Das ist übrigends keine Seltenheit, dass sich die Kinder im Alter nicht kümmern und die pflegebedürftige Person dann Haus und Geld an jemanden vererben will, der eben nur Verwandschaft 2. Grades ist ( Nichten, Neffen usw) oder einer nicht verwandten Person, die dann einen ganz geringen Freibetrag hat und dann vom Staat richtig zur Kasse gebeten wird.
Ja, das stimmt, Freibeträge sind unterschiedlich je nach Verwandschaftsgrad. Ist man garnicht oder nur lose verwandt, ist der Freibetrag soger nur noch 20.000 €.
Ich habe als Enkel meine Großeltern beerbt. Freibetrag für mich als Enkelkind waren 200.000 €.
Bei heutigen Immobilienpreisen sind das für viele Menschen zu geringe Freibeträge um das Eigentum zu erben.
Ist die Erbschaftssteuer generell gerecht?
Ich spreche mal aus Sicht meiner Großeltern: Kriegsgeneration, Haus aufgebaut aus Trümmern, ihr größter Wunsch war, dass das Haus im Familienbesitz bleibt.
Ich finde es falsch, selbstbewohntes Eigentum teilweise oder ganz zu versteuern.
Erbvermögen darüber hinaus zu versteuern finde ich akzeptabel.
Gleichwohl müssen wir wissen, von was hier sprechen. Die Erbschaftssteuer ist eine
Vermögenssteuer! Die knüpft nicht an die persönliche Leistungsfähigkeit des Erbberechtigten. Das heißt man besteuert auch Erben, die beispielsweise Bürgergeld oder Mindestlohn verdienen. Wenn jemand im Mindestlohnverhältnis von jemanden erbt, mit dem er nicht nah verwandt ist, zahlt er ab 20.001 € Erbe bereits Steuern!
Die Erbschaftssteuer besteuert also ganz gezielt auch Menschen, die wenig Einkommen oder Vermögen haben.
Umgekehrt verschont sie aber andere Menschen, die sehr viel Einkommen und Vermögen haben. Denn: Ein Erbe, welches in einem Betriebsvermögen gebunden ist, wird weitestgehend verschont. Das finde ich an sich richtig. Wenn man jedes Unternehmen im Erbfall voll besteuern würde, wären Deutsche Unternehmen international ja noch weniger konkurrenzfähig. Es ist ja auch garnicht im Interesse des Staats Steuern einzunehmen wenn der Preis dafür die Schwächung eines Unternehmens ist, denn das bedeutet weniger Arbeitsplätze und weniger Steuereinnahmen durch Gewerbesteuer.
Bleibt für mich also die Frage: Gibt es überhaupt Reiche, welche von der Erbschaftssteuer getroffen werden? Denn es sieht so aus als ob das Motto gilt: Je mehr man erbt, desto prozentual weniger Steuern zahlt man.
Die neue Erbschafts- und Schenkungssteuerstatistik ist erschienen. Abermals wird deutlich: Die Erbschaftssteuerreform 2016 hat den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts verfehlt, die weitreichenden Privilegien für superreiche Unternehmenserben einzudämmen.
www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de
Aus dieser Statistik geht hervor, dass Menschen, die weniger als 200.000 erben, im Schnitt 16,7% Steuern bezahlen! Also mehr als z.B. Menschen, die bis zu 10 Mio. erben und nur 15,2% Steuern zahlen.
Aktuell nimmt der Staat gut 9 Milliarden durch Erbschaftssteuer ein.
Im Jahr 2023 betrugen die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer in Deutschland rund 9,29 Milliarden Euro.
de.statista.com
Das ist gemessen an den Staatseinnahmen von knapp 900 Milliarden nur 1/100.
Und das ist wie oben dargestellt nicht steuerlich besonders gerecht.
Wenn man (verständlicherweise) Unternehmen nicht besteuern will, könnte man dann nicht zumindest die Freibeträge ändern damit eben nicht die kleinen und mittleren Erben so viel zahlen? Ich könnte mir eine Reform vorstellen mit
500.000 € Freibetrag für jeden, egal welches Erbschaftsverhältnis.
Darüber hinaus mache ich mir nichts vor, eine Erbschaftssteuer wird in Deutschland politisch nicht abschaffbar sein. Im Gegenteil: Es wird ja von Linken und Grünen gerne über Vermögenssteuern gesprochen. Und meine Argumentation: Wenn Vermögenssteuer, dann bitte in Form der Erbschaftssteuer. Denn diese wird bürokratisch unkompliziert nur einmal erhoben (im Todesfall) und tut dem Erbberechtigten vermutlich weniger weh als eine Vermögenssteuer, die er jährlich zu zahlen hat.
Über Fairness kann man indess herrlich streiten. So besteuert der Staat mit der Erbschaftssteuer keine Leistung sondern nur den Vermögenstransfer. Jeder, der sein Geld "im Puff verjubeln" muss als Belohnung diese Steuer nicht zahlen. Wer spart und seinen Kindern etwas hinterlassen, will, muss zahlen. Ich finde
Steuern sollten primär beim Einkommen und nicht beim Vermögen ansetzen, weil man sonst Menschen bestraft, die sparsam sind.
Vor allem sollte ein Staat aber auch sparsam wirtschaften und versuchen generell wenig Steuern abzukassieren. Geldverteilung über den Staat ist bürokratisch und unwirtschaftlich, weil jede einzelne Steuer erhoben und kontrolliert werden muss. Und auch das Ausgeben des Geldes kostet wieder Verwaltungsaufwand. Insbesondere wenn man bedenkt, dass Deutsche weniger Vermögen haben als viele ändere vergleichbare Länder, würde ich mir manch einen Euro lieber bei den Bürger wünschen als beim Staat.