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Super enttäuscht - irgendwie kümmert sich jeder nur um seinen eigenen Kram ...

susa33

Mitglied
Bist du bereit auch das zugeben was du suchst und von andern erwartest?
Freunde erwarten nichts, Vordern nichts, sind nicht dazu da Wünsche zu erfüllen.
Gut und schlecht als Bewertung von verhalten andrer ist ja nur unser denken und unsre Interpretation nach unsern Vorstellungen und Wünschen.
Warum sollten andre sich so verhalten wie du wünscht, tust du das immer?
Das kann nur zur Enttäuschung führen, weil du denen was nehmen willst?
Zusammen träumen, aber eigene Wünsche haben....
Dein Selbstwertgefühl kannst du nicht durch Forderungen an andre erzeugen.
Betroffene Menschen fühlen sich häufig als im Leben „Zu-kurz-Gekommene“.
Sie halten dieses Gefühl des „zu wenig“ auf unterschiedliche Weise am Leben (z.B. in Form des „Nichts wert sein“, „ein Niemand sein“, „Nichts können“).
Ein Leben ohne Erwartungen gibt es nicht! Du erwartest immer, dass du morgens in dem gleichen Bett aufwachst, in dem du abends eingeschlafen bist, und dein Arbeitgeber dich auch morgen noch bezahlt ...

Das hat nichts mit Selbstwert zu tun, mehr mit interindividueller (stiller) Übereinkunft ... täglich, bei jedem Handeschütteln praktizierst du sie, ... diese interindividuelle (stille) Vereinbarung ... z.B. herzlich eine Hand zu schütteln, und nicht mit der Faust ins Gesicht zu schlagen ... oder sich abzuwenden ...

Ein gemeinschaftliches Leben ohne interindividuelle Vereinbarungen ( ... und die Erwartung, sich daran zu halten!) wirst du auf Erden nicht finden ... ! ;)

Im Privaten Rahmen gibt es jedoch die Möglichkeit, über Erwartungen zu sprechen ... und Missverständnisse aufzuklären ... auszutahieren ... was mag/kann ich geben ... was mag/kann ich nicht geben ... Austausch eben ... wir tauschen uns doch hier auch aus ... mit der Erwartung, dass es gelesen wird, mit der Erwartung, dass die Inhalte mit Respekt behandelt werden, ... mit der Erwartung, dass auf Fragen geantwortet wird ...
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Danke Findefuchs!!!!

Das hast du wirklich sehr gut beschrieben! Ich finde eben, dass es sich viel besser anfühlt, wenn man merkt, dass ein Mensch mit der Welt um ihn herum auch in Kontakt steht und nicht nur "in seiner Welt" lebt. Ähnlich wie man es z.B. aus der Bahn kennt, der Moment, in dem einem etwas hinfällt, der Kinderwagen von irgendjemandem feststeckt o.ä. und man mitbekommt, "Hey, da bekommen Menschen etwas mit, sind aufmerksam, sind hilfsbereit ... oder einfach nur ansprechbar..."
Natürlich ist Freundschaft was anderes, aber Ähnlichkeit bekommt das Ganze, wenn man sich vorstellt, dass alle Menschen in einer Bahn wären und die, die eben nur auf ihre Familie fixiert sind, würden um sich herum alles ignorieren! Das würde sich dann echt sch... anfühlen, wenn man dann zum Beispiel man stolpert (und jedem kann es passieren, dass er stolpert!!!) und keiner da ist ...

