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Ossiproblem

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registriert!Micky

Gast
@uli: von "anpassen" hab ich nichts geschrieben...oder Du legst jetzt was falsch aus.
Ich möchte mich von "Anpasserei" distanzieren...SELBSTSTÄNDIG DENKEN,das meinte ich.
Irgendwie fehlt mir der Faden,um Dir da richtig zu antworten...?!
Fühl mich falschinterpretiert.

Hab leider nicht so Zeit..es wäre WOCHENFÜLLEND.
Bißchen hab ich ja angedeutet.
JA! Es gab JEDE MENGE Probleme.
Die sah man aber oft nur,wenn man SELBST betroffen war.
Arbeitslosigkeit: "studierte " Hausmeister im Kindergarten,mit denen man nicht reden sollte...hatten Ausreiseantrag gestellt,oder nur das bewußte weiße Band an die Trabbi-Antenne geknüpft,durchgefütterte Alkoholkranke...vom Meister zur "Arbeit" geholt...bloß nicht das Ansehen des "kollektivs" schädigen...lagen BEZAHLT in der Ecke,hochqualifizierte Absolventen mit Hungerlohn..und die "herrschende Klasse" konnte mit "Sonderschichten" auf dem Papier ein vielfaches an"Lohn" nach Hause bringen;Demütigungen gegen Mitschüler,die nur eine Mutter hatten...der "erzeuger" durfte nicht erwähnt werden,da unerlaubter "Messegast"..aus "NICHTBEFREUNDETEM " Land,
(Sprich:RASSISMUS PUR!)
Die montägliche Abfrage der Kindergartenkinder---was haben die Eltern gemacht...waren sie demonstrieren zum 1.Mai(wir waren im Wald demonstrieren*kicher*)---
Warum darf das Kind kein Kriegsspielzeug besitzen..."weil jetzt auch die Brüder in der UdSSR ihre SS 20 abrüsten"...hm..die haben blöd geguckt die Kiga-Tanten...mein armes Kind... (-:
Verachtung gegen Homosexuelle(!!!),Mobbing gegen bekennende Christen,scharfes Vorgehen gegen Noch-nicht-der-Pionierorganisation-beigetretene Erstklässler;Verweigerung der EOS bei 1,0,weil in der Familie der Vater aus der "Arbeiterklasse" durch Studium zum "Intelligenzler" aufstieg---Verweigerung der Studienzulassung aus selben aberwitzigen Gründen,Sippenhaft bei "Westverwandtenkontakt",

Medikamentenzuteilungsbegrenzung nach ALTER(sprich :praktizierte Euthanasie!!da es sich um Krebs-medikamente handelte!!)...selbiges bei DIALYSE!!! (das Erzählen des Unfaßbaren brachte konsequenterweise die "grauen Herren " ins Haus),siehe dann die STASI-Akte...

brutalste auswegloseste Trennung von Vätern von den kleinen Kindern+Frau...weil der Vater aus der PLO war...und nach Jahren der "brüderlichen Unterstützung" plötzlich die Leute zum "Feind"erklärt wurden,Inhaftierung der protestierenden jungen Frau,Kinder ins Heim,Oma der Kinder wurde Umgang/Pflege verwehrt,BANNMEILE,

jede Menge verhungerte Rentner (!!)...wurde totgeschwiegen..es gab kein "Sozi"!!!! Wenn die Glück hatten,fand sich mitleidiger Arzt und wies sie in ein Krankenhaus ein(das geht jetzt nicht mehr,okay,weil:Trennung Pflege/Krankenhaus),hab selbst mehrmals nach Feiertagen als Studentin den bettelnden Omas im Viertel die Pralinen abgekauft,Essen abgegeben etc.

UND SAG JETZT KEINER,DAS HÄTTE ES NICHT GEGEBEN...

Solche Sachen waren mit der Grund,warum ich nicht Jura studiert hab.
Das Wissen um den"Roten Ochsen" in Halle/S.

Mein eigenes Schicksal mit körperlich schwerstbehindertem Kind will ich nicht ausbreiten..da könnt ich nur noch heulen.Sag nur: da outeten sich die NAZIES in den Leitungsfunktionen. Stichwort: Euthanasie-wünsche.
Ich hoffe,die Wünsche meinerseits bescherten denen "glückliche Jahre".
Irgendwo hab ich die Namen des Tribunals notiert.

