So ging es mir bei der Mutter-Kind Kur.
Ich dachte, ich muss von der Welt.
Klar sind die Windeln bequem. Aber irgendwann kommen die Kinder in die Schule. Selbst bei Kindern, die mit 2 oder 3 trocken sind, geht da noch was daneben manchmal. Wenn ein Kind aber mit 4 oder 5 erst trocken wird, ist die ganze Entwicklung verzögert.
Warum soll es bequem sein, ein Kind mit 4 oder 5 noch zu wickeln? Kann mir ehrlich gesagt kaum was weniger bequemes vorstellen, als in dem Alter immernoch die Hinterlassenschaften eines Kindes wegmachen zu müssen. Toilette oder Töpfchen ist doch viel bequemer.
Also ich finde es jetzt nicht besonders sinnvoll, von einem trockenen Kind zu sprechen, das mit 18 Monaten halt einfach dauernd aufm Topf hockt. Dann ist jedes Kind trocken, aber wirklich kontrollieren kann es sich halt doch noch nicht.
Soweit ich informiert bin, lernen Kind so ungefähr mit 3 Jahren trocken zu werden. Wobei eben jedes Kind individuell ist und die einen brauchen vielleicht ein bißchen länger und die anderen sind schneller. Zwang kann aber immer nur verkehrt sein.
Gerade wenn es um dieses Thema geht.
ich kenne eine Frau, deren Kind wird noch mit 5 gewickelt: Der Kleine ist geistig und körperlich absolut soweit, trocken zu sein (er erinnert seine Mutter sogar im Supermarkt ans Windelkaufen. ) er WILL nur einfach nicht- aus welchem Grund auch immer.
In dieser Weise würde ich mir als Mutter nicht auf der Nase rumtanzen lassen.
Es hat schon seinen Sinn, dass es für jede Entwicklung ein bestimmtes Zeitfenster gibt: Wenn ein Kind laufen oder sprechen lernt oder eben wenn es trocken wird. Dafür gibt es Zeitfenster und es hat schon seine Richtigkeit, diese Zeitfenster abzuwarten, aber eben auch nicht zu weit verstreichen zu lassen, wenn das Kind grundsätzlich gesund ist.
Genauso wie es keinen Sinn macht, ein 9 Monate altes Baby in ein Laufgeschirr zu stecken und zu sagen, es könne laufen, würde es auch keinen Sinn machen, ein gesundes Kind, das mit 4 natürlich schon laufen kann, in einem Kinderwagen festzuschnallen, und am Laufen zu hindern.
Genauso ist es doch auch mit dem Trockenwerden.
(Gesunde)Kinder entwickeln sich in gewissen Zeitfenstern aber eben individuell und das sollte man auch respektieren.
Es ist weder besonders vorteilhaft ein Kind vor der Zeit zu etwas zu drängen, als auch, es unnötig rauszuschieben.
Kinder entwickeln sich individuell und gerade so kleine Kinder haben auch noch ein sehr gutes Gespür für ihr Tempo. Idealerweise haben das die Eltern und Erzieher auch und können entsprechend dem individuellen Tempo motivieren und können erkennen, warum etwas evtl länger dauert. Manche Kinder brauchen vielleicht einen kleinen Schubs, andere brauchen eher noch ein wenig Geduld usw.
Das mag ja schön und gut sein, aber später in der Schule oder im Ausbildungsbetrieb arbeitet der Ausbilder auch nicht bedürfnisorientiert.
Ein zwei oder dreijähriges Kind ist aber kein kleiner Erwachsener, dem man die Härte des Lebens beibringen müsste, damit es später durchkommt.
Im Gegenteil: In diesem sehr jungen Alter muss ein Kind erstmal lernen, seine eigenen Bedürfnisse (dazu gehören auch individuelle Fähigkeiten) zu spüren und umzusetzen.
Verwehrt man das einem Kind, wird es als Erwachsener eher Schwierigkeiten haben, seine Bedürfnisse SELBER durchzusetzen. Wer also einen selbstständigen Erwachsenen haben will, der zeige einem Kind bei Zeiten, wie es sich selbst wahrnimmt und zu sich selbst findet. Dazu gehört auch, die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und nicht einfach konsequent als Trotz oder Böswilligkeit eines Kindes abzutun: Als etwas, das man brechen und in eine Form pressen muss, um das kind zu einem harten Erwachsenen zu erziehen (dieser Erziehungstil ist zum Glück hinter uns)
Und dazu gehört zB dass man ein Kind das Thema trockenwerden "entdecken" lässt: Ohne es zu bremsen aber auch ohne es unter Druck zu setzen.
Normalerweise will ein Kind von sich aus sauber werden: Genauso wie es laufen und sprechen will: Es will können, was die großen können.
Solle das nicht so sein, sollten sich die Eltern natürlich fragen, warum nicht.
Hat das Kind Ängste? Oder hat es vielleicht gemerkt, dass es damit die Eltern auf Trab halten kann? DANN sind Eltern und Erzieher dafür da, das in richtige Bahnen zu lenken.
Auch das ist nämlich "bedürfnissorientiert": Das heißt NICHT, dem Kind komplett nach seinen Launen und seinem Willen machen zu lassen. Das heißt, dem Kind so gut es geht, das zu geben was es BRAUCHT.
Jeder der Kinder hat weiß: nicht immer ist das was Kinder im Moment wollen auch das was sie brauchen.
Eine vernünftige an den Bedürfnissen des Kindes orientierte Erziehung würde ein Kind auch nicht im Winter mit kurzen Hosen rauslassen, nur weil es das will. (auch wenn das hier offenbar nicht jeder verstanden hat)
Der WILLE mag zwar sagen: Kurze Hose, aber das Bedürfnis heißt: Lange Hose!