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Trostlos, Depressiv, Panisch (18m)

kaela

Aktives Mitglied
Das hört sich so an, als hättest du vor der Therapie, in den Weihnachtsferien, doch noch ein bisschen mehr Energie gehabt als nachher - denn jetzt scheint ja fast nichts zu gehen. Oder hab ich das falsch verstanden?

Hat dir das Zusammensein mit anderen Leuten, denen es auch dreckig geht, gut getan? Würdest du dir das für die nächste Zeit wünschen, vielleicht in einer Klinikambulanz? Oder in einer ambulanten Therapiegruppe bzw. Selbsthilfegruppe? Oder ist für dich der Umgang mit allen Menschen für dich sehr schwierig?

Wofür hattest du in den letzten vier Wochen genug Energie?
 

kaela

Aktives Mitglied
Ich schreib dir hier was zum Thema "Trostlos" - ich nehme an, dass du auch schwer bedrückt bist, weil du nicht weißt, wann genau du wieder zur Schule gehst, oder wann du einen Job findest, und weil du noch nicht weißt, welcher Beruf zu dir passt. Das, was ich dir dazu schreib, das sieht auf den ersten Blick total schlimm aus, aber auf den zweiten gibts es doch berechtigten Grund zur Hoffnung.

Ich hab viel Therapie hinter mir, war auch in einigen Therapie- und Selbsthilfegruppen, hab also auch mit vielen Leuten über ihre Probleme geredet. Es waren etliche darunter, die 1, 2, 3 Jahre ausgefallen sind und nicht arbeiten konnten. Dann haben sie es wieder gepackt. Ich selbst konnte 9 Jahre nicht arbeiten. Das ist natürlich total extrem. Ich hab eine Frau kennengelernt, die noch länger krank war - 10 Jahre. Aber bei uns beiden war es so, dass wir viel Therapie gemacht und viel gelesen haben - und wir haben uns ja nicht total hängen lassen. Gab ja noch den Haushalt, später ganz kleine Jobs, und was gelernt hab ich in der Zeit auch - allein für mich. Und dann sind wir beide durch ein Praktikum in einen Job gekommen. Ich hab später auch eine Ausbildung gemacht und sie mit guten Noten bestanden. D. h. sie und ich, wir hatten ein paar sehr nette Chefs, die uns eine Chance gegeben haben.
Ich hab vor einer Weile mitbekommen, dass es auch bei Wladimir Horowitz, dem berühmten Pianisten, ähnlich war: Er hatte schwere psychischen Probleme, geäußert haben sie sich dann u. a. in psychosomatischen Beschwerden. Er hatte drei Krankheitsphasen; die 1. und die 3. gingen so etwa 1-2 Jahre, aber die 2. waren 12 Jahre, in denen er kein öffentliches Konzert gegeben hat. Auch er hat sich irgenwann gefangen und ist wieder aufgetreten.

Ich hoffe natürlich für dich, dass es bei dir viel schneller geht mit dem Gesundwerden!
Bloß kenne ich eben dieses Gedankenkarussell nur zu gut: "Ich sollte was machen, unbedingt ... aber ich kann nicht ... alle erwarten es von mir ... ich verpasse den Anschluss, ich werd nie einen Fuß reinkriegen in die Arbeitswelt ... ich sollte unbedingt was tun.... aber es geht nicht ..." Du weißt noch nicht, wann du wieder ganz fit sein wirst, und ich will dir damit sagen, dass man die Kurve auch dann kriegen kann, wenn jahrelang alles zappenduster und völlig hoffnungslos aussieht. Es gibt Wege, und es wird auch immer wieder humane Chefs geben, die ehemaligen Kranken eine Chance geben.
 

|Shad|

Aktives Mitglied
Das hört sich so an, als hättest du vor der Therapie, in den Weihnachtsferien, doch noch ein bisschen mehr Energie gehabt als nachher - denn jetzt scheint ja fast nichts zu gehen. Oder hab ich das falsch verstanden?