Extreme Armut bei: längerer Krankheit.Die Mittagessenversorgung kinderreicher Familien gab es erst später.da KEINE GRUNDABSICHERUNG kenne ich Hunger. Sogar aus mehreren Zeiten.

Ich war weder damals noch heute "im Einheitslook".
Und betone nochmal:Du legst meine Worte sinnentstellt aus.

wie gesagt,hab ziemlich viel erlebt.
Und das DENKEN dabei gelernt.

Der gravierende Unterschied ist,es gibt zumindest DIE MÖGLICHKEIT,mehr zu versuchen.
Ich hab nicht gesagt,es sei heute "PROBLEMLOS".
Nur darf mich niemand zusammenschießen,wenn ich mich äußere.
Ich habe das einklagbare Recht,mich zu wehren.
Es gibt eine gesetzmäßige Grundabsicherung.
Daß die für Alleinerziehende zu niedrig ist,okay.

Es ist auch Illusion,ein konfliktloses Leben zu erwarten.Wer soll das garantieren?

Nur: die persönliche Freiheit ist anders.Ich kann z.B. eine Selbsthilfegruppe bilden,ich darf die eigene Verfassung lesen UND anwenden.

Die "guten Seiten" der DDR sind zum großen Teil den Menschen zuzuschreiben,nicht dem System.Oder den glücklichen Zufällen(wenn ausnahmsweise ein Vorschlag für "erlaubt" erklärt wurde).
Das relativ niedrige offizielle Arbeitslosenniveau ist auch den Dumping-löhnen zuzuschreiben..vergleiche die Preise der "Export-Schlager"..Chemie/Optik/Technologie/Volkskunst... mit den heutigen Erlösen.Siehe China,Taiwan...Wir machten Raubbau an unseren Resourcen.
Vor allem an den Menschen.
Nicht ohne Grund sind die ganzen deutschen Nobelpreisträger ausgewanderte Ossies. Jedenfalls ein ganzer Haufen...

Und..bezahltes angeordnetes Nichtstun (FORSCHUNG!!!) mit "unbedingter Anwesenheitspflicht" (sprich: kontrolliertes 8 3/4 Stunden Rumsitzen!!) ist KEINE Vollbeschäftigung! Es war extrem viel VERLOGENHEIT im Spiel.
Heute darf man das immerhin publik machen...Mißstände.

Ich hab jetzt nur von Sachen geredet,die ich selbst erlebt hab.
Naja...es ist einfach absurd,nicht konkret hinzusehen.
Und die Mißstände im Gesundheitswesen waren mindestens TOTSCHLAG.
Wenn Gelder ganz bewußt für Repräsentation,Rüstung,"Bruderhilfe"(sprich WAFFENEXPORT!!) oder den Geheimdienst ausgegeben wurden und medizinische Geräte/lebensnotwendige Medikamente NACH KLAREM BEFEHL(!!) den Bedürftigen vorenthalten wurden...so ist das allein schon mehr als genug Schuld. Damit nicht nur immer von den Mauertoten/erschossenen Staatsfeinden die Rede ist.

Und dann schließt sich der Kreis:es gab in der DDR und gibt hier Leute mit Zivilcourage und Weggucker.
Das Leben bis 89 hat eigentlich zum Genau-Hinsehen befähigt.Sensibilisiert.
Die guten Ziele,die sicher aus Überzeugung für die Gemeinschaft vollbrachten Taten (da war oft mehr Gemeinschaftssinn/Enthusiasmus)sind die eine Seite.Gerade aus der Not wuchs viel Solidarität.
Es ist sehr differenziertes Nachdenken erforderlich...bei der ganzen Diskussion. Zu oft sieht man nur "gute alte Zeiten" oder nur die Fehlentwicklungen.Es ist doch viel komplexer!
So...also doch verplaudert.

