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Ossiproblem

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D

Domsirene

Gast
Ich versuche einfach mal loszuschreiben, vielleicht versteht mich wer, wenn nicht auch nicht so wild.

Vor 4 Jahren sind wir von den neuen in die alten Bundesländer gezogen, weil mein Mann einen guten Job gekriegt hat, fühlen uns auch wohl, haben auch Bekannte, einen Verein. Manchmal fehlen mir auch Leute, welche den gleichen Ost-"Lebenslauf" hinter sich haben, ausser meinem Nebenjob-Chef und meiner besten Freundin, welche aber etliche km weit weg wohnt, kenne ich keinen hier vor Ort. "Drüben" schon, Bekannte, Freunde, die auch alle abgeklappert werden, wenn ich dort bin, dann kommt aber manchmal auch eigenartige Stimmung auf, von wegen ihr habs ja jetzt, euch gehts saugut (stimmt gar nicht, hier ist etliches viel teurer).

Mit den Bekannten vor Ort ok, kommst du klar, aber manchmal nervt mich der "Exotenstatus" Ossi, a la "erzähl doch mal was von der 89ziger Revolution, kam ein Ossifilm wie Good bye Lenin, musste ich hinterher noch Detailfragen "klären", oder wenn du sagst das und das fandest du in der DDR besser als es jetzt ist, kommt sofort die gegen-Retourkutsche.

Mein Mann meint, du hast doch einen sitzen, als ich schon öfters mal anfing, das ich einen Verein für ausgewanderte Ossis gründen würde, wenn ich jobmässig wieder mehr Luft habe und meine Tochter grösser ist. Nicht als "rote" Ostalgie "Parallelgesellschaft", sondern einfach eine Art lockeres Treffen mit Leuten, die den gleichen Lebensweg hinter sich haben, wo man sich für manche Meinung nicht rechtfertigen muss, nicht an manchen Stellen lieber den Mund hält, weil man ja was falsches sagen könnte. Etliche kenne ich auch von früher, die nicht in den alten Ländern menthal klargekommen sind und wieder zurück in die neuen Länder gingen.
Ich will keine Unterschiede zemtentieren, auch keine Abschottung, so soll das nicht rüberkommen, aber manchmal fühlt man sich trotz allem allein. Die Türken, die Russlanddeutschen haben Zentren..... wo man sich mentalitätsmässig bei manchen Problemen nähersteht....

Ihr könnt auch sagen, ich spinne - nehme ich nicht übel, vielleicht mache ich mir auch allein nur solche skurilen Gedanken über eine Sache, die andere als unwichtig empfinden. Das ist hier auch das erste Mal, das ich darüber ausserhalb unseres Wohnzimmers rede. Aber ich merke, habe auch eine europaweite reale/virtuelle Kommuniti (wir treffen uns auch ab und an live), dein DDR Lebensweg, der ja nun mal da ist, wird negiert, oder auch schlechtgeredet, man kommt sich 15 Jahre nach dem Mauerfall manchmal noch wie zweitklassig vor, alles was vor 89 ist/war zählt nicht. Ebenso, wer aus der ehem. UdSSR ist.
Vielleicht kann mich wer verstehen, wenn nicht auch nicht wild, vielleicht empfindet wer ähnlich. Kann sein.
 