Aber ich respektiere, dass manche Menschen entscheiden, alle ihre Energie nur einigen wenigen Menschen zu geben. Ob ich es toll finde, steht auf einem anderen Blatt! ;)
Ich kann das nachvollziehen. In meiner Familie haben eigentlich total viele soziale Berufe ergriffen, auch meine Eltern - dem entsprechend bin ich mit dem Leitsatz erzogen worden "Eine Gruppe ist immer nur so gut, wie ihr schwächstes Glied". Ohne Witz, das hat mein Vater mir immer wieder eingeprägt. Und dass es wichtig ist, nicht wegzusehen, auch wenn man die Menschen nicht persönlicher kennt. Und dass eine gute Gesellschaft nur funktioniert, indem man auch mal bis zu einem gewissen Grad selbstlos und hilfsbereit ist oder Rücksicht aufeinander nimmt. Das bedeutet aber auch irgendwo zum Teil Verantwortung zu übernehmen, indem man seinen älteren Nachbarn Einkäufe mitbringt, wenn es ihnen nicht so gut geht, oder man sich darum kümmert, dass auch ein Rollstuhlfahrer in einem Cafe Platz findet, oder man alle fünf gerade sein lässt, wenn ein kleines Kind im Zug laut weint und schreit.

Ich empfinde die Gesellschaft hier oft als sehr ichbezogen und anonymisiert. Das bedeutet jetzt nicht, dass man sich total aufopfern und über seine eigenen Grenzen gehen muss oder jeden dahergelaufenen Fremden "retten" sollte. Aber ein wenig mehr Mitgefühl und ein Gemeinschaftsdenken wäre manchmal nicht schlecht.
 

susa33

Mitglied
Bist du bereit auch das zugeben was du suchst und von andern erwartest?


Ja klar! Ich bin die erste, die Freunde nach Trennungen vollheulen, die nicht mault, wenn nachts dat Telefon geht, die am WE zur weit entfernten Freundin fährt (wohl bemerkt mit den Öffis!!!) wenn s der dreckig geht und die natürlich den Hund betreut oder den Brief verfasst (weil der andre viell. nicht so gut in Amtsdeutsch ist) ... die Menschen nehmen da auch immer in vollen Schöpfkellen ... nurmehr das Geben fällt mitunter wohl sehr schwer :rolleyes:
 
K

Käferin

Gast
Ein Leben ohne Erwartungen gibt es nicht, Erwartungen sind überall, sie sind die Grundlage einer funktionierenden Welt. Wenn ich einkaufen gehe und Geld bezahle, erwarte ich, dass in den Packungen das drin ist, was drauf steht.

Im Straßenverkehr erwarte ich, dass sich alle Teilnehmer an die Verkehrsregeln halten. Wenn ich beim Onlinehändler Bücher bestellt habe, erwarte ich, dass eben diese Bücher ankommen und keine Zierfische.

Ich könnte ohne Ende Beispiele dafür anführen, wieviele Erwartungen unser Leben beherrschen. Unsere Welt würde zusammenbrechen und unser Leben enden, würden diese Erwartungen nicht in einem ausreichenden Rahmen erfüllt.

Wenn ein Händler sich Geld überweisen läßt. ohne die Ware dafür zu liefern, dann ist das ein Betrug, und man kann ihn juristisch dafür belangen. Wenn ein Freund einem blumige Versprechungen macht, seine Vorteile für sich absahnt und einen dann hängen läßt, dann kann man ihn in der Regel nicht juristisch dafür belangen, aber meiner Ansicht nach ist das trotzdem genauso ein Betrug.

Ich frage mich immer, warum einem immer gesagt wird, dass man in puncto Freundschaften und sozialen Kontakten keine Erwartungen haben soll. Meiner Ansicht nach sind realistische Erwartungen, mit der Betonung auf realistisch, gegenüber anderen Menschen genauso angebracht wie Erwartungen in anderen Lebensbereichen, im Beruf, im Straßenverkehr, im Geschäftsleben.

Wenn man einen Freund für Lug und Trug nicht juristisch belangen kann, heißt das noch lange nicht, dass kein Betrug vorliegt und dass der Betrogene nicht geschädigt wäre. Manche menschlichen Enttäuschungen haben mir viel größeren Schaden verursacht als andere Dinge, die juristisch greifbar sind.

Dass ein Freund mich öffentlich lächerlich gemacht hat, war für mich viel, viel schlimmer, als dass mir früher einmal zwanzig DM gestohlen worden sind.