Gruß an alle Grübler!
Micky
 
Hallo registriert!Micky,

schau mal hier: Ossiproblem. Hier findest du was du suchst.
U

Uli

Gast
Hallo Domsirene und Micky,
sorry, habe jetzt etwa ne Stunden vor der Kiste gesessen und eine Antwort eingehämmert - und dann einmal auf zurück geklickt - und alles war weg.
Deshalb jetzt nur das: Will euch auf keinen Fall weh tun oder etwas unterstellen. Ne, habe nach 15 Jahren einen anderen Blick auf die DDR und für mich ist es interresant, mal die heutige Meinung von anderen zu erfahren, die da auch gelebt und geträumt haben. Und viele Dinge habe ich anders erlebt wie ihr. Und für mich stellt sich schon die Frage, warum das so ist. Die DDR, so wie sie war, möchte ich auch nicht zurück haben. Und nur weil das reale System gescheitert ist bedeutet das nicht für mich, dass der Ansatz falsch war. Und ich habe neben wenigen negativen Erfahrungen eben auch viele positive Erfahrungen machen können - besonders durch eine Menge von Leuten, die uneigennützig viel gearbeitet haben, ja auch für wenig Geld und die ihr Glück und ihren Lebenssinn darin fanden, für andere da zu sein. Ok, klingt fast wie in der Kirche - aber es war so und das vermisse ich hier schon.
Und die haben das nicht aus Not getan und erst recht nicht wegen Geld und auch nicht, um später auf eine Showbühne gestellt zu werden oder ins Paradies zu kommen. Und das System hier sagt mir was anderes: Sei stark, kümmere dich nicht um die Sorgen anderer, umgebe dich mit den Erfolgreichen, die wissen, wie es geht, geh in dich, meditiere oder tue sonst was, damit dich die Realität nicht platt macht, glaube an dich, du kannst alles erreichen, wenn du es nur willst, fühle dich in Freiheit auch wenn dir die Angst im Nacken sitzt, hau drauf, wenn es eng wird sonst wirst du selbst Verlierer sein usw.
Ne muß mal ne Mütze Schlaf nehmen heute. Sorry. Werde euch aber auf alle Fälle noch schreiben.
Gruß
Uli
 

ABVJoGo

Aktives Mitglied
Uli meinte:
Wahrscheinlich meinst du die Zeit nach 89. Da hast du Recht, im Osten ist die Gewalt größer und auch die rechte Szene. Wäre auch mal ein Thema, warum das so ist.
Frustration, Perspektivlosigkeit und die genau darauf abzielenden "Sprüche" und Propaganda der rechten Parteien und Szene!

Ich komme aus einem kleinen Städtchen in Meck.Pomm. Pasewalk um genau zu sein. Damals war es eine Stadt von Vielen. Ökonomisch hatten wir nicht unbedingt viel, außer Landwirtschaft, die damit verbundene Industrie ("Pasewalker Kraftfuttermischwerk" für das Vieh), Baustoffbetriebe, NVA-Kaserne mit Betrieben als Zulieferer, eine Großbäckerei, ein großer Fleischereibetrieb und einen großflächigen Güterbahnhof wegen der günstigen Lage zu Polen und die damit verbundene Liene nach Rußland (30 KM vor der polnischen Grenze).

Nach der Wende:
Landwirtschaftsbetriebe wurden geschlossen, damit auch das Kraftfuttermischwerk. Die NVA-Kaserne wurde kurzfristig zum Asylbewerber-"Übergangsauffanglager" und dann aber stillgelegt ... die damit verbundenen und abhängigen Betriebe gingen natürlich auch kaputt und wurden geschlossen. Die Großbäckerei ist jetzt ein kleines Unternehmen, mit kaum nennenswerten Beschäftigtenzahlen. Die große Fleischerei hat ihr Sortiment auf 25 % reduziert und ist jetzt auch eher ein kleines Unternehmen. Der Güterbahnhof existiert nicht mehr. Die Zentralverwaltung der Bahn wurde erst nach Straßburg verlegt (Nachbarstädtchen) und dann dort auch geschlossen. Die Baubetriebe gingen ein nach dem anderen zu Grunde, aufgrund der Abwanderung der Leute (vor der Wende 17.000-jetzt 10.000 Tendenz fallend) und der wirtschaftlichen Unattraktivität der Region.

Pasewalk und Umgebung (Uecker-Randow-Kreis) hat die höchste Arbeitslosenquote Deutschlands.
Die rechte Szene ist dort sehr stark. Das merke ich am eigenen Leib, wenn ich nach Hause fahre, zu meiner Mutter. Man kann nicht mehr gefahrlos abends auf die Straße gehen, ohne von betrunkenen "Skinheads" bedroht zu werden.
Pasewalk war sogar schon im Fernsehen, wegen einer Massenschlägerei zwischen Autonomen und Rechten, wo auch einige zu Tode gekommen sind.
Und das war nur einer von vielen "Zwischenfällen" bei uns oben.
Oft werden auch ganz normal Leute sehr schwer verletzt oder liegen jetzt im Koma (Lockführer auf dem Nach-Hause-Weg) oder sind bei Übergriffen gestorben (Rentnerin beim Spazierengehen).

