Früher mag Hauptschule noch ausgereicht haben, aber heute benötigt man in vielen (Ausbildungs)berufen auch mehr Wissen, da sie komplexer geworden sind oder weil sich aufgrund des Fortschritts neue Berufsfelder etabliert haben. Da kann man mit einem Hauptschulabschluss schnell scheitern, weil dann eben eine gewisse Grundbildung fehlt. Mir fallen ehrlich gesagt nur sehr wenige Berufe ein, für die noch ein Hauptschulabschluss ausreichen würde.
Hier muss ich widersprechen.
Nehmen wir uns mal das Handwerk.
Inwiefern ist der Beruf eines Bäckers, Schreiners oder Dachdeckers denn tatsächlich komplexer geworden?
Klar gibt es neue Technologien und Maschinen, aber deren Sinn ist es ja eben, die Arbeit zu erleichtern, anstatt sie schwerer oder komplexer zu machen.
Sonst hätten diese Technologien ja keine Daseinsberechtigung.
Gewisse Tätigkeiten fallen durch Maschinen und Technologien weg, andere kommen neu hinzu.
Aber ob heute in Summe ein Bäcker "komplexere Anforderungen "erfüllen muss als vor 30 Jahren, bezweifle ich.
Aber nehmen wir mal für die Diskussion an, dass die These stimmt.
Also die heutigen Anforderungen sind tatsächlich komplexer oder anspruchsvoller.
Gerade dann muss sich ja erst recht das Niveau der schulischen Ausbildung, Wissensvermittlung und von Abschlüssen ERHÖHEN.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Das passt nicht zusammen.
Fertig studierte Bachelor of XY scheitern im Berufsalltag an Aufgaben, die man vor 30 Jahren problemlos von 16-Jährigen Bürokaufmann Azubis erledigen lassen konnte.
Ich habe einmal die zweifelhafte Ehre gehabt, Zweitkorrektor beim Abi zu sein.
Was du hier beschreibst, ist absolut erschreckend.
Aber es überrascht mich nicht.
Wenn ich als Kind eine schlechte Note nach Hause gebracht habe, dann musste ICH mich rechtfertigen.
Heute müssen sich LEHRER rechtfertigen, wenn sie dem Kind eine Note geben, mit der Mama und Papa nicht einverstanden sind.
Dieses Thema endet ja nicht mit dem Abi.
In den Fachhochschulen und Unis gehts dann dementsprechend fröhlich weiter.
Echte Wissensvermittlung und Transferdenken findet dort noch nicht statt.
Reines Bulimielernen.
Kurz vor der Prüfung möglichst viel Wissen in den Kopf reinstopfen.
Am Prüfungstag raus würgen.
Und 2 Wochen später komplett alles vergessen haben.
Wir laufen in diesem Land auf eine Katastrophe zu.
Natürlich nicht im biblischen Ausmaß, aber dennoch eine Katastrophe.
Wenn der Verfall dieses Landes mit der Geschwindigkeit weitergeht, dann ist es ganz bald vorbei mit dem Wohlstand hier.
Es ist ein ewiger Kreislauf:
Schlechte Zeiten kreieren starke Menschen.
Starker Menschen kreieren gute Zeiten.
Gute Zeiten kreieren schwache Menschen.
Schwache Menschen kreieren schlechte Zeiten. (hier befinden wir uns gerade)
Es muss wahrscheinlich erst noch viel schlechter werden, bevor es wieder aufwärtsgehen kann.
Die Diskussion um einen sog. Fachkräftemangel ist hier bezeichnend.
Wir haben soviel ungenutztes Potential im eigenen Land.
Versuch doch mal als 55 Jähriger Ingenieur einen Job zu finden, nachdem dein Betrieb dich "gegangen hat".
Trotz Mangel Mangel Mangel findest du nichts.
Weil du schlichtweg zu teuer bist, zu viel (!) Erfahrung hast und deine Rechte kennst.