Wir machen den Fehler, Dinge, die nicht in den juristischen Bereich fallen, abzutun. Es ist ein Denkfehler, zu meinen, wenn etwas keine Straftat ist, dann verursacht es auch keinen Schaden. Das meiste Leid entsteht nämlich gerade aus Handlungen und Verhaltensweisen heraus, welche nicht im juristischen Sinne strafbar sind.

Dieses Bewußtsein würde ich von Anfang an im Menschen wecken. Wie wirken meine Handlungen auf andere? Das würde ich zur Maxime der Erziehung machen. Das soziale Miteinander macht Seele und Geist einer Gemeinschaft aus, und Seele und Geist der Gemeinschaft sind die Basis der Lebensqualität für jeden einzelnen.

Das, was wir geneigt sind, abzutun, ist tatsächlich das Wichtigste überhaupt.
 
Zuletzt bearbeitet:
L

Leopardin

Gast
Ich beobachte das genau wie Susa, auch immer wieder, dass viele Menschen keine Bindungen richtig aufbauen können. Die Gespräche mit einigen sind dann einfach nur oberflächlich, schal - der Kontakt low level im Grunde. Man kann sich mit Menschen unterhalten, aber sich dabei trotzdem z.B. einsam und alleine fühlen, weil z.B. von der anderen Seite null Empathie kommt oder es z.T. desinteressiert wirkt! Das sehe ich bspw. immer daran, wenn jemand einen nie was fragt, auf die Aspekte, die man demjenigen erzählt, gar nicht weiter eingeht, über vieles hinweggeht usw. Das sind für mich Kontakte, die ich nicht haben möchte.

Dass das vereinzelt auch mit besseren Kontakten oder der Familie vorkommt, will ich nicht bestreiten; aber wenn das zum Dauerzustand wird, dass der Kontakt eigentlich nur einseitig ist?

In den letzten 2-3 Jahren habe ich es immer wieder gemerkt, wie wenig mit manchen Menschen in puncto Empathie, Respekt, Hilfsbereitschaft, Füreinanderdasein usw. anzufangen ist. Ich hatte mehrere größere Berge zu erklimmen in dieser Zeit und ich sehe nun, dass nur ganz wenige Menschen diese Berge mit mir zusammen gemeistert haben.

Lustigerweise bin ich, entgegen Findefuchs, gar nicht mal mit wirklich sozialen Menschen groß geworden und bin selbst immer diejenige, die sich um andere kümmert und die auch eher im sozialen Bereich beruflich tätig ist. :D

Meine Eltern haben bspw. nie gerne freiwillig jemandem geholfen und bei uns war es auch nicht an der Tagesordnung, über Gefühle, Gedanken usw. zu sprechen. Heute ist es mit meinem Vater etwas anders geworden - seit dem Tod meiner Mama hat sich vieles verändert.

Ich habe vielleicht so 2, 3, 4 Personen, die bereit sind, sich überhaupt mal näher mit jemandem zu befassen und damit meine ich nicht nur das reine Durchdiskutieren von Problemen. Sich mit jemandem näher zu befassen, hat ja nicht nur was damit zu tun, sondern auch, dass man überhaupt Anteil am Leben des Anderen nimmt: in guten wie in schlechten Zeiten (muss man ja nicht nur auf die Ehe beziehen :D ).

Momentan finde ich es wirklich heftig. Ich bin zurück nach Hamburg gezogen, nur um hier festzustellen, dass mit den Leuten irgendwie auch nicht mehr geht, als zu der Zeit, wo ich noch in NRW lebte. *lach*
Für mich kommt es mittlerweile nicht mehr in Frage, dass ich mich über Monate oder Jahre nur hinhalten lasse.
Wenn jemand ständig nicht telefonieren oder sich treffen will, dann hat das schon fundamentale Gründe meiner Meinung nach.
Ich möchte niemandem den Kontakt mit mir aufzwingen.
Mittlerweile ist es so, dass ich es mit den Leuten wirklich sein lasse, wenn mehrmals solche Momente des Desinteresses aufgetreten sind, sei es mit Telefonieren, Treffen, diesem ständigen Nichteingehen auf den Anderen, wenn jemand nur von sich selbst reden will usw.

