Praktisch jedes unserer Haustiere ist mal als Exot eingeführt worden. Die Katze aus Ägypten, das Meerschweinchen aus Südamerika, der Wellensittich aus Australien, unsere Rindviecher und Pferde stammen aus dem Nahen Osten, nicht mal unsere Hunde sind unmittelbar mit dem Europäischen Wolf verwandt. Allenfalls die Schweine könnten original Europäisch sein, ist aber auch nicht ganz sicher.
Heute versteht man unter Exoten Tierarten, die erst relativ kurz hier sind und von denen manche auch unter hiesigen Bedingungen frei überleben können, wie entlaufene Nandus (kleine amerikanische Strauße), Känguruhs, die Halsbandsittiche in Köln und diverse Schnappschildkröten in deutschen Tümpeln beweisen.
Die allermeisten Exoten entstammen inzwischen hiesigen Nachzuchten von erfahrenen Tierhaltern (Exoten sind oft sehr pingelig, was Nachwuchsproduktion angeht - nix für Anfänger), bei den immer wieder aufgedeckten Fällen von Tierschmuggel geht es nicht um den Eigenbedarf von Haltern, sondern einfach um das schnelle Geld für die Schmuggler. Simple Kriminalität also, mit der man verantwortungsbewußte Tierhalter nicht in einen Topf werfen darf, denn die können die Herkunft ihrer Tiere ordnungsgemäß nachweisen (Cites). Aber wenn sich z.B. ein Zuhälter aus reinem Geltungsbedürfnis eine Kobra oder Schnappschildkröte halten will anstelle des üblichen Kampfhundes, braucht man mit legalem Beschaffen oder auch mit tiergerechter Haltung eh nicht rechnen.
"Anständige" Halter werden übrigens auch immer wieder von Tierheimen oder Behörden mit der Betreuung von geschmuggelten Tieren beauftragt, bis ihr Verbleib z. B. in einem Zoo oder ggf. eine Rückführung ins Heimatland (falls dort eine streng geschützte Art) gesichert ist.
Problem ist, viele Arten sind in ihren Heimatländern keineswegs geschützt oder wenigstes so gut geschützt, daß sie vor den Einheimischen dort (für die z. B. geschützte Schildkröten in erster Linie eine erwünschte Hauptmahlzeit darstellen) oder vor Schmugglern sicher sind. Nach Europa wird wegen der strengen Einfuhrbeschränkungen und Überwachung heutzutage eher selten geschmuggelt, der Löwenanteil geht in Länder, wo es bis heute keine nennenswerten Gesetze gegen die Einfuhr und Benutzung seltener Arten z. B. für "traditionelle Medizin" gibt (Massenverbraucher seltener Tiere und Pflanzen: China und andere asiatische Länder).
Weshalb das Ausrotten seltener Arten heutzutage kaum noch den Europäern anzulasten ist, sondern den Bewohnern der betreffenden Ländern selber und/oder Ländern wie China mit ihrer immensen Nachfrage nach Tigerknochen, Froschschenkeln und ähnlichen zweifelhaften "Produkten". Oder Nashorn-Horn in arabischen Ländern, zwecks Schnitzen von Dolchgriffen und als "Potenzmittel".
Im Gegenteil, europäische Züchter, zu denen eben nicht nur die wenigen Zoos mit ihren eher geringen Kapazitäten an Tieren gehören, sondern auch eine viel größere Zahl von Privatleuten, die Tiere züchten und untereinander austauschen, sorgen inzwischen in zunehmendem Maß für die Erhaltung von Tierarten, die in ihrem eigenen Heimatland vom Aussterben bedroht sind oder in manchen Fällen sogar inzwischen komplett verschwunden sind, durch die eigene Schuld der Einheimischen dort, die die Tiere fangen, wahlweise fürs Verkaufen oder selber essen, und ihre Lebensräume durch Abholzung, Brandrodung etc. vernichten.
Deshalb: Exotenhaltung ja, aber nur unter kontrollierten Bedingungen. Gegen Exoten in Hand von Fachleuten, die sich genau mit den Bedürfnissen der Tiere auskennen und auch für regelmäßige Nachzuchten sorgen (für Pläne einer späteren Wiedereinführung im Heimatland z. B.) ist nichts zu sagen.
Wer sich nicht auskennt und ein Tier nicht artgerecht halten kann und will, soll überhaupt kein Tier halten. Kein Meerschweinchen und keinen Schimpansen.