O.K.Dann habe ich das falsch verstanden, sorry.
Überhaupt nicht anrechnen ist meiner Meinung nach das beste. Nicht bei niedrigen und auch nicht bei hohen Löhnen. Ist aber letzten Endes Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.Ich glaube wir haben aber aneinander vorbei geredet. Was ich mit "subventioniert" meine war:
Wenn du das BGE bei niedrigen Einkommen nicht anrechnest, gleichzeitig hohe Einkommen aber zwecks Finanzierung des BGE stärker besteuerst, machst du geringe Einkommen attraktiver.
So leicht geht das nicht: Wenn man bei 1.000 Euro BGE und 50% Abzügen vom Lohn auf ein verfügbares Einkommen von mehr als 2.000 Euro kommen will, so muß man ja mehr als 1.000 Euro Nettolohn hinzuverdienen. Und wenn der 50% vom Bruttolohn beträgt, muß man dann also mehr als 2.000 Euro brutto hinzuverdienen. Und außerdem brauchen Personen mit niedrigen Einkommen dringend eine Verbesserung ihres Einkommens.Es lässt sich mit wenig Arbeit sehr leicht auf ein stattliches Einkommen inklusive BGE von 2.000 € + X netto kommen.
Ich glaube, dass es heute genau umgekehrt ist: Menschen, die z.B. in der Pflege viel leisten sind unterbezahlt; und einige Börsenzocker sind im Verhältnis zu ihres Leistung überbezahlt.Das BGE lenkt also die Arbeitskraft weg von hohen Einkommen, hin zu niedrigen. Von Vollzeit zu Teilzeitarbeitsverhältnissen. Letztlich verzerrt es vollkommen die Realität. Menschen, die kaum arbeiten, bekommen viel mehr als heute und auch viel mehr als sie an Produktivität und Zeit bereitstellen.
Man bevorzugt sie nicht; man beendet nur ihre Benachteiligung. Das ist ein Unterschied. Und Nicht-Arbeitende gibt es nach Einführung des BGE nicht mehr, weil man dann endlich diesen verengten Arbeitsbegriff Arbeit = Erwerbstätigkeit überwunden hat. Ich arbeite gerade auch. Ich könnte jetzt auch vor der Glotze sitzen und mir einen Spielfilm reinziehen. Stattdessen tippe ich hier. Ich bekomme dafür kein Geld. Will ich auch gar nicht. Ich bin so dafür motiviert ohne Geld, weil mich das Thema interessiert. Geld brauche ich jedoch trotzdem. Nicht jedoch, um diese Leistung zu belohnen, sondern nur um sie zu ermöglichen: Ich brauche den PC, die Internetverbindung, was zu Essen, um genug Energie zu haben, ein Bett um zu schlafen, eine Wohnung, Kleidung, Gesundheitsversorgung usw. Alles das kostet etwas. Nichts davon ist jedoch zur Motivation dieser Leistung erforderlich; alles nur zu deren Ermöglichung.Ich sehe das als toxischen Mix. Einerseits bevorteilt man Geringverdiener und Nicht-Arbeitende und andererseits schürt man Inflation.
Hier in Deutschland glaubt man immer, dass man nur für Geld arbeitet. Und übersieht daher, dass man auch durch Geld arbeitet. Autos fahren auch nicht für Benzin, denn sie können nicht mit leerem Tank losfahren und anschließend dann nach Beendigung ihrer Fahrt zur Belohnung Benzin in den Tank bekommen. Das geht nicht. Sie fahren allesamt durch Benzin (oder einen anderen Kraftstoff). Erst kommt das Benzin in den Tank, dann kann man losfahren.
Der große Verdienst von Götz Werner besteht darin, auf diesen Zusammenhang hingewiesen zu haben. Geld nicht nur zur Belohnung von Leistung, sondern auch zu deren Ermöglichung.
Um das zu verstehen, muß man aber neu denken. Hat auch bei mir etwas gedauert, bis es "klick" im Kopf gemacht hat.
Tatsächlich ist dies die mit Abstand krasseste kognitive Verzerrung die ich kenne. Bei Wikipedia gibt es eine lange Liste mit solchen Wahrnehmungsstörungen. Aber die steht nicht drauf. Kaum jemand hat sie auf dem Schirm. Dabei ist es eine Banalität. Jeder weiß, dass man ohne Energie keine Leistung erbringen kann egal wie gut man motiviert ist. Gesund muß man auch sein. Und ausgeschlafen auch. All das kostet auch etwas und hat doch nichts mit einem Lohn zu tun.
Natürlich darf es keine hohe Inflation geben (erstrebenswert sind 1% bis 2%).Besonders toxisch daran ist, dass man dadurch ein BGE erschafft, auf welches sich Menschen verlassen aber hintenrum den Wert des Geldes untergräbt womit das BGE am Ende eben nicht mehr zum leben reichen kann.
Das verstehe ich. Aber wenn Du Nettozahler bist, wirst Du ja gar nicht durch den Staat alimentiert. Sondern Du zahlst Steuern, deren Höhe duch das BGE lediglich ermäßigt wird unter den Grenzsteuersatz.Mein Kernproblem mit dem BGE: Ich will mich nicht auf den Staat verlassen und ich empfehle das niemandem! Wenn man in Not ist, ok, dann muss man Hilfe suchen. Aber seine Kernexistenz auf einer staatlichen Transferleistung (=BGE) aufbauen, ist fatal.
Und so bekommst Du am Ende 2.000 Euro Grundfreibetrag, in dem Dir das BGE die ersten 2.000 Euro vom Bruttolohn steuerfrei stellt. Denn 1.000 Euro sind ja 50% von 2.000 Euro. Und die bezahlst Du nicht, die bekommst Du. Egal ob ausgezahlt oder verrechnet. Das Ergebnis ist das Gleiche. Rechne mal im Beitrag oben die Steuer nach. Du wirst feststellen, das es immer 50% von dem Teil des Bruttolohns sind, der 2.000 Euro übersteigt. Nie 50% vom gesamten Bruttolohn.
Nur die Kausalität ist anders als heute: Bei einem heutigen herkömmlichen Grundfreibetrag führt dieser zu einer Steuerermäßigung; und beim BGE integriert in das Steuersystem ist es umgekehrt: Die Steuerermäßigung durch das BGE (für alle Nettozahler) führt dazu, dass im unteren Einkommensbereich ein gewisser Betrag steuerfrei gestellt wird. Also ein Steuerfreibetrag. Andere Kausalität, gleiches Ergebnis. Zunächst gewöhnungsbedürftig; hat man es jedoch einmal verstanden, ist es ganz easy.