Ich habe das in den letzten 3-4 Jahren derartig oft erlebt, dass Leute nur abblocken.
Wahrscheinlich habe ich mich auch mit den falschen Leuten eingelassen - ich weiß es nicht. Aber es kommt für mich auch nicht mehr mit jemandem in Frage, der eigentlich so viele Probleme hat, dass der Alltag und Kontakte kaum noch zu ertragen/zu meistern sind. Ich habe einigen versucht zu helfen; aber damit ist jetzt irgendwo auch mal Schluss. Ich bin kein Ersatztherapeut.
Es ist für mich nicht per se ein Problem, wenn andere psychische oder physische Probleme haben. Bei Letzterem ist es für mich eh noch mal was Anderes; aber wenn die Probleme so Überhand nehmen, dass sich eigentlich alles nur noch darum dreht.

Habe das jetzt sehr oft gehabt, dass Treffen, Telefonate seitens der anderen immer nur wegen irgendwelcher Probleme abgesagt worden sind.
Wer jetzt denkt, bei mir müsste jeder nur funktionieren, irrt. ;)

Diejenigen, die es generell so betrifft - mir ging es ja selbst auch mal schlechter - sollten das eben auch mal hinterfragen, inwieweit das den Anderen belastet, ob es für Andere tragbar auf Dauer ist. Ich meine, wenn man z.B. "dick befreundet" ist und dann immer nur Absagen bekommt, hingehalten wird, alles abgeblockt wird usw. Es ist klar, dass man das irgendwann persönlich nimmt.

Nebenbei bemerkt: ich hatte selbst Depressionen, eine Tendenz zur Sozialphobie und noch einiges anderes - aber ich habe meine Kontakte irgendwo nie hingehalten.
Ich habe es de facto mit einigen Leuten erlebt, dass mir 4-8 Treffen am Stück abgesagt worden sind. Es ist mein gutes Recht, darüber verärgert zu sein, auch wenn die Leute erkrankt sind o.ä. Vor allem wenn es immer 5 vor 12 abgesagt wird z.B.

Früher war irgendwie auch meine Maxime, alles immer so hinzunehmen, die Menschen nonstop zu unterstützen usw. Aber ich kann das heute irgendwie nicht mehr. Die Frustrationen und Enttäuschungen sind bei mir im Laufe der Zeit ja, auf Grund der beschriebenen Vorkommnisse, auch nicht weniger geworden. Man fängt einfach irgendwann an, das persönlich zu nehmen.

Mein ehemaliger Psychotherapeut hat mir ja schon damals gesagt, ich solle mich eher mal mit Menschen einlassen, denen es von vornherein oder auch auf Grund von Therapie besser geht als mir.
Ich schaue mittlerweile schon sehr darauf, inwieweit Menschen zurechtkommen. Wenn jemand sich bspw. bereits Hilfe gesucht hat bzw. dabei ist, ist es für mich was Anderes, als wenn jemand seit 20 Jahren in irgendwelchen Sümpfen hängt.
 
L

Leopardin

Gast
Ein Leben ohne Erwartungen gibt es nicht, Erwartungen sind überall, sie sind die Grundlage einer funktionierenden Welt. Wenn ich einkaufen gehe und Geld bezahle, erwarte ich, dass in den Packungen das drin ist, was drauf steht.

Im Straßenverkehr erwarte ich, dass sich alle Teilnehmer an die Verkehrsregeln halten. Wenn ich beim Onlinehändler Bücher bestellt habe, erwarte ich, dass eben diese Bücher ankommen und keine Zierfische.

Ich könnte ohne Ende Beispiele dafür anführen, wieviele Erwartungen unser Leben beherrschen. Unsere Welt würde zusammenbrechen und unser Leben enden, würden diese Erwartungen nicht in einem ausreichenden Rahmen erfüllt.

Wenn ein Händler sich Geld überweisen läßt. ohne die Ware dafür zu liefern, dann ist das ein Betrug, und man kann ihn juristisch dafür belangen. Wenn ein Freund einem blumige Versprechungen macht, seine Vorteile für sich absahnt und einen dann hängen läßt, dann kann man ihn in der Regel nicht juristisch dafür belangen, aber meiner Ansicht nach ist das trotzdem genauso ein Betrug.

