Nur auf das Vermögen der Erblasser zu schauen greift aus meiner Sicht zu kurz.
Je nach dem wo man geboren ist erbt man doch bereits vieles, selbst wenn von den vorherigen Generationen nichts kommt. Man wird in ein kulturelles und gesellschaftliches Erbe hinein geboren. Man steht auf den Schultern derer die zuvor Wissen gesammelt, Erkenntnisse gewonnen und zivilisatorischen Fortschritt aufgebaut haben. Die Zeit der Aufklärung, Säkularisierung, konservative Werte von Frieden, Freiheit und Individualität, existierende Unternehmen, Lieferketten, Infrastruktur, eine Vielfalt von Produkten, durch Automatisierung und Marktwirtschaft zu immer günstigeren Preisen, das Internet als relativ leicht zugängliche Quelle fast unerschöpflichen Wissens usw.
Wir entstehen ja nicht auf einer grünen Wiese im Nirgendwo. Natürlich kann das stark variieren, je nach dem ob man als jüngster Sohn in einem Naturvolk, Frau in Nordkorea oder einer Industrienation geboren wird. Man tritt dieses Erbe an und übernimmt damit auch einen Teil der Verantwortung dessen.
Ggf. kommt dann noch was von den vorherigen Generationen, mal sind das tradierte wertvolle Weisheiten und wichtige Vorurteile, eine mentale Einstellung, ein Familienbetrieb, ein Familienkreis der sich gegenseitig tatkräftig unterstützt, Geld, Grundstück, Kontakte und Beziehungen auf Familienebene usw.
Das alles beeinflusst stark unseren späteren Werdegang, am wichtigsten davon wahrscheinlich die mentale Einstellung, Resilienz und das soziologische Umfeld, welche einem in den prägenden Jahren vorgelebt wird sowie die Liebe der Eltern (extrem wichtig für die Entwicklung junger Menschen).
Ein finanzielles Erbe ist ja nur ein kleiner Teil davon.
Würden wir in einer Marktwirtschaftleben würde die einzige Möglichkeit an Geld zu kommen dadurch der Gesellschaft zu dienen. Bei einer Staatsquote von >50% kann man das natürlich vergessen.
Aber egal ob man das Geld im freiwilligen Tausch oder durch den Staat erhalten hat, so ergeben sich aus den erhaltenen Mittel die selben Möglichkeiten:
- Konsumieren: Man lebt gut und dann ist es weg
- Investieren: Investiert man gut wird es mehr, macht man das schlecht wird es weniger
- Sparen: Stellt man das halbwegs schlau an bleibt es ungefähr gleich, bzw. wächst nur durch weiteres Zurücklegen
Konsum unterstützt die bestehenden Anbieter, diese senken ihre Fixkosten (Gesetz der Massenproduktion) und geben, in einer freien Marktwirtschaft mit Konkurrenz, entweder die günstigeren Preise weiter und/oder werden von ihren Gewerkschaften zu höheren Gehaltszahlungen gezwungen. Wir haben ein Wirtschaftswachstum welches den Wohlstand der Gesellschaft erhöht, nachfolgende Generationen erben also eine günstigere, ggf. auch breite Angebotspalette. Man benötigt weniger finanzielle Mittel für den gleichen Lebensstandard.
Allerdings bleibt das dann finanziell nichts übrig für die Kinder, Kindeskinder usw.
Oder aber man verzichtet selbst:
Investiert man gut gibt man/z.B.) Unternehmen und damit Innovationen eine Chance, die es sonst nicht gegeben hätte. Nachfolgende Generationen erben ein höheres Wissen, mehr und bessere Produkte usw. Außerdem hat man dann einen (anteilig meist relativ kleinen) Gewinn, der wieder einzusetzen ist.
Investiert man schlecht hat man zumindest einen Erkenntnisgewinn geschaffen wie es nicht funktioniert. Wird der Fehler nicht wiederholt erhöht sich das Wissen der Gesellschaft. Nur durch Versuch und Irrtum entsteht wirkliche Erkenntnis. Neue Generationen erben ein höheres Wissen.