U

Uli

Gast
Ne, find ich nicht, dass du spinnst. Bin auch seit 1991 in Köln/Bonn ansässig und durch den Beruf "eingewandert". Ich schreibe einfach mal paar Gedanken auf, die mir beim Lesen deines Beitrags in den Sinn kommen:
1. Ich denke, bei allem was war können wir mit erhobenen Kopf auf unsere Vergangenheit stolz sein und die lasse ich mir, wie auch du, nicht nehmen odr niedermachen. Es war ja doch irgendwie ein neuer Versuch in die richtige Richtung.
2. Natürlich ärgert mich manchmal auch die Überheblichkeit/Nichtwissen/Arroganz meiner westlichen Mitbürger. Aber wundern tut mich das nicht. Woher sollten Sie denn auch das Leben in der DDR kennen,fühlen oder gar begreifen ? Da gibt es nur sehr wenige, die dem ganzen Schund von TV/Radio usw. widerstehen können und hinter die Kulissen oder wenn du willst über den Tellerrand schauen können.
3. Ja viele Ossis hier im Westen haben sich angepasst - sind dem Schein hier auf dem Leim gegangen - sind stolz wenn sie jetzt mehr verdienen als früher im Osten. Aber der Preis !!!! Rackern bis zum Erbrechen, kaum Freizeit und werden Sklaven ihrer eigenen materiellen Welt. Hab auch mal so gelebt. Haus, Garten, usw. ..... und als dann die "perfekte Welt" zusammen gebastelt war, hat es mich gelangweilt und auch angewidert. Hätte damals auch in die Kiste springen können, wozu denn noch jeden morgen aufstehen ???
Jetzt laufe ich dem Geld nicht mehr um jeden Preis hinterher ... und ich fühle mich besser.
4. Es gibt auch einige Wessis, die mit dem Leben hier nur schwer zurecht kommen, die schon begreifen, dass hier was total schief läuft. Aber sie sehen keinen Ausweg und landen manchmal auch in der Irrenanstalt. Unser großer Vorteil besteht auch daran, dass wir wissen, dass es auch anders geht. Das blieb den Wessis leider versagt.

Vielleicht noch einen Rat: Laßt euch nicht (Du und Dein Mann) vom Job auffressen, wenn ihr da ne Möglichkeit seht. Und Milchreis schmeckt auch mal wieder gut und ist billig.

Und lass dich nicht unter kriegen. Du tickst nach meiner Meinung genau richtig. Die anderen sind es, die nicht denken wollen oder können.

So, musste auch mal raus.

Uli
 

Jens79

Aktives Mitglied
Hallo Domsirene,

ich kann das durchaus verstehen. Meiner Meinung nach liegt die Ursache für die West-Ost-Verschiedenheit der Leute an ihrer jeweiligen Vor-Wende-Erfahrung. Dabei gilt: je weniger, desto kleiner sind die Unterschiede zwischen "Wessis" und "Ossis". Das gilt natürlich für beide.

Leider hast du nicht geschrieben, wie alt du bist. Ich war damals zehn Jahre alt, als die Mauer fiel - diese Ereignisse habe ich also schon bewusst miterlebt, aber um ihre ganze gesellschaftliche und politische Tragweite zu begreifen, dafür war ich noch zu jung. Ich denke, wer zur Wendezeit so etwa 16 und älter war, der hat noch einen merklichen Einfluss durch "sein" politisches System mitbekommen. Wer 6 Jahre oder jünger war, der hat eine solche Prägung praktisch nicht mehr bekommen.

Es kommt also immer darauf an, wie alt der Gesprächspartner ist, also ob man hinsichtlich seiner Vergangenheit mit Vorurteilen rechnen muss und wie ausgeprägt diese sind.
Ich wär dafür, die Vergangenheit möglichst ruhen zu lassen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Daher halte ich einen "Ossi-Verein" als eine Art Selbsthilfegruppe für West-Menschen mit Ost-Vergangenheit für keine gute Idee. Dann schon eher eine Art "Ossi-Erlebnis-Park", damit Menschen, die diese Zeit und Zone nicht selbst erlebt haben, sich ein Bild machen können...

Viele Grüße,
Jens
 
D

Domsirene

Gast
Danke für Eure Antworten, ich bin 42 Jahre, habe meine Berufsausbildung und auch erste berufliche Schritte in der DDR gemacht, also den Mauerfall voll bewusst mitgemacht. Und auch hinterher, diese Stunde "Null", wo etlichen DDR Bürgern ihre berufliche Existenzberechtigung abgesprochen wurde, ihre Berufsabschlüsse nicht anerkannt wurden, ein ganzer Landstrich sich von heute auf morgen radikal neu orientieren mussten (bei mir lief das noch glimpflich ab, da ich in der Boombranche damals tätig war, Architektenzunft, da gabs Arbeit ohne Ende). Ich stehe heute noch in einem Gerichtsprozess um eine typische Ossiangelegenheit, um mir ein spezifisches Recht zu sichern. Etliche haben das menthal nicht gepackt, plötzlich ihr Dasein, ihren Alltag dermassen verändert weiterzuleben mit völlig anderen Wertmassstäben, Wichtigkeiten. Das hat nix mit Ruhenlassen zu tun, sondern eine Art Aufarbeitung, eine Art Ossidisneyland ist zwar für jüngere interessant, die die Zeit nur vom Erzählen kennen, ich merke auch, da ich einen Devotialienhandel in der Richtung betreibe, das das cool gefunden wird, ein "Stück" DDR Alltag zu besitzen, aber zur eigentlichen Beschäftigung mit der Vergangenheit dient das meiner Meinung nach wenig, weil eben nur Äusserlichkeiten. Aufgearbeitet ist da noch lange nichts, wie auch, ein System wurde gnadenlos über ein anderes übergestülpt innerhalb von Monaten. jeder musste sich um seine Existenz kümmern, einen Posten sichern, etc.
Nicht umsonst sind Filme wie Good bye Lenin Straßenfeger geworden.
 