Ich frage mich immer, warum einem immer gesagt wird, dass man in puncto Freundschaften und sozialen Kontakten keine Erwartungen haben soll. Meiner Ansicht nach sind realistische Erwartungen, mit der Betonung auf realistisch, gegenüber anderen Menschen genauso angebracht wie Erwartungen in anderen Lebensbereichen, im Beruf, im Straßenverkehr, im Geschäftsleben.

Wenn man einen Freund für Lug und Trug nicht juristisch belangen kann, heißt das noch lange nicht, dass kein Betrug vorliegt und dass der Betrogene nicht geschädigt wäre. Manche menschlichen Enttäuschungen haben mir viel größeren Schaden verursacht als andere Dinge, die juristisch greifbar sind.

Dass ein Freund mich öffentlich lächerlich gemacht hat, war für mich viel, viel schlimmer, als dass mir früher einmal zwanzig DM gestohlen worden sind.

Wir machen den Fehler, Dinge, die nicht in den juristischen Bereich fallen, abzutun. Es ist ein Denkfehler, zu meinen, wenn etwas keine Straftat ist, dann verursacht es auch keinen Schaden. Das meiste Leid entsteht nämlich gerade aus Handlungen und Verhaltensweisen heraus, welche nicht im juristischen Sinne strafbar sind.

Dieses Bewußtsein würde ich von Anfang an im Menschen wecken. Wie wirken meine Handlungen auf andere? Das würde ich zur Maxime der Erziehung machen. Das soziale Miteinander macht Seele und Geist einer Gemeinschaft aus, und Seele und Geist der Gemeinschaft sind die Basis der Lebensqualität für jeden einzelnen.

Das, was wir geneigt sind, abzutun, ist tatsächlich das Wichtigste überhaupt.
Das mit den Erwartungen frage ich mich auch. Bin ja jetzt auch etwas gezielter in meinem letzten Beitrag darauf eingegangen!

Also ich z.B. erwarte schon eine gewisse Bereitschaft zum Kontakt. Das als ein Beispiel.
 

susa33

Mitglied
Ich kann das nachvollziehen. In meiner Familie haben eigentlich total viele soziale Berufe ergriffen, auch meine Eltern - dem entsprechend bin ich mit dem Leitsatz erzogen worden "Eine Gruppe ist immer nur so gut, wie ihr schwächstes Glied". Ohne Witz, das hat mein Vater mir immer wieder eingeprägt. Und dass es wichtig ist, nicht wegzusehen, auch wenn man die Menschen nicht persönlicher kennt. Und dass eine gute Gesellschaft nur funktioniert, indem man auch mal bis zu einem gewissen Grad selbstlos und hilfsbereit ist oder Rücksicht aufeinander nimmt. Das bedeutet aber auch irgendwo zum Teil Verantwortung zu übernehmen, indem man seinen älteren Nachbarn Einkäufe mitbringt, wenn es ihnen nicht so gut geht, oder man sich darum kümmert, dass auch ein Rollstuhlfahrer in einem Cafe Platz findet, oder man alle fünf gerade sein lässt, wenn ein kleines Kind im Zug laut weint und schreit.

Ich empfinde die Gesellschaft hier oft als sehr ichbezogen und anonymisiert. Das bedeutet jetzt nicht, dass man sich total aufopfern und über seine eigenen Grenzen gehen muss oder jeden dahergelaufenen Fremden "retten" sollte. Aber ein wenig mehr Mitgefühl und ein Gemeinschaftsdenken wäre manchmal nicht schlecht.

Mitgefühl und Empathie sind sehr entscheidend über den Verlauf des Zusammelebens. Hierzu habe ich erst kürzlich eine geniale Dokumentation auf Arte gesehen:
Wie Tiere fühlen | ARTE

Und ich glaube, dass die Menschen, die in Freundschaften mehr auf sich bezogen sind, auch in der Gemeinschaft allgemein weniger empathisch reagieren. Und das fühlt man dann auch im allgemeinen Stimmungsgefüge einer Gesellschaft.
 
