohnung meines Vaters auf mich geschrieben. Dennoch habe ich permanent Panik über die Zukunft. Obwohl ich auch die beste Ehefrau habe, die einen sehr sicheren Job hat und auch fast 3.000 € netto nach Hause bringt.
- in meiner jetzigen Branche bin ich nicht ganz so zufrieden und mir fehlt immer noch extrem viel Know-How nicht nur im Produkt, sondern auch das kaufmännische
- was wenn ich die Firma übernehme und scheitere? Ich hasse es mich ständig zu vergleichen, doch tue ich es permanent. Leider habe ich das von meinem Vater, der immer gesagt hat, wir müssen besser sein als die anderen Gastarbeiter und diese sich freuen würden, wenn wir versagen.
-> hier durfte ich von ihm auch anhören, dass ich auf gar keinen Fall zu meinem alten Job gehen soll mit 3.500 € brutto. Ich habe es angesprochen, dass mich solche Aussagen extrem verletzen und Geld nicht alles ist. Er entschuldigte sich und gab mir Recht. Wir redeten lange und er sagte, ich soll bitte einfach nur glücklich sein, egal wie.
- habe Angst, dass umso länger ich warte, desto schwieriger in meine alte Branche komme -> mache aber auf eigene Kosten bereits Weiterbildungen
-> und ja, ich will mich nicht vergleichen, aber ich weiß, dass ich in der alten Branche und mit nur 3 Jahren Berufserfahrung Stand jetzt maximal 50.000 €/Jahr verdienen würde. Was würden andere sagen über mich? Der wechselt einen gut bezahlten Job und verdient weniger? Und auch weniger als seine Frau?
- meine Frau sagt sogar, wenns mir gar nicht mehr gut geht, bleibe ich für paar Monate arbeitslos, sie kann uns über Wasser halten. Aber ich würde mich in Grund und Boden schämen
Viele meiner Probleme und Sorgen sind hausgemacht, viele haben sicherlich ernstere Probleme als meine. Aber für mich sind es leider meine Probleme. Ich weiß selbst, dass ich überall Arbeit finden würde, ich hatte sogar vorgehabt, wenn ich mein Polster weiteraufgebaut habe, mit Mitte 50 Busfahrer oder Notfallsanitäter zu machen, da ich unheimlich gerne fahre und Menschen helfen möchte. Auch hier hieß es früher vom Vater, zu viel Stress, zu wenig Geld und ich glaube, er war auch sehr froh, dass ich nicht zur Polizei gegangen bin, für ihn war es auch immer mit viel Stress und wenig Geld verbunden.
Ich war schon beim Coach und lese viele Bücher, aber komme seit Monaten von den negativen Gedanken nicht weg, obwohl ich wirklich weiß, dass ich es übertreibe.
Hat zumindest gut getan, auch mal alles abzutippen und vielleicht können wir hier ja diskutieren, wie ich auf andere Gedanken kommen kann.
Viele Grüße!
ich bin über 33, habe mein Ingenieursstudium mit Ende 26 abgeschlossen und arbeite seit dem durchgehend.
Tatsächlich hatte ich schon immer eher andere Interessen gehabt. Mein Traumjob war Polizist, damals wurde ich wegen einer kleinen und behandelbaren Krankheit abgelehnt, danach wusste ich nicht weiter. Ich interessierte mich sehr für Religion und Politik. Ich las viel und debattierte viel.
Auch für PC interessierte mich, lernte aber nach einem Jahr Fachabi, dass es nichts für mich ist und meldete mich um. Für meinen Vater war es schon immer "klar", dass das nichts ist für mich. Er hat mich bei vielen Sachen unterstützt, aber immer nur dann, wenn es für ihn richtig war. Ich bekam z. B. noch in meiner Jugend einen Gaming-Vertrag angeboten, da ich unter 18 war mussten meine Eltern einwilligen. Natürlich haben sie es nicht getan.
Jedenfalls durfte ich mir oft vom Vater anhören, dass man in Jobs die mich interessieren nichts verdient. So vermieste er auch von meinem Bruder das Interesse an Schauspiel (er war schon im Theater erfolgreich) und auch an der Konditorei. Auch war ich ein sehr hilfsbereiter Mensch, auch hier würde man nichts verdienen und wird ausgenutzt, ich solle nur Menschen helfen, von denen ich auch was erwarten kann.
Lange Rede wenig Sinn fing ich an irgendwas zu studieren und wechselte nach 4 Semester. Das neue Studium machte mir sogar Spaß! Ich schloss es dann leicht überdurchschnittlich gut ab und bekam einen Job in der technischen Gebäudeverwaltung. Ich wollte Karriere machen, so wie ich vom Vater gesagt bekommen habe. Ich fing jedoch mit nur 3.000 € brutto an, damit ich einen Job bekomme und als Sprungbrett nutzen kann.
Zwei Jahre hatte ich richtig viel Spaß im Job, war jedoch ständig mit dem Gehalt unzufrieden, weil es im Vergleich zu Freunden weniger war und in den Augen meines Vaters nicht ausreichend sei. Ich fing auch an, mich extrem zu langweilen. Eine Gehaltserhöhung wurde abgelehnt, obwohl nicht nur mein Chef sehr zufrieden war, sondern auch die Geschäftsführung, sogar die Aktionäre riefen mich persönlich an.
