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Schatzkästchen für Depressive: Mutmacher-Thread

kaela

Aktives Mitglied
Ich gucke mal, ob meine Bücherei das hat, das interessiert mich sehr.
Wenn die Bücherei es nicht hat, dann kannst du es ja per Fernleihe bestellen.

Und noch ein Tipp bezüglich Literatursuche zu Depressionen, auch wenn er allgemein hilfreich ist :):
Gebt in Google, ecosia etc. einfach "kvk" ein, dann erscheint die Fundstelle "Karlsruher Virtueller Katalog" an erster Stelle. Das ist ein virtuelles Portal für alle deutschen und viele ausländischen Bibliotheksverbünde. Die Suche geht kinderleicht. Dort findet man sowohl neue als auch ältere wissenschaftliche Literatur zu allen Themen. In kleineren öffentlichen Bibliotheken finden sich diese Bücher kaum, in größeren öffentlichen Bibliotheken nur zum Teil. Und man kann sich (fast) alles per Fernleihe ausleihen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Binchy

Sehr aktives Mitglied
@kaela danke schön. Meine Bücherei hat Bücher zu dem Thema, u.a. auch das von Young. Leider hat sie ja im Moment nicht auf...., aber na ja, eines Tages werde ich es leihen können.

Danke auch für den Tipp mit "kvk".
 

Rikachan

Aktives Mitglied
Ich beschäftige mich ein bisschen mit Narzissmus, und er spielt meiner Meinung nach bei der Entstehung von Depressionen oft eine Rolle - in dem Sinne, dass die Kinder, die später im Leben depressiv werden, oft einen oder zwei narzisstische Elternteile haben. ..deutiges Herrschaftsverhältnis handelt und es den Eltern möglichst "immer" emotional gut gehen muss, weil sie ja wichtiger als die Kinder sind, dann handelt es sich um Narzissmus. Um Unterdrückung und Ausbeutung. Und nicht um Liebe. Auch wenn manche Elternteile ihre Kinder noch so sehr mögen - wenn das Kind nichts zu sagen hat, wenn Kritik an den Eltern und Streit mit den Eltern tabu sind, wenn vor allem Erfolg, Leistung, Schönheit oder Glanz eine Rolle spielen und die Gefühle der Kinder den Eltern wurscht sind oder unterdrückt werden sollen, dann sind die Eltern Narzissten. Sie sind mehr oder weniger krank oder jedenfalls nicht gesund.
Von Narzissten kann man nur weggehen, weil sie ihre eigenen Fehler um nichts in der Welt sehen und schon gar nicht ändern wollen. Nur im äußersten Notfall, wenn die Partnerin/der Partner mit Scheidung droht oder der Narzisst Angst um seinen Arbeitsplatz haben muss, wenn der Druck also extrem wird, dann sind manche (!) von ihnen bereit, eine Therapie zu machen.
Wenn es da draußen und in der Familie "Feinde im normalen Alltag" gibt - dann sind es, außer Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung, ..
Ja mit dem Thema hab ich mich vor 2 Jahren beschäftigt da ich einen engen Kontakt hatte und ich hab mir gefragt warum ich mir unsicher bin und warum ich so viel Angst habe, mich zu zeigen. Dass ist weil ich immer durch andere gelebt habe und andere mir diktiert haben, was ich tun soll... dies ist nun nicht mehr so. Sich selbst zu finden ist eine gute Reise :)
Narzissmus in der Familie ist die Ursache der Depression - kann ich voll und ganz zu stimmen. Man kann ein Narzissten daran erkennen, wenn er sich nie entschuldigt..
 

Tobi31

Aktives Mitglied
@Tobi31 danke für Deine Zeilen, besonders freut mich, dass es Dir gut tut, hier zu schreiben. Ich finde, dass Schreiben hilft, zu denken und Ansichten zu schärfen, Klarheit zu schaffen. Wenn man weiß, warum es einem nicht gut geht, was man genau will, dann findet man leichter Wege, es zu ändern.
Erzwingen kann man Partnerschaften oder Freunde nicht, aber es gibt viele Möglichkeiten (bzw. wird es irgendwann wieder geben, wenn Corona etwas vorbei ist), um Menschen kennenzulernen. Auch hier in diesem Forum, habe ich gehört, haben sich einige schon im realen Leben getroffen.