G

Gast

Gast
Verabschiedet euch von Erwartungen an andre:
Warum sollten die welche erfüllen, ist ja nur das überzogene Ideal der Liebe.
Wenn der sich anders verhält, ist man enttäuscht.
Und kurz darauf begeben sie sich mit exakt der gleichen oder einer nach oben korrigierten Checkliste (sie soll auf keinen Fall so unordentlich sein wie meine letzte Freundin / Freund; er darf auf keinen Fall so ein Worcaholic sein wie mein / meine Ex) erneut auf die Partnersuche.
Häufig ist es nämlich völlig überzeichnet, widersprüchlich und realitätsfremd.
Erwartungen sind psychologisch gesehen Einstellungen des Menschen, die sich auf mehr oder weniger klare Zielvorstellungen beziehen.
Ist ein Mensch ausgeglichen und zufrieden, offen und glücklich, selbst bestimmt lebend, sind seine Erwartungen geringer, die Erwartungsspannung auf ein Minimum reduziert.
Dann nehmen die Enttäuschungen über nicht erfüllte Erwartungen an Partner, Angehörige, Freunde und Bekannte nicht so einen breiten Raum ein.
In der Erwartung mache ich mir die Welt so, wie ich sie gern hätte.
In der Erwartung mache ich mir die Welt ein Stück sicherer und beruhige dadurch meine Verunsicherung und Angst.
Die Welt,wie sie ist und richtet sich nicht nach meiner Erwartung.
Fast vorprogrammiert ist die Enttäuschung.....
Außerdem haben wir alle permanent die Tendenz, aus jeder Erfahrung eine Vorstellung und schließlich auch eine Erwartung zu entwickeln.
Erwartungen machen den Menschen einsam, klein und abhängig.
Kann ich nicht zu mir in Beziehung stehen, wird das Defizit dadurch ausgefüllt, indem der Partner benutzt wird.
Ein Gefühl von Abhängigkeit entsteht.
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Ich glaube, dass einfach auch die gesellschaftlichen Entwicklungen dafür "verantwortlich" sind, dass das bei einigen Leuten so ist: Früher hat man in Menschengruppen zusammengelebt. Es gab nicht die Großstädte in dem Ausmaß, wie es sie heute gibt. Oft haben mehrere Generationen unter einem Dach gelebt, das war ganz normal. Auch hat man eigentlich meistens alles, was man braucht, aus der näheren Umgebung bezogen und so mehr Kontakt mit den Händlern gehabt und nicht alles mögliche aus dem Internet bestellt.

Ich denke, das alles waren zum Teil ganz andere soziale Anforderungen. Und wenn man noch weiter zurückspringt in der Zeit, war eine starke, gut funktionierende Gemeinschaft unabdingbar für das Überleben. Wenn ein paar sich nicht beteiligt und sich nicht eingebracht haben, hat man das mitunter sehr gemerkt. Heute ist das nicht mehr so von Bedeutung.

Wo das hinführen wird, keine Ahnung ... Aber wenn ich mal wieder in den Nachrichten sehe, dass jemand auf offener Straße zusammengeschlagen wurde und die Leute NICHTS gemacht haben, nicht mal die Polizei gerufen, dann kann das zum Teil keine sonderlich positive Entwicklung sein.

Aber ganz klar, ein empathisches, mitfhühlenderes Miteinander, wo man auch mal selbstloser/hilfsbereiter ist, bedeutet nicht, seine eigenen Grenzen zu übergehen oder sich selbst quasi aufzugeben. Das ist ein wichtiger Unterschied. Und so sollte es auch bei Freundschaften sein: einfach ein Miteinander, wo man auch mal in schweren Zeiten füreinander da ist und zusammenhält. Weil das Leben oft einfach so ist.

