Nun, wir haben den Tod aus unserem Leben ausgeschlossen, zumindest haben wir das versucht. Früher starben Menschen im Kreise ihrer Familie. Der Tod war wesentlich präsenter und entsprechend musste man sich mit dem Thema auseinandersetzen. Daraus ergab sich ein anderer Umgang mit dem Thema. Heute wird in Krankenhäusern und Pflegeheimen gestorben. In der Leistungs- und Spaßgesellschaft ist kein Platz mehr für solche Themen. Man hat zu funktionieren und man hat fröhlich zu sein, denn sonst wenden sich die anderen Menschen ab.
Wir lernen nicht mehr, mit Trauer umzugehen. Kinder sehen es nicht mehr bei ihren Eltern. Die Menschen sind orientierungslos, flüchten sich in Arbeit oder Konsum. Ablenkung als scheinbares Allheilmittel. Als meine Mutter starb, habe ich von meinen Freunden knappe Mitleidsbekundungen gehört, dann wurde schnell das Thema gewechselt.
Was mir geholfen hat, waren Ort und Rituale zum Trauern. Früher hat Religion hier Angebote gemacht. Auch wenn man nicht religiös ist, können Kirchen oder Kapellen Orte der Ruhe und der inneren Einkehr sein. Ein Bild aufstellen, eine Kerze anzünden, in einen inneren Dialog mit dem Verstorbenen gehen, einen Abschiedsbrief schreiben und am Grab niederlegen. All das kann helfen.
Ich finde es schade, dass ich das alles allein machen musste. Aber die Welt ist, wie sie ist.