Ich habe öfter dann Leute oder Partner kennengelernt, wenn ich sie nicht gesucht haben, sondern im Gegenteil ganz bei mir war und bei meinen Interessen. Dann hat man eine innere Gelöstheit und ist gelassener und hat nicht diese Ausstrahlung von "krampfhafter Suche", die energetisch abschreckend wirkt. Du hast ja schon ein paar Ideen, um neue Freunde kennenzulernen.

Zwar kann ich das aus der Distanz nicht beurteilen und bin auch keine Ärztin, aber Du wirkst auf mich nicht depressiv. Vielleicht etwas traurig wegen mangelnder Freunde, aber durchaus auch hoffnungsvoll, dass sich etwas ändern kann. Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du wunderbare, tiefe und achtsame Menschen kennenlernst und natürlich darunter dann auch Deinen "Augenstern" ;).
Danke für deine Worte :) mir geht es heute richtig gut. Ich war eben eine runde drehen, dass Wetter musste ich nochmal ausnutzen bevor es ab morgen ungemütlich werden soll. Ich habe vor kurzem mit einer Frau Telefoniert mit der ich bereits ein Date hatte sie habe ich über einen Reisestammtisch kennengelernt. Wir haben beschlossen uns wieder in naher Zukunft zu treffen zum gemeinsamen Spaziergang oder was mit Corona möglich ist bis dahin. Mit einer anderen die ich vom Sport kenne habe ich ebenfalls kontakt. Wir telefonieren die Tage mal. Ich hab mich letztes Jahr auf so einer Freizeitseite angemeldet und dort lief gar nix. Jetzt bekam ich eine Nachricht von einer Frau und wir sind via Whatsapp in Kontakt. Zu einer anderen auf dieser Seite hab ich seit dieser Woche E-Mail Kontakt. Ich will damit nicht sagen das ich mir Hoffnung mache, aber es ist ein schritt in die richtige Richtung. Das es dann gleich 4 sind hört sich erstmal doof an, aber meine Absichten sind auch Sozialer Natur, dass hat wenig mit Beziehung zu tun. Wenn sich was ergibt ist es schön. Wenn nicht auch okay :) Ich bin für den Tag aber Happy, weil ich das Gefühl habe den richtigen weg zu gehen und das bestärkt mich in sämtlicher Lebenslage.

Das ganze lenkt auch etwas ab von seinen Sorgen und Ängsten muss ich gestehen. Es ist vielleicht diese Lockerheit da die du angesprochen hast :)
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
@Tobi31 super - ich meinte zwar nicht unbedingt "Harem" mit Lockerheit :ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
aber es freut mich sehr, dass es Dir gut geht und Du Deine Chancen nutzt.

Hört sich doch gut an, Du machst einiges und gehst das entspannt an. Ich bin gespannt und hoffe, dass dann eine der 4 Damen dann auch Dein Herz höher schlagen lässt und Du eine Partnerin findest.

Und wenn es denn "nur" Freundschaft wird, ist es ja auch schön.
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Sehr wichtig gegen Depressionen finde ich schlicht: Weinen. Sich zurückziehen und heulen.
Hm - ich hab zu dem Thea nicht viele Bücher gelesen sondern es einfach selbst erlebt, fast 20 Jahre lang, und fand es schlimm.
Was mir definitiv nicht geholfen hat war Weinen. Ich hab mich auch zu lange zurück gezogen.

Meine Strategie war auch nicht das "Verdrängen", sondern das Analysieren. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich im Kopf eine Fehlprogrammierung haben muss.
Ich hab es mir so vorgestellt, dass mein Kopf ein PC ist, die Eingabeeinheit sind die Augen und die Ausgabeeinheit sind die Hände.
Will ich einen Sachverhalt mit dem mir zur Verfügung stehenden (Kopf-)Programm prüfen, so muss sich dieser als logisch heraus stellen.
Ich denke also: 1+1=3. Fühlt sich komisch an. Daher benutze ich zur Prüfung die Hände und schreibe die Aufgabe an die Tafel und rechne nach. Es steht dann da: 1+1=3. Dieses Ergebnis nehme ich mit dem Augen auf und führe es zur Prüfung meinem Kopf zu. Da die Augen es gesehen haben, dass 1+1 =3 ist, erhält der Kopf den Beweis, dass es so ist. Das Ergebnis wird als "wahr" behalten.
Depressionen arbeiten ähnlich.
Es erwischt einen kalt von der Seite, man muss weinen. Mindestens dann wenn es keiner sieht, bestenfalls kann man spontan flüchten: Das Gefühl ist nicht beherrschbar, kostet maximale Kraft und die komplette Aufmerksamkeit. Flüchtet man dann und weint, so erhält der Kopf das feedback, dass es einem schlecht gegangen sein muss. Sonst würde man nicht weinen müssen. Auch erhält der Kopf das feedback, dass es gut war, sich zurück zu ziehen.
Depressionen heilen sich aber nicht von selber sondern verstärken sich, wenn man nichts entgegensetzt.
Die Folge ist, dass man öfter weint, dass man sich öfter schämt, zuletzt den gehetzten Gesichtsausdruck gar nicht mehr ablegen kann und Menschen komplett meidet: Sozialphobie vom feinsten.

