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Kann keinem mehr was beibringen

Natürlich. An deinem Weltbild kann ja nichts falsch sein.

Wen unterrichtest du denn? Lehrer bist du doch nicht, oder?

Wieso soll an meinem Weltbild nichts falsch sein können? Ein gutes Weltbild wird oder ist dasjenige, welches wächst... an dem gearbeitet wird...

Vielleicht ist mein Weltbild besser bzw. hilfreicher als das eines anderen Menschen, aber sicher nie so perfekt, als dass ich auf Verbesserungen verzichten könnte. Für mich ist ein Weltbild wie ein Werkzeug. Es ist im Sinne der eigenen Zielsetzung nützlich … oder auch nicht.
 
Wie sollte ein perfekte Weltbild aussehen? Sowas gibt es einfach nicht! Die Klassifizierung gut oder weniger gut passst da einfach nicht. Es entwickelt sich. Aus den Lebensumständen heraus. Es ist ein Ergebins und darum ist es nichts, was man bewusst herausbildet. Man kann aber sehr wohl bewusst darauf einwirken, wenn man merkt dass das eigene Weltbild einem das Leben erschwert.
 
Wie ich schon schrieb, ist für mich das Weltbild wie ein Werkzeug. Es ist gut, je besser es mir hilft, die richtigen Fragen zu stellen sowie hilfreiche Antworten zu finden. Wenn Menschen nach Fragen und nach Antworten suchen – aber nicht finden, dann liegt das ggf. an ihrem Weltbild, welches bestimmte Bereiche hell darstellt und andere Bereiche des Lebens im Dunkeln lässt. Es liegt an uns, ob wir uns mit dem Werkzeug „Weltbild“ zufrieden geben – oder nicht.

Man könnte das Weltbild auch mit einer Landkarte vergleichen. Wenn auf meiner Landkarte keine Straßen zu sehen sind, muß mich das nicht stören, wenn ich eh nirgendwohin will. Dann reicht es, wenn ich eine schöne ggf. dekorative Landkarte habe. Habe ich jedoch ein oder mehrere Ziele, dann stört es mich gewaltig, wenn ich Straßen nicht oder nur unzureichend erkenne. Und wenn ich ein oder mehrere Ziele habe, dann beurteile ich schon, ob die Landkarte gut geeignet ist oder nicht. Das Problem liegt wohl oft darin, dass „wir“ annehmen, unsere Landkarte sei das Beste, was „wir“ haben können. Ich denke nicht so. Ich denke dass es Bereiche gibt, die für mich morgen wichtig sind zu erkennen und die ich heute noch nicht (ggf. ohne fremde Hilfe) sehe.

Vergleiche ich das Ziel/die Ziele meiner Schüler mit ihrer jeweiligen Landkarte, kann ich schon – mal mehr oder weniger gut – feststellen, ob diese Landkarte hilfreich bzw. zielführend ist.
 
Vorsicht! Wir geraten hier auf kritisches Terrain. Wenn ich "Weltbild" durch "Werte" ersetze, dann komme ich der schulischen Aufgabe wohl schon näher. Wir hatten über etliche Jahre in der Pädagogik und in der Gesellschaft eine spannende Diskussion um die Frage, ob die Schule überhaupt erziehen dürfe.
Damals und das klingt sicher überraschend, waren es gerade konservative Vertreter, die sich heftig dagegen wehrten, dass Schule und Lehrer die Aufgabe der Erziehung übernahmen, war das doch ihrer Meinung nach vornehmste Aufgabe der Eltern.
In bestimmten Bereichen jedoch war zugleich und zunehmend ein Erziehungsdefizit feststellbar. Es gab zunehmend mehr Eltern, die sich der erzieherischen Aufgabe versagten. Ihr "Weltbild", um deinen Terminus zu übernehmen, Nordrheiner, war erheblich reduziert und bewegte sich zwischen Verantwortungslosigkeit und dem Desinteresse am Wohlergehen ihrer Kinder.
Zunehmend nahm diese prekäre Schicht die Gesellschaft, hier vertreten durch die Schule, als Ersatz-Instanz für eigenen Unwillen in Anspruch. Daran hat sich nach meinem Eindruck bis heute nichts geändert, und die betroffene Schicht entgleitet dem gesellschaftlichen Einfluss mehr und mehr, obgleich sie selbst die Gesellschaft durch ihre eigene Verweigerungshaltung zunehmend fordert.
Ich simplifiziere: Kinder kriegen zunehmend diejenigen, die eigentlich keine haben sollten, während diejenigen, die nach allen Voraussetzungen Kindern eine gesicherte und förderliche Umgebung bieten könnten, darauf verzichten.
Wie auf dieses Dilemma effektiv zu reagieren ist, weiß ich nicht. Man kann die Einen weder zum Nachwuchs verpflichten, noch die Anderen daran hindern.

