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Was ist, wenn einer fehlt? Kind ertrinkt und Erzieherin hat die Verantwortung

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Blaumeise

Sehr aktives Mitglied
Ich hatte ja mal eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert. Einmal musste ich, ich war 17, für 2 Monate in dem städtischen Kindergarten Papierkram erledigen. Allerdings war das nur eine Aufgabe von 2h täglich. Also nutze man mich doch glatt als Erzieheraushilfe. Ich musste einmal Kinder allein beaufsichtigen, was ich gar nicht gedurft hätte, und schwupps ist mir dann auch ein Junge abgehauen! Ich hatte auch null Erfahrung mit Kindern. Zum Glück ist nichts passiert und der Junge hat das wohl auch nicht das erste mal gemacht. Den Ärger habe letztendlich nicht ich, sondern die Kita-Leitung bekommen.
Als ich das meiner Mutter erzählte, was passiert ist, ist sie aus allen Wolken gefallen. Sie selbst ist Erzieherin (jetzt im Ruhestand) und fand das Vorgehen unverantwortlich von Seiten der Einrichtung.

Meine Mutter rief mich heute an und hat sich auch mit mir über den Film unterhalten. Ich selbst habe ihn nicht gesehen. Jedenfalls meinte sie, dass man als Erzieherin immer mit einem Bein im Knast steht. Im Grunde kann man nur hoffen, dass nichts passiert und kann nur versuchen so aufmerksam wie möglich zu sein. Aber auch Erzieher haben nur zwei Augen und es gibt immer wieder Kinder, die es schaffen, sich der Aufsicht zu entziehen und dann machen sie Dummheiten. Ich nehme mich da nicht aus. Ich war auch so ein Kind, was die Erzieher beobachtet hat und sich gerne mal der Beobachtung entzogen hat. Das Endete mal mit einem Sturz vom Klettergerüst und einem Schlüsselbeinbruch.
Meiner Mutter ist in ihrer beruflichen Laufbahn auch so einiges passiert, was zum Glück glimpflich ausging. Und heute kommt ja noch hinzu, dass Eltern gleich mit dem Anwalt drohen, wenn das Kind sich mal das Knie aufgeschürft hat. Dieser Stress mit den Eltern hat meine Mutter zum Ende ihrer Laufbahn nur noch angekotzt. In ihren ersten Berufsjahren war das deutlich entspannter.
 

Daoga

Urgestein
Ich lasse auch nicht die Mona Lisa kurz auf der Straße stehen um mir eine Currywurst zu kaufen, wenn ich Sicherheitsmann im Museum bin.
Die Mona Lisa haut nicht von sich aus ab, wenn sie keiner klaut, Kinder schon.
Wer das mit absoluter 100%iger Sicherheit verhindern will, muß sie an die Leine legen, und zwar wörtlich. Vor allem Kinder die zuhause auch nicht gelernt haben, daß man auf Anweisungen tatsächlich gehorchen müßte. Ganz Kleine haben damit sowieso Probleme weil sie halt noch nicht begreifen, daß die Welt ein lebensgefährlicher Ort sein kann, und Verbote daher nur zu ihrem eigenen Wohl sind.
Das Problem im Film ist doch erst dadurch entstanden, daß zwei Kinder einfach aus eigener Entscheidung woandershin gegangen sind. Und die Betreuerinnen es zu spät gemerkt haben. Je nachdem wie übersichtlich die Umgebung ist, kann so ein spurloses Verschwinden innerhalb weniger Minuten stattfinden, das weiß man von etlichen Entführungsfällen und auch Unfällen, wo auch die Kinder von sich aus einfach "verschwunden" sind, um sich irgendwas anzuschauen, zum Beispiel ein Gewässer (Wasser hat für alle Kinder "magische" Anziehungskraft, weshalb bei jedem Verschwinden zuallererst sämtliche Gewässer in der Umgebung abgesucht werden).
Aber auch hier sind manche Kinder für solche Verführungen anfälliger als andere. Und manche sind sogar schon clever genug, sich vor suchenden Betreuern sogar zu verstecken, weil die Verlockung anderswo halt größer ist. Wenn eine ganze Gruppe von Kindern mit Betreuern unterwegs ist und ein Kind - oder zwei - plötzlich verschwinden, wieviele Leute können dann sofort losgehen, um sie zu suchen? Die Antwort: Von drei Betreuern nur eine Person, denn die anderen beiden müssen den Rest des Flohzirkus zusammenhalten. Man kann die anderen Kinder ja nicht unbeaufsichtigt zurücklassen wie eine Schafherde, wenn ein Tier fehlt. Und ein Sucher allein ist wenig effektiv. Sobald von einem verschwundenen Kind Meldung gemacht wird, gehen jedesmal ganze Mannschaften Polizei und Freiwillige auf die Suche, damit sie auch wirklich alle Richtungen und Orte wo sich ein Kind aufhalten könnte, absuchen können. Bis dahin kann es allerdings oft schon zu spät sein.
 

