Diese HOTline kann nur als Hohn und verzweifelter Versuch gewertet werden, auf Kosten der Gelittenen, die zutiefst beschädigte Glaubwürdigkeit der Kirchen als Gemeinschaften der Wohltätigkeit aufrecht zu erhalten.
Berechnend wie ich meine.
Denn in hochstudierten Kirchenkreisen, dürften hinlänglich bekannt sein, dass die wenigsten traumatisierten Opfer, die es mehr schlecht als Recht geschafft haben, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren, heute kaum mehr das Bedürfnis haben, sich in ihrem gesetzten Alter noch einmal in schmerzlicher Weise gegenüber Kirchen oder sozialem Umfeld als schwaches Opfer zu definieren.
Darüber hinaus muss die Frage erlaubt sein, warum sie nun zum Hörer greifen sollten? Denn mit keinem Gespräch der Welt lässt sich eine zerschundene Kindheit wieder herstellen.
Eine großzügige finanzielle Entschädigung hingegen, ist hier das einzig richtig Signal, um den Opfern wenigstens noch einen halbwegs würdevollen Lebensabend zu ermöglichen.
Doch genau diese Option scheuen die Kirchen noch wie der Teufel das Weihwasser.
Darüber hinaus vermisse ich jeden Ansatz einer glaubwürdigen Konsequenz, die sich aus all dem erlittenen Leid zwangsläufig ergeben müsste. Nämlich alles in unserer Macht mögliche zu versuchen, um künftigen Kindern jeden fremdbestimmten Heimaufenthalt zu ersparen!!!
Hier könnten sich Kirchen, meiner Forderung zur Einführung eines wahrlich präventiv wirkenden Pflichtschulfachs anschließen, um Kindern bereits im Kindergarten beginnend ein Bewusstsein darin zu vermitteln, was Gewalt eigentlich ist – in wie vielen zahlreichen Facetten sie zum Ausdruck kommt – wie sie sich auf den Einzelnen auswirkt - und wie man ihr deeskalierend begegnen kann!
Diese Form der Aufklärung halte ich für absolut erforderlich, damit gewaltbetroffene Kinder überhaupt erst mal in die Lage versetzt werden, ihr möglicherweise gewalttätiges Lebensumfeld zu begreifen und damit wesentlich früher Hilfen in Anspruch nehmen könnten, die sie vor tiefgreifenden Folgeschäden und fremdbestimmten Heimaufenthalten bewahren helfen.
Darauf aufbauend sollte unser Bildungswesen dazu beitragen, um jungen heranwachsenden Menschen ein Gefühl für ihren gesellschaftlichen Anteil an Eigen- und Sozialverantwortung herauszubilden. Womit ein weiterer Grundstein zu einem erheblich spannungsfreieren gesellschaftlichen Klima gelegt sein dürfte.
Wenn es darüber hinaus gelingen würde ein elternvorbereitendes Unterrichtsfach, dass wir auch als pädagogische Grundausbildung für alle begreifen könnten zu etablieren, mit dem Eltern von Morgen auf die physischen und psychischen Erfordernisse vorbereitet werden, die sich mit der Erziehung von Kindern ergeben, dann dürften damit sehr gute Vorrausetzungen geschaffen sein um nahezu allen Kindern eine freiheitliche und glückliche Kindheit zu ermöglichen, wie wir sie als ehemalige Heimkinder leider nicht kennen lernen durften.
Womit ein bleibendes Zeichen gesetzt würde, dass all unser erfahrnes Leid am Ende doch nicht gänzlich umsonst gewesen wäre.
Nicht die Verwaltung, sondern in der Vermeidung von Leid liegt hier der Ansatz von Glaubwürdigkeit. Ich würde mich freuen, wenn dieser Gedanke endlich aufgegriffen würde.
Klaus Klüber
ex-heimkinder.de Ursachen, Folgen und Auswege aus institutioneller Heimerziehung.