Was wäre die Altenative?
Die Alternative wäre in Frage zu stellen, dass man traurig sein muss. Mit dem eigenen Kopf kann man es aber nicht mehr lösen sondern muss sich auf sich nicht-verlassen (!) können. Man muss die Situation prüfen.
Ist gerade niemand gestorben oder gibt es keinen ähnlichen Grund, würde also jeder im Forum an der Stelle nicht traurig sein, so ist der Eintritt der Traurigkeit ein fake.
Da es sich um ein fake handeln muss, ist das Gefühl der Traurigkeit herbeigesponnener Unsinn, wird also als nicht real bekämpft.
Die vormals täglich mehrfach auftretenden Zusammenbrüche nehmen also ab, je öfter man sich darüber klar wird, dass genau jetzt in diesem Moment keine Traurigkeit geht.
Man lässt sich dabei die Option offen: gerne später, gerne intensiver, gerne bis zur Ohnmacht oder schlimmer. Das nächste mal jedoch wird auch wieder verschoben. Gerne später.
Der Kopf lernt draus, dass die Trauerattacken sinnlos, geradezu unsinnig sind. Jede Tagessituation führt daher zu einem "positiven" - will sagen: neutralen Effekt, dass man es diesmal nicht getan hat, obwohl es fast wieder soweit war.
Im Übrigen halte ich anti-Depressiva, die einen so weit runterfahren, dass die Traueranfälle nicht auftauchen, ebenfalls für ein (diesmal chemisches) Mittel, das einen Verlern-Effekt im Kopf bewirkt
( Trauer kommt, bricht aus, wird gelebt, verstummt - und kommt wieder).

Man mag annehmen, dass man somit gefühlskalt wird. Ja, stimmt. Wenn das der Weg ist, gerne.
Ich hab aber die Probe aufs Exempel machen müssen, als Vater starb.
Sein Tod und meine Hilflosigkeit dabei war nicht auszuhalten und es war real. Ich hab gebrüllt vor Schmerzen und ich wusste dass es richtig ist. Ich hatte aber "markiert" , wann es zu Ende zu sein hat, denn das "darüber hinaus" wäre wieder ein Depressionsanfall geworden, den ich nicht zugelassen habe.
In der Praxis habe ich dazu ein Buch aus Blech geschmiedet, für jedes Lebensjahr ein Blatt. Über 40.000 Schläge. Und als es fertig war, war damit der Zeitpunkt erreicht, aufzuhören zu trauern.
Auf dem Grab war ich entspannt, hab angeklopft, ob es ihm gut geht. Dann habe ich es montiert, und ich habe es hinbekommen, mich soweit ok zu fühlen.

Übrigens; das hier zu schreiben ist schwierig für mich. Es gibt keinen Grund traurig zu sein, am liebsten würde ich heulen? Nein! Auf gar keinen Fall lasse ich das zu.

Noch einmal zurück zum Zurückziehen.
Schwer depressive Menschen kann man erkennen. Am Gesichtsausdruck, an den roten Augen, die sich nicht mehr erholen, an der mühsam aufrecht erhaltenen und zerbrechlichen Fassade.
Oder: im Spiegel, der nichts verheimlicht.
Hat man dann endlich seine Sozialphobie so ausgeprägt, dass man gesellschaftsunfähig geworden ist und alleine die Angst, erkannt zu werden, den Kontakt verbietet, so kommt Zittern, Durchfall, Schweißausbrüche an der Tankstelle zum Vorschein. Man kann keine Zigaretten mehr bezahlen...

In der Situation habe ich mich am WE "hübsch" gemacht und bin in die Skihalle gefahren, mitten unter all die Menschen, was gefühlt lebensbedrohlich war.
Es ist nichts passiert. Gar nichts: Und ich habe es wieder und wieder getan. Ich war jetzt einfach da und hab mich nicht mehr mit meinem Äußeren auseinander gesetzt, ich habe meinen Verstand gegen die Depression gestellt.
Dadurch ist es mir gelungen, fast so zu werden wie früher, wie davor, jedoch gebe ich zu, dass ich hoch wachsam sein muss, um meinem Feind auch heute noch keine minimale kleine Chance zu geben.