L

Leah

Gast
Hallo Domsirene!

Finde ich mal einen richtig guten Beitrag! *lachweg* die Idee mit dem Ossi-Verein ist einem Bekannten von mir auch schon gekommen!!!! Es besteht also anscheinend auch noch bei anderen "Bedarf" dafür?

Ich selbst bin "Wessi", habe aber viele Kontakte zu Menschen, die des Berufes wegen oder aus anderen Gründen hier leben.

Mein eigener Vater ist damals ganz kurz vor Mauerfall noch in den Osten "ausgewandert" (!), hat eine original Einbürgerungs-Urkunde von der DDR an der Wand hängen! *grins* Er meinte, je früher er dort anfängt sich was aufzubauen, desto besser für alle Beteiligten. Hier im Westen hatte er keinerlei Zukunftsaussichten mehr, die Arbeitslosigkeit war damals ja schon ziemlich übel. Also nahm er alles Geld das er zusammenkratzen konnte und "machte rüber" *grins* - nur andersrum! Heute hat er ein schönes Häuschen, eine eigene Gebäudereinigungsfirma und 23 Angestellte! Ich bewundere ihn immer noch dafür, auch wenn wir sonst leider keinerlei Verhältnis oder Kontakt haben im Moment. Aber das nur am Rande als kleine Anekdote.

Wie gesagt, ich arbeite derzeit direkt mit einer Kollegin zusammen, die Mitte 40 ist, also wirklich die Unterschiede West/Ost ziemlich krass erlebt hat und sie auch heute noch erlebt! Sie erzählt die gleichen Geschichten wie Du wenn sie von "daheim" kommt! Man wird sogar in der eigenen Heimat als "Wessi" angesehen, ja sogar ausgegrenzt - der "Neid" der ihr jedesmal entgegenschlägt macht ihr sehr zu schaffen! Sie sagt auch, dass sie hier ja nichts geschenkt bekommt und damals lieber hierher gekommen ist und nun Arbeit hat und keinem auf der Tasche liegt, als dass sie - wie der Rest ihrer Familie - weiterhin daheim, aber arbeitslos und mittellos ist. Klar bekommt sie die jährliche Urlaubsreise die sie sich gönnt geneidet und das neue Auto, das letztes Jahr extra angeschafft wurde, weil das alte die weiten Strecken nach Hause nicht mehr schaffte!
Sie und ihr Mann haben so gut wie keine Freunde hier - sind aber leider auch ziemlich "misstrauisch" und ein wenig "unzugänglich". Muss wohl durch die Erziehung kommen, dass da ein wenig die Offenheit anderen gegenüber fehlt (?) ich weiß es nicht wirklich. Aber obwohl wir uns schon über 4 Jahre kennen und uns sehr viel privates erzählen, sind wir immer noch per "Sie" und haben noch nie etwas privates miteinander unternommen.... hmmmm.

Ich glaube schon, dass sie für so einen Verein äußerst dankbar wäre!

Und wie gesagt, ein sehr guter Freund sagte mir genau das auch schon! Er möchte gerne einen "Ossi-Verein" gründen, nur so, damit man sich mal trifft und über Dinge spricht, die hier kein Mensch versteht *fg*.

Ich finde die Idee gar nicht so schlecht - warum denn nicht? Schließlich gibt es gerade in den Großstädten so viele Leute die aus den neuen Bundesländern zum Arbeiten hierher gekommen sind, warum sollten die keinen "Verein" gründen???

