Oh je, kriegt man mit solchen Fähigkeiten heute nicht mehr nur Abitur, sondern auch einen Bachelor?
Noch hoffte ich, dass wenigstens die Universitäten da irgendwann einen Schlussstrich ziehen und die Leute nicht weiterkommen lassen.
Das werden sie nicht, denn Fachbereiche, bei denen Studierende abbrechen, werden bestraft, d.h. sie bekommen weniger Geld zugewiesen. Klar, was dann passiert...
Die meisten Physik-Fachbereiche machen schon einen Mathematik-Kurs vor dem Studium, um wenigstens alle auf einen Stand zu bringen, der das Studium ermöglicht. Inzwischen geht das auch online. Ist aber freiwillig.
Ansonsten hat die Mathematik in Deutschland eh ein Image-Problem. Wenn schon die Eltern damit kokettieren, dass sie es selbst nicht konnten, kann man von den Kindern keine große Motivation erwarten. In Frankreich ist der Stellenwert ein ganz anderer.
Warum braucht man Mathe? Zunächst praktisch für alle natur- und ingenieurs-wissenschaftliche Fächer. Oder man stelle sich vor, ein Architekt kann keine Statikberechnungen machen. Wozu braucht man im Leben Ahnung von Statistik oder Prozentrechnung?
Z.B. damit ich mündig entscheiden kann, ob ich bestimmte medizinische Untersuchungen machen möchte (viele Mediziner sind leider Nullen in Statistik, aber das nur am Rande) und was diese aussagen. Wenn ich einen Kredit aufnehmen muss, hilft es enorm Zinseszinsrechnung zu können. Will ja nicht nur dem Bankangestellten glauben müssen, der in ersten Linie die Interessen der Bank vertritt.
Vielleicht braucht es solche realeren Bezüge zur Motivation.
Man lernt in der schulischen Mathematik ja eh nur "Rechnen". "Richtige" Mathematik kommt - wenn überhaupt - nur am Rande vor. Eben weil ihr angenommener praktischer Nutzen begrenzt ist. Wobei ich das etwas anders sehe. Man lernt abstraktes, logisches Denken, das einen befähigt, komplexe Probleme auf den wesentlichen Kern zu reduzieren. Persönlich finde ich, dass das einem im Leben massiv weiterhilft. Philosophie "funktioniert" ähnlich, hat aber den Nachteil der "ungenauen" Sprache.
Leider lässt sich so ein Nutzen nicht direkt "beziffern". Aber im Grunde sollte man nach der Schule in der Lage sein, eine Steuererklärung selbstständig zu verstehen, ohne, dass man vorher gelernt hat wie es geht. Es geht darum zu lernen, wie man sich das benötigte Wissen aneignen kann. Denn das verändert sich ständig und immer schneller. Lerne ich heute, mit einem bestimmten Betriebssystem oder bestimmten Programmen zu arbeiten, dann ist das Wissen in 5 Jahren schon veraltet. 1+1 bleibt aber 2 und auch Flächenberechnungen, Dreisatz und Integral (Stichwort Zinseszins) bleiben gleich. Genau wie Prädikatenlogik
aber das führt wohl eher zu weit.
Andererseits wird spätestens seit Sokrates von jeder Generation der Niedergang der Jugend beklagt und dafür gab es in der Zwischenzeit dann doch einige größere Errungenschaften. Ich bin sicher, es wird weiterhin auch größere Entwicklungen geben.