Ja, Burbacher, der Begriff "WERTE" trifft es weitaus besser. Viele verschieden Werte und Erfahrungen ergeben zusammen ein Weltbild.
Ich möchte noch was zu dem Erziehungsdefizit hinzufügen, das mir erst jetzt so in meiner Schule bewusst wird. Du hast schon recht: Das Desinteresse der Eltern, die die Erziehung in die Schule verlagern (was nicht geht, denn auch wer "nicht erzieht" prägt sein Kind. Auch das ist eine Form von Erziehung, die es aber uns Lehrern noch viel schwerer macht, unsere Werte zu vermitteln)
ist ein Problem, das zunimmt.J
jedoch stelle ich auch auf der anderen Seite eine Elternschicht fest, die sehr wohl unglaublich interessiert am Vorankommen ihres Nachwuchses ist. Die die feste Überzeugung haben, dass NUR sie wirklich wissen, was gut für ihr Kind ist und die fast besessen von dem Gedanken IHR Kind gegen den Rest der Welt zu wappnen, wirklich ALLES für ihr Kind tun.
Jedoch ist es gerade dieses Überengagement der Eltern, dass immense negative Folgen haben kann.
Ich habe ja schon erwähnt dass ich an einem reichen Privatgymnasium unterrichte. Hier herrscht eine Einstellung unter den Eltern, die Dir die Tränen in die Augen treibt: Der Leistungsdruck auf die Schüler ist echt schlimm.
Diese Woche wurde schon wieder eine unserer Schülerinnen mit einem Nervenzusammenbruch in eine Klinik gebracht🙁.
Andere Schüler sind so unglaublich verwöhnt...das kann man sich kaum vorstellen: Für die ist ein Lehrer ein Dienstbote.
Wenn Schüler Mist bauen, ist NATÜRLICH die Schule schuld. Da wird schon mal wegen einer 4 in Sport ein Anwalt eingeschaltet. Die meisten Kinder bekommen auch ganz schnell Atteste für Hochbegabung, LRS, ADHS usw. Es wird nicht akzeptiert, dass das Kind etwas nicht kann, nein, es wird eine andere Erklärung gesucht: Dann ist das Kind eben unterfordert, weil hochbegabt, oder der Lehrer unqualifiziert, oder oder....Aber NIE ist es das Kind.
Wenn Schüler durch mangelnde Disziplin auffallen, sind natürlich IMMER die anderen Schuld.
Hier wird eine Generation unglaublich verwöhnter Kinder herangezogen, die ebenso wie die von Dir erwähnten "Unterschichtproblemefälle" nicht erzogen werden. Aber aus anderen Gründen.Die Probleme für die Zukunft der Kinder sind vorprogrammiert.
Wir haben zB einen Fall: Ein Junge schlägt völlig grundlos immer wieder Mitschüler. Er ist extrem agressiv. Lügt, tritt Leute von hinten usw. Natürlich ist dieser Schüler nicht beliebt und wird gemieden. Darunter leidet er und schlägt erstrecht zu. Selbst die Tutoren der höheren Klasse, die sich um ihn bemühten und versuchten, ihn wieder in die Klasse einzugliedern und zu moderieren haben aufgegeben, nachdem sie auch angegriffen wurden. Die Reaktion der Eltern: Das Kind ist natürlich nur deswegen so agressiv, weil es gemobbt wird. Er hat keinerlei Mitschuld und er muss sich ja verteidigen. Die Eltern erwägen garnicht, dass ihr Kind auch Anteil daran haben könnte und sie sehen auch nicht ein, dass ihr Kind lernen muss, dass Gewalt keine Lösung ist. Sie stehen auf dem Standpunkt: "Wir halten zu unserem Kind, wenn das Kind sagt, es hat nie geschlagen stimmt das und die Lehrer lügen" (obwohl es wirklich viiiiele Lehrer bezeugen können)
Zum Kind halten, ist ja eine sehr wichtige Sache, aber da wurde dieses Prinzip einfach an absurdum geführt.