Zu Jens muss ich dann noch sagen, dass "eine Art "Ossi-Erlebnis-Park", damit Menschen, die diese Zeit und Zone nicht selbst erlebt haben, sich ein Bild machen können..." wohl nicht das Richtige wäre. Denn der Verein soll ja nicht zur Aufklärung von Wessis dienen, sondern der gegenseitigen Hilfestellung unter "Ossis" so wie ich das verstanden hatte. So einen "Zoo für Ossis", wo unwissende Wessis sie dann beglotzen und beschnuppern können, das will doch keiner! *grins*

LG sendet Leah
 
D

Domsirene

Gast
...naja vielleicht erst mal ein Internetforum. Aber erst ab Herbst/Winter diesen Jahres, da ich mir derzeit einen Gewerbezweig aufziehen will - Baubranche ist ja tod - und meine Energie und Zeit erstmal dafür brauche. Im Ernst, ich melde mich hier nochmal.
 
R

regi

Gast
Hoffentlich wird das jetzt nicht als Werbung gesehen. Aber es gibt ein neues Buch.....typisch Ossi, typisch Wessi, womit die Autoren (ein Wessi ein Ossi)
auch eure Grundideen humorvoll zusammenfassen. Ist sicher lesenswert. Viel Spaß dabei.
 
G

Gel06

Gast
Hey Domsirene,

ich bin bloß so´n Wessi, aber ich glaube Dich doch gut verstehen zu können. Ich rede mit meinem Freund (auch ein Ossi) sehr viel über diese Themen - naja und wie Du selbst schon geschrieben hast - es hat auch nicht jeder mental gepackt und ich kenne auch selbst Ossis, die zurück gegangen sind oder sich dem Alkohol verschrien haben nach der Wende. Diese ganze Propaganda von dem Wessi dem Retter, der die Ossis nur aus Elend und Leid befreit hat, die beschnittene Wirklichkeit der Lebensvorstellungen und Werte der DDR lässt für Wessis, die sich nicht intensiv auf eigene Faust damit befassen kaum ein anderes Verhalten zu. Versuche nicht allzu böse auf sie zu sein - es ist keine böse Absicht, nur das, was sie eben eingetrichtert bekommen. Dieser Mist mit Qualifikationen nicht anerkennen und dergleichen beruht meiner Meinung nach ebenfalls auf dem geplanten Bild, das die DDR hier im Westen abgeben soll: Es gibt nichts was gut war und jeder Ossi muss ja eigentlich dankbar sein, wenn er nicht an seine Vergangenheit erinnert werden muss. Klar, dass da 15 Jahre danach immer noch Kluften sind und kein bißchen kleiner werden. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Ossis mit genau den Gedanken, die Du hier schilderst aus sich heraus gehen. Aber da sie dafür auf breiter Ebene eben nur Unverständnis ernten oder den Vorwurf der Undankbarkeit zu hören bekommen, ist es natürlich nicht ganz einfach.
Was mich persönlich aber interessieren würde: Was denkst Du war es wert aufzugeben und an was hätte sich die BRD lieber ein Beispiel nehmen sollen?

Gel06
(die in Erwägung zieht in zwei Jahren in den Osten zu ziehen... hat Mentalitätsgründe)
 