Dieses Gefahrenbewusstsein beeinträchtigt mich auch nicht, da man im Verkehr auf KFZ aufpassen muss, im Urwald auf Krokodile oder am PC auf Schreibfehler. Es ist ok für mich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Binchy

Sehr aktives Mitglied
@Bodenschatz danke schön für Deinen Beitrag. Du hast wirklich interessante Ansätze.

Es erwischt einen kalt von der Seite, man muss weinen. Mindestens dann wenn es keiner sieht, bestenfalls kann man spontan flüchten: Das Gefühl ist nicht beherrschbar, kostet maximale Kraft und die komplette Aufmerksamkeit. Flüchtet man dann und weint, so erhält der Kopf das feedback, dass es einem schlecht gegangen sein muss. Sonst würde man nicht weinen müssen. Auch erhält der Kopf das feedback, dass es gut war, sich zurück zu ziehen.
Wie schon geschrieben wurde, erleichtert Weinen ja oft alleine schon durch den Ausstoß an chemischen Stoffen, die in den Tränen sind. Ich verstehe Dich so, dass Du meinst, dass je öfter man weint, je öfter denkt der Kopf: ach - jetzt geht es mir wieder schlecht, ich muss weinen - und es verstärkt die dahinter stehende Traurigkeit bzw. Depression.

Depressionen heilen sich aber nicht von selber sondern verstärken sich, wenn man nichts entgegensetzt.
Die Folge ist, dass man öfter weint, dass man sich öfter schämt, zuletzt den gehetzten Gesichtsausdruck gar nicht mehr ablegen kann und Menschen komplett meidet: Sozialphobie vom feinsten.
Ich stimme Dir zu, dass Depressionen sicherlich am besten behandelt werden und je länger man wartet, umso tiefer rutscht man möglicherweise. Ob sie nun dann in eine Sozialphobie führen, kann ich nicht beurteilen, bei einigen sicherlich.

Die vormals täglich mehrfach auftretenden Zusammenbrüche nehmen also ab, je öfter man sich darüber klar wird, dass genau jetzt in diesem Moment keine Traurigkeit geht.
Man lässt sich dabei die Option offen: gerne später, gerne intensiver, gerne bis zur Ohnmacht oder schlimmer. Das nächste mal jedoch wird auch wieder verschoben. Gerne später.
Der Kopf lernt draus, dass die Trauerattacken sinnlos, geradezu unsinnig sind. Jede Tagessituation führt daher zu einem "positiven" - will sagen: neutralen Effekt, dass man es diesmal nicht getan hat, obwohl es fast wieder soweit war.

Trauer und Depression sind ja 2 unterschiedliche Dinge. Auch wenn Trauer sehr weh tut, ist es für mich ein Prozess, den ich auch ausleben möchte, ich möchte sie nicht unterdrücken, sondern lernen, mit ihr zu leben und sie abklingen zu lassen. Kann sein, dass ich in ganz akuten Phasen ein Antidepressivum oder Ähnliches nehmen würde, aber nur kurzfristig. Ich finde, Trauer gehört zum Leben so wie Leiden, wie Freude, wie Liebe. Es ist etwas Natürliches, aber wenn es sich verhärtet, dann sollte man einschreiten und gegensteuern.

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann verschiebst Du Deine Traurigkeit, bis der Kopf denkt, dass es nicht mehr nötig ist, traurig zu sein? Es ist schön, wenn Du das kannst, aber das klingt wirklich für mich, als wenn Du Dich programmieren würdest. Das kann nicht jeder. Wenn ich wirklich traurig bin, dann ist das eine Art "Urgewalt" in mir, die könnte ich nicht programmieren, das ist ein Schmerz, der mich dann überflutet - wie beim Tode Deines Vaters.


Im Übrigen halte ich anti-Depressiva, die einen so weit runterfahren, dass die Traueranfälle nicht auftauchen, ebenfalls für ein (diesmal chemisches) Mittel, das einen Verlern-Effekt im Kopf bewirkt
( Trauer kommt, bricht aus, wird gelebt, verstummt - und kommt wieder).

Anti-Depressiva finde ich wichtig in Akut-Situationen, sie können Leben retten und den Menschen wieder handlungsfähig machen, damit er dann aber natürlich an seinen Problemen/Depression arbeitet. Man sollte sie nicht zu lange nehmen, damit man sich nicht zu sehr daran gewöhnt und das Leben dann unter einer Schutzglocke lebt.