Oft hört man ja, die Ossis sehen doch alles nur schwarz und jammern nur rum!
Fahrt mal nach Pasewalk oder Umgebung und schaut Euch da um ... da ist fast nix mehr! Die rechte Szene dort ist wirklich ein Problem!
Aber niemand will darüber berichten oder die Ursachen dafür nennen, obwohl das auf der Hand liegt. Warum? Weil man die Ursachen nicht bekämpfen kann oder will ... wie auch immer.

Früher war Pasewalk eine Kleinstadt, in der man sich wohlgefühlt hat. Viel Wald ringsherum, saubere Luft und Ruhe, die man geniessen konnte ... wirklich ein lauschiges Plätzchen. Heute habe ich jedesmal ein ungutes Gefühl nach Hause zu fahren...

Das war jetzt nur mal eine Sicht eines Ossis, der mit 14 die Wende erlebt hat.
Im Großen und Ganzen empfinde ich den Sturz des Systems als notwendig und positiv.
Traurig macht mich, daß ich mich in meiner Heimat nicht mehr wohlfühlen kann...

MfG
 

maximilian

Aktives Mitglied
also ich war zwar erst sieben zur Wende und erinner mich nur wage immer honeckerbilder für den kindergarten aus der zeitung ausschneiden zu müssen und dass wir schon als 5jährige im KiGa marschieren übten, aber man macht sich ja so seine Gedanken, gerade wenn in der Heldenstadt mir immer wieder Menschen sagen, dass sie es bereuen damals mit demonstriert zu haben, weil sie das so nicht wollten. man wollte halt eine DDR light, DDR +Reisefreiheit und vollere Regale.

@ulf:war das nicht eher ein in-einem-boot-sitzen gefühl, was die menschen dazu brachte mehr zusammen zu rücken? Gerade weil sie vom Staat gestriezt wurden. Außerdem brauchte man ja die guten Kontakte um Tauschhandel zu betreiben. (War ja vielleicht ganz niedlich, aber im Endeffekt ein Schwarzmarkt. Sogar ein "kapitalistischer" freier markt, nur ohne Geld, im Untergrund, von den sogenannten kleinen Menschen veranstaltet, aus purer Not, aber im Endeffekt auch mit am Dilemma schuldig.)

Das Problem war, dass die Menschen, wenn sie einen Mangel empfinden (und auch wenn der Mangel nur im nicht-lebensnotwendigen "Luxus"-bereich ist), versuchen diesen Mangel abzustellen und dabei mit einer bäuerlichen Schläue die ganzen schlauen Konzepte von Planwirtschaft ad absurdum führten. Ist halt kein echter Sozialismus, wenn nicht z.B. die das Trabbi-ersatzteil kriegen, die es am nötigsten brauchen, sondern die, die vielleicht jemanden in der Ersatzteilstelle regelmäßig mit Bauernhoferzeugnissen versorgen konnten.

Es gab zwar keine Superreichen, wenn man es mit heutigen verhältnissen vergleicht. Aber gerade, wenn man sieht, wie sich unsere ALG2 Empfänger oft beschweren, sieht man ja, dass arm und reich nicht von objektiven Sachen abhängen, sondern davon wie arm/reich die Leute in der direkten Umgebung sind. Heißt, vieles was heute lächerlich erscheint, und auch damals schon im vergleich zum Westen lächerlich war, war dennoch im Vergleich innerhalb der DDR ziemlich reich (aber halt mehr in Gütern als in Geld), genauso wie heut ALG2 im Vergleich nach Außen reich und im Vergleich nach Innen arm ist.

Und weil du betontest, dass du gute Sachen erlebt hast, denk ich mal, dass klar ist, dass man, wenn man in noch einem richtigen Teil der Staatsorganisation war, auch gute Arbeit gemacht hat.
Als Beispiel: Ich habe selbst mal als Gast bei einer ziemlich konservativen PDS-Jugendorganisation (AG-JungeGenossen) Antifa-Arbeit gemacht und hab da viel gutes erlebt (trainingcamps mit Coaching, Rethorikschulungen und Fachwissenseminare über rechte Strukturen in Real und Netz; Rechtsberatung und -hilfe), dennoch bin ich allen Angeboten zu einem Parteieintritt ablehnend begegnet (hab eine Kiste Sekt damit ausgeschlagen), weil einfach mal viel zu viele Stalinisten noch drin sind, und man keinen Plan hat, wie man sich demokratischen Sozialismus vorstellt (Demokratie erfordert nunmal Freiheit, was zu einem freien Markt führt, andererseits sollte ein Markt besser frei sein, was dann zur Demokratie führt; freier Markt ist halt besser).