Spart man hinterlässt man eben dies seinen Nachkommen. Wobei der Erwerb eines Grundstücks und Bau eines Eigenheims oft ein erheblicher Wertverlust ist, durch Abschreibung. Edelmetelle wie Gold sind da langfristig werthaltiger und damit sicherer, aber steigen halt nicht viel im Wert (leicht Deflationär relativ zum Weltwirtschaftswachstum). Daher ist gerade das Eigenheim eher im Bereich des Konsums zu sehen.
Der Erwerb einer Immobilie zwecks Vermietung fällt dann wieder unter Investition. Statt Innovation schafft man hier Wohngelegenheit, wo vorher keine war. Das Wohnungsangebot steigt.
D.h. wer nicht verzichten kann vererbt auch nichts. Wer es kann könnte investieren, geht dabei allerdings ein Risiko und beim Sparen bezahlt man mindestens Oppertunitätskosten.
Alles davon erhöht den zu vererbenden Wohlstand. Wer als Erbe den Wert erhält steht dann auch wieder vor den selben beschriebenden Entscheidungen.
Nun haben wir allerdings keine freie Marktwirtschaft, wodurch es möglich ist riesige Vermögen anzuhäufen ohne der Gesellschaft dafür zu dienen und ohne dass die Menschen sich freiwillig dafür entschieden hätten ihr Geld diesen Personen (nicht allen!) für etwas zu geben was diese im Gegenzug in Konkurrenz zu anderen anbieten.
Es fühlt sich daher, auch für mich, unfair an wenn jemand ein großes Vermögen erbt und dann durch die Inflationsumverteilung (es werden alle Enteignet die nicht sehr viele Sachwerte besitzen) auch noch von alleine immer reicher und reicher wird. Dabei bin ich kein neidischer Mensch und mir geht es auch gar nicht darum dass die Person gefälligst genau so in einem Vollzeitjob arbeiten soll wie ich, sondern darum dass jemand durch Leistung an der Gesellschaft, insbesondere durch besagte staatlich verursachte Inflation und Regulierungen, diesen Stand praktisch nie erreichen kann.
D.h. jene die den Wohlstand, auch für künftige Generationen s.o., erbringen, erhalten selbst davon nur einen immer kleiner werdenden Anteil. Relativ gesehen, absolut ist der Wohlstand natürlich für alle gestiegen. Nur halt viel weniger als das allgemeine Wirtschaftswachstum.
"I don't believe we shall ever have a good money again before we take the thing out of the hands of government, that is, we can't take it violently out of the hands of government, all we can do is by some sly roundabout way introduce something that they can't stop." - F.A. Hayek 1984
wtfhappenedin1971.com
Ihr kennt die Seite.
Daraus jetzt aber die Konsequenz zu ziehen der Staat müsste noch mehr Wegnehmen und Verteilen halte ich für grund falsch. Schon alleine weil ich eine zentralisierte Entscheidung für völlig unzureichend halte, da ihr das kollektive Wissen fehlt, welches erst durch die Marktwirtschaft geschaffen wird. Sie ist es die die Information über Mechanismen wie Knappheit, Angebot und Nachfrage etc. über den tatsächlichen Preis überhaupt erst schaft.
Geschweige denn dass der Staat eine Vorstellung davon hat was fair ist, dort geht es doch eher darum wer am lautesten Schreit und Moralisiert, was dann zu Ergebnis- statt Chancengleichheit führt, womit dann Fehlanreize in die Welt gesetzt werden.
Einer davon wäre, in diesem Beispiel dann: "Wieso soll ich sparen, wenn es dann sowieso an den Staat geht". Oder auch "Wieso soll ich überhaupt mehr Leistung bringen als ich für Konsum an Geld brauche", mit flüssiger Überleitung zu "Wieso soll ich überhaupt Leistung bringen".
Der nächsten Generation ein bessere Leben zu ermöglichen war schon immer eine große Triebkraft für Eltern, auch meine Eltern wollten dass es mir einmal besser geht. Also haben sie beide hart dafür gearbeitet, etwas aufgebaut und sowohl für das kollektive als auch individuelle Erbe Werte geschaffen. Mein Vater hatte übrigens bis zum 14. Lebensjahr keine Zahnbürste, meine Mutter hat sich ihren Jugendtraum von einer Spiegelreflexkamera im Alter von 40 Jahren erfüllt. Ich aber hatte schon als kleines Kind ein Fahrrad, mit dem ich zur Schule fahren konnte und nicht laufen musste.