Hallo Andreas!
Ganz allgemein: Vor einer Situation wie 1929 beginne ich dann Angst zu haben, wenn mir meine Kassiererin bei Netto erzählt, dass sie jetzt Aktien gekauft habe und das so toll sei, dass sie dafür ihr Haus beliehen hätte.
2021 war auch ein Jahr, in dem die Kassiererin von Bitcoin redete. Banken empfahlen jedem Menschen ETFs oder Immobilienfonds....
Ich hab mich allerdings etwas schlecht (ADHS..) ausgedrückt:
Meine Aussagen waren auf die Jahre (damals eine ganze Dekade!) danach bezogen.
Es wurde
zuvor auch zu spät und hart gegegensteuert. Resultat war das Gegenteil der 20er Jahre. In den 30ern mussten viele Firmen Konkurs anmelden, es kam zu Entlassungswellen und es wurde kaum noch investiert.
Daraus wiederum resultierte die große Depression.
Ja, aber weniger Geld als in den letzten Jahren.
Das stimmt. Die Geldmenge sinkt in der Tat in Europa und in den USA und das wurde auch Zeit.
Aber ich fürchte eben, es ist immer
noch zuviel Geld für Spekulationsgeschäfte da, als dass die Zentralbanken die Zügel auch nur etwas lockern dürfen. Eigentlich müssen sie noch erhöhen, sagen viele.... Einigen Ökononomen nach solange, bis die Zinsen über der Inflaiton liegen.... (Andererseits sind das ja immer Vorjahresdaten, was diesen Ansatz schwer umsetzbar macht...)
Die Staatsschulden sind die mit Abstand größten Schulden und diese führen nicht zu einer "großen Depression", weil Staaten diese im Zweifel einfach wegdrucken können. Wozu es führt (und das sehen wir derzeit) ist Inflation.
...deren Bekämpfung mittels Zinsanhebungen die FED sich auf die Fahne geschrieben hat. Plötzlich wurden Anleihen mit ihren schlechten bis negativen Zinsen unattraktiv. Solche lagen ja in den Portfolios der betroffenenen Banken und rissen sie runter. Bis die FED sagte: "Wir nehmen die Anleihen zum Nennwert und verwahren sie."
Leider betreibt sie mit der Bankenrettung zwangsläufig QE. Die Bilanzsumme der FED ist dadurch effektiv wieder stark gestiegen.
Ob man dieses indirekte QE als inflationsbefeuernd ansehen kann oder nicht bzw. wie sich das sonst noch auswirkt, ist die spannende Frage.
Okay, wenn alles gut geht und die Enthebelung noch etwas weiter läuft, werden die Anleihenrenditen wieder runterkommen bzw. die Anleihenkurse steigen. Dann kann Geld durch Anleihenverkäufe von den Zentralbanken wieder eingesammelt werden.
Die Schuldenquote der Privathaushalte ist nicht besorgniserregend und in Deutschland sogar eher rückläufig:
In Deutschland ist das so. Aber die Entwicklung der Kreditkartenschulden in den USA sieht so aus:
Aus meiner Sicht vergisst du im vergleich zu 1929 etwas ganz wesentliches:
Die Stimmung damals zur Börse war euphorisch, die Gewinne riesig. Wo ist das heute so?
2021 war auch ein gutes Jahr an der Börse, die Gewinne riesig.
(Ob wir nun eine Entsprechung zu 1929 quasi als Doppelcrash hatten oder es auch ein Dreifachcrash wird, sei mal dahingestellt. Sinkflug in eine leichte Rezession wäre sicher schonender.)
Wie gesagt, ich hab eher Angst, dass die Rezession stärker ausfällt als erwartet.
Es gibt nur relativ wenig Aktien wie zum Beispiel Tesla (44er KGV), die noch sehr teuer sind.
Die sind allerdings auch sehr bedeutend für die Indizes, oder?
Das Problem hat doch aber die FED selber verursacht. Erst zu spät auf die Inflation reagiert und dann aus Panik zu heftig.
Stimmt. Es wurde zu spät eine Enthebelung angestoßen. Aber das war in den 30ern auch so, meinen zumindest viele Historiker.
Der Unterschied zu heute:
Damals wurden die Banken nicht von der FED unterstützt, wie man es gerade sieht.
Bereits jetzt ist die Inflation deutlich am abkühlen.
...aber das könnte sich immer noch ändern, wenn die Zinsanhebungen zu schnell gestoppt werden oder die Zinsen nicht lange genug oben bleiben.
Die Immobilienpreise machten Wohnen und vor allem Eigentum schwer bezahlbar. Aktien wie Tesla sowie viele kleine Tech Titel, die nicht mal gewinn machten, waren überteuert. Es entstanden neue Blasen an Krypto Märkten. Indess waren Risiken im Anleihenbereich nicht fair eingepreist. Staatsanleihen rentierten teils negativ! Das war eine verrückte und auf Dauer ungesunde Welt.
Absolut.
Und heute? Schrittweise Rückkehr in die Normalität.
Zinsschrittweise. Wobei das Gebälk unter den Schritten ganz schön knirscht und die Wirtschaft noch garnicht richtig mit den schlechteren Kreditkonditionen arbeitet, sondern bei laufenden Krediten noch von den alten Zinsen profitiert.
Wie gesagt, meine Frage wäre, wie sich die Rettungsaktionen der FED weiterhin auswirken....
LG
Wolf