Burbacher
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, Burbacher, der Begriff "WERTE" trifft es weitaus besser. Viele verschieden Werte und Erfahrungen ergeben zusammen ein Weltbild.
Ich möchte noch was zu dem Erziehungsdefizit hinzufügen, das mir erst jetzt so in meiner Schule bewusst wird. Du hast schon recht: Das Desinteresse der Eltern, die die Erziehung in die Schule verlagern (was nicht geht, denn auch wer "nicht erzieht" prägt sein Kind. Auch das ist eine Form von Erziehung, die es aber uns Lehrern noch viel schwerer macht, unsere Werte zu vermitteln)
ist ein Problem, das zunimmt.J
jedoch stelle ich auch auf der anderen Seite eine Elternschicht fest, die sehr wohl unglaublich interessiert am Vorankommen ihres Nachwuchses ist. Die die feste Überzeugung haben, dass NUR sie wirklich wissen, was gut für ihr Kind ist und die fast besessen von dem Gedanken IHR Kind gegen den Rest der Welt zu wappnen, wirklich ALLES für ihr Kind tun.
Jedoch ist es gerade dieses Überengagement der Eltern, dass immense negative Folgen haben kann.
Ich habe ja schon erwähnt dass ich an einem reichen Privatgymnasium unterrichte. Hier herrscht eine Einstellung unter den Eltern, die Dir die Tränen in die Augen treibt: Der Leistungsdruck auf die Schüler ist echt schlimm.
Diese Woche wurde schon wieder eine unserer Schülerinnen mit einem Nervenzusammenbruch in eine Klinik gebracht🙁.
Andere Schüler sind so unglaublich verwöhnt...das kann man sich kaum vorstellen: Für die ist ein Lehrer ein Dienstbote.
Wenn Schüler Mist bauen, ist NATÜRLICH die Schule schuld. Da wird schon mal wegen einer 4 in Sport ein Anwalt eingeschaltet. Die meisten Kinder bekommen auch ganz schnell Atteste für Hochbegabung, LRS, ADHS usw. Es wird nicht akzeptiert, dass das Kind etwas nicht kann, nein, es wird eine andere Erklärung gesucht: Dann ist das Kind eben unterfordert, weil hochbegabt, oder der Lehrer unqualifiziert, oder oder....Aber NIE ist es das Kind.
Wenn Schüler durch mangelnde Disziplin auffallen, sind natürlich IMMER die anderen Schuld.
Hier wird eine Generation unglaublich verwöhnter Kinder herangezogen, die ebenso wie die von Dir erwähnten "Unterschichtproblemefälle" nicht erzogen werden. Aber aus anderen Gründen.Die Probleme für die Zukunft der Kinder sind vorprogrammiert.
Wir haben zB einen Fall: Ein Junge schlägt völlig grundlos immer wieder Mitschüler. Er ist extrem agressiv. Lügt, tritt Leute von hinten usw. Natürlich ist dieser Schüler nicht beliebt und wird gemieden. Darunter leidet er und schlägt erstrecht zu. Selbst die Tutoren der höheren Klasse, die sich um ihn bemühten und versuchten, ihn wieder in die Klasse einzugliedern und zu moderieren haben aufgegeben, nachdem sie auch angegriffen wurden. Die Reaktion der Eltern: Das Kind ist natürlich nur deswegen so agressiv, weil es gemobbt wird. Er hat keinerlei Mitschuld und er muss sich ja verteidigen. Die Eltern erwägen garnicht, dass ihr Kind auch Anteil daran haben könnte und sie sehen auch nicht ein, dass ihr Kind lernen muss, dass Gewalt keine Lösung ist. Sie stehen auf dem Standpunkt: "Wir halten zu unserem Kind, wenn das Kind sagt, es hat nie geschlagen stimmt das und die Lehrer lügen" (obwohl es wirklich viiiiele Lehrer bezeugen können)