Daoga

Urgestein
Bin allerdings der Meinung, daß man diesen Film tatsächlich jedem Neueinsteiger ans Herz legen sollte. Als kleiner Hinweis, welche Verantwortung da auf einen wartet. Natürlich könnte das dazu führen, daß dann etliche Anfänger sofort das Handtuch werfen, wenn sie merken, daß sie in diesem Job quasi immer mit einem Bein vor dem Richter stehen, wenn das Schicksal mal zuschlägt. (Und vor Murphys Gesetz ist bekanntlich niemand sicher.)
 

Daoga

Urgestein
In dem Film wurde übrigens kein Urteil "simuliert", sondern das blieb offen. In dem Film ging es hauptsächlich um das, was das mit jemandem macht, wenn er sich für den Tod eines anderen Menschen in irgendeiner Weise verantwortlich fühlt. Auch wenn einem ein Kind vors Auto läuft und man das nicht verhindern konnte, wird man extremst darunter leiden, dass man "ein Kind getötet" hat. Sowas wollte der Film darstellen, und das ist eindringlich gelungen finde ich.
Dann hat der Film aber seine zweite Halbzeit verbosselt. Das Urteil ist in solchen Fällen immer von großer Wichtigkeit und ein Problem auch für die Justiz, denn auf der einen Seite möchte man gern ganz klassisch einen Schuldigen finden und bestrafen, aber wenn die "Schuld" lediglich in einer kurzen Unaufmerksamkeit besteht, die ohne eigenes Zutun des Opfers (weglaufen!) nie zur Katastrophe hätte werden können ... welcher Mensch ist schon rund um die Uhr jeden Tag absolut aufmerksam, niemand, denn niemand ist Superman, niemand ist Gott, und das muß jeder Richter berücksichtigen. Bei drei Aufsichtspersonen ist es ohnehin schwierig, die ganze Schuld ausgerechnet an einer davon festzumachen und die anderen zwei unbehelligt zu lassen, denn die hatten doch genauso die Aufsichtspflicht.
Was anderes als maximal Bewährung kann daher trotz aller Bemühtheit jemanden zum Sündenbock zu erklären nie herausspringen, und selbst das kann man als problematisch sehen, weil "Bewährung" bekanntlich für alle möglichen Delikte verteilt wird, auch z. B. für jugendliche Intensivtäter mit denen sich der Staat lieber gar nicht näher befassen will, weil angemessene und wirksame Strafen nicht angewendet werden können oder dürften wegen Minderjährigkeit des Täters. Da ist es dann fraglich, ob man per Urteil eine Erzieherin die Murphys Gesetz in den H*** gebissen hat, in solche Nähe schieben will.
 

