Z
Zollstock
Gast
Ehrlich gesagt, ich gehe auch nicht mehr darauf ein, wenn mir jemand von seinen psychischen Problemen berichtet. Nicht weil ich empathielos wäre, ganz und gar nicht. Aber weil es inzwischen in Mode gekommen, dass jedes negative Gefühl eine Depression und jedes unangenehme Erlebnis ein Trauma ist. Die Leute suhlen sich in ihren Problemen, leben in der Vergangenheit, sehen ihre Probleme als Teil ihrer Persönlichkeit an.Das Prob kenne ich. Du kannst im Rollstuhl sitzen, due kannst im Bett liegen, du kannst im Grunde alles Physische sein. Nur psychisch krank sein, das darfst du nicht.....
Beispiel 1: Eine gute Freundin hat ihre Eltern (beide Ü80 verloren). Ja, das ist traurig und es braucht Zeit, das zu verkraften. Aber es ist eben auch ein ganz normaler Teil des Lebens, dem man mit Trauerarbeit begegnen kann. Die besagte Freundin wähnt sich jetzt aber in einer Depression, ihr Therapeut bestärkt sie sogar darin. Inzwischen gibt es bei ihr kein anderes Gesprächsthema mehr.
Beispiel 2: Eine andere Freundin der Familie wurde als Kind in der Schule ausgeschlossen, heute würde man sagen, gemobbt. Nun ist aus dem hässlichen Entlein von damals ein schöner Schwan geworden. Sie hat einen gut verdienenden Ehemann und zwei wundervolle Kinder. Statt die Schulzeit ruhen zu lassen und sich an ihrem Leben zu erfreuen, bearbeitet sie jetzt mit einem Therapeuten ihr "Trauma". Alle zwei Wochen kaut sie jede einzelne Hänselei von damals durch. Auch sie hat sich in das Thema so hineingesteigert, dass jedes Gespräch darauf umgelenkt wird.