ja, ich habe auch so das gefühl, dass man grundsätzlich für uns Deutsche (aber sicher auch in anderen Ländern) sagen kann, dass dies eins unserer größten Probleme ist: Wir hacken uns lieber gegenseitig, als das wir am gleichen Strang ziehen.Ich werde eben auch nie verstehen, warum man sich lieber gegenseitig fertig macht, anstatt gemeinsam zu realisieren, dass das System Fehler hat.
Auf der anderen Seite ist immer alles besser.
Also solange jeder von uns weiterhin immer nur Vorteile für SICH und seinesgleiche gutheißen kann, aber sobald eine andere Bevölkerungsgruppe mal Vorteile bekommen soll, lehnt man ab, KANN unsere Gesellschaft nicht vorankommen.
Es wird immer Momente im Leben geben, wo ein moralisch denkender Mensch sagen muss: JA; hier gibt es etwas, das getan werden MUSS, auch wenn es für mich keinen Vorteil bringt oder mir vielleicht sogar Nachteil bringt, aber es ist moralisch richtig.
Und das ist etwas, das wir Menschen offenbar nur sehr schwer können.
Wenn man immer nur das gut heißt, was einem SELBER gut tut, ist das keine Moral, sondern Opportunismus.
Ich bin außerdem überzeugt, dass die wirklichen "Ausbeuter" unserer Gesellschaft (also all jene Menschen, die sich auf unmoralische Weise in unserer Gesellschaft bereichern) genau von dieser Denkweise profitieren: Die freuen sich doch, wenn sich die anderen gegenseitig die Köpfe einschlagen und dabei nicht merken, wie sie eigentlich von vorn bis hinten betrogen werden.
Also warum kann man zB als Kinderloser nicht zugestehen, dass das Leben mit Kind sehr hart ist und finanzielle Unterstützun verdient.
Warum kann man als Mensch im Ausbildungeberuf nicht zugestehen, dass das Leben als Student herausfordernd ist und entsprechende Zuschüsse sinnvoll sind.
warum kann man als Mensch im Job nicht sehen, dass Arbeitslose auch nicht alle Volltrottel sind, die einfach keinen Bock auf Arbeit haben usw.
Immer ist man selbst natürlich auf der Seite der fleissigen, integren Menschen, die sich selbstlos aufopfern und die anderen sind nur Schmarotzer.
Anstatt dass man mal ehrlich ist: Wir ALLE schauen, dass wir uns zB Zuschüsse, die uns rechtlich zustehen, nicht entgehen lassen, wir alle schauen, dass wir uns zB maximale Steuerrückerstattung sichern. Wir alle freuen uns über einen Bonus. Und das ist vollkommen OK so.
Und wir alle tun mehr oder weniger unser bestes, um gut durchs Leben zu kommen und unsere Arbeit zu erfüllen (sei es nun eine Lohnarbeit oder eine Carearbeit): Wir sind alle weder Heilige, noch totale Schmaotzer.
Natürlich gibt es an beiden Enden totale Extreme: Also Menschen, die wirkliche faule Säcke sind und denen das egal ist und solche, die wirklich eine Art Heiligenschein verdient hätte: Aber die allermeisten Menschen stehen doch in der Mitte.
Und wir sitzen alle in einem Boot: Also warum sollten wir nicht an einem Strang ziehen?
Wir sollten uns gegenseitig den Rücken decken, anstatt uns die Butter aufm Brot nicht zu gönnen.
Was wäre denn die Alternative?
Also mal ehrlich: Also ich könnte zB Eltern verstehen, denen man unterstellt, sie wollen nur ein paar bezahlte Urlaubsmonate und die dann später im Umkehrschluss sagen: OK, dann schaut ihr aber auch bitte wo ihr bleibt, wenn ihr mal euren Job verliert. WIR haben in der Zeit wenigstens Kinder erzogen und ihr habt euren Job verloren: Nix mit Sozialhilfe von uns.
traurig: Dabei wäre es so wichtig, dass ALLE Menschen im Land, die nicht gerade mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurden, sich zusammentun und den Grundsatz pflegen: Wir untersützen jede Form von Bedürftigkeit!
Übrigens: Passend dazu habe ich ein paar Artikel und Podcasts aufgestöbert, die sich mit dem Thema "mental-load" und "Care-Arbeit" befassen.
Also es geht um die Art Arbeit, die meist im Verborgenen abläuft: die Organisation, Pflege usw innerhalb einer Familie (mit uns ohne Kinder). Diese Art der Arbeit wird hierzulande kaum wertgeschätzt (weil sie kein Geld abwirft), aber sie ist grundliegend für das funktionieren unserer Gesellschaft: Also ohne diese Art der Arbeit, KANN unsere Gesellschaft und auch unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Wir profitieren von dieser Art Arbeit und wir profitieren vor allem davon, dass sie verborgen und unentgeldlich abläuft.
Außerdem ist diese Art der Arbeit mindestens genauso fordernd und anstrengende wie Lohnarbeit! Sie steht also hinter dem Job hinsichtlich Belastung und Stress nicht zurück: Im Gegenteil! Dazu gibt es auch Untersuchungen.
Also nix von wegen: Zuhause rumhocken! Ein Mensch, der sich um eine Familie kümmert erlebt die gleiche Belastung wie ein Mensch, der einem Vollzeitjob nachgeht. Nur bekommt er kein Geld und keine Anerkennung dafür. Jetzt kann man sich ausrechnen, welche Belastung ein Mensch erlebt, der eine Familie versorgt UND arbeitet.
Und das soll nicht unterstützenswert sein?
Und genau DAS sollte man doch jetzt endlich mal ändern: Also diese Art der Arbeit wertschätzen und sichtbar machen.
Also ein Mensch, der zuhause seine Kinder erzieht trägt eine genauso große Last wie jemand mit Vollzeitjob. Also warum muss das hierzulande immernoch kleingeredet werden und so getan werden, als wäre das mit einem Urlaub vergleichbar. Das ist es NICHT und das ist auch nachgewiesen.
Hier ein Podcast der das Überblickhaft darstellt:
Mental Load: Das Unsichtbare erforschen
Viele Paare teilen sich Care-Arbeit immer besser auf. Doch dahinter laufen unsichtbare Organisationsstrukturen - und die stemmen nach wie vor meistens Frauen.
www.ndr.de
Also ich bin grundsätzlich kein Gegner von Kitabetreuung: Im Gegenteil. Aber ich finde es wichtig, menschen die Wahlfreiheit zu lassen, ob sie ihre Kleinstkinder selber betreuen oder nicht und WENN sie sie selber betreuen sollten sie doch zumindest auch Wertschätzung erhaten: Genau wie zB auch Kitaperonald Wertschätzung erhalten soll: JEDER, der eine dieser Arbeiten macht (für eigene oder fremde Kinder) sollte ernst genommen werden.