Zum Kind halten, ist ja eine sehr wichtige Sache, aber da wurde dieses Prinzip einfach an absurdum geführt.
 
Geht hier um kein Weltbild von einzelnen, sondern um das Leben / Zukunft euer Kinder!
Man sollte die ernst nehmen und sich um Sie kümmern, mit der Kraft die Ihr jetzt hier verplempert um ( wen ) von eurem Weltbild zu überzeugen ?
Hier sind nicht eure Kinder präsent, Ihr seit in der Verantwortung für euer tun oder lassen.
Es wird meist immer Gebets Mühlen artig wiederholt was da doch ach so schlecht läuft, nicht gemacht wird, wer da Schuld hat ....
Und an kommen tolle Tips was man machen ( könnte ) um das zu ändern.
Obwohl nicht mal bekannt ist, ob da alles so schlecht und böse ist, wie man es selber sieht.
Dann wird wieder diskutiert...
Wann wird den jetzt ( was ) geändert und von wem, wer fängt an?
Die meistens wären tolle Politiker, da ist das genauso.
Da ist auch die Opposition ( andersdenkende ) der Schuldige, wenn was nicht so läuft wie ( ich will ).
 
Seltsam das das Leben auch vor Foren / Internet funktioniert hat.?
Nur mit eigenen Verstand und eigner Verantwortung für sein Tun.
Geht raus in die ( echte ) Welt und tut was, schaltet mal ab die ( Digitale Revolution ).#
Revolutionen brachten immer Helden hervor, aber mit kurzer Halbwertszeit, die meisten sind Tot.
 
Seltsam das das Leben auch vor Foren / Internet funktioniert hat.?
Nur mit eigenen Verstand und eigner Verantwortung für sein Tun.
Geht raus in die ( echte ) Welt und tut was, schaltet mal ab die ( Digitale Revolution ).#
Revolutionen brachten immer Helden hervor, aber mit kurzer Halbwertszeit, die meisten sind Tot.

Deine kritische Anmerkung kann ich schon verstehen. Solche Empfehlungen wie "Mach die Kiste aus", "Geh mal unter die Menschen!" usw. werden allerdings nicht selten von Menschen ausgesprochen, die selbst im Internet mehr oder weniger zu Hause sind.

Burbacher
 
Das ist auch gut so, so sprechen die aus ( Erfahrung ).
Und eine Empfehlung ist ja kein Beipackzettel wo steht 3 mal täglich sonst.#
Nebenwirkungen ausgeschlossen ?
Ich muß es wollen, kann auch schiefgehen, wie bei den Medikamenten.
 
Als ich damals in der Schule war, waren die Lehrer schon darauf gedrillt, dass sie mich erziehen wollten, aber wer glaubt, bei gesundem Menschenverstand, dass sich ein Schüler von einem Lehrer erziehen lassen würde?

Wie soll das funktionieren?

Ich hatte damals das mal meine Lehrer gefragt und die konnten keine Antwort darauf geben, weil es schlicht und ergreifend nicht möglich ist. Die Eltern, die glauben, dass die Lehrer hier die komplette Erziehung übernehmen könnten, sind meiner Meinung genauso bescheiden zu betrachten, denn was kann ein Lehrer schon großartig machen?



Er kann dir SEIN Wissen, SEINE Einstellung, SEINE Haltung vermitteln und gleichzeitig auch, dass dies NICHT Allgemeingültigkeit hat, sondern dass es gilt, selbst Erfahrungen zu sammeln. Und EINE dieser Erfahrungen ist die des ja meist etwas älteren Lehrers - man gerät in einen Austausch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
 

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