Ist der Klaps nicht oft Ausdruck der Redensart "Wer nicht hören will, muss fühlen?"
Ist lediglich ein Anschreien eines "unbelehrbaren" Kindes immer ausreichend?
Gleichzeitig verstehe ich es nicht als Gewalt, wenn die Kinder einen Klaps auf den Po bekommen.....
Vieleicht müsste man das Thema grundsätzlich angehen und von Gewalt in der Erziehung sprechen. Der Klaps auf den Po an sich ist ja nicht das Problem, sondern die Logik, die dahinter steckt. Ich versuch mal zu erklären, wie ich das Problem verstanden habe:
Gewalt in der Erziehung bedeutet, dass ein Stärkerer gegenüber einem Schwächeren Macht ausübt, weil er selbst der Stärkere ist. Eltern sind immer mächtiger als ihre Kinder, darum ist der Knackpunkt, wie sie mit dieser Macht umgehen.
Wenn ein Kind gezeugt wird, ist es weitgehend ein unbeschriebenes Blatt. Kinder müssen also erst lernen, wie sie sich verhalten können. Dazu brauchen sie Regeln, die die Eltern aufstellen müssen.
Man kann nun Regeln aufstellen, an die man sich selbst hält - und die dann auch für die Kinder gelten. Das ist eine gute Sache. Kinder lernen dadurch, dass es Regeln gibt und dass es schlecht ist, wenn man gegen die Regeln verstösst. (Zumindest, wenn es gute Regeln sind.) Kinder lernen auch, dass man bestraft wird, wenn man gegen die Regeln verstösst. Das macht für Kinder Sinn, wenn man ihnen erklärt, was der Sinn der Regeln ist. Die Kinder lernen dadurch, dass nach "Richtig" und "Falsch" entschieden wird.
Die Kinder werden die Regeln und die Eltern natürlich austesten - sie werden ausprobieren, ob die Regeln gut sind und ob die Eltern konsequent und authentisch sind. Sind die Regeln gut und halten sich die Eltern konsequent an die Regeln, haben die Kinder die Möglichkeit sich zu orientieren. Meistens sind Kinder mit so einer Situation zufrieden - sind alle anderen vernünftigen Menschen ja auch. Je älter die Kinder werden, um so mehr kann man sie dann die Regeln selbst mitgestalten lassen.
Problematisch wird es, wenn die Eltern selbst keine festen Regeln haben - oder wenn sie schlechte Regeln aufstellen. Schlecht können Regeln sein, wenn sie ohne guten Grund aufgestellt werden - oder wenn sie ungerecht sind. Zum Beispiel, wenn eine Regeln nur für die Kinder gilt, die Erwachsenen sich aber darüber hinwegsetzen können. Oder wenn der Grund für eine Regel z.b. nur die Laune oder Schwäche der Eltern ist. Kinder die in so einer Welt aufwachsen, lernen dass die Eltern bestimmen was gemacht werden soll - und zwar nicht weil es dafür gute Gründe gibt, sondern weil die Eltern mächtiger sind. Die Kinder lernen möglicherweise auch, dass man sich auf Regeln nicht verlassen kann. Die Kinder haben darum nichts, woran sie sich orientieren können - ausser daran, dass es "Stärker" und "Schwächer" gibt. Sie lernen, dass es ein Recht des Stärkeren gibt: "Meine Eltern dürfen über mich bestimmen, weil sie stärker sind als ich." Oder mit anderen Worten, sie lernen dass Gewalt ein Mittel ist um ein Problem zu lösen. Ob die Gewalt nun als Klaps auf den Po, als Anbrüllen, als Liebesentzug oder in anderer Form ausgeübt wird, macht da keinen grossen Unterschied.
Kinder, die gelernt haben, dass man Recht hat, wenn man stärker ist, werden natürlich früher oder später "Probleme" machen. Sie haben ja gelernt, dass es ein Recht des Stärkeren gibt. Und was macht man, wenn man so denkt? Man testet natürlich, ob und wie man selbst der Stärkere werden kann und über Schwächere bestimmen darf. Darum üben Kinder, die mit Gewalt aufgezogen werden, selbst auch Gewalt aus. Im Grunde, kann man das den Kindern auch nicht verübeln. Erst wenn sie selbst erwachsen werden, sollten sie den gleichen Fehler nicht bei ihren eigenen Kindern machen - und natürlich auch nicht bei anderen Menschen, mit denen sie zu tun haben.