Bin selbst mal der üblen Wagenknecht begegnet (die ja die Mauer immer noch gut findet) und Gysi auch paarmal, zwischen den beiden bestehen ja himmelweite Unterschiede, aber gerade unsere DDR-Führung war ja als die mit härteste und stalinistischste im ganzen Ostblock verschrien, also vermute ich ja mal streng, dass auch die meisten SED Mitglieder (ich betone: die meisten) diese verhärtete Politik mittrugen, und wenn nicht, so doch als duckmäuserische Mitläufer, mit den Greisen, auch zu verachten sind.(ausnahmen bestätigen die Regel, es gab ja ein paar wenige Leute die aus der Partei oder zumindest aus ämtern geworfen wurden, weil sie sich trauten eine eigenständige meinung zu haben)

Ich denke mal, es gab auch genügend Menschen, die, auch wenn sie nicht an das System glaubten oder Partei-mitglied waren, eine Menge mitmenschliche Arbeit machten. Also in der Hinsicht (@Ulf) ist nicht erwiesen, dass es am politischen oder wirtschaftlichen System lag, oder vllt. nur an den schlechten ökonomischen und sozialen Umständen, dass die Menschen so drauf waren. Ich würde ja eher zu letzteren tendieren, weil man nunmal die große Mehrheit des Volkes nicht für abgehobene Wirtschafts- oder Politiktheorien begeistern kann, sondern ihnen nur ihre direkten Lebensumstände wichtig sind und sie beeinflussen.

(am schlimmsten sind doch noch diese fröhlichen Kinderlieder die Soldaten und Waffen anpreisen, wie kann man nur so pervers sein und solche Texte wie "gute freunde in der volksarmee" zu schreiben, die dann Kinder singen sollen, damit alle drauf geeicht werden später Soldat werden zu wollen. Dass ist echt das perverseste was es gibt, fröhliche Kindermusikmelodien und Kriegerpreisungen zusammen.)

Was auch noch nicht erwähnt wurde, ist die auffällige Ähnlichkeit zwischen den Uniformen der Pioniere und FDJ und der Hitlerjugend. Im Prinzip hat man sich einiges von den erfolgreichen Instrumenten des einen autoritären System für das andere gerettet, z.B. auch die Möglichkeit über Kindergärten, die ja in der DDR teils verpflichtend waren, die Kinder frühzeitig ideologisch zu schulen. Von Hitler erfunden, in der DDR erst wirklich perfektioniert. Auch demagogisch schauten sie sich viele Tricks bei Goebbels ab, der seine lustigerweise von der amerikanischen Werbebranche klaute.

Naja, bin ja mal gespannt, vielleicht wird der Thread ja ein geschichtliches Dokument, für die Zeit, wenn es keinen ehem. DDR-Bürger mehr gibt, der das Grauen überlebte.

Gruß Max
 
D

Domsirene

Gast
Anscheinend besteht doch Handlungsbedarf, sich mit seiner DDR Vergangenheit auseinanderzusetzen. Hab erst gedacht, der Thread endet bald im Datennirvana. Find ich gut, dass das nicht so ist. Mein Leben damals war unauffällige "Mittelschicht" wie heute auch, hab weder Repressalien, noch nennenswerte Privilegien gehabt, noch war ich ultra"rot". Die Familie war gemischt mit Selbständigen und "Intelligenzlern", einer wurde 73 enteignet, wegen "falscher" Religion sass auch wer ein und Bausoldaten gehörten auch zur Familie. Aber mit der fehlenden Grundsicherung geb ich Micki recht, meine Freundin, die mit 18 Mutter wurde, der Vater bei der Armee, das Kind ständig krank, hat oft nur am Monatsende von Wasser und Brot gelebt, weil es kein Kinder-Krankengeld für Familien gab, wo nur ein Kind war. Und den Stress, den man jungen Müttern machte mit Vollzeitjob bei gerademal einjährigen Kind - Vollzeit hiess von 6.30 bis 16 im Job zu stehen, Halbtags gabs nur in absoluten Ausnahmefällen. Die Frauen sahen oft aus, naja unerholt ist da geschmeichelt. Komisch ich wollte zu DDR Zeiten kein Kind haben. Klar warst du als Frau emanzipierter wie heute, aber auch ausgelaugter durch ständige Maloche und Wahnsinns Doppelbelastung/Haushalt - Job, bis hin zu Nervenzusammenbrüchen (DDR-Bekannte 3 kleine Kinder). Was heute ist, Mutti bleibt Hausfrau ist auch nicht i.O., gibts man keinen goldenen Mittelweg, der auch mal die ehrenamtliche unauffällige Hausarbeit Erziehungsarbeit (finanziell) würdigt, die Frauen Tagtäglich klaglos? leisten?? Das familienfreundliche Arbeitszeiten/Jobs generell Müttern (oder Vätern) vorbehalten sind? Bin etwas abgeschweift, mache jetzt auch Schluss, finde es aber gut, das es doch etliche gibt, die dieses thema berührt. Frohe Pfingsten
 