Hat dir das Zusammensein mit anderen Leuten, denen es auch dreckig geht, gut getan? Würdest du dir das für die nächste Zeit wünschen, vielleicht in einer Klinikambulanz? Oder in einer ambulanten Therapiegruppe bzw. Selbsthilfegruppe? Oder ist für dich der Umgang mit allen Menschen für dich sehr schwierig?

Wofür hattest du in den letzten vier Wochen genug Energie?
das stimmt insofern dass ich von der Klasse her Glück hatte, insbesondere mit meinem Banknachbarn das hat mir energie gegeben. Mir hat die schule an sich allein dadurch schon spaß gemacht, die themen mich interessiert. ausserdem hatte ich was zu tun, musste also nicth das gefühl haben nur "nutzlos" zu sein und anderen ohne mich weiterzuentwickeln auf der tasche zu liegen.
-Jetzt geht fast nichts ja das ist leider war.

Auch mit dem "zusammensein mit anderen Leuten" hatte ich glück. Ich hab 3 Seelenverwandte Freunde in der Klinik kennengelernt, ohne die wäre das nie so eine schöne zeit gewesen. Schon schön, interessante Gespräche und alles, aber nicht die schönste zeit meines lebens.
 

|Shad|

Aktives Mitglied
Ich hoffe natürlich für dich, dass es bei dir viel schneller geht mit dem Gesundwerden!
Bloß kenne ich eben dieses Gedankenkarussell nur zu gut: "Ich sollte was machen, unbedingt ... aber ich kann nicht ... alle erwarten es von mir ... ich verpasse den Anschluss, ich werd nie einen Fuß reinkriegen in die Arbeitswelt ... ich sollte unbedingt was tun.... aber es geht nicht ..." Du weißt noch nicht, wann du wieder ganz fit sein wirst, und ich will dir damit sagen, dass man die Kurve auch dann kriegen kann, wenn jahrelang alles zappenduster und völlig hoffnungslos aussieht. Es gibt Wege, und es wird auch immer wieder humane Chefs geben, die ehemaligen Kranken eine Chance geben.
Danke! Das triffts so ziemlich auf den Punkt. Freut mich das dus geschafft hast... wenn du sagst du hast in der Zeit auch was gelernt -also nur für dich, was meinst du im speziellen damit?
 

kaela

Aktives Mitglied
das stimmt insofern dass ich von der Klasse her Glück hatte, insbesondere mit meinem Banknachbarn das hat mir energie gegeben. Mir hat die schule an sich allein dadurch schon spaß gemacht, die themen mich interessiert. ausserdem hatte ich was zu tun, musste also nicth das gefühl haben nur "nutzlos" zu sein und anderen ohne mich weiterzuentwickeln auf der tasche zu liegen.
-Jetzt geht fast nichts ja das ist leider war.

Auch mit dem "zusammensein mit anderen Leuten" hatte ich glück. Ich hab 3 Seelenverwandte Freunde in der Klinik kennengelernt, ohne die wäre das nie so eine schöne zeit gewesen. Schon schön, interessante Gespräche und alles, aber nicht die schönste zeit meines lebens.
Das hört sich gut an :)! Das heißt, du bist nach der Klinik wieder in ein schwarzes Loch gefallen, weil in deinem Alltag niemand mehr da ist, mit dem du dich gut fühlst? Sondern im Gegenteil bloß deine Mutter um dich rum ist?
 

|Shad|

Aktives Mitglied
Das hört sich gut an :)! Das heißt, du bist nach der Klinik wieder in ein schwarzes Loch gefallen, weil in deinem Alltag niemand mehr da ist, mit dem du dich gut fühlst? Sondern im Gegenteil bloß deine Mutter um dich rum ist?
ja... und die will mir zwar helfen, fällt aber mehr als irgendjemand sonst unter die rubrik "gut gemeint ist schlecht gemacht", hat in der "krise" im dezember meine Probleme an alle möglichen leute -in guten willen aber teilweise mit klar ausgesprochenem "tus nicht"- weitererzählt, und sie versteht mich überhaupt nicht und ja... dazu noch die angesprochenen sachen.

