DOCH! Und genau das ist der Punkt. In der Kapitalismuskritik geht es um eine Neidebatte.
Die erste Annahme der Kapitalismuskritiker ist, dass Reichtum der Einen die Schuld hat für Armut der anderen.
Und die zweite Annahme ist, dass Reiche nur reich werden können indem sie moralisch verwerflich handeln.
Oje, Du..., das ist mir zu pauschal, auf der Basis kommen wir nicht zam.
"DIE Kapitalismuskritiker sind ALLE so und so, sie treffen ALLE diese Annahmen und sie sind alle neidisch."
Kennst Du denn alle Kapitalismuskritiker oder bist Du tatsächlich der Meinung, dass es am Kapitalismus so garnichts zu kritisieren gäbe, dass bloße Kritik per Definitionem schon Neid sein müsse?
Das ist keine Basis auf der man sich so einem Thema nähern kann, fürchte ich.
ich finde, es hat nicht das geringste mit Neid zu tun, von JEDEM Mitbrüger (egal ob reich oder arm) zu erwarten, dass er mit seinem Tun der Gesellschaft und seinen Mitmenschen keinen Schaden zufügt und sich an die Regeln hält, die für ALLE gleichermaßen gelten. Und ich bin der Meinung, dass wir als Weltgemeinschaft nur dann weiterkommen, wenn wir diese Regeln stärker an moralisch-ethischen und rechtsstaatlichen Aspekten fest machen als wir es bisher tun.
Zu sagen, das allein schon wäre Neid finde ich sehr seltsam. Von anderen zu fordern, sich korrekt und moralsich zu verhalten ist Neid? Ist es dann auch Neid, wenn man den Hartzer angeht, der einfach keinen Bock hat zu arbeiten und sich vom Staat finanzieren lässt (kann man ja auch als Neid bezeichnen: Der tut nichts und ich muss schuften)? Das müsste dann konsequenter Weise auch Neid sein, denn da bereichert sich ja auch jemand ohne Gewissen.
Andere nicht auszubeuten, der Natur nicht zu schaden und sich an Regeln zu halten ist doch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit eines JEDEN: Reichtum entbindet einen nicht davon: Im Gegenteil!
Deine zwei Annahmen teile ich zB NICHT, jedoch bin ich der MEinung: Reichtum, der in dieser Weise erworben wurde, wäre verwerflich und schadet der Weiterentwicklung jeder gesellschaft. Reichtum, der NICHT so erworben wurde ist etwas anderes: Also Reichtum UND Gewissen ist was komplett anderes, als Reichtum OHNE Gewissen.
ich sehe ehrlich gesagt auch nicht, wieso ein rechtschaffener Mensch mit Gewissen etwas dagegen haben könnte, dass man ihm abverlangt, sich an die Regeln des gesunden Miteinanders zu halten. Warum sollte das Reichen nicht zumutbar sein? Warum soll das Neid sein,wenn man es verlangt?
Also mit solchen Pauschalitäten kommen wir echt nicht weiter und ich finde es ehrlich gesagt auch eine furchtbare Vorstellung, dass moralisch anständiges Verhalten nur für ärmere menschen gelten soll und wenn man es von Reichen erwartet (bzw erwartet, dass auch das Gewinnstreben diesem Moralischen Handeln untergeordnet werden sollte) ist es Neid.
Ich kenne zB einen Opersänger... der hat wirklich ein Vermögen gemacht mit seiner Arbeit. Also der hat im wahrsten Sinne des Wortes Reichtum angehäuft. Sicher gehört nicht nur Können, Unternehmerisches Geschick und Fleiß dazu sondern auch eine Portion Glück.
Aber dennoch: Natürlich hat dieser Mensch auch Verträge ausgehandelt, die günstig für ihn waren, natürlich hat er das betrieben, was Du als sich selbst verbessern bezeichnest und natürlich hatte der auch nichts dagegen, Vermögen anzuhäufen, ABER: Er hat dabei niemandem geschadet und keine Gesetze gebrochen (zumindest soweit ich das beurteilen kann). Um sein Vermögen aufzubauen musste er keine Mitarbeiter ausbeuten, keine kinderarbeit zulassen, die Natur in keiner Weise vergewaltigen und soweit ich weiß, zahlt er auch korrekt seine Steuern usw.