A

annalina

Gast
Mit größtem Interesse habe ich Eure Beiträge gelesen und danke Euch für diese niveauvolle Darstellung der DDR-Zeit!
Wunderbarer Thread!!
 
U

Uli

Gast
Ok habe mir interessiert eure Beiträge gelesen. Ja manchmal kam es mir doch so vor, als ob wir in unterschiedlichen Ländern aufgewachsen sind. Bestimmt ist es richtig, wie es von einigen hier schon erwähnt wurde, das Positive und Falsche sehr differnziert zu bewerten.

Was da Max los läßt ist recht dumm:

"Von Hitler erfunden, in der DDR erst wirklich perfektioniert. Auch demagogisch schauten sie sich viele Tricks bei Goebbels ab, der seine lustigerweise von der amerikanischen Werbebranche klaute."
und
"Ähnlichkeit zwischen den Uniformen der Pioniere und FDJ und der Hitlerjugend".
Abgesehen davon, dass man eine Organisation nicht nach der Kleidung sondern nach ihren Taten und Zielen besser beurteilen kann, hab ich mir mal die HJ-Kleidung angesehen. Außer das beides Kleidungsstücke sind, kann ich keine Ähnlichkeit feststellen. Da könnte man auch behaupten, die HJ-Kleidung sieht der Kleidung von den Pfadfindern oder der Spieler von FC Köln ähnlich. Und schau dir mal die Gebote der Jungpioniere und den Schwur der HJ an, lieber Max.
Und dann stelle ich mir vor, wie so 20 Kinder in einer Gruppe immer Honeckerbilder ausschneiden mußten....... Habt ihr dann Schiffchen draus gebastelt....Ne Max, deine Erinnerungen sind zwar sehr lustig aber sehr vage und na ja, sag mal verbogen.
Und da war da noch die üble Wagenknecht... Was findest du denn so übel ???

So, stelle hier mal ein Gedicht von Gisela Steineckert zum Beschnuppern vor:

Ich hatte ein Vaterland
das war mir mütterlich gesonnen
es schwankte immer am brüchigen Rand
hat verlorn und wenig gewonnen

Ich hatte ein Heimatland
das verhieß mir friedliche Zeiten
es baute um sich eine schützende Wand
die wucherte in unsre Breiten

Ich hatte ein Vaterland
da gab es Wärme und Nähe
und viel, das ich nicht sah, oder nicht verstand
mein Herz wollt, dass ichs anders sähe

Heut wärs einfach, nur das zu sehn
was schwer zu ertragen war
aber manchmal möcht ich mich umdrehn
und wieder nach Hause gehn

Übrigens gab es auch Leute in der DDR, die viel erlitten haben und auch ausgewiesen wurden und trotzdem nie das Fortschrittliche, dass Neue dieser Gesellschaftsform in Frage gestellt haben. Vor diesen Leuten hab ich mächtig Respekt - die drehen nicht ihre Fahne in den Wind, damit es ihnen persönlich besser geht....
Guten Nacht

Uli
 
L

Leah

Gast
Dies ist ein toller und hochinteressanter Threat geworden! Toll!

Domsirene - siehste, uns wird immer als leuchtendes Beispiel "vorgehalten", dass die Mütter in der DDR so emanzipiert und viel glücklicher waren, weil sie arbeiten "durften" - mit Kind!!!! Dass es mitnichten so ist wurde mir durch Deinen Beitrag klar! Und es ist gut mal die Wahrheit zu erfahren! Wie oft lassen sich Frauen ein schlechtes Gewissen einreden, weil sie sich entscheiden für ihr Kind da sein zu wollen - wenigstens 1 - 2 Jahre - und erst dann wieder einen Job anzunehmen, der die Familie finanziell unterstützt (leider geht es ohne heutzutage kaum noch!) und der Mutter trotzdem den Freiraum lässt weiterhin Kind und Haushalt unter einen Hut zu bringen OHNE völlig am Ende zu sein und alle 2 Jahre eine Mutter-Kind-Kur zu beanspruchen!