Zum Beispiel hat sie mitbekommen (oder hab ichs ihr sogar gesagt) das ich mich "ritze", und mir wiedermal das gefühl vermittelt als würde sie darunter soo viel mehr leiden als ich, als ob ich nicht selber auch eher schlecht drauf wär.

also kurz: ja
 
M

maluna

Gast
Hallo Shad,
darf ich Dich fragen, was Du statt den Dir angestrebten Dingen tust?
Fernsehen, daliegen.. nichts...
Das könnte ziemlich wichtig sein, um an Deiner grundlegenden Unfähigkeit zur Überwindung zu arbeiten...
VG
 

|Shad|

Aktives Mitglied
Hallo Shad,
darf ich Dich fragen, was Du statt den Dir angestrebten Dingen tust?
Fernsehen, daliegen.. nichts...
Das könnte ziemlich wichtig sein, um an Deiner grundlegenden Unfähigkeit zur Überwindung zu arbeiten...
VG
Derzeit mache ich "wenig", ich will nicht nichts sagen. Habe einen Termin mim arbeitsamt ausgemacht (bzw die schicken mir den erst noch zu), morgen geh ich (hoffentlich endlich) zu meinem hausarzt (insbesondere zwecks ambulanter therapie) mach meinen Führerschein hoffentlich fertig (hab heute mit der fahrschule telefoniert)

-eig müsste ich noch mit der Fachoberschule kontakt aufnehmen.
-eig müsst ich auch noch dringend zum... gesundheitsamt oder wiedie heißen um dene zu beweisen dass ich in der klinik war und krank war und deswegen die schule abgebrochen wurde etc. pp. zwecks kindergeld.

Ansonsten sitz ich rum, treff mich ab und an sogar mit einer Freundin aus der Klinik, schreibe Gedichte und schmeiß mein geld für frustessen aus dem fenster.

oh und ab und an sing ich auch mal was.

