Andreas900
Sehr aktives Mitglied
Hartz 4 ist wesentlich unbürokratischer und einfacher als die alte Sozialhilfe. Ich kenne das noch aus der Praxis. Die alte Sozialhilfe war so aufgebaut, dass es tausende Einmalige Beihilfen und Sonderregeln gab. Ich erinnere mich daran, dass ein Hilfeempfänger damals Gardinengleiter für 2,50 € beantragt hat.ich denke, das wichtgiste bei dem ganzen ist die "Bedingungslosigkeit": wir haben uns mit unserem hartz4 System ja komplett vergallopiert: Das ganze ist doch nur noch ein total verqueeres Sammelsurium an völlig irrwitzigen Regeln, bei denne keiner mehr durchblickt und die nur immense Kosten verursachen, aber keinen Mehrwert bringen.
Hartz 4 ist relativ einfach: Man bekommt einen Regelsatz und die tatsächlichen Aufwendungen für Heizung und Miete.
Auch der Antrag ist einfach. Beim erstmaligen Antrag sind zwar relativ viele Unterlagen einzureichen, beim Folgeantrag reichen aber meist Kontoauszüge. Vor allem für Langzeitarbeitslose ist die Verlängerung des Hartz 4 Bezuges reine Formsache und nur 1 mal im Jahr nötig.
Wenn es beim BGE primär darum geht jedem Menschen ein unkompliziertes und unbürokratisches Existenzminimum zu sichern, ist dies mit Hartz 4 genauso möglich. Man streicht einfach den Nachranggrundsatz, so dass man nicht mehr zur Arbeit aufgefordert wird. Außerdem könnte man die Vermögensprüfung streichen.
Dann erhält jeder, der weniger als das Existenzminimum verdient, auf Antrag Hartz 4 bzw. eine dann anders bezeichnete Sozialleistung.
Das ist auch fairer weil....
... man nicht alles pauschalisieren kann. Wenn man z.B. Wohnkosten in einen pauschalen BGE Betrag packt, funktioniert das nicht, weil die Wohnkosten Deutschlandweit extrem unterschiedlich sind.Außerdem spart man sich den völlig überzogenen und teuren Verwaltungsaufwand.
Der eine braucht vielleicht etwas mehr Geld für lebensmittel, kann dafür günstig wohnen und der andere hat halt vielleicht eine etwas größere Wohnung und kann dafür bei Lebensmitteln einsparen: Sowas muss doch dem einzelnen überlassen werden und dem Staat kann es letztlich egal sein.
Ein BGE wäre so einfach garnicht möglich sondern müsste auch lokal angepasste Beträge enthalten.
Es fallen zwar einerseits gut 4 Mio Hartz 4 Anträge weg, aber dafür müssten das BGE für 83 Mio verwaltet werden. Man müsste je nach Alter, Wohnort, Geburt, Tod etc. die Beträge anpassen.
Ich glaube zwar, dass es hier technische Lösungen geben kann und es insgesamt weniger Verwaltungsaufwand wäre, aber es wird idealisiert. Wir kriegen es in Deutschland ja nicht mal hin ein Impfregister zu führen und das Klima-Bürgergeld scheitert derzeit u.a. daran, dass der Staat die Kontonummern der meisten Menschen nicht kennt.
Ich arbeite für diesen Staat und wenn ich eines gelernt habe, auch wenn ich selber immer wieder darauf reinfalle: Was einfach klingt, ist dann in der Praxis oft extrem kompliziert.
Mein Fazit:
Wenn es um um folgende Argumente geht:
- die Freiheit Arbeiten zu müssen oder nicht
- die garantierte Existenzsicherung aller Menschen
- eine ausreichend unbürokratische Lösung
dann wäre das alles innerhalb eines Sozialsystemes wie Hartz 4 möglich, wenn man dieses entsprechend umgestalten würde.