Ich finde es trotzdem sehr schade, dass vieles, das in der DDR besser geregelt war nicht übernommen wurde - sondern dass mit dem Mauerfall einfach nur alles "platt" gemacht wurde... und das sage ich als WESSI!

Ich wünsche Euch ein schönes WE und macht weiter so! Ein superschöner Threat!

LG Leah
 
D

Domsirene

Gast
ein tolles Gedicht. Gefällt mir.

Eigentlich kann ich da gar nicht mitreden über die Befindlichkeiten berufstätiger Mütter mit Kleinkindern, da ich zu DDR Zeiten quasi sozialistischer Yuppie war, arbeiten bis zum Umfallen (echt) und dann als Belohnung von der Kohle mir was gegönnt hab - teure Klamotten, Edeldisco und tolle Reisen (Reiseziele, die ich mir heute finanziell nicht mehr leisten kann und wo auch Mord und Todschlag regiert).
Gejammert hat da auch keiner rüber, weil eben fast jeder diese Doppelbelastung am Hals hatte und das von fast allen als normal angesehen wurde. Wenn dann mal Westverwandschaft zu Besuch war bei wem, fiel auf das die Westfrauen oft wesentlich erholter ausschauten. Ausserdem war das DDR leben, nicht wie heute, auf Genuss und Wellness aufgebaut, sondern dein Hauptsinnen bestand im Arbeiten, bestensfalls noch Betriebssportgruppe, oder irgendeine ehrenamtlich Tätigkeit (was ja auch wieder Arbeit ist). 43,5 Wochenstunden Arbeit im Job, allerdings bei den meisten geruhsamer wie heute, anschliessend war z.B. im Sommer bei vielen SchrebergartenARBEIT angesagt, weil Obst und Gemüse mangelware im geschäft, dann wurde viel in Eigenregie selbst hergestellt, eben weil Mangelwirtschaft, nicht aus Hobbygründen, oder man hatte noch Feierabendjobs (wie ich) die steuerfrei waren.
 

maximilian

Aktives Mitglied
@uli: ja nee, schon klar, man erklärt das eine für dumm, sagt zum andern: jede uniform sieht grundsätzlich jeder uniform ähnlich, und damit hat es sich. Tolle Argumentation! aber gut provoziert, hat super gewirkt bei mir.
Bei den Pfadfindern geb ich dir um übrigen recht(da pfadfinder ja eine der ersten modernen jugendmassenorganisation war, kann man aber durchaus unterstellen kann, alle haben da geklaut), was für mich aber kein argument ist, dass jede uniform so aussehen muss, zumal fragt man sich doch, warum man sich nicht absichtlich abgegrenzt hat, ist ja ein unterschied ob die HJ die pfadfinder kopiert, oder die fdj die hj. Aber die werden sich einfach gedacht haben, warum was gutes abschaffen, nur weil falsches damit gemacht wurde.

und du schmeißt mit dem einen zitat zwei verschiedene sachen zusammen.

ich hab auch nicht gesagt, das KiGas vom Führer erfunden wurde, aber die nazis haben das Konzept der ideologischen Schulung von Kindern in KiGas erfunden, was man eindeutig kopiert hat. In diesem zusammenhang ist das ausschneiden von Honni-Bildern zu sehen, "kinder, kinder, der ist so wichtig, das ist unser sozialistischer führer, wir müssen ihn ehren"; ebenso militaristische Kinderlieder, marschieren üben, Kriegs-Spielzeug, etc. daran kann ich mich noch super erinnern, und dass ist eine perfekte weiterentwicklung von hitlers anfängen, schon im KiGa brave und befehlstreue Staatsbürger zu erziehen. Wir haben uns dann z.B. hingesetzt und Honni stundenlang gepriesen, "was macht er für uns" -"er sichert den frieden", das niveau halt.