xD
 
M

maluna

Gast
also erstens: so schlecht klingt es nicht,
schau, schlecht wär gewesen wenn Du nur da liegst, fernsiehst dich quasi mit nichts Zielführendem befasst.
Als Außenstehende muss ich ja mal feststellen Du TUST ja was. Ist vielleicht nicht die Welt- aber immerhin...
Nun sagst Du " eigentlich" muss ich noch dieses und jenes tun- ja klar: aber warum das Wörtchen"eigentlich"?
Das kannst Du ja auch machen, z.B. morgen oder auch übermorgen oder geht da die Welt unter?
Nö- also machst Du es!
Meine wichtigste Grundregel ( Du musst nämlich wissen ich hab auch Angst vor allem Möglichen und möchte mich lieber drücken oder ausweichen): KEINE Ablenkungen schaffen!
Sprich, nicht gleich am frühen Morgen die Glotze/ Internet an, sondern mit irgendeiner kleinen sinnvollen Sache starten, selbst wenns Zähnputzen( sinnvoll: da der Körperpflege dienlich!!!) oder das Waschbecken putzen ist.
Und da hast Du einen kleinen Anfang. Und dann mach Dir mal Deine Lieblinsmusik an und kram mal den gröbsten Müll beiseite, schon siehts besser aus. Du wirst Dich daran erfreuen und bestimmt auch ein bissl Stolz auf Dich sein. Und schwupps sind wir schon beim Thema: Deine Selbstachtung! Wenn ich Deine Texte lese scheint es mir als ob Dein Selbstbewusstsein quasi gen Null strebt. Frag Dich mal woher das kommt?
Misst Du Deinen Selbstwert zufällig an der Erwartung Deiner Mitmenschen?
Jetzt kommt was Essentielles: Die Reaktion Deiner Mitmenschen auf Dich, trifft keine Aussage über Deinen Wert sondern nur eine Aussage über Ihren eigenen Geschmack.
Sprich: Nur weil ich Gurken geschmacklich besser finde als Rote Beete, heißt dass 1.) nicht, dass rote Beete schlecht ist und 2.) heißt es auch nicht dass alle meine Mitmenschen es genauso sehen.
FAZIT: Es ist egal was alle anderen von Dir erwarten, wichtig ist am Ende was DU von Dir erwartest.
Überleg mal was Du an Dir magst?
Scheinbar bist Du doch ganz kreativ- und daraus kannst Du was machen.
vielleicht kannst Du Dir irgendwas nettes Kreatives als Mini-ziel setzen. Und dann machst Du das!
Und wenn Du es gemacht hast, schaust Du es Dir an und bewertest es mal vernünftig! Nicht oh mein Gott- was hab ich da gemacht oder so, sondern versuch mal die positiven Sachen rauszuziehen.
Und ich kann Dir nur empfehlen, versuch nur Deine eigenen Ziele zu erreichen- nicht die der anderen.
Ok jetzt sagst Du wie soll ich das machen?
Wichtig ist es erstmal anzufangen. Jetzt sagst Du, ach schon wieder gut gemeinte Ratschläge oder was weiß die denn( kann ich nicht)?
Nur zur Info: ich habe Jahrelang unter Trichotillomanie ( zwanghaftes Haare ausreißen) gelitten bzw war an einer generalisierten Angststörung erkrankt und hab teilweise heute noch soziale Phobien.
Und wirklich, ich hab auch beiweitem nicht alles im Griff, hab aber nen ziemlich gut bezahlten Job in einer Führungsposition, n gemütl Zuhause und ein, zwei 100%- Freunde. Und das ist nicht schlecht- besser gesagt für mich ist es gut- weil ich beschlossen habe das es meine Anforderung an mein Leben ist.
Und jetzt kommst Du: Frag Dich mal was möchtest Du? ( denk jetzt nicht: "weiß ich nicht!" ) Denk mal wahrhaftig und intensiv darüber nach- und dann steckst Du Dir dieses Ziel. Es kann ruhig hoch sein, warum auch nicht? Wenn es nicht schwierig wäre, bräuchtest Du nicht drum zu kämpfen oder es wäre nicht lohnenswert.
Und jetzt beginnst Du mal darauf hinzuarbeiten, Stück für Stück, Du musst nicht gleich alles aufeinmal erreichen, das kann schonmal ein paar Jährchen dauern und sag Dir ruhig für jeden kleinen Abschnitt, super ich bin wieder ein Stück nach vorn gekommen. Z.B. wäre es doch schonmal ein Weg in ein geordneteres Leben, wenn Du morgen nach dem Aufstehen, mal zu Deinem Hausarzt gehst.
Ich glaube, positives Denken und Stärken des Selbstbewusstseins kann der einzige Weg aus einer Depression sein.
Natürlich wirst Du wohl nie die Partybombe oder DER extrovertierte Typ werden ( genauso wenig wie ich), ich glaube nachdenkliche Menschen sind immer in der Tiefe des Herzens melancholisch,ABER das Leben hat mehr zu bieten als die tiefe schwarze Depression.
Der Tiefgang wird nicht verloren gehen nur die Spielregeln sehen anders aus.
Vielleicht kannst Du ein bisschen was mitnehmen aus dem Text, würde mich freuen.
Ich wünsch Dir alles Gute!
 

kaela

Aktives Mitglied
... wenn du sagst du hast in der Zeit auch was gelernt -also nur für dich, was meinst du im speziellen damit?
Ich hab mich ein Jahr lang mit Englisch beschäftigt, also was gelesen u. dann die Vokabeln gelernt. Ein zweites Jahr lang hab ich eine andere Fremdsprache in den Grundzügen gelernt - Grammatik, Übungen, Vokabeln, bis das Lehrbuch durchgeackert war.

Ich hatte damals noch keine Ahnung, was ich beruflich tun wollte (trotz intensiver Beschäftigung mit Infomaterial über ein paar Berufe), aber hatte einfach Lust, was zu tun, was zu lernen. So als Vorstufe für ein Praktikum war das nicht schlecht. Auch die ehrenamtliche Arbeit, die ich geleistet hab, war eine gute Vorbereitung.

Welche Fächer haben dir denn in der Schule am besten gefallen? Bzw. wo zieht es dich jetzt hin, außer zum Dichten? Oder zieht da im Moment fast nichts?
 

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