Sowas ist Vermögen, das ich im positiven Fall als kapitalistisch erworben bezeichnen würde, denn natürlich: Es ist nicht so, dass er die gleichen Gagen bekommt, wie seine Kollegen: Natürlich haben ihm die Häuser mehr gezahlt als anderen, die die gleiche Leistung erbracht haben und natürlich ist das nicht im eigentlichen Sinne "gerecht". Und man würde das jetzt sicher nicht als kommunistisch bezeichnen und natürlich könnte man darüber diskutieren, ob es richtig ist, dass der eine so viel mehr gezahlt bekommt als andere.
Aber das ist eine andere Frage: Gerecht ist es nicht, aber es ist eben auch nicht Gewissenloses Gewinnstreben, bei dem unserer Gesellschaft geschadet wird oder bei dem über Leichen gegangen wurde.
Ebenso kenne ich Handwerker, die in dieser Weise gut was angehäuft haben. Ich komme selber aus einer Familie, in der in dieser Weise solide Wohlstand geschaffen wurde, aber eben NICHT um jeden Preis!
Das Gewissen muss IMMER über dem Gewinn stehen.
DAS ist doch der entscheidende Unterschied.
Ob ich als Autolobby meine Werte fälsche nur um besser dazustehen und damit Millionen Menschen betrüge ist einfach was anderes, als ob ich als Opernsänger sage: OK ich singe für euch den Tamino, aber das kostet soundso viel: Take it or leave it.
Es ist auch was anderes ob ich als Investor sage: Natürlich setze ich von der Steuer alles ab, was nur irgendwie geht oder ob ich mein Geld über CumEx Geschäfte gezielt an der Gesellschaft (deren Teil ich ja bin und ohne die ich nicht sein könnte) vorbeischummle.
Und es ist auch was anderes ob ich als Fabrikbesitzer meine Arbeiter in maroden Löchern hausen lasse nur um noch ein paar Euro mehr für mich übrig zu behalten oder ob ich ihnen vernünfitge Unterkünfte stelle.
Biedes ist ja in gewisser Weise kapitalistisch, denn man versucht, für sich das optimum rauszuholen, ABER solange dies auf dem Boden gewisser Grundwerte geschieht ist das ja noch nicht verwerflich.
Aber es gibt nunmal genug Kameraden, bei denen das nicht so ist.
Die Liste ist ja schier endlos.
Und wenn wir als Gesellscahft jetzt zB erwarten und einfordern, dass Großkonzerne, die hier horrende Gewinne machen, diese auch versteuern, oder eben nicht durch Kinderarbeit erwirtschaften usw, dann soll das Neid sein?
Nicht wirklich!
Dort wo Mensch und Natur mit Füßen getreten wird und auf die Gesellschaft gepfiffen wird, gibt es einfach nichts schönzureden: Das ist kein Neid, sondern wäre eigentlich die Pflicht eines jeden, solches Gewinnstreben zu verurteilen.
Eigentlich sollten wir als gesellschaft auch dafür kämpfen, dass sich keiner zu unser aller Ungunsten bereichert, sondern dass sich ALLE an die Regeln halten.
Das schlimme ist: Wo auch immer Reich was kriegen, wird pauschal dem Kapitalismus die Schuld gegeben. Dabei sind ist es auch hier wieder die Politik, die den Mist macht.
Und warum meinst Du, dass die Politik Mist macht? Weil sie zu doof dazu ist?
Nein: Weil auch das Einzelpersonen sind, die eben ihren eigenen Gewinn im Blick haben und ihr Gewissen ausschalten.
Die wollen sich halt auch "verbessern" und sind bereit, dafür über Leichen zu gehen!