Und die Sache mit den Propagandamethoden ist so offensichtlich, dass ich mich darüber gar nicht streiten will. Also wer das nicht sieht, der hat seine augen ja nach 15 Jahren immer noch nicht auf bekommen. am ersten mai fehlten nur noch die fackelmärsche. Der Volksempfänger wurde durch Stadtbeschallung ersetzt, Die Hitler bilder waren in meiner Zeit Honni-bilder, früher sicher Stalin oder Ulbrecht. Die aufmärsche blieben gleich, die fahnenmeere, das Spiel mit Massenphänomenen ebenso, die größtenteils gleichschaltung der presse. Die gefakten guten Nachrichten.
Es gibt in den Methoden der Meinungsbildung erheblich mehr ähnlichkeiten als unterschiede. das mit einem "recht dumm" abzutun, stellt dir kein gutes zeugnis auf.

Was ich an der Wagenknecht übel finde?: Ich finde für demokratischen Sozialismus kann man gerne sein, wurde noch nicht ausprobiert, weiß zwar nicht, wie das aussehen soll, aber naja, aber Frau Wagenknecht ist ja kommunistische Plattform in der PDS, und vertritt sogar unter kommunisten noch eine sehr strenge, stalinistische ansicht, was sich unter anderem in ihrer noch heutigen Befürwortung der Mauer zeigt, um die arme kleine DDR vor ihren eigenen fliehenden Bürgern zu schützen. Aber sie repräsentiert damit einen großen Teil der alten SED-Mitglieder in der PDS. Das weiß sie, sonst würde sie es sich nicht trauen, der PDS noch solche faulen Eier ins Nest zu legen, wie die Mauer-geschichte.

außerdem gehört kommunismus zu den politischen systemen, bei dem wirtschaftssystem streit ich mich ja gerne noch, ob da sozialistische aspekte nicht stärker sein müssten, aber ich steh auf demokratie, ich kann es nicht ab, solche leute, wie die Wagenknecht, immer noch in so einer wichtigen Partei zu haben, ich kann es nicht ab, dass sie anscheinend noch riesige unterstützung hat, weil man ihr nicht wirklich was kann, egal auf wieviel ablehnung die kommunisten bei den modernen PDSlern stoßen. Vllt. wäre die PDS ohne die Kommunisten wirklich fähig was neues zu entwickeln, aber so mit diesen ballastmenschen...

Und tu nicht so, als könnte man nicht für sozialistisches Gedankengut, für eine neue gesellschaft, und dennoch hart gegen die DDR sein. Die meisten Sachen, die gut waren in der DDR, kann man sich locker in anderen autoritären Systemen vorstellen, weil es die Menschen waren und nicht das System oder die Gesellschaftsordnung. wer Freiheit einschränkt, hat als politische idee schon sofort verloren. Die guten Seiten findet man überall, nach denen sich einige zurücksehnen, da gings anderen nach 45 nicht anders, "jaja, es war nicht alles schlecht". Frag ich mich ja warum sich dieses Gefühl nach 45 von dem nach 89 unterscheiden sollte. Der nationalsozialismus hatte ja auch vllt. viele gute wirtschaftliche Ansätze, wäre vielleicht ganz anders geworden, hätte man dem Menschen einen höheren Stellenwert als politischen Ideen eingeräumt, hätte man nicht gesagt, das ziel rechtfertigt opfer, und genau damit hatte die DDR ja auch ihre Probleme. (naja, die SED hat ihr guten Konzepte teils auch umgesetzt, während bei der NSDAP vieles Rattenfang blieb und dann auf Eis gelegt wurde)

Die Sachen die gelaufen sind, haben doch die DDR vergiftet, man kann doch ähnlich wie beim 3.reich, nur noch mit klarer negativer Wertung sprechen, weil die Systeme Grenzen überschritten hatten, die sie für jede ausgeglichene Wertung disqualifizieren.

Du sagst, sie sprechen wie von einem fremden Land: ich sag mir mal so, dass die viele denen es gut ging, (wie 33-45), geblendet von den netten Seiten, die negativen gerne ausgeblendet haben, wie zur NS-Zeit, wusste man vielleicht vieles unter Otto-N-Bürger nicht, aber man hätte es leicht erfahren können, was abging. Und zumindest, dass an der Grenze auf Ausdringlinge (von wegen schutz der DDR) geschossen wurde, wusste man, dass kann man sich nicht schön reden, oder so tun, als wären die schilderungen aus einem andern land.

Und du weißt nicht wer, nicht schon damals gegen die DDR war, da irgendwie fahne in den wind hängen zu unterstellen, naja, schlechter stil, und von kindern wird man wohl kaum differenzierte kritik erwarten können.
Gruß Max
 
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