D

Domsirene

Gast
... das ist eine verdammt schwere Frage, was war es wert aufzugeben und was war bewahrenswert? Sicher war, das die Leute, diese Art des Sozialismus nicht mehr wollten, wo Wasser gepredigt wird und Wein getrunken, die Einheit war erstmal zweitrangig (bis Dez. 89, die ersten Einheitsrufe erschallten), es sollte eigentlich zuerst das eigne Land aus eigner Kraft umgestaltet werden - persönlich am ekligsten fand ich die Stasi, dieses Leute beschnüffeln/ausspionieren/denunzieren und das, das etliche nicht getan haben, weil ihnen der Sozialismus ideell am Herzen lag, sondern um schnöde ihre Haushaltskasse aufzubessern, sie auf irgendeine Art und Weise erpressbar waren - auch nicht anders wie heute, Geld ist das treibende Element, egal wer da vor die Hunde geht. Schlimm das auch in Westdeutschland etliche von dem Verein ihr Gehalt bezogen haben, was sicher aber auch diskret todgeschwiegen wird. Das es etlichen auch nur um die Karriere ging, sie deshalb SED Mitglied waren, um hoch zu kommen.
Die reine Idee dieser Gesellschaftsordnung, das alle für das Gemeinwohl, das es allen gleich gut geht arbeiten im Rahmen ihrer Fähigkeiten, ihre Ideen uneigennützig einbringen, halte ich immer noch für top, aber praktisch nur umsetzbar, wenn alle mitziehen und das war nicht der Fall, da sich etliche einen Lenz gemacht haben, ohne irgendwelche Sanktionen zu spüren (Arbeitslosigkeit). Die Bequemlichkeit des Homo Sapiens wurde gründlichst unterschätzt.
Tja was war bewahrenswert? Ich finde es immer wieder nett, wenn heute Ideen als neu an den Mann gebracht werden, die in der DDR ein alter Hut waren. Heerscharen beschäftigen sich heute mit Flaschenpfand, damals gabs Altstoffannahmestellen - für jede "Pulle", olle zeitung, die du zurückgegeben hast, gabs einen (geringen) Obulus.
Ebenso die Tatsache, das es Kindern gut tut schon im KITA zu lernen, im Kindergarten gabs in der DDR regelrechte Lehrpläne, was welches Kind wann können musste, heute ist der KITA oft nur Bewahranstalt. Dann gabs die Impfpflicht für Kinder (heute nur Empfehlung), ebenso hatte die "DDR-DIN - TGL" Gesetzeskraft, die "WestDIN" ist auch nur Empfehlstatus, von Rostock bis Suhl gabs ein einheitliches Schulsystem, eine Sorte Schulbücher - was hier abgeht ist doch Katastrophe jedes Bundesland kocht sein eignes Süppchen, jede Schule! kann Schulbücher nach Gusto ordern. Was ich schmerzlich in Bayern vermisse, die Mittagstischversorgung in der Schule für Kinder. Das reicht erstmal, muss arbeiten. ;-))
 

Jens79

Aktives Mitglied
Hallo Gel06,

Was mich persönlich aber interessieren würde: Was denkst Du war es wert aufzugeben und an was hätte sich die BRD lieber ein Beispiel nehmen sollen?
ich war erst zehn Jahre alt, als die Wende kam. Daher sehe ich die Unterschiede aus der Sicht der Kinder.
Erstens hat mich sehr gestört, dass wir auch am Samstag Schule hatten. Dann war es für uns Kinder absolut unverständlich, wieso man die schöne bunte West-Federmappe, die die Tante aus dem Westen zum Schulanfang geschenkt hatte, in der Schule gar nicht benutzen durfte. Wurde man nämlich mit verbotenen West-Produkten erwischt, z.B. Füller, Filzstifte, Tintenkiller (Marke Geha oder Pelikan), wurde einem das weggenommen. So als hätte man etwas ganz gefährliches wie ein Messer oder Feuerzeug mitgebracht. Ein Mitschüler war mal mit einer Plastiktüte mit Reklame drauf (=Westprodukt) über den Schulhof gelaufen und musste deswegen sogar zum Schuldirektor.
Ein großes Problem war der Mangel an bestimmten Produkten. Die grundsätzlichen Dinge gab es zwar, vieles war aber auch nur begrenzt erhältlich und manches gar nicht. Man musste sehr oft gute Beziehungen haben, wenn man bestimmte Dinge brauchte.

Gut fand ich, dass der Staat sich mehr um die Jugend gekümmert hat. Sicher hat das auch negative Seiten, aber so eine auffällige Orientierungslosigkeit, wie man sie heute oft antrifft gab es nicht. Man war normalerweise von der ersten Klasse an in verschiedenen Organisationen: Junge Pioniere, Thälmannpioniere, FDJ. Es wurde mindestens ein Tag in der Woche Pioniernachmittag gemacht, mit Basteln, Altstoffe Sammeln, Patenbrigade besuchen etc. Dafür gab es extra hausaufgabenfrei. Man gehörte dadurch auch automatisch "dazu", nicht wie heute wo man ausgegrenzt wird, wenn man die falsche Markenkleidung trägt.
Kennst du eigentlich die Gebote der Pioniere? An so etwas haben wir geglaubt und uns orientiert und nicht an irgendwelche "Trends": http://www.documentarchiv.de/ddr/tp-gesetze.html

Gel06
(die in Erwägung zieht in zwei Jahren in den Osten zu ziehen... hat Mentalitätsgründe)
Aber bloß nicht zugeben, dass du aus dem Westen kommst!

Viele Grüße,
Jens
 
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