Ich finde auch eine gewisse Erwartungshaltung lässt sich nicht ausklammern. Genauso, wie dass man seine Prinzipien lebt. Wenn ich komplett ohne irgendeine Erwartungshaltung an Kontakte gehe, dann sind sie mir schlichtweg egal. In dem Moment, wo ich mich in jemanden verliebe, erhoffe ich mir ja unbewusst oder bewusst, dass der sich mir näher widmet. Oder dass wenn ich jemanden nett finde und frage, ob er oder sie vielleicht Lust hat, mit mir mal ins Kino zu gehen, dann will ich ja auch, dass er das im Idealfall irgendwann macht und zustimmt. Sind das keine Erwartungshaltungen? Genauso, wie wenn ich mich mit jemanden anfreunden will. Und diesen Entschluss fasse ich ja schon, indem ich jemanden sympathisch finde und interessant und gerne mehr mit dieser Person zu tun hätte und mehr über sie erfahren will.

Zur Schwierigkeit wird dieses "eigentlich sollte man nichts erwarten von Freunden", wenn man ständig gibt. Und nichts zurückkommt. Und sehr kränkend und beleidigend wird das ganze, wenn es irgendwann selbstverständlich wird, dass nur einer gibt und sich kümmert. Wenn es dann selbstverständlich wird und quasi eine Rolle, in die man gepresst wird, das ist dann ein großes Problem. Und das ist eigentlich das, was mich z. B. bei Freundschaften oder Kontakten unglaublich aufregt und auch dafür sorgt, dass ich mich irgendwann zurückziehe oder den Kontakt ganz beende, wenn es selbstverständlich wird, dass man ständig für den anderen macht und tut ... Aber dass wenn man mal selbst um Hilfe bittet oder es einem nicht gut geht, abgeschrieben wird oder keiner von diesen Leuten auf die Idee kommt, mal was zurückzugeben. Selbst bei den hilfsbereitesten Menschen darf es einfach nicht selbstverständlich werden, dass sie bereit sind, viel zu geben.
 
K

Käferin

Gast
Mir fällt immer besonders auf, wie radikal sich das Leben von einer Generation zur nächsten gewandelt hat. Ich bin fünfzig Jahre alt. Ich erinnere mich gut, wie in meiner Kindheit die Oma, meine Mutter und ich Gesellschaftsspiele gespielt haben. Oma, die woanders wohnte, kam oft für einen längeren Besuch von ein bis zwei Wochen vorbei, das war immer eine sehr schöne Zeit für mich gewesen.

Kinder aus aus der Nachbarschaft klingelten spontan, kamen einfach in den Garten rüber und man spielte, ohne Einladungen, ohne formellen Aufwand, das lief ganz spontan und selbstverständlich ab.

Wenn wir in Urlaub fuhren, hütete Oma Haus und Hund, das tat sie gerne, das war auch ganz selbstverständlich gewesen.

Die Vorstellung, dass meine Mutter oder Schwiegermutter für einen längeren Besuch zu uns kämen, scheint heute völlig absurd. Dass die eine oder andere während eines Urlaubs in unserer Wohnung bleibt ist undenkbar. Da ist eine so große Distanz, die ist unüberbrückbar. Die kommen zwar zu Besuch, wenn es sein muss, die tun einem auch Gefallen, aber das sind reine Pflichtübungen, das ist überhaupt nicht so, in keiner Weise, wie das zu meiner Kindheit mit Oma war. Da ist irgendetwas Entscheidendes verschwunden, als ob etwas gestorben wäre.

Spontan irgendwo zu klingen und auf einen Sprung vorbei zu kommen, wie ich das noch aus meiner Kindheit kenne, ist heute undenkbar. Dieses Spontane, dieses Einfach-mal-Vorbeischauen, welches früher die Kontakte leben ließ, das gibt es nicht mehr, das gibt es schon lange nicht mehr. Die Leute sind immer eingespannt, ob mit Arbeit, ob mit sonstwas, und man stört da einfach nur und spürt das im Inneren, auch wenn es verleugnet wird.

Nach mehreren solchen Erfahrungen des Störens verliert man die Lust, die Leute weiterhin zu besuchen, man zieht sich zurück. Das ist meine Erfahrung.
 

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