Nach zwei Jahren wechselte ich den Job und bekam 3.900 € brutto. Merkte aber schnell, dass es irgendwie nicht so viel mehr ist und viel viel mehr Stress hatte. Ich hatte irgendwie die Lust am arbeiten verloren, ich verbinde es mit der Langeweilephase. Habe meinen Rhythmus verloren und kann mich kaum noch konzentrieren. Die Arbeit wurde auch komplexer, für das mein Wissen fehlte. Obwohl ich absolut gar nicht mit der Arbeit hinterherkam und mich sogar eher erwischte, wie ich eher unwichtige Arbeit erledigte oder gar keine, war sowohl der wichtigste Kunde extrem zufrieden mit mir und schenkte mir was, sondern auch die komplette Firma. Ich verstand es nicht... Der Kunde war froh, endlich wieder einen Profi als technischen Leiter zu haben und ich so häää? Ich mache doch kaum was.
Nach einem Jahr beim 2. Arbeitgeber kam mein ehemaliger Kommilitone auf mich zu und meinte, sie suchen Leute die sich für Technik interessieren. Es ist zwar eine komplett andere Branche und ich hatte absolut keine Ahnung von den Produkten und Branche, aber das Gehalt war sehr verlockend.
Ich nahm an für 4.500 €, die ersten 2-3 Jahre waren sehr interessant und auch hier hatte ich immer das Gefühl, ich könnte mehr machen, da ich oft nur rumlungere und gar nichts tue. Oft bin ich auch träge und schiebe die Arbeit auf nächste Woche, damit ich nächste Woche zu tun habe. Aber sowohl die Kunden als auch der Arbeitgeber sind zufrieden, habe nie Kritik gehört und bekomme oft mit, wie andere zusammengefaltet werden. Ich verstehe es nicht. Konsequent schaffe ich am Tag vielleicht 2-3h und habe ein schlechtes Gewissen, ich weiß aber nicht, was ich noch mehr machen könnte.
Seit 1 Jahr wurde ich sogar befördert und unterstehe direkt der Geschäftsführung (mein Kumpel ist mittlerweile weg) und bekomme 6.500 €. Seit dem läuft für mich nichts mehr. Der Firma geht es gut, habe Einblick in die Zahlen. Zwar nicht wie die letzten Jahre, aber es läuft gut. Fragt man die zwei alten Geschäftsführer läuft es katastrophal und ich könne es nicht ganz nachvollziehen. Es gibt für mich Andeutungen, dass sie kein Bock mehr haben. Sie haben mich aber gefragt, ob ich jemals überlegt hätte, mich selbstständig zu machen.
Seit meiner Beförderung mache ich mir auf einmal viel mehr Druck was zu leisten, obwohl ich den gleichen Aufgabenbereich habe.
Durch die ganzen Bonusausschüttungen habe ich mir ein Polster von über 120.000 € aufgebaut und bekomme demnächst sogar die Wohnung meines Vaters auf mich geschrieben. Dennoch habe ich permanent Panik über die Zukunft. Obwohl ich auch die beste Ehefrau habe, die einen sehr sicheren Job hat und auch fast 3.000 € netto nach Hause bringt.
- in meiner jetzigen Branche bin ich nicht ganz so zufrieden und mir fehlt immer noch extrem viel Know-How nicht nur im Produkt, sondern auch das kaufmännische
- was wenn ich die Firma übernehme und scheitere? Ich hasse es mich ständig zu vergleichen, doch tue ich es permanent. Leider habe ich das von meinem Vater, der immer gesagt hat, wir müssen besser sein als die anderen Gastarbeiter und diese sich freuen würden, wenn wir versagen.
-> hier durfte ich von ihm auch anhören, dass ich auf gar keinen Fall zu meinem alten Job gehen soll mit 3.500 € brutto. Ich habe es angesprochen, dass mich solche Aussagen extrem verletzen und Geld nicht alles ist. Er entschuldigte sich und gab mir Recht. Wir redeten lange und er sagte, ich soll bitte einfach nur glücklich sein, egal wie.
- habe Angst, dass umso länger ich warte, desto schwieriger in meine alte Branche komme -> mache aber auf eigene Kosten bereits Weiterbildungen
-> und ja, ich will mich nicht vergleichen, aber ich weiß, dass ich in der alten Branche und mit nur 3 Jahren Berufserfahrung Stand jetzt maximal 50.000 €/Jahr verdienen würde. Was würden andere sagen über mich? Der wechselt einen gut bezahlten Job und verdient weniger? Und auch weniger als seine Frau?
- meine Frau sagt sogar, wenns mir gar nicht mehr gut geht, bleibe ich für paar Monate arbeitslos, sie kann uns über Wasser halten. Aber ich würde mich in Grund und Boden schämen
Viele meiner Probleme und Sorgen sind hausgemacht, viele haben sicherlich ernstere Probleme als meine. Aber für mich sind es leider meine Probleme. Ich weiß selbst, dass ich überall Arbeit finden würde, ich hatte sogar vorgehabt, wenn ich mein Polster weiteraufgebaut habe, mit Mitte 50 Busfahrer oder Notfallsanitäter zu machen, da ich unheimlich gerne fahre und Menschen helfen möchte. Auch hier hieß es früher vom Vater, zu viel Stress, zu wenig Geld und ich glaube, er war auch sehr froh, dass ich nicht zur Polizei gegangen bin, für ihn war es auch immer mit viel Stress und wenig Geld verbunden.
Ich war schon beim Coach und lese viele Bücher, aber komme seit Monaten von den negativen Gedanken nicht weg, obwohl ich wirklich weiß, dass ich es übertreibe.
Hat zumindest gut getan, auch mal alles abzutippen und vielleicht können wir hier ja diskutieren, wie ich auf andere Gedanken kommen kann.
Viele Grüße!
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