Man mag annehmen, dass man somit gefühlskalt wird. Ja, stimmt. Wenn das der Weg ist, gerne.
Ich hab aber die Probe aufs Exempel machen müssen, als Vater starb.
Sein Tod und meine Hilflosigkeit dabei war nicht auszuhalten und es war real. Ich hab gebrüllt vor Schmerzen und ich wusste dass es richtig ist. Ich hatte aber "markiert" , wann es zu Ende zu sein hat, denn das "darüber hinaus" wäre wieder ein Depressionsanfall geworden, den ich nicht zugelassen habe.
In der Praxis habe ich dazu ein Buch aus Blech geschmiedet, für jedes Lebensjahr ein Blatt. Über 40.000 Schläge. Und als es fertig war, war damit der Zeitpunkt erreicht, aufzuhören zu trauern.
Auf dem Grab war ich entspannt, hab angeklopft, ob es ihm gut geht. Dann habe ich es montiert, und ich habe es hinbekommen, mich soweit ok zu fühlen.
Ich finde es toll, was Du für Deinen Vater gemacht hast, ich kann mir gut vorstellen, dass das eine sehr gute Art von Trauerverarbeitung im wahrsten Sinne des Wortes war. Trauer und Tod sind sehr individuell, jeder hat das seinen Weg, damit umzugehen. Manchmal ist Gefühlskälte wirklich vorzuziehen anstatt von Schmerz überflutet zu werden. Aber ich möchte z.B. nicht auf Dauer gefühlskalt leben - könnte ich auch gar nicht. Ich denke, dass Du das als Phase vermutlich gemeint hast.

Es ist nichts passiert. Gar nichts: Und ich habe es wieder und wieder getan. Ich war jetzt einfach da und hab mich nicht mehr mit meinem Äußeren auseinander gesetzt, ich habe meinen Verstand gegen die Depression gestellt.
Dadurch ist es mir gelungen, fast so zu werden wie früher, wie davor, jedoch gebe ich zu, dass ich hoch wachsam sein muss, um meinem Feind auch heute noch keine minimale kleine Chance zu geben.
Viele sehen Depression - Schmerz - Trauer etc. als Feind. Ich sehe das etwas anders. Ich habe mehr den Ansatz, dass es ein Anteil in mir ist, den ich umarmen möchte, lieben möchte, der mir was sagen will und den ich integrieren möchte, damit er seine scharfen Krallen verliert und ich mit ihm leben kann.

Das Wort "Feind" impliziert für mich negative Gefühle, Hass, Wut, Aggression. Das tut mir nicht gut. Die Depression ist nichts, was mir von außen übergestülpt wird, sondern es ist in mir aus irgendeinem Grund entstanden.

Es gibt da ein sehr gutes Buch drüber, wie man lernt, mit seinen "Dämonen" (also Problemen wie Depression, Eifersucht, Trauer, Wut, Hass etc. etc. etc.) zu leben, sie sich anzugucken, mit ihnen zu reden und sie zu integrieren bis sie sich auflösen. Ein buddhistischer Weg.


Es ist von Tsültrim Allione - siehe nachfolgenden Link

Tsültrim Allione: Den Dämonen Nahrung geben

Jeder hat seinen Weg im Leben - und auch mit Depressionen umzugehen. Deshalb bin ich so dankbar, dass hier soviele ihren Weg schildern, da kann sich dann jeder war rauspicken und für sich ausprobieren.

Danke Dir @Bodenschatz . Ich hoffe, dass Dich Dein Weg glücklich macht.

Lg, Binchy
 
G

Gelöscht 115368

Gast
OK.
Arte Mediathek bietet derzeit eine Serie an, die Einblicke in die Welt des Psychologen und deren Patienten hält.
Für die einen oder anderen sehr interessant.
Ich dachte erst, es sei eine Doku. So wie ich gelesen habe, ist es derzeit eine der meist gesehen Serien von Arte.
 

DarkRose

Aktives Mitglied
Ein virtueller Blumenstrauss für alle helfenden Schreiberlinge...bitte vergesst Euch dabei nicht selber 😘💪
(nur so, ohne "Schleim-Hintergedanken..sorry, bin so...)

20210206_234744.jpg

und nun ganz schnell zu einem anderen Thema ... biite nicht bedanken, kann da nicht mit um (lernphase) 👀😎 soll nur eine liebe Geste sein...
 

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