sunny_blues

Mitglied
Verletzung der Aufsichtspflicht ist auch dehnbar und liegt im Ermessen des Richters. Klar, wenn eine Erzieherin das Zimmer verlässt, um in Ruhe mit ihrem Partner zu telefonieren, wird das anders ausgelegt wie im Fall des Films wo kurz das Telefon abgenommen wurde und die Frau danach sofort merkte, dass 2 Kinder fehlen und sich in den See stürzte, um eines der Kinder wiederzubeleben. Ich kenne auch keinen Fall im Kontext Kita oder Jugendamt wo jemand in den Knast gegangen wäre.
 

sunny_blues

Mitglied
Wenn 3 Erzieher zusammen mit einer Gruppe Kindern unterwegs sind und eine nimmt das Telefon ab kann man davon ausgehen, dass nicht gleich Horrorszenarien passieren. Insofern war die Konstellation auch sehr unrealistisch. Immerhin hätten alle 3 Frauen zur Rechenschaft gezogen werden müssen
 

sunny_blues

Mitglied
Dann hat der Film aber seine zweite Halbzeit verbosselt. Das Urteil ist in solchen Fällen immer von großer Wichtigkeit und ein Problem auch für die Justiz, denn auf der einen Seite möchte man gern ganz klassisch einen Schuldigen finden und bestrafen, aber wenn die "Schuld" lediglich in einer kurzen Unaufmerksamkeit besteht, die ohne eigenes Zutun des Opfers (weglaufen!) nie zur Katastrophe hätte werden können ... welcher Mensch ist schon rund um die Uhr jeden Tag absolut aufmerksam, niemand, denn niemand ist Superman, niemand ist Gott, und das muß jeder Richter berücksichtigen. Bei drei Aufsichtspersonen ist es ohnehin schwierig, die ganze Schuld ausgerechnet an einer davon festzumachen und die anderen zwei unbehelligt zu lassen, denn die hatten doch genauso die Aufsichtspflicht.
Was anderes als maximal Bewährung kann daher trotz aller Bemühtheit jemanden zum Sündenbock zu erklären nie herausspringen, und selbst das kann man als problematisch sehen, weil "Bewährung" bekanntlich für alle möglichen Delikte verteilt wird, auch z. B. für jugendliche Intensivtäter mit denen sich der Staat lieber gar nicht näher befassen will, weil angemessene und wirksame Strafen nicht angewendet werden können oder dürften wegen Minderjährigkeit des Täters. Da ist es dann fraglich, ob man per Urteil eine Erzieherin die Murphys Gesetz in den H*** gebissen hat, in solche Nähe schieben will.
Über den Film kann man streiten. Unrealistisch war, dass von 3 Erzieherinnen nur eine angezeigt wird und viele weitere Details. Mit Kindern wäre ich überhaupt nicht durch so eine Gegend gelaufen und wenn ich telefoniert hätte, hätte ich mich auch nicht selbst angezeigt. Vieles war auch unrealistisch im Film. Im Normalfall hat eine Erzieherin auch schon mal eine große Gruppe. Nicht 3
 

sunny_blues

Mitglied
Bin allerdings der Meinung, daß man diesen Film tatsächlich jedem Neueinsteiger ans Herz legen sollte. Als kleiner Hinweis, welche Verantwortung da auf einen wartet. Natürlich könnte das dazu führen, daß dann etliche Anfänger sofort das Handtuch werfen, wenn sie merken, daß sie in diesem Job quasi immer mit einem Bein vor dem Richter stehen, wenn das Schicksal mal zuschlägt. (Und vor Murphys Gesetz ist bekanntlich niemand sicher.)
Wenn du das machst, hast du ganze Erzieherklassen, die abbrechen. Weiß nicht ob das schlau ist. Ich hab mich wie gesagt schon gefragt ob man damit sowas gutes tut. Über das Drehbuch lässt sich streiten. Ob es so realistisch ist, wenn bei 3 Erzieherinnen, die mit dabei sind 2 Kinder sterben